Er kommt aus den Tiefen des Alls. Der Komet Clarke nähert sich der Erde und wird sehr nahe an ihr vorbeiziehen…
Währenddessen ist Hochbauingenieur John Garrity auf dem Weg zu seiner Familie um dort den Geburtstag seines Sohnes Nathan zu feiern. Von seiner Frau Allison hat er sich nach einem Seitensprung distanziert, möchte aber dennoch wieder mehr Nähe suchen in der Hoffnung es wird wieder wie früher. Zu Hause angekommen ist der Empfang seitens Allison eher frostig und John wird nach kurzem Kontakt mit seinem Sohn sofort wieder losgeschickt um Einkäufe zu tätigen. Nun fällt ihm die enorme Präsenz des Militärs auf dem Boden wie in der Luft auf und eine gewisse Hektik unter den Leuten erkennbar. Plötzlich erhält er auf seinem Handy eine Nachricht des Heimatschutzministeriums er solle mit seiner Familie einen bestimmten Ort zur Evakuierung aufsuchen… Denn wie sich gezeigt hat wird der Komet nicht wie gehofft vorbeiziehen sondern auf der Erde einschlagen ! Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt und die Garrity's müssen erkennen daß Menschlichkeit ab einem gewissen Punkt endet !
GREENLAND
Mit Katastrophenfilmen ist es meist so ne Sache. Erdbeben hauen nicht mehr viele vom Hocker, auch wenn's da ein paar feine Ausnahmen wie -San Andreas-, -The Quake- oder der Urvater der Sparte der sich einfach nur -Erdbeben- nennt. Vulkanausbrüche laufen auch gerne mal mit und auch Eiszeiten wie Flutwellen schwappen oft mal daher. Mit flammenden Besuchern aus dem All hat man zwar ned so oft zu tun, aber Werke wie Bays -Armageddon- oder Mimi Leders -Deep Impact- lassen Fans aufhorchen. Leider driften gerade diese "katastrophalen" Genrevertreter zu oft in den SciFi Bereich ab. Wobei...gerade letzterer greift einen eher vernachlässigten Teil auf: Die Menschlichkeit. Und gerade dies wird im vorliegenden Fall von Regisseur Ric Roman Waugh (Angel Has Fallen) zum Kern der Geschichte. Weniger Krawall, mehr Dramatik. Und das in mehr als nur gut.
Hauptdarsteller Gerard Butler ist ja seit dem eher mäßigen -Geostorm- erfahren in katastrophalen Zuständen. Hier gibt er den Ingenieur John Garrity der sich fürs erste von seiner Gattin distanziert hat. Ob er ihr den Seitensprung verzeihen soll weiß er noch nicht. Er will sie anrufen doch er zögert ihre Nummer auf dem Handy zu wählen auf dem ein Bild aus guten Zeiten prangt. Doch welches Bild soll in Zukunft dort zu sehen sein…? Jedenfalls steht der Geburtstag seines Sohnes bevor und deswegen verlässt er früher die momentane Baustelle...um sogleich die nächste aufzusuchen…
...denn seine Gattin Allison (wunderschön Morena Baccarin; Deadpool 1+2, V - Die Besucher) empfängt ihn wie jemand der soeben eine Fliege in der Suppe gefunden hat. Eine tiefere Art der Kommunikation ist seitens Alli nicht gewünscht, man geht sich vorerst aus dem Weg.
Nur Sohnemann Nathan (Roger Dale Floyd; Doctor Sleep) ist unglaublich froh seinen Vater wieder in die Arme schließen zu können ! Man scherzt, juxt und hat allerlei Blödsinn im Kopf. Auch ist Nathan froh endlich mit einer Insulinpumpe ausgerüstet zu sein und nicht ständig gepiekt werden zu müssen. Nebenbei ist er auch noch total interessiert an dem was sich da grade am Himmel abspielt. Ja, dieser Komet namens Clarke ist Tagesgespräch! Doch jetzt will er seinen 7. Geburtstag ausgiebig feiern…
Aber die Nachricht die John erhält wirft alles über den Haufen !
"Ich kann Clarke nicht sehen…"
"Vielleicht schläft er noch."
Genrefans die sich gerne an Krawall und einem Dauerbomardement von Effekten erfreuen werden hier ihr El Dorado... nicht finden. Im Vordergrund und Mittelpunkt der Geschichte stehen die Garrity's die zu den sogenannten Auserwählten gehören. Zu Beginn lernt man den traurigen John kennen der gerne von vorne anfangen würde. Sein ganzer Erfolg als Bauingenieur ist nichts gegen den Verlust seiner Familie. Nur wegen eines bescheuerten Ausrutschers seiner Frau zerbricht die heile Welt ? Wahnsinn. Er versucht alles um sich ihr wieder annähern zu können, den Zwist beizulegen. John ist bereit zu verzeihen. Dumm nur daß sich Allison im Recht sieht. Aus Strafe daß er zu viel arbeitet und sie derzeit mit dem Ofenrohr ins Gebirge schaut. Sie muss ja sehen wo sie bleibt… Doch da ist ihr Sohn Nathan der als Bindeglied zwischen den beiden fungiert und schließlich dafür sorgt daß man zumindest miteinander spricht.
Ich persönlich halte Gerard Butler nicht unbedingt für DEN Schauspieler überhaupt. Er liefert zwar regelmäßig ab, aber irgendwie fliegt er meist leicht unter dem Radar. Im vorliegenden Film allerdings muss ich gestehen daß er mich mit seiner Darstellung des gebeutelten und liebenden Familienvaters vollstens abgeholt hat ! So viel Gefühl sah ich bei ihm selten. Im Gegensatz zu ihm wirkt seine Frau fast wie ein Eisblock auf zwei Beinen. Das Wiedersehen ist unterkühlt, Worte werden krampfhaft gewechselt und man straft John mit vorsorglicher Missachtung. Nathan zu Liebe ist man aber versucht die Streitigkeiten zumindest vorübergehend Ad Acta zu legen. Ihr Sohn ist die einzige noch bestehende Verbindung zwischen den beiden und man schraubt deswegen die Differenzen etwas nach unten. Als dann John diese Meldung aufs Handy bekommt reagiert er zuerst einmal mit Ungläubigkeit die sich rasch in Panik wandelt.
Wie bereits erwähnt ist dies kein Film der sich auf der monumentalität seiner Effekte ausruht, sondern die Menschen, vorrangig hier die Garrity's, in den Mittelpunkt stellt. Schließlich ist eine Militärbasis in einigen Kilometern Entfernung zu erreichen und das bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Hier bahnt sich ein Drama an ! Nicht nur das John die Medikamente für den Sohnemann im Auto vergisst, wird er auch noch von seiner Frau und Nathan getrennt… Jeder der nun denkt "Oh je, ein Familiendrama- Gedöns" und die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, dem möchte ich zurufen: "Korrekt !" Vielleicht funktioniert der Film für mich gerade deswegen so gut !? Denn ein Komet (ja der ist auch noch da) der sich der Erde erstmal nähert kann ja logischerweise nicht ununterbrochen einschlagen. Darum sind besagte Effekte eher Mangelware. Das alles zu Gunsten des Realismus und der Glaubwürdigkeit der Charaktere. Allerdings lernt man ziemlich am Anfang welche Bedrohung von Clarke ausgeht als ein Bruchstück einschlägt und dem kilometerweit entfernt Ausschau haltenden John erstmal plättet. Hier lassen die FX- Leute das erste Mal ihre Muskeln spielen und liefern den Appetizer in Sachen Bombast- Effekt ! Anlass dazu daß John seine Familie ins Auto packt und sich zu besagter Militärbasis aufmacht. Was ab da passiert ließ mich zu keiner Zeit kalt. Da ich sehr nah am Wasser gebaut bin, trieben mir einige Szenen schon die Tränen in die Augen. Beispielsweise als John panisch seine Leute sucht, eine Entführung, Plünderer in einer Apotheke… Ja ich kann da nicht aus meiner Haut !
Jedoch ist die Bedrohung durch den Kometen allgegenwärtig und stets spür- bzw. sichtbar. Wenn der Himmel in Flammen steht, Bruchstücke wie feurige Tränen fallen, die Wolken versuchen davor zu fliehen wird klar daß der Mensch der Natur nichts entgegenzusetzen hat !
Als kleiner Wermutstropfen dürfen leider doch ein paar FX bezeichnet werden. Besonders manche Feuersbrünste wirken doch ziemlich klinisch und recht lieblos (Meteoritenschauer, Flugzeuge). Dann aber dürfen die großen Einschläge als grandios bezeichnet werden...besonders das Ding mit den Druckwellen knallt enorm ! Leider stört auch ab und an diese dusselige dokuartige Kamera eines Dana Gonzales (Iron Man 2, Password: Swordfish) welche manche Bilder in Hektik ersäuft.
"Mein Freund Teddy sagt, dein Leben blitzt vor deinen Augen auf, wenn du stirbst. Ich denke, es wäre besser, wenn es das tun würde, während du lebst. Auf diese Weise konnte man all die guten Erinnerungen sehen und glücklich sein."
Am Ende bleibt ein beinahe wohltuendes Katastrophendrama mit sehr angenehmen Darstellern, Action dort wo sie benötigt wird, einer zwar überschaubaren Story aber klarer Aussage. Wobei das Finale für mich gerne etwas größer hätte ausfallen können. Was ich allerdings von Ende halten soll…
Im ersten Moment eine 7,5, doch nach einer kurzen Überlegung ne glatte 8. So viel zu meckern fand ich ned.
ses
8/10