Quizfrage: Was haben Der weiße Hai (1975), Die unheimliche Begegnung der dritten Art (1976), 1941 - Wo bitte geht's nach Hollywood ? (1979), Indiana Jones - Jäger des verlorenen Schatzes (1981), E.T.-Der Ausserirdische (1982), Die farbe Lila (1985), Das Reich der Sonne (1987) und Hook (1991) gemeinsam? Da wir hier nicht bei der 50 Euro Frage von Wer wird Millionär sind hier die Auflösung: Die angeführten Kinohits sind alles preisgekrönte Regie Werke von Steven Spielberg, der wie kein zweiter für anspruchsvolle, bewegegende, massenkompatible, meist familienfreundliche Blockbuster Unterhaltung steht und bis dato der global kommerziell erfolgreichste Regisseur ist. Nach dem letzt genannten Hook (1991) wollte Spielberg eigentich Schindlers Liste drehen, doch Universal Pictures gab hierfür nur grünes Licht, wenn er sich dazu bereit erklärte, davor den prähistorischen Science-Fiction Dinosaurier Film Jurassic Park (1993) zu realisieren. Der Rest ist längst Filmgeschichte: Der beeindruckende und hochunterhaltsame 65 Millionen Dollar teure Jurassic Park sollte zu einem zeitlosen Klassiker avancieren und auf dem gesamten Globus sage und schreibe 1Milliarde 33 Millionen 928 Tausend 303 US Dollar einspielen.
Universal Pictures bewieß im Vorfeld den richtigen Riecher und erkannte das Potenzial des fantasiereichen Stoffes: Das Studio zahlte Michael Crichton, welcher den Roman DinoPark 1990 schrieb, 1,5 Millionen Dollar für den Erwerb der Filmrechte und ließ weitere 500.000 Dollar springen, damit Crichton das Drehbuch aus seinem eigenen Buch adaptierte. Steven Spielberg indessen verlangte, dass noch ein weiterer Schreiber das Skript überarbeitete und so kam David Koepp, der Co Autor von Der Tod steht ihr gut (1992), ins Spiel, weswegen beide Namen in den Credits als Verfasser erwähnt werden. Die Geschichte zeigt einmal mehr auf, dass der Mensch, egal wie sehr er es auch versucht, niemals die Natur besiegen wird. Multi Milliiardär John Hammond (Richard Attenborough) hat keine Kosten gescheut: Auf der Insel Isla Nublar hat er einen gigantischen Nationalpark mit gengezüchteten Urzeitwesen erstellt und lädt vor der geplanten Eröffnung die Forschungsexperten Dr. Grandt (Sam Neill), Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) und Dr. Melcon (Jeff Goldblum) ein, um sich ein Bild von seiner Schöpfung zu machen und eine Empfehlung für den Start des Freizeitparks zu erhalten. Als die Fachleute gemeinsam mit Hammonds Enkelkindern Tim (Joseph Mazzello) und Lex (Ariana Richards) mit Touristenfahrzeugen eine Tour durch den Park starten, kommen sie aus dem Staunen nicht heraus, es gibt dort doch tatsächlich lebende Dinosaurier. Doch durch einen unvorhersebaren Zwischenfall werden die Sicherheitssysteme deaktiviert und die Gruppe muss auf einmal in Mitten des vermeindlichen Paradieses um ihr eigenes Leben rennen...
Man kann es gar nicht oft genug erwähnen, die Effekte und Animationen in Jurassic Park, mit welchen die antiken Kreaturen wie der 12 Meter lange, fleischfressende Tyrannosaurus Rex, der nicht minder große, langhalsige, pflanzenfressende Brachiosaurus oder die pleilschnellen, angriffslustigen Raptoren in dem gigantischen Naturareal umgesetzt wurden, sind über jeden Zweifel erhaben und lassen damals wie heute die Kinnladen reihenweise herunterklappen. Was Spielberg und sein Team hier auf die Beine gestellt haben, ist mit bahnbrechend bezeichnet noch meilenweit untertrieben und bei der technischen Realisierung wurde auf eine Mischung aus modernster Renderer- und Computertricktechnik, auf vollautomatische, mechanische Puppen und auf in Kostümen verkleidete Menschen gesetzt. Auch wenn nicht alle Bewegungsabläufe und Verhaltensweisen immer zu 100% den wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen, wirken die Motorik der Wesen und ihr gesamtes Auftreten flüssig, homogen und vorstellbar, dass es sich vor Millionen von Jahren tatsächlich so abgespielt haben könnte. Den Oscar für die besten visuellen Effekte haben sich Dennis Muren, Stan Winston und Michael Lantieri mehr als vierdient.
Dem Plot selbst gelingt es trotz der nicht immer gegebenen Plausibilität, der spürbaren Klischeebedienung und der jugendfreien Gewaltausrichtung vorzüglich, mit den sympathischen Figuren, mit dem spannenden, temporeichen und actiongeladenen Duell zwischen Mensch und Sauriern, mit der überwältigenden Atmosphere, mit den fantasievollen Science-Fiction Elementen und mit seinem historischen Hintergrund den Zuschauer über die gesamte, zweistündige Spielzeit zu fesseln, Langweile beziehungsweise Handlungslängen sind nahezu nicht gegeben. Interessant ist auch die unterschwellige Botschaft von Jurassic Park: Egal wie sehr es der Mensch auch versucht, über der Natur zu stehen, es wird immer Dinge geben, die sich nicht beherrschen bzw. beeinflussen lassen. In dem Moment, in welchem die Dinos ihre Schöpfer angreifen, sollte spätestens dem letzten bewußt sein, dass Gott zu spielen Tabu bleiben sollte. Natürlich wird der mahnende Zeigefinger nur insoweit erhoben, wie es einem kommerziellen Massenprodukt, welches ausschließlich den breiten Gesellschaftsgeschmack bedienen will, möglich ist.
Darstellerisch agieren alle Beteiligten ansprechend und professionell. Besonders hervorzuheben ist meiner Meinung nach die Leistung von Richard Attenborough als ehrgeiziger Unternehmer, der von der Idee besessen ist, eine noch nie dagewesene Attraktion zu bieten, während er die Begeisterung für sein Lebenswerk, aber auch die Enttäuschung, als ihm klar wird, dass sein Projekt gescheitert ist, evident und absolut ergreifend verkörpert. Eine mindestens gleichwertige Performance liefert Sam Neill als mutiger Archäologe ab, der mit seiner kinderkritischen Einstellung ins kalte Wasser geworfen wird und die beiden Enkel des Parkinhabers durch die gefährliche Dschungelwelt begleiten muss, während die Umstände seine Sichtweise im Laufe des Films exorbitant verändern. Ein bisschen mehr Screentime hätte ich indessen Jeff Goldblum gewünscht, der mir mit seinem exotischen Äußeren, seiner Weisheit und seinen schlagfertigen Sprüchen positiv in Erinnerung geblieben ist.
Es dürfte daher kein Geheimnis sein, dass Jurassic Park auch neben seinem wirtschaftlichen Siegeszug auch bei den Filmkritikern dieser Welt einen hervorragenden Leumund genießt. Nach den ungeschriebenen Gesetzen der Filmbranche war somit klar, dass Spielbergs Dino Epos bei diesem Erfolg nicht alleine bleiben sollte und so folgten in den nächsten Jahren Jurassic Park 2 - Vergessene Welt (1997) und Jurassic Park 3 (2001) sowie die aktuelle Jurassic World Trilogie (2015-2022). Für mich persönlich bleibt das Original jedoch unerreicht. Jurassic Park setzte unbestritten Maßstäbe und bietet abgesehen von kleinen, mariginalen Schwächen großes Blockbuster Kino mit einer fesselnden Geschichte, unbeschreiblichen Effekten, guten Schauspielern und rasanter Action, welche auch jetzt fast 30 Jahre nach der offiziellen Weltpremiere immer noch genauso unterhaltsam und einprägsam ist, wie am ersten Tag. "Die Genetik stellt die gewaltigste Macht die die Welt je gesehen hat. Aber sie spielen damit herum wie ein Kind, das die Pistole seines Vaters gefunden hat" MovieStar Wertung: 9/10 Punkte
9/10