Ich mag Anthologien. Vor allem wenn sie das Horror-Genre bedienen. Auch treffsichere (!) Genre-Parodien sind mein Ding. Ich begebe mich in aktuellen Genre-Filmen sehr gern auf die Suche nach Klassiker-Zitaten. Ausserdem steh ich auf Retro-Flair. Ich schiebe ab und zu noch das ein oder andere VHS-Tape in den Player und vermisse die Möglichkeit in Videotheken zu stöbern und dort mit Gleichgesinnten zu fachsimpeln. Und ich wage zu behaupten, dass ich mit dieser nerdigen Retro-Affinität hier im Forum nicht allein bin... ;-) ! Kein Wunder also, dass ich nicht lange überlegen musste, ob ich mir "Scare Package" ansehe oder nicht, schliesslich hatte mich schon das, vor VHS- Nostalgie nur so triefende Filmplakat am Haken... ! Da brauchte der Trailer auch gar nicht mehr viel Überzeugungsarbeit leisten, um mich in die imaginäre Hinterhofvideothek zu locken... ! Und... soviel darf ich wohl jetzt schon verraten, ich wurde nicht enttäuscht... !
An dieser Stelle wollte ich eigentlich etwas zum Inhalt schreiben, aber die obige Inhaltsangabe liest sich bereits absolut hervorragend, so dass jedes weitere Wort meinerseits an dieser Stelle überflüssig wäre ;-) ! Und bitte verzeiht mir den Umstand, dass ich in diesem Fall wenig bis gar nicht auf den Cast und die Crew dieser Kurzfilmsammlung eingehe. Denn allein der Posten "Regie" umfasst hier acht verschiedene Personen. Hinzu kommen für jedes Kurzfilmchen eine komplett eigene Riege an Filmschaffenden vor- und hinter der Kamera, so dass eine nähere Beleuchtung in ellenlanges "Name-Dropping" ausarten würde, was für den Leser mit Sicherheit eher subotimal wäre ! Bei interesse kann sich ja jeder kurz selbst in den einschlägigen Datenbanken und mit ein paar Klicks schlau machen ;-) !
Legen wir also mit der eigentlichen Kritik los und beginnen gleich mit einer Besonderheit. Denn im Vergleich zu anderen Anthologien, spielt die Rahmenhandlung von "Scare Package" eine deutlich grössere Rolle und liefert mit dem Videotheken- Setting die ideale Bühne, für die insgesamt sieben Horror-Shorties. Gleichzeitig präsentiert sie uns ausserdem eine schrullig-sympathische Mischung aus "Clerks- Die Ladenhüter" und "Cabin in the Woods", die sich final ordentlich zuspitzt und eine beachtliche Steigerung aufs Parkett legt. Die Übergange zu den eigentlichen Kurzfilmsegmenten sind dabei mal fliessend, manchmal abrupt, aber stets unterhaltsam in das Geschehen miteingewoben. Die Qualität der einzelnen Beiträge variiert dabei zwar (wie bei eigentlich jeder anderen Anthologie auch), aufgrund des hier an den Tag gelegten Kurzweils und dem üppigen Sammelsurium diverser Sub-Genres, vermiesen aber auch ein oder zwei weniger gelungene Einschübe keineswegs das gesamte "Scare Package". Dafür ist die Gagdichte zu hoch, die Metareferenzen zu zahlreich, die Zitate zu köstlich, die Figuren (trotz ihrer Reduzierung auf wandelnde Horrorfilm-Klischees) zu sympatisch, da mit viel Enthusiasmus und Herzblut für die Sache gespielt, und... zuguterletzt... der Splatter zu old-school... ! Oh mann, was für ein herrlich bescheuertes Herumgesaue da manchmal vom Stapel gelassen wird... da schlägt das Geschmodder-Fan-Herz gleich mehrfach Flik-Flaks !
Die audio-visuelle Präsentation des Films ist durchaus wertig. So setzt man beim Soundtrack, passend zur hier eingefangenen Retro-Atmosphäre, überwiegend auf durchaus stimmungsvolle Synthesizer-Mucke. Dem digitalen Videolook, der einer gewissen Sterilität leider nicht entbehrt, hätte aber eine etwas auf Retro getrimmte Optik gut getan, wie die jeweils mit leichten Störfiltern gepimpte Titeleinblendung sowie der Abspann von "Scare Package" zeigen. Diesen Stil hätte ich mir auch gut für den gesamten Film vorstellen können. Zum einen hätte man so ein paar Momente, in denen das limitierte Budget schon recht deutlich ins Auge sticht, etwas kaschieren können (einige Masken-Effekte können ihre Herkunft keineswegs verbergen... Stichwort: "Schädelfratzen"), zum anderen hätte dieser Umstand dem Retro-Flair wohl noch die Krone aufgesetzt. Schade. Und Ich persönlich hätte auch gut und gerne speziell auf zwei Episoden verzichten können, die im Gesamtkontext der Kurzfilmsammlung irgendwie Fehl am Platz gewirkt haben (mehr sei aus eventuellen Spoilergründen nicht gesagt ;-)). Generell könnte man auch über die Anordnung der einzelnen Filmchen streiten, denn ganz optimal läuft es in Sachen "Steigerung der Schauwerte", besonders im Mittelteil des Films nicht immer. Aber trotzdem... das Gesamtpaket stimmt einfach. Denn Eines ist sicher und relativiert die eben aufgezählten Mankos ganz locker:
"Scare Package" hat das (Fan-) Herz auf jeden Fall am rechten Fleck, und liefert hochmotiviert z.T. absurde Szenarien, jede Menge treffend pointierten Metahumor der diverse Sub-Genres fröhlich verballhornt und handgemachte, stellenweise richtig derbe Splatter-Sauereien. Die oft bemühte Floskel "ein Film von Fans für Fans" hat selten so sehr den blutverkrusteten Nagel auf den zerdepperten Kopf getroffen wie hier. Nicht perfekt und auch nicht jedes Segment ist ein Knaller, aber das Gesamtpaket ist dermassen sympathisch geraten, dass ich jedem Horrorfilm-Fan rate hier mal ein ausgerissenes Auge zu riskieren... ich hatte auf jeden Fall meinen Spass mit dieser blutigen Horror-Wundertüte.
7 Punkte
7/10