" Wisst ihr, der Einäugige Willie hat einmal einen Schatz gefunden, einen Haufen Rubine, Smaragde und Diamanten, und das alles haben seine Männer dann auf das Schiff gebracht. Hört zu Jungs, was wäre, wenn uns diese Karte zu Willies Reichtum führen würde ? "
Nach der Schule und an den Wochenenden mit den Freunden durch die Wildnis streifen, Hütten und Baumbuden in schwindelerregenden Höhen bauen, selbstredend mit dem Material von der örtlichen Baustelle, welche es allen Warnungen und Verboten zum Trotz auszukundschaften galt. Sehnsüchtig erinnern wir uns jener Tage, an denen wir noch unbeschwert und fernab jeglicher Zukunftsängste hoffnungsvoll und energiegeladen in den Tag gestartet sind. Eine Zeit, in welcher der eiserne Griff des Arbeitslebens mit all seinen Verpflichtungen uns noch nicht die Luft zum atmen raubte und sich soziale Kontakte noch auf Augenhöhe von Angesicht zu Angesicht abspielten, statt sich größtenteils nur über digitale Medien und soziale Netzwerke zu definieren, welche es damals glücklicherweise noch nicht gab. So manch einer von uns dürfte sich daher oftmals nur allzu gerne in jene Zeit flüchten, die wir als Kindheit kennen und deren schönen, stets wohlbehüteten Erinnerungen wir uns immer dann entsinnen, wenn uns der Streß des Alltags und der derzeitig gegebenen Umstände zu erdrücken droht.
Richard Donners Film " Die Goonies " (1985) ist so ein Stück Nostalgie aus Kindheitstagen, den die meisten von uns kennen dürften und welcher mitunter zu den einflussreichsten und meistgeschätzten Abenteurerfilmen für ein junges Publikum der 80er - Jahre zählt. Dabei geht es inhaltlich um eine Kinderbande, welche sich selbst " Goonies " nennen, da diese in einer Wohnsiedlung namens ' Goon Docks ' leben, und auf der Suche nach Abenteuern die Umgebung ihrer Stadt unsicher machen. Als diese zufällig auf dem Dachboden von Mikeys Haus, dem Anführer der Bande, eine alte Schatzkarte entdecken, beginnt für die Freunde ein nie dagewesenes Abenteuer unvorstellbaren Ausmaßes, welches sich in der Suche nach einem legendären Piratenschatz äußert, dessen unermesslicher Reichtum die Siedlung der Freunde vor dem geplanten Abriss retten kann, da diese durch den Bau eines Country Clubs ersetzt werden soll.
Regisseur Richard Donner, zu dessen bekanntesten Werken die " Lethal Weapon " - Reihe (1987 - 1998) zählen dürfte, schuf nach einem Drehbuch von Steven Spielberg (E. T. - Der Außerirdische, 1982) und Chris Columbus (Kevin - Allein zu Haus, 1990) einen Film, der mich und meine Freunde, so wie vermutlich die meisten Kinder unserer Zeit, enorm beeindruckt hat, da hier Action, Spannung, Witz und Charme, als auch großartige Unterhaltung geboten werden und man so manches Abenteuer und Klamauk bei sich selbst und seinen Freunden wiederfand, wenn nicht sogar durch das Dargebotene inspiriert worden ist.
Bereits zu Anfang gelingt der verbrecherischen Fratelli - Familie eine spektakuläre Befreiungsaktion eines Mitglieds aus dem Gefängnis, nebst anschließender wilder Verfolgungsjagd mit der Polizei, bei der die Kugeln einem nur so um die Ohren sausen. Auf der Flucht durch den Ort werden uns bereits einige Charaktere der " Goonies " vorgestellt, wie etwa der technikbegeisterte und James Bond - süchtige " Data " oder aber der tollpatschige und korpulente " Chunk ", sowie der clevere und der spanischen Sprache mächtige " Mouth ", der seinen Spitznamen nicht zuletzt aufgrund seines losen Mundwerks innehat.
Zu gefallen weiß u. a. ein besonders ausgeprägter Ideenreichtum, denn das Gartentor zur Zentrale der " Goonies " im Haus von Mikeys Eltern, öffnet sich nur über eine Abfolge ausgeklügelter Mechanismen, welche durch diverse Seilzüge und das Rollen von Kugeln in Gang gesetzt werden. Bevor " Chunk " jedoch eintreten darf, wird er von " Mouth " dazu aufgefordert sein Hemd zu heben und den sogenannten " Wackelpudding Tanz " aufzuführen, sehr zur Belustigung der übrigen Mitglieder und natürlich auch zu unserer.
Viele dieser damaligen Kinder - und Jugenddarsteller konnten sich zudem später in der Filmbranche etablieren, wie z. B. Sean Astin in der " Der Herr der Ringe " - Trilogie (2001 - 2003), Josh Brolin, bekannt aus " No Country for Old Men " (2007) oder Martha Plimpton, gesehen in " I Shot Andy Warhol " (1996). Hier stehen diese talentierten Darsteller also noch am Anfang ihrer Karriere, doch zeichnet sich durch ihr engagiertes Schauspiel ab, welchen bereits geebneten Weg die vielversprechenden Talente einmal nehmen werden.
Spannung wird dabei von Anfang an erzeugt, welche mit der Entdeckung der alten Schatzkarte und der begleitenden Erzählung Mikeys über den Einäugigen Willie, einem furchtlosen und gerissenen Piraten, sowie seinem mit Reichtümern verschollenen Schiff " Inferno ", nochmals merklich gesteigert wird. Mit der Entdeckung eines geheimen Tunnels unter einem verlassenen Sommerrestaurant am Strand und der Fratelli - Familie im Nacken, welche ebenfalls nach dem Schatz giert, werden Tempo, Action und Spannung abermals kräftig erhöht und erfreulicherweise auch konstant bis zum Ende gehalten.
So begleiten wir die " Goonies " auf Ihrer Reise durch ein weit verzweigtes unterirdisches Tunnelsystem, welches in bester " Indiana Jones " - Manier mit allerlei Fallen und Herausforderungen gespickt ist und den Mut und Zusammenhalt unserer Freunde immer wieder aufs Neue herausfordert. Abgerundet wird das ganze Spektakel durch jede Menge eingestreuten Witz und komödiantische Elemente, welche gut pointiert sind, ohne dabei maßlos überzogen zu wirken, zumindest nicht auf kindgerechtem Niveau.
Somit wird mir mit " Die Goonies " ein auch heute noch überaus spannender und witziger Abenteuerfilm präsentiert, welcher neben " E. T. - Der Außerirdische " für mich zu den besten Kinder - und Jugendfilmen aus den glorreichen 80er - Jahren zählt, der mir prompt beim Betrachten all meine schönen Kindheitserinnerungen wieder ins Gedächtnis ruft und mich in eine Zeit entführt, in der Corona noch eine Biermarke gewesen ist und die Kinder aus der Nachbarschaft den ganzen Tag über draußen spielten, als sich von den Möglichkeiten des Internets vereinnahmen zu lassen.
9/10