Japanese Hell
Originaltitel: Jigoku
Herstellungsland: | Japan (1999) |
Standard-Freigabe: | SPIO/JK geprüft: strafrechtlich unbedenklich |
Genre: | Horror, Splatter, Trash |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 5,14 (7 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Das Mädchen Rika erhält die Chance, einen Blick in die Hölle zu werfen. Hier werden ihr verschiedene Grausamkeiten der Bestrafung (Zerstückelungen, Verbrennungen, Enthauptungen...) detailliert offenbart. Auch ihre Zukunft hat sie vor Augen! Nachdem sie sich einer besessenen Sekte anschließt, welche einen tödlichen Sarin-Anschlag auf die japanische U-Bahn ausübt, werden die Sektenjünger der Hölle zum Fraß vorgeworfen. Was jetzt kommt, ist nicht in Worte zu fassen... (Cult Movies Entertainment DVD)
Der im Jahre 2005 verstorbene Japaner Teruo Ishii ist vor allem für seine "Tokugawa"-Filme aus den späten 1960ern bekannt. Sein an der Schwelle zum Millenium geschaffener Exploiter "Japanese Hell" bietet zumindest aufgrund seiner bislang nicht aufgehobenen Beschlagnahme Grund zur Neugier. Einen "Jigoku", so der Originaltitel, gab es vier Dekaden zuvor schon einmal. Dieser hat mit dem hier besprochenen Werk aber nicht wirklich genug zu tun, um letzteres als Remake zu kategorisieren.
Worum es geht?
"Es hängt von ihrem Verhalten hier auf Erden ab, ob sie nach dem Tod in den Himmel aufsteigen oder in die Hölle herabfahren werden."
- "Äh, OK, und ich dachte schon, es wäre was Ernstes."
So ironisch reagiert Protagonistin Rika (Kinako Satô) auf den an sie gerichteten Auftrag, die Hölle zu inspizieren, um der Menschheit die allfälligen Warnungen vor ihrem sündigen Treiben zu verkünden. Episodenhaft werden ihr in einer kurzen und einer langen Rückblende diverse Kandidaten für eine Sonderbehandlung in den unterirdischen Flammenarealen vorgestellt, die in der erzählerischen Gegenwart ihre jenseitige Strafe erhalten sollen. Dies geschieht in drastischen Gore-Schüben (Gewalt 7/10), die oftmals völlig überzogen dargestellt, gleichwohl aber mit sehenswertem Handwerk getrickst sind.
"Tötet mich schnell und lasst mich nicht so leiden!"
Einen weniger ansprechenden Eindruck macht der restliche Teil der Ausstattung, der auf Budget angewiesen gewesen wäre. Die Folterknechte sehen wie strubbelige Neandertaler-Punks mit Teufelshörnern aus, die Kulissen wie bemalte Leinwände und das der Schmerz-Zufügung gewidmete Werkzeug wie Pappmaché. Entwaffnender Humor (5/10) stellt zwischenzeitlich klar, dass man sich der Begrenzungen der cineastischen Möglichkeiten bewusst war.
"Für mich ist das, als würde ich einen blutgetränkten Trashfilm aus Japan sehen."
Der erste kurze Abschnitt stellt der Transzendenz-Volontärin einen Kinderschänder vor, dessen Taten gnädigerweise offscreen bleiben. Dennoch haben Close-ups auf die Windeln einer Sandkastenspielerin in diesem Kontext eine denkbar sicke Aura. Diese bleibt in der längeren Hauptgeschichte aufrechterhalten. Denn die Aum-Sekte, die am 20. März 1995 einen Sarin-Anschlag auf die Tokioter U-Bahn verübte, ist im Anschluss als Inspiration für eine ähnliche Gemeinschaft auserkoren, welche sich auf dämonische Art verantworten soll. Dieselbe hat wie ihr reales Vorbild einen rauschebärtigen Anführer, der mit grotesken Botschaften um sich wirft.
"Sie denken, wir würden unseren gottgegebenen Führungsanspruch wegen einer verlorenen Wahl einfach aufgeben."
Wer hätte gedacht, dass rund 20 Jahre später einmal ein US-Präsident genauso daherredet? Der Weg zu dem Redner führt jedenfalls durch ein dunkles Treppenhaus. Dasselbe suchen weibliche Mitglieder der separatistischen Gemeinschaft auf, wenn sie dem Ruf in die Gemächer des Gurus folgen, wo er mit ihnen das "Fruchtbarkeitsritual" zu vollziehen gedenkt.
"Mach die Beine breit, und Du findest Erlösung."
Dies bleibt nicht der einzige Sex (5/10), auch wenn nackte Oberkörper bei obskuren Tänzen ausgiebiger ins rechte Licht gerückt werden als bei den eher textilaffinen Rammeleien. Zugleich ist die Erzählung von den Schicksalen der gehörnten Gläubigen nicht frei von Horror (5/10), zumal Szenen, in denen maskierte Gruppen sich wehrlosen Geschädigten in kauernder Position nähern, durchaus bedrohlich aussehen. Relativiert wird dies durch die Regie-Ansage, eine Zeitlupe durch langsame Bewegungen zu simulieren, und durch die offensichtlich als Plastik zu erkennenden Ratten- und Käfermodelle. Während diese über die gar nicht so unhygienisch aussehenden Böden krabbeln, zieht sich die Vergangenheitsbewältigung ganz schön in die Länge. Zähe Dialoge in Lagebesprechungen sind arg repetitiv geraten, wobei ihr simples Script und die overactenden Darsteller sich nicht gerade als Premium-Zutaten empfehlen. Letztere funktionieren in den anwaltlichen Ausführungen vor den Strafverfolgungsinstanzen noch weniger.
Insgesamt ist "Japanese Hell", wie der Kollege Nubret in seinem Review bereits schlussfolgerte, vor allem eines, nämlich wunderlich. Unter Trashgesichtspunkten zieht er im Sinne ungläubigen Staunens jede Menge Aufmerksamkeit auf sich, bietet exploitativen Fanservice und dosiert die Mischung aus vielleicht unfreiwilliger und eindeutig sarkastischer Komik mit Bedacht. In den Maßstäben seines Genres geht er damit schon irgendwie in Ordnung (6/10 Punkten). Hürden wie ein billiges Set, peinlich nach Geisterbahn aussehende Kostüme und Requisiten, diverse Längen sowie das eigenwillige Schauspiel müssen allerdings beim Sprung in den Unterhaltungswert genommen werden.
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Kommentare
10.03.2021 09:02 Uhr - McGuinness |
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10.03.2021 10:49 Uhr - sonyericssohn |
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10.03.2021 17:44 Uhr - Nubret |
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In der Tat ist dieser Streifen irgendwie "anders". Aber unterhaltsam ist er allemal.
Wie immer eine glänzende Besprechung. Und danke für die Erwähnung! |
10.03.2021 17:53 Uhr - dicker Hund |
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11.03.2021 00:14 Uhr - The Machinist |
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11.03.2021 11:17 Uhr - cecil b |
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