" Okay Leute, kratzt euch am Sack, knackt mit den Knochen und schmeißt die Amphetamine ein, wir setzen jetzt dieses Baby in die Bullenkiste ! "
Ich erinnere mich noch genau wie ich anno 1997, es war ein heißer Sommertag, mit ein paar Kumpels vor dem örtlichen Kino stand, ein alkoholisches Mix - Getränk der Marke Berentzen (Apfel mit Zisch) unsere Kehlen hinunterlief und wir überlegten, wie wir in den Genuss des heißbegehrten und uns durch diverse Poster, sowie einige Artikel bereits im Vorfeld, schmackhaft gemachten Films " Con Air " gelangen konnten, zumal zum damaligen Zeitpunkt noch keiner aus meiner Clique das sechzehnte Lebensjahr vollendet hatte und wir im Falle einer Ausweiskontrolle fürchteten, dass uns der Genuss dieses Actionfeuerwerks verwehrt bleiben würde. Der Film lief gerade ganz neu an und der Andrang war dementsprechend groß. Ob es nun eine göttliche Eingebung gewesen ist oder einfach nur purer Zufall war, vermag ich heute nicht mehr zu sagen, doch entdeckte ich in einer Gruppe von Leuten einen Typen aus der Nachbarschaft, mit welchem ich mich schon immer ganz gut verstanden habe und welcher, dem Himmel sei Dank, noch 3 Jahre älter gewesen ist, als ich und meine Freunde. Ich brauchte gar nicht erst zu raten, welchen Film er und seine Kumpels sich anschauen wollten und bat ihn daher, für mich und meine Freunde doch ebenfalls Karten zu besorgen. Gesagt - getan, und nach einer kurzen Phase des zitterns beim Einlass und dem abreißen der Karten, hatten wir es doch tatsächlich geschafft, alle zusammen den Kinosaal zu betreten, zumal es aufgrund des großen Andrangs dem hiesigen Kontrolleur wohl ziemlich egal gewesen ist, wem er hier Einlass gewährte, hauptsache man hatte eine Karte in der Hand, welche den entsprechenden Titel auswies. Demnach... Glück für uns !
In " Con Air " (1997) unter der Regie von Simon West und von Jerry Bruckheimer produziert, geht es dabei inhaltlich um einen Army Ranger namens Cameron Poe, der während eines Streits mit ein paar Betrunkenen eher versehentlich einen von diesen tötet und daraufhin zu einer Freiheitsstrafe von 8 Jahren verurteilt wird. Am Tage seiner Entlassung soll Poe per Gefangenentransportflugzeug nach Louisana überstellt und von dort aus in die langersehnte Freiheit entlassen werden, wo bereits Frau und seine kleine Tochter, welche Poe nur von Bildern kennt, da seine Frau bei seinem damaligen Haftantritt schwanger gewesen ist, auf ihn warten. Das Transportflugzeug beheimatet aber auch die übelsten Kriminellen und Gewaltverbrecher der gesamten USA, welche in ein neues Hochsicherheitsgefängnis überstellt werden sollen. Als die gewaltsame Übernahme des Fliegers durch den Anführer und Psychopathen Cyrus " The Virus " Grissom gelingt, scheinen Poes Träume auf ein Leben in Freiheit zu platzen und er setzt alles daran, den Plan der Schwerverbrecher, sich ins Ausland abzusetzen, zu durchkreuzen, zumal sein bester Freund aus der gemeinsamen Haftzeit mit an Bord ist und auf das für ihn lebenswichtige Insulin, sowie Poes Hilfe bei der Suche nach diesem, angewiesen ist.
Neben den fulminanten Actionszenen weiß " Con Air " vor allem durch eines zu bestechen, nämlich seine herrlich schrägen und völlig abgedrehten Charaktere, welche uns bereits bei der Einführung vor Antritt des Fluges gebührend vorgestellt werden und uns schon erahnen lassen, dass diese hochexplosive Mischung auf einem Haufen für allerbeste Unterhaltung sorgen wird, wobei wir es mit einem durchweg bekannten Cast zu tun haben, wie etwa John Malkovich, gesehen in " Tod eines Handlungsreisenden " (1985), als Cyrus Grissom, Vingh Rhames, bekannt aus " Pulp Fiction " (1994), welcher hier den militanten Schwarzen " Diamond Dog " - Nathan Jones verkörpert, oder aber Narbengesicht Danny Trejo, gesehen in " Desperado " (1995), in der Rolle des Serienvergewaltigers Johnny " Johnny 23 " Baca, sie alle liefern eine hervorragende und stets überzeugende Vorstellung ab und wissen durch ihre absolute Skrupellosigkeit, sowie ihre beißend zynische Art, uns durchweg bestens zu unterhalten.
Einer, der jedoch allen die Show stiehlt, ist zweifelsohne Steve Buscemi, bekannt aus " Reservoir Dogs " (1992), als der " Marietta Fleischwolf " - Garland Greene, der an der Ostküste über 30 Menschen abgeschlachtet hat und dessen Satz " Ein Mädchen hat mich durch 3 Staaten begleitet... Ich trug ihren Kopf als Hut " sich bei jedem, der diesen Film gesehen hat, eingebrannt haben müsste. Allein schon wie er gefesselt und um des Abstands willen von dieser Bestie, an Stangen fixiert aus einem gepanzerten Spezialfahrzeug bei der Gefangenenüberführung in Carson City präsentiert wird, lässt uns schmunzelnd und ehrfürchtig die Lehne des Kinosessels umklammern.
Erwähnenswert ist zudem Renoly Santiago, gesehen in " Dangerous Minds - Wilde Gedanken " (1995), welcher mit seiner Darbietung der Tunte Ramon " Sally can't dance " Martinez, einen Angriff auf unsere Lachmuskeln startet, wenn er oder sie beispielsweise in einem Kleidchen umherrennt, zu dem fetzigen Song " Sweet Home Alabama " (Lynyrd Skynyrd) die Hüften kreisen lässt oder aber von Poe statt mit der Faust dann doch lieber unter Rücksichtnahme auf die Weiblichkeit, mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen wird.
Als Cameron Poe sehen wir hier Nicholas Cage, welcher mich bereits schon in " The Rock - Fels der Entscheidung " (1996) überzeugen konnte und der auch hier wieder vollen Körpereinsatz zeigt, egal ob mit Fäusten und Füßen oder aber bei anschließender Verfolgungsjagd auf einem Motorrad, spektakuläre Actionsequenzen gibt es mit ihm und den übrigen Beteiligten zuhauf und das quasi durchgehend von Anfang bis Ende, ohne das jeweils Langeweile aufkommt oder Längen irgendeiner Art entstehen würden. Die Landung auf einem verlassenen Flugfeld, nebst ausführlichem Feuergefecht mit den eintreffenden Spezialkräften, welches zwar bleihaltig, aber nicht überaus blutig inszeniert wurde, gestaltet sich genauso brachial und actionlastig, wie die Bruchlandung auf dem berühmten Las Vegas Strip, bei der das Herz jedes wahren Actionfans bis zum Hals schlagen dürfte.
Zudem tragen skurril - witzige Einfälle zum rundum gelungenen Gesamteindruck bei, etwa wenn der Schwarze " Diamond Dog " eine Gruppe von gefangengenommenen weißen Aufsehern bei der Befreiung des Flugzeugs aus dem Sand mit einem Gürtel als Peitsche antreibt oder aber zwei Polizisten bei anstehender Verfolgungsjagd erstmal ihren klischeebehafteten Donut fallen lassen, sowie der Abwurf einer Leiche aus dem Flugzeug über einer Stadt, welche dann prompt auf der Motorhaube eines alten Ehepaares landet, welches sich kurz zuvor noch über den vom Himmel fallenden Taubendreck zu echauffieren wusste.
Somit zählt " Con Air " ohne Frage zu den ganz großen Actionfilmen der 90er - Jahre, welcher bei mir auch heute noch immer wieder mal in den Player wandert und einfach hält was er verspricht : Bombastische Action, gewaltige Explosionen, ordentliche Prügeleien, ausgiebige Schießereien usw. , wozu sich noch der bis in die Nebenrollen, sowohl auf der Seite der Bösen, als auch auf der Seite der Guten, sehr gut gewählte, prominent besetzte Cast gesellt, wodurch " Con Air " eigentlich jedermann ein Begriff und vor allem eine Sichtung wert sein sollte.
9/10