1991 war für Martial-Arts Star Jean-Claude Van Damme ein ereignisreiches Jahr. Während sein Action Kracher Double Impact - Geballte Ladung, in welchem er in einer Doppelrolle zu sehen war, am 09. August 1991 seine Weltpremiere feierte, stand der fleißige Belgier schon für sein nächstes Projekt vor der Kamera, den unterhaltsamen Science-Fiction Actioner Universal Soldier, in dem er gegen den schwedischen Hünen Dolph Lundgren antreten durfte und der Stuttgarter Roland Emmerich Regie führte. Der 25 Millionen Dollar teure Streifen sollte für alle Beteiligten eine klassische Win/Win Situation werden: Für Roland Emmerich war seine erste Hollywood Produktion gleichzeitig auch sein großer Durchbruch, für Dolph Lundgren war es nach Rocky IV der zweitgrößte Kinofilm, an welchem er mitwirken durfte und Jean-Claude Van Damme hatte mit dem weltweiten Kinoeinspiel von 102 Millionen US Dollar seinen ersten Blockbuster, der die magische 100 Millionen Dollar Schallmauer durchbrach. Ungahndet dessen kann Universal Soldier mit seiner streckenweise brachialen Action und seinem überwaltigendem Gigantenduell punkten, zur Genrespitze fehlt aber letzten Endes das berühmt berüchtigte Zünglein an der Waage und auch so mancher unfreiwillig komischer Inhalt weiß nicht immer zu überzeugen.
Carolco Pictures beauftragten Regisseur Roland Emmerich und Drehbuchautor Dean Devlin ursprünglich, den Science Fiction Horror Actioner Isobar umzusetzen, für welchen Sylvester Stallone und Kim Basinger als Hauptbesetzung geplant waren. Doch kreative Differenzen und ein über mehrere Millionen Dollar überzogenes Budget führten dazu, dass Isobar eingestampft wurde. Stattdessen erhielt Dean Devlin den Auftrag, Andrew Davis bereits in der schublade liegendes Universal Soldier Skript um genmanipulierte Supersoldaten neu zu schreiben, welches am Ende des Tages auch als Textvorlage für den Film diente. So wurde für Van Damme nach dessen Besetzung beispielsweise seine französische Abstammung integriert, was den Filmnachnahme und seinen Akzent im O-Ton erklären dürfte. Vietnamkrieg 1969: Die beiden US Soldaten Luc Deveraux (Jean-Claude Van Damme) und Sergant Andrew Scott (Dolph Lundgren) erschießen sich wegen Scotts brutalem Zivilistenmord gegenseitig. Sie werden im Zuge des geheimen Forschungsprojekts Universal Soldier, in welchem tote Menschen zu genmanipulierten, willenlosen Elitekämpfern gezüchtet werden, eingefroren und 23 Jahre später aufgeweckt. Bei einem Einsatz wird durch ein traumatisches Deja-vu ihr altes Bewusstein wieder reaktiviert, als Scott einen neugierigen, unschuldigen Journalisten tötet und Deveraux der Reporterin Veronica Roberts (Ally Walker) zur Flucht verhilft, bevor diese ebenfalls liquidiert wird. Während Luc und Veronika versuchen die Hintergründe des illegalen Experimentes aufzudecken, werden Sie vom außer Kontrolle geratenen Scott, der seine Befehshaber blutig ermodet hat, mit den anderen High-Tech Soldaten durch halb Amerika gejagt....
Wenn ich konstatiere, dass zum Action Olymp noch Luft nach oben ist, bedeutet das nicht, dass das Spektakel schlecht inszeniert ist, nein, technisch und qualitativ gibt es rein gar nichts zu bemängeln, da befindet sich Universal Soldier auf hohem Niveau. Die blutigen Shoot Outs, die feurigen Explosionen und die zahlreichen knallharten Martial-Arts Zweikämpfe realisiert Roland Emmerich druckvoll, rasant und stets übersichtlich, während auf CGI Effekte weitgehendst verzichtet wurde, was zum herrlichen Oldschool Feeling von Universal Soldier beiträgt und auch der nicht immer zimperliche Härtegrad dürfte die Freunde von kompromissloser Action zufrieden stellen. Was Universal Soldier und den ordentlichen Actionsequenzen außer beim ausgiebigen Showdown zwischen Lundgren und Van Damme, bei welchem der Schlagabtausch der beiden Streithähne blutig und spektakulär choreographiert wurde, fehlt, sind die ganz großen Highlights, die Sahnestücke, die Schlüsselmomente, welche nachhaltig im Gedächtnis bleiben und von denen das Publikum auch nach der Sichtung noch stundenlang schwärmt. Bestes Beispiel hierfür ist Van Dammes unterhaltsame Restaurant Prügelei, die in die Kategorie "gut" einzuorden ist, die aber den letzten Funken Orginalität vermissen lässt. Ein weiterer Wehrmutstropfen sind die meiner Meinung nach leicht unglaubwürdigen, übertriebenen Superkräfte der elitären Krieger. Kugelsicherheit und verstärkte Kampfkraft lasse ich im Rahmen des futuristischen Settings noch als vorstellbar durchgehen, ganz anders sieht es aus, wenn durch Steinwände gerannt wird oder ein Auto zu Fuss auf 40 m/ph angeschoben werden kann, die Ernsthaftigkeit der Action geht hier zumindest nach meinem Empfinden etwas verloren.
Jean-Claude Van Damme gelingt es währenddessen im Großen und Ganzen zu überzeugen, auch wenn bei seinem Schauspiel noch gewaltig Luft nach oben ist. Bei den Fights hinterlässt er einen gewohnt respektablen und gefälligen Eindruck, während sein Acting in den emotionalen Momenten des öfteren zu Wünschen übrig lässt. Dass seine Filmfigur eine willenkontrollierte Kampfmaschine ist, simuliert er mit seinem schläfrigen, Prinz Valium artigen Auftreten passend, doch in dem Moment, als es ihm wie Schuppen von den Augen fällt, wie übel ihm mitgespielt wurde, versäumt es Van Damme, seiner Verzweiflung Nachhaltigkeit zu geben und auch der Versuch, Besorgnis um die schwerverletzte Reporterin zu zeigen, geht salopp formuliert in die Hose. Zudem gibt es nicht wenige Stimmen, die seinem tapsigen Verhalten unfreiwillig komische Züge attestieren und sich über Ihn lustig machen, wobei ein Großteil dieser erzeugten Wirkung wohl auch auf das Konto seiner vorbestimmten Rollendefinition vom Skript geht, was aber an der Tatsache selbst auch nicht viel ändert.
Sein Kontrahent Dolph Lundgren gibt hingegen als durchgeknallter Psychopath eine sensationelle Performance zu Protokoll, er sorgt vor allem durch seine besessene Mimik und den dabei funkelnden Augen für Gänsehaut, aber auch seine durchtrainierte, stämmige Statur und seine Martial-Arts Fähigkeiten machen ihn zu einem hervorragenden Bösewicht und zu einem ebenbürtigen Gegner für das belgische Kampfsport Ass. Interessant hierzu ist der dubiose Auftritt der beiden Stars bei den Filmfestspielen von Cannes im Jahr 1992, als Lundgren und Van Damme sich an die Gurgel gingen und durch Securitys getrennt werden mussten, was sich aber später als fingierte PR-Action herausstellte, um ihren kleinen Privatkrieg in Universal Soldier zu pushen. Die anderen Akteure liefern durch die Bank solide Leistungen ab. Erwähnenswert in positiver Hinsicht ist das Mitwirken vom "deutschen Schwarzenegger" Ralph Möller, der mit seinem hünenhaften Körperbau und seinem bedrohlichen Blick die perfekte, gehirnlose Kampfmaschine abgibt. Den Part der überdrüssigen Reporterin hätte ich dafür ersatzlos gestrichen, denn außer gut auszusehen und mit ihrem Story Gehabe am Nervenkostüm der Zuschauer zerren, fällt Ally Walker nicht sonderlich viel ein, wofür sie ein gesondertes Lob verdient gehabt hätte.
Der kritische und wirtschaftliche Erfolg von Universal Soldier machte es unumgänglich, dass im Jahr 1999 mit Unversal Soldier - Die Rückkehr eine Kinofortsetzung nachgeschoben wurde, welche allerdings derbe floppte, so dass die beiden weiteren Teile Universal Soldier - Regeneration (2009) und Universal Soldier - Day of Reckoning (2012) nur noch direkt für den DVD Markt produziert wurden. Das Original ist im Universal Soldier Franchise, da sind sich Fans und Presse weitgehendst einig, jedenfalls der gütemäßig wertigste Output und darf sich obwohl mit Sicherheit keine Perfektion erreicht wurde, mit seiner prima inszenierten, unterhaltsamen Science-Fiction Action und dem mitreißenden Duell der beiden Action Ikonen Van Damme / Lundgren als kleine Filmperle der 90er Jahre Action Berieselung fühlen. "Wie kannst du so verdammt ruhig sein? Ich meine, deine Kumpels da hinten haben gerade genug Munition auf uns geschossen, um ganz Osteuropa zu zerstören, und du sitzt hier und meckerst mich wegen eines verdammten Sicherheitsgurts an?" MovieStar Wertung: 8 von 10 Punkte.
8/10