Am 28.05. erscheint hierzulande Neil Marshalls neuestes Werk „The Reckoning“ im Heimkino. Nach dem desaströsen „Hellboy“ Flop war es natürlich spannend zu sehen, wie es mit dem britischen Regisseur weiter geht. Da es bei seinem ersten Hollywoodausflug diverse Probleme hinter den Kulissen gab, verwundert es eigentlich nicht, dass Marschall danach wieder kleinere Brötchen backen sowie auch wieder die volle Kontrolle über seinen Film haben wollte. Somit ist „The Reckoning“ quasi wieder eine Rückbesinnung zu seinen Wurzeln und genau daran möchte ich nun anknüpfen.
Gestern habe ich mir nämlich mal wieder sein Langfilmdebüt „Dog Soldiers“ angeschaut, welcher der Startschuss für die Karriere des Regisseurs war. So sammelte er innerhalb von sechs Jahren 2. Millionen Dollar Budget zusammen, schnappte sich seinen Kumpel und Hauskameramann Sam McCurdy und holte sich dann mit Kevin McKidd, Liam Cunningham und Sean Pertwee noch ein paar bekannte, sowie talentierte Mimen mit ins Boot. Dann flog die ganze Truppe zum Dreh nach Luxemburg und der Spaß konnte beginnen…
Die Geschichte ist schnell erzählt. In den schottischen Wäldern hält eine Gruppe junger Soldaten, samt ihrem Sergeanten eine Übungsmission ab, aus der aber schnell blutiger ernst wird, als eine Horde Werwölfe die Truppe ins Visier nimmt…
„Soldiers VS. Werewolfes“ heißt das Making Of auf der Scheibe und das bringt die Handlung auch gut auf den Punkt. Und mehr darf man hier dann auch nicht erwarten, was jetzt aber keinesfalls negativ gemeint ist. Schnörkellos treibt Marschall, welcher auch für das Drehbuch und den Schnitt verantwortlich war, die Handlung voran. Dabei wirkt der Film wie aus den 80gern oder frühen 90gern. Und auch das ist nicht negativ gemeint, denn er kommt im schönsten Sinne herrlich „Oldschool“ daher. Grobkörniges Bild, handgemachte Effekte und überhaupt verzichtet der Regisseur hier auf technische Spielerein wie Zeitlupeneffekte, Schnittgewitter, Jumpscares im Minutentakt oder CGI – Effekte. Somit bekommen wir allerdings auch keine typischen Werwolf Transformationen zu sehen, wie z.b in „American Werewolf“, was laut Marschall mit dem geringen Budget aber auch kaum anständig zu bewerkstelligen wäre.
Überhaupt liegt der Fokus hier eher auf den Soldaten und nicht, wie in anderen Werwolf Filmen auf dem Protagonisten, welcher sich in eben diesen verwandelt. Die Werwölfe bekommen in „Dog Soldiers“ zwar auch eine minimale Backstory spendiert, erfüllen aber ansonsten die einfache Funktion der Feinde der Soldaten. Die Monster sind recht ansehnlich gestaltet. Marschall hat hier ausgebildete Tänzer ins Kostüm gesteckt, damit sie eher graziös und elegant wirken und nicht so breit und muskulös wie z.b. ihre Wolfskollegen aus den „Underworld“ Filmen.
Die Kostüme, sowie die restlichen Effekte wurden von Bob Keen und David Bonneywell gestaltet. Gerade Keen ist bei Horrorfans ein Begriff, so war er u.a. an Filmen wie „Hellraiser“, „Candyman“ oder auch „Event Horizon“ beteiligt. Auch Bonneywell hat ein paar eindrucksvolle Einträge in seiner Vita. So arbeitete er als Make Up Artist z.b. bei „28 Weeks Later“, „Game of Thrones“ und ebenfalls bei „Event Horizon“ mit. Hier waren also echte Könner am Werk und die paar blutigen Gewaltspitzen sehen dann auch dementsprechend überzeugend aus. Die Werwölfe wirken in manchen Einstellungen aber leider etwas unfreiwillig komisch, da sie in ihrem Auftreten fast zu menschlich wirken und die Bewegung wirken hin und wieder etwas merkwürdig. Im Großen und Ganzen kann man aber auch hier zufrieden sein, da sie in ihrem Design eben an klassische Werwölfe erinnern.
Zufrieden waren wohl auch die Darsteller, welche hier mit sichtlicher Spielfreunde und vollem Einsatz am Werke war. So brach sich McKidd beim Militärtraining für den Film eine Rippe und später dann versehentlich die Nase von Pertwee. Der wiederum betrank sich vor einer Szene ordentlich, um diese überzeugender darstellen zu können. Das nennt man dann wohl Method Acting :-D Im restlichen Cast tummeln sich dann noch ein paar weitere Weggefährten von Neil Marschall. Emma Cleasby, die einzige Frau im Film, war später in „Doomsday“ zusehen und Graig Conway, welcher hier im obligatorischen Eröffnungskill ins Gras beißen darf, war ebenfalls in „Doomsday“ dabei, wo er als psychopatischer Anführer einer Kannibalen Horde für Angst und Schrecken sorgte.
Da ist es fast Schade, dass die Charaktere dann trotz des illustren Cast allesamt recht austauschbar und größtenteils schlicht unsympathisch wirken. Ich kann mit solchen „coolen“ und „taffen“ Army Typen eher selten was anfangen und finde die pseudoharten Sprüche sowie das typische Geplänkel untereinander schlicht nervig. Somit waren mir die Figuren hier allesamt recht egal. Lediglich McKidds Charakter, Hundefreund Pvt. Cooper konnte bei mir ein paar Sympathiepunkte sammeln. Pertwee spielt hier den typischen harten Sarge, welcher dann auch die klassische traumatische Erinnerung an einen Kriegseinsatz zum Besten geben darf. Und Cunningham spiel das Arschloch vom Dienst.
Ebenfalls etwas schade finde ich, dass sich das Ganze Szenario dann recht schnell in ein altes Farmhaus verlegt und somit zu einem klassischen Belagerungsszenario wird, welches man so schon oft in Horrorfilmen gesehen hat. Vorher gab es eine spannende Hetzjagd durch den Wald und gerade davon hätte ich gerne mehr gesehen. Denn so fehlt es dem Film in der zweiten Hälfte schlicht an Abwechslung. Wenn die Monster versuchen ins Haus zu kommen ist das zwar alles recht flott und actionreich in Szene gesetzt, aber einer gewissen Eintönigkeit kann der Film trotzdem nicht entgehen.
Fazit: Die Geschichte ist grundsätzlich ziemlich cool, der Film bietet ein paar ordentliche Actionszenen und ordentliche Effekte und ist zudem schön fotografiert. Die eher unsympathischen bis belanglose Charaktere und das 08/15 Belagerungsszenario, zu dem der Streifen letztlich verkommt, ziehen die Bewertung dann leider etwas nach unten.
6/10