Wahre Action...mit dünnem Plot
1994: Drei Jahre waren seit dem Meilenstein "T(erminator)2" ins Land gegangen. Mit "Last Action Hero" kehrte der gebürtige Österreicher ein Jahr zuvor mit einer augenzwinkernden Actionparodie zurück aufs Zelluloid, doch er hatte zwei Probleme: Zum einen in Form von ziemlich großen Fußstapfen, die ein gewisser T-Rex in Spielbergs "Jurassic Park" hinterließ, und zum anderen am fehlenden Verständnis für die durchaus gelungene Selbstironie, die er als Jack Slater verbreitete. Auch wenn John McTiernans Film an manchen Stellen etwas zäh wirkte, so war er dennoch eine sehenswerte Actionvariante, die sich nicht allzu Ernst nahm. Als das Dreamteam (Cameron/Schwarzenegger) dann mit dem Remake der französischen Komödie "La Totale! " (1991) zum Frontalangriff zurückkehrte, war die Erwartungshaltung hoch und wurde, zumindest an den Kinokassen nicht enttäuscht.
TRUE LIES:
Harry, dem (gar nicht) so langweiligen Ehemann von Helen Tasker dient die Fassade eines spießigen Computervertreters als Tarnung. In Wahrheit ist er täglich damit beschäftigt die Welt zu retten. Zusammen mit seinen Kollegen lehrt der Top-Agent Terroristen das Fürchten, flirtet leidenschaftlich gerne mit attraktiven Damen und dem Abzug zahlreicher Schusswaffen...
PRO:
"True Lies" hat so viele tolle Actionszenen, das man garnicht weiß wo man anfangen soll. Wenn es bummst, dann richtig! Ein weiterer Grund sich beim betrachten wohl zu fühlen liegt auch an so manch handgemachter Explosion, die im CGI-Brei der Gegenwart mehr und mehr als Relikt durchgehen könnte. Was mir daneben immer wieder auffällt ist, das "True Lies" noch diese unvergesslichen Szenen beinhaltet, welche man heutzutage kaum noch zu sehen bekommt: Ob nun der Sprung ins Wasser bevor es Heiß wird, der Raketenabschuss oder die atemberaubende Helikoptersequenz, bei der Jamie Lee Curtis SELBST am rettenden Arm hing! Würde es allein um den Spaßfaktor der Actionszenen gehen, so hätte der Film bei mir einen Stein im Brett. Dummerweise gibt es daneben aber noch eine Rahmenhandlung, und diese ist so dermaßen schwach, das einem nichts anderes übrig bleibt, als auf die nächste Runde >Bumm-Bumm< zu warten...
CONTRA:
Von Beginn an hatte ich Probleme mit "True Lies". So sehr ich all die großen Szenen liebe, bei denen etwas in die Luft fliegt (Prolog, Jagd zu Ross, Harrier-Finale), so wenig Freude bereiten mir sowohl Drehbuch als auch Story. Ich schätze James Cameron sehr, doch fürs Komödienfach ist er in meinen Augen nicht der Richtige. Es ist schon ein Unterschied, ob man in "T2", "Titanic" oder "Avatar" ein paar pfiffige Dialoge unterbringt, die zum Schmunzeln anregen oder das Ganze auf stolze 130 Minuten streckt. Die ganze Geschichte um die vermeintliche Affäre der Ehefrau dient letztlich nur dazu, die beiden am Ende Seite an Seite kämpfen zu lassen. Der ebenfalls geschätzte Bill Paxton verkommt zur Witzfigur, die schließlich einnässt und Harry strahlen lässt.
Am schlimmsten aber ist Tom Arnold als nerviger Sidekick. Gegen ihn wirkt Leo Getz aus "Lethal Weapon" wie ein Aufputschmittel...was durchaus als Kompliment gemeint ist. Arnolds Figur steht exemplarisch für das mehr als bescheidene Drehbuch des Films. Pausenlos wird versucht witzig zu sein, doch meistens wirken die Gags so dermaßen gewollt als das sie gekonnt bei mir ankommen. Im übrigen stößt mir übel auf, das in US-typischer Weise die üblichen Klischees der bösen Terroristen bedient werden, welche am Ende als strohdumm und Raketenfutter verheizt werden. In der Hinsicht scheint der Film in besonderem Maße auf das amerikanische Publikum zugeschnitten worden zu sein. Klar, "True Lies" will unterhalten und soll daneben auch Spaß verbreiten, keine Frage! Ich hätte mir aber dennoch etwas mehr Mühe bei der Story gegeben, und nicht die Mottenkiste zu Rate gezogen um mich schließlich an klassischen Feindbildern zu bedienen...
FAZIT:
Wie die meisten Cameron-Filme, wäre auch TRUE LIES in Sachen Action ein klarer Oscarfavorit. Die Story hätte sich dagegen die goldene Himbeere verdient. Die Geschichte um den Agenten mit Eheproblemen wirkt streckenweise mehr als altbacken, wobei Curtis ihre Sache gut macht. Gerade ihre Präsenz überzeugt mich schauspielerisch am meisten. Tia Carrere dient lediglich als Blickfang und wird am Ende genauso der Lächerlichkeit Preis gegeben wie ihr (böser) arabischer Terroristenlover (Art Malik). Tom Arnold habe ich bereits angesprochen und vor allem Er ist ein Grund dafür, weshalb mir das Drehbuch des Films mehr als einmal auf den Zeiger ging. Pluspunkte sammelt der Score von Brad Fiedel, ebenso wie die ansonsten hervorragende Kameraarbeit, das Setdesign und natürlich die Special-Effects-Abteilung.
Unterm Strich bleiben 5 Punkte, was für mich einen durchschnittlichen Film darstellt. Das mag hart klingen, unterstreicht jedoch, das die einfallslose Rahmenhandlung in "True Lies" lediglich als Alibi für grandiose Actionszenen dient. Ärgerliche Feindbilder gehen Hand in Hand mit schlechtem Drehbuch (das oftmals an Michael-Bay-Produktionen erinnert) und teils nervigen Darstellern. Arnie sieht immer gut aus wenn er eine Wumme in den Arm nimmt, doch ansonsten fand ich ihn vor allem Hier ungewöhnlich blass. All das, was beim Vorgänger "Last Action Hero" (1993) gekonnt auf die Schippe genommen wurde, oder bei "Eraser" (1996) mit kurzweiliger Story und herrlich fiesem Bösewicht (James Caan) überzeugte, verkommt bei "True Lies" zu reinem Selbstzweck mit dürftiger Handlung und plattem Humor.
5/10