Django Unchained
Herstellungsland: | USA (2012) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Abenteuer, Action, Drama, Komödie, Western |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 8,60 (96 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Angesiedelt in den Südstaaten, zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg, erzählt DJANGO UNCHAINED die Geschichte von Django, ein Sklave, dessen brutale Vergangenheit mit seinen Vorbesitzern dazu führt, dass er dem deutschstämmigen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz Auge in Auge gegenübersteht. Schultz verfolgt gerade die Spur der mordenden Brittle-Brüder und nur Django kann ihn ans Ziel führen. Der unorthodoxe Schultz sichert sich daher Djangos Hilfe, indem er ihm verspricht, ihn zu befreien, nachdem er die Brittles gefangen genommen hat – tot oder lebendig. Nach erfolgreicher Tat löst Schultz sein Versprechen ein und setzt Django auf freien Fuß. Dennoch gehen die beiden Männer ab jetzt nicht getrennte Wege. Stattdessen nehmen sie gemeinsam die meistgesuchten Verbrecher des Südens ins Visier. Während Django seine überlebensnotwendigen Jagdkünste weiter verfeinert, verliert er dabei sein größtes Ziel nicht aus den Augen: Er will seine Frau Broomhilda finden und retten, die er einst vor langer Zeit an einen Sklavenhändler verloren hat. Ihre Suche führt Django und Schultz zu Calvin Candie. Candie ist der Eigentümer von "Candyland", einer berüchtigten Plantage auf der Sklaven in sportlichen Wettkämpfen gegeneinander anzutreten. (Sony Pictures Internetseite)
Quentin Tarantino hat Christoph Waltz, Jamie Foxx, Leonardo Di Caprio und Samuel L. Jackson ein paar sehr flotte Dialoge in den Mund gelegt, um seinen eigenen, feuchten Traum, den hochkarätig produzierten Django Unchained (2016), vollends zu erfüllen.
Dabei stehen sich Humor und Ernst stets Seite an Seite beieinander, wenn Django (Foxx) im Beisein von Dr. King Schultz (Waltz) in einer detailliert ausgearbeiteten Story über Rassismus, Liebe und Gerechtigkeit auf Sklaventreiber Calvin Candie (Di Caprio) sowie seinen Haussklaven Stephen (Jackson) treffen. Oft fällt der Sprachgebrauch recht blumig aus, stetig wird er an die Herkunft, das Verhalten und die Charakteristik der handelnden Personen angepasst, so spricht ein gebildeter King Schultz wortgewandter als Cowboy Django, während Stephen die gute Mitte bildet und seinem Chef, Candie, besonders arrogante, aber oft auch kindliche Züge annehmen lässt, womit wir prompt bei den sehr schönen, unterschiedlichen Figuren landen, die es zu bewundern gibt. Django ist ein Mann der Gerechtigkeit, er denkt einfach, zielgerichtet und seinen Feinden gegenüber gnadenlos. Sein Finger sitzt locker am Abzug, seine Feinde bekommen das oft zu spüren und Probleme werden in der Welt des Sklaven, der zu Beginn des Filmes eine Rettung als Anstoß der Handlung erfährt, eigentlich nur auf die gewaltsame Art geregelt, während Kopfgeldjäger King Schultz sich recht erfolgreich mit der Welt des Dialoges auseinandersetzt, feindliche Parteien gerne zu zwielichtigen Verhandlungen verführt und immer dann eine Kugel abfeuert, wenn Zuschauer und Opfer es auf mehreren Metern nicht erwarten. Candie ist ein kleines Kind mit erwachsenem Körper und einem Gefühl von Macht, das er weder kontrollieren noch verantworten kann. Ein hochtrabender Stinkstiefel, beäugt er Schwarze als Nutztiere und sich selbst als Diener seines eigenen Arschlochs. Stephen ist für einen Butler wirklich interessant. Der Kerl mag anfangs zwar etwas beschränkt wirken, doch im Laufe des Filmes bemerkt man sehr gut, welche Stränge er wirklich zieht und dass er die eigentliche, zumindest mentale sowie geistige Kraft hinter Candieland darstellt. Eine schöne Note von Regisseur Tarantino, der auch hier wieder der unterdrückten Minderheit seines Werkes huldigt. Man kann im gleichen Atemzug auch feststellen, dass der Film, geht man auf die Komparsen ein, deutlich mehr schwarze Akteure zählt. Somit setzt Django Unchained allein vom äußeren Erscheinungsbild her einen zynisch-ironischen Grundton, der durchgängig erfolgreich gehalten wird, denn die Dialoge und Tätigkeiten der handelnden Figuren sind im Prinzip voll davon, sie wandeln sich von der Randanekdote zum Leitmotiv und verhindern, dass sich Tarantinos beliebter Stil in einem dramaartigen Trauerspiel der Depression verliert, opfern jedoch gleichzeitig kein Stück der Ernsthaftigkeit des angesprochenen Themas. Diese Identität des Streifens hat man direkt aus vorherigen Beispielen wie Inglorious Basterds (2010) übernommen und erneut sehr unterhaltsam umgesetzt. Gleiches gilt für das Cinematische. Django Unchained ist wunderschön aufgenommen und verzichtet selbstverständlich auf digitale Bilder, wodurch jedes Stück Natur rein farblich noch etwas Greifbarer wirkt. Außerdem gibt es wieder subtile Zooms auf scheinbar unwichtige Details, die man später in das Geschehen einarbeitet oder ihre eigene Geschichte bzw Aussage rein über Bildsprache vermitteln. Hinzu kommen praktische Effekte bei gewalthaltigen Auseinandersetzungen. Tarantino hat in der Vergangenheit bereits betont, CGI nur dann verwenden zu wollen, wenn der Darsteller sonst beim Dreh der Szene sterben würde und diese Moral zahlt sich hier, wenngleich sie ihm bei "Kill Bill" (2004) durch einen Unfall der Hauptdarstellerin fast zum Verhängnis geworden wäre, einmal mehr aus. Blut spritzt in ordentlichen Mengen, Kugeln fetzen in Zeitlupe aus Körpern, der funktionierende Gore und die zeitlich perfekt gesetzte Action sind ein Genuss. Ebenso wie die Musik: Streamingliebhaber werden niemals das Gefühl kennenlernen, die Django-Disc einzuschieben und im Menü mit dem extrem im Ohr klebenden Theme begrüßt zu werden. Country heißt die Devise, sehr sehr viel Country, wie übrigens explizit im Skript gefordert, das ich nach der Sichtung gelesen habe. Quentin Tarantino gebraucht seine auditiven Raffinessen in Django oft auch als cleveren, zwinkernden Kontrast zum Bild: während der Gräueltaten und Metzeleien auf dem Bildschirm läuft im Hintergrund schon einmal etwas Peppiges .
Genauso peppig sind auch die Darsteller. Es heißt, Leonardo Di Caprio musste den Dreh wegen seiner rassistisch handelnden Figur und der zwangsläufigen Identifikation mit dieser kurzzeitig pausieren, bis ihn Samuel Jackson zum Weitermachen motiviert hat. Diese Aussage kann man ihm so bedenkenlos abnehmen, denn er spielt sich, wortwörtlich bis auf's Blut, die Seele aus dem Leib und das stetig im direkten Kontrast zu seiner eigentlichen Einstellung im realen Leben. Aber nur, weil Leo sich die Hände schmutzig macht, sollen seine Kollegen nicht unerwähnt bleiben. Zum Glück hat Bad Boy Will Smith den Part des Django zugunsten von Jamie Foxx abgelehnt, denn der bringt die Geschichte so herüber, dass man sich keine bessere Besetzung in dem Part vorstellen kann. Foxx ist ein sehr lässiger Kerl, dessen Charisma und Tödlichkeit ihn über die 2h und 45 Minuten mehr als nur ausmachen. Das kann man aber genauso auch von Christoph Waltz behaupten. Wer den heutigen Bond-Fiesling ("Spectre", "No Time To Die" ) bereits in Tarantinos WW2-Ausflug als Antagonisten Hans Landa mochte, der wird auch hier an seiner Darstellung gefallen finden, denn allzu sehr unterscheiden sie sich, trotz der recht unterschiedlichen Themen, tatsächlich nicht. Samuel L. Jackson gibt einem das Gefühl, dass er den Stand und die reale Seite seiner Rolle vollends emotional aufgreifen und nach außen hin übersetzen kann.
Damit macht man mit Django Unchained eigentlich nix verkehrt, wenn man auf ordentliche Western steht. Die Story ist recht linear, recht einfach, aber mit guten Darstellern, Figuren und Momenten besetzt, nach denen man sich in anderen Filmen sicher sehnt und wenn dann plötzlich die Hölle auf Erden losbricht, weil plötzlich sehr viele Leute auf einmal sterben, sitzt man dementsprechend auch mit herunter geklappter Kinnlade da.
Kommentare
14.03.2021 22:47 Uhr - voorheeskrüger |
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Sehr schön geschriebenes Review zu einem Top Film .Mit einem grandios aufspielenden Di Caprio.Waltz und Foxx ebenso in Topform. Von mir eine 9 Schrammt aber an der 10 knapp bei mir vorbei .
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15.03.2021 14:53 Uhr - Intofilms |
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16.03.2021 16:34 Uhr - cecil b |
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![]() Moderator ![]() ![]() |
Gut geschriebene Review!
Ein Absatz mehr bietet sich mehr als deutlich an, ;) aber der Text wird deswegen nicht schlechter. Den Film kann ich auch gut leiden. |
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