Obwohl Chucky 2 - Die Mörderpuppe ist zurück (1990) meiner Meinung nach nicht unswesentlich schlechter war als das Original mussten sich Universal Pictures mit ca. 10 Millionen Dollar weniger Kinoeinnahmen begnügen, trotzdem waren die Verantwortlichen Feuer und Flamme, gleich im Anschluss das nächste Abenteuer der rotschöpfigen Killerpuppe zu produzieren. So wurde Drehbuchautor Don Manchini angehalten, das Drehbuch zu Chucky 3 aká Childs play 3 noch vor der Veröffentlichung vom zweiten Teil zu schreiben und Manchini selbst gab in späteren Interviews zu Protokoll, dass der dritte Teil zu sehr unter Zeitdruck endstand und ihm eigentlich nichts wirklich Neues mehr eingefallen ist. Dieser ehrlichen Einschätzung gibt es nichts mehr hinzuzufügen, denn unabhängig davon, dass Chucky 3 lediglich solide Durchschnitts Slasher Kost bietet, wirkt auch die Story recht einfältig und ist mit einigen Widersprüchen versehen, so dass man durchaus den Eindruck gewinnen kann, dass dem Franchise langsam aber sicher die Luft ausging.
Wie schon beim direkten Vorgänger ließ das Studio knapp 13 Millionen Dollar für die Produktion springen. Als Regisseur war ursprünglich der damals noch recht unbekannte Peter Jackson (Brain Dead; Herr der Ringe; King Kong) geplant, doch dieser sagte ab, da ihm das Drehbuch nicht gefiel, so kam letzten Endes Jack Bender, der bis dato nur fürs Fernsehen gearbeitet hatte, zu seinem ersten Kinofilm. Storytechnisch verabschiedet sich Chucky 3 von der These, Charles Lee Rays Seele müsse in den ersten Menschen wandern, dem Chucky seine Idendität preisgeben hat, was zu einer nicht unerheblichen Logikdiskrepanz führt. 8 Jahre nach den Geschehnissen von Teil 2 erwacht der Geist vom Massenmörder (Chucky) wieder in einer Puppe der Spielzeugfirma Good Guy. Wieder spürt Chucky den verstörten Andy Barclay (Justin Whalin) auf, der mittlerweile als 16 jähriger Kadett auf einer Militärschule dient, damit er über Wodoozauber dessen Körper übernehmen kann und endlich frei ist. Doch dieses Mal stuft Chucky den 8 jährigen Tyler (Jeremy Sylvers) als geeigneteres Opfer für seinen geplanten Seelentausch ein. Um sein Ziel zu erlangen, geht der bösartige Zwerg erneut über Leichen und Andy ist der einzige, der sich dem wildgewordenen Bösen entgegen stellen kann...
Ungeahndet dessen, dass es der Story insgesamt deutlich an Innovation fehlt und auch die Skripte der vorangegangenen Teile bestimmt nicht die Intelligentesten waren, haben sich bei Don Manchinis im Eiltempo erstellten, einfältigen Plot auch einige Ungereimtheiten bezüglich Logik und Nachvollziehbarkeit eingeschlichen. Das fängt schon mit der relativ unwahrscheinlichen Gegebenheit an, den bis zur Unkenntlichkeit zerstörten Chuckyklumpen wieder zu verarbeiten und erstreckt sich über Chuckys fragwürdige "Selbstversendung" in die Akademie bis hin zu dem auf einmal erschienen Geistesblitz, man könne nun einen anderen Körper zur Seelentransplantation verwenden, worauf ich mich sofort gefragt habe, warum Chucky dann nicht spontan einen anderen Jungen auswählt, wenn "Plan B", sprich der kleine Tyler, nicht verfügbar ist. Ein weiteres Ärgernis sind die klischeetriefenden Charakterzeichnungen von bösen terrorisierenden Vorgesetzten, von einer kampferprobten vorlauten Schülerin, und vom typischen Verarschungsopfer mit Panzerglasbrille, welches zu allem Überfluss auch noch zum Helden stilisiert wird, was nur noch der zynische Militärfriseur toppen kann, dem nichts dämlicheres einfällt, als Chucky die Haare schneiden zu wollen, als er ihn das erste Mal sieht.
Dafür kann Chucky 3 mit ordentlich inszenierten Morden punkten, vor allem die zynische Hinrichtung des Verkaufsmanagers, der Müllmann, der in seinem eigenen Wagen recycelt wird und der blutige Kehlenschnitt des Friseurs sind mir positiv im Gedächtnis geblieben und auch die Puppenanimationen von Chucky sind wieder einmal technisch beeindruckend umgesetzt, man könnte fast meinen, der rothaarige Mistkerl würde tatsächlich leben. Lobenswert ist auch das atmosphärische Finale auf dem Rummel, in dem sich Chucky in einer Geisterbahn einen spannenden Showdown mit Andy und Tyler liefert, welcher optisch und spannungstechnisch ein paar nette Überraschungen parat hat. Leider wird, was den Bodycount betrifft, dass unbestrittene Slasher Potenzial der Militärschule nicht ganz ausgereizt. Bei den vielen möglichen Opfern rafft Chucky einfach zu wenige Personen dahin. Bestes Beispiel hierfür ist der eigentlich fantasiereiche und gehäßige Einfall Chuckys, die Platzpatronen bei einer Gefechtsübung gegen scharfe Munition auszutauschen, was ein schockierendes Blutbad hätte werden können, kostete am Ende des Tages nur einem durchlöcherten Soldaten das Leben, zu wenig für einen Horrorfilm, der in der Slasheroberliga mitspielen möchte.
Tobias Meister verleiht in der deutsch synchronisierten Fassung wie gewohnt seine passende, herrlich gemein klingende Stimme der mordenden Killerpuppe, was Brad Dourif im englisch sprachigen Original erledigt. Auch die weiteren Darstellerleistungen überzeugen größtenteils, die Schauspieler können ja im Prinzip nichts für ihre schablonenhaften Figurenauslegungen. Justin Whalin hinterlässt einen gefälligen Eindruck als anfangs weinerlicher Teenager, der gegen Ende dann doch seinen Hintern hochbekommt und Chucky tapfer Paroli bietet. Ebenfalls in Ordnung geht die Performance von Jeremy Sylvers, der die Rolle des dunkelhäutigen kleinen Tylers sympathieträchtig ausfüllt, so dass der Zuschauer mit seinem Schicksal mitfiebern kann. Solide ohne sonderlichen Glanz zu versprühen agiert Perrey Reeves als mutige und selbstbewußte Kadettin Da Silva, die in ihrer angedeuteten Romanze dem Helden den Kopf verdrehen darf, während der gemeine und sadistische Oberstleutnant Sheldon zynisch und charismatisch von Travis Fein (Any day now; The young riders; Girl, interrupted) verkörpert wird.
Warum allerdings der bis auf ein paar vereinzelte Gewaltspitzen eher harmlose Childs play 3 bis 2013 in Deutschland indiziert war und heute immer noch keine Jugendfreigabe hat, erschließt sich mir ebenso wenig wie der merkwürdige Hintergrund, dass der Film in Großbritannien mit dem James Bulger Mord von 1990 in Verbindung gebracht wurde, bei welchem zwei 10 Jährige Täter einen 2 jährigen Jungen zu Tode quälten, doch in der späteren Gerichtsverhandlung kam raus, dass die Mörder Chucky 3 nicht gesehen hatten. Trotzdem entfernten die meisten Videothekare den Titel bis zum offiziellen DVD Start Anfang der 2000er, als sich der Hype und das größte Medieninteresse um das gemeine Verbrechen weitgehendst gelegt hatte.
Was die wirtschaftlichen Einnahmen anbelangt, war Childs play 3 eine herbe Enttäuschung, es konnten lediglich 20 Millionen Dollar in die Kassen gespült werden, was Universal Pictures dazu veranlasste, der Serie erstmal auf Eis zu legen, ehe es mit Chucky und seine Braut (1998) in die vierte Runde ging. Obwohl Chucky 3 handwerklich routiniert inszeniert ist und einen bekanntermaßen bösartigen Chucky beinhaltet, welcher auch die ein oder andere überzeugende, blutige Tötungssequenz spendiert bekommt, schafft es Chuckys dritter Streich nicht über den biederen Genredurchschnitt hinaus, da sich die 0815 Story derbe Aussetzer leistet und bei den Morden qualitativ und vor allem auch quantitativ noch gehörig Luft nach oben gewesen wäre. Für Hardcore Chucky Fans sicherlich ein Muss, alle anderen können selbstverständlich auch einen Blick riskieren und wenn sie nicht all zu hohe Erwartungen hegen, besteht sogar eine realisitische Chance, ausreichend und kurzweilig unterhalten zu werden. "Du bist mein einziges Ticket hier raus, Andy. Ich muss aus diesem verdammten Körper raus ... Wo bist du, du kleiner Scheißer?" MovieStar Wertung: 5 von 10 Punkte.
5/10