Sam Raimis Produktionsfirma "Ghost House Pictures" liefert seit geraumer Zeit recht durchwachsene Genreware. Neben dem (grösstenteils) gelungenen "Evil Dead"-Remake steht das vergeigte"Poltergeist"-Debakel, für jeden soliden "Don't Breathe","30 Days of Night", "Drag me to Hell" oder "Possession", gibts dann leider auch sowas wie "Boogeyman", das Sequel zu "30 Days of Night", "Rise: Blood Hunter" oder den letzten "The Grudge". "Hui oder Pfui" könnte man also salopp zusammenfassen. Nun geht eine weitere Produktion des Studios an den Start und man darf gespannt sein welcher Kategorie sich "The Unholy" zuordnen lässt...
Den abgehalfterten Journalisten Gerry verschlägt es, auf der Suche nach einer lukrativen Story, in das verschlafene Kleinstadtnest New England. Dort wird er Zeuge, wie die eigentlich taubstumme Alice plötzlich wieder sprechen kann. Die junge Frau berichtet, dass die heilige Jungfrau Maria zu ihr spricht und Sie, sowie andere Erkrankte heilen möchte. Gerry wittert nun die Chance seine ehemalige Reputation als Sensationsjournalist wieder herzustellen. Durch seine Berichterstattung angelockt, pilgern Heerscharen von Gläubigen und Heilsuchenden zum beschaulichen Ort. Doch parrallel dazu häufen sich mysteriöse, unheimliche und tödliche Zwischenfälle, die Zweifel daran aufkommen lassen, ob nun wirklich die Seele einer Heiligen durch Alice spricht...
Der Film beginnt mit einem Rückblick in das Jahr 1845 und macht erstmal einiges richtig. Aus der Egoperspektive einer Frau werden wir Zeuge, wie dieser eine Eisenmaske auf den Schädel genagelt, sie am Galgen aufgeknüpft und letztlich verbrannt wird. Das Sounddesign ist klasse, entfalten die wimmernden Laute der Frau in Kombination mit dem Hämmern und dem Geräusch der ins Fleisch eindringenden Nägel, suggestives Grauen... !
Der Einstieg in die eigentliche Handlung der Gegenwart, ist dann eigentlich auch ganz bemüht, und liefert mit Jeffrey Dean Morgan einen sympathischen Mimen, dem man den abgehalfterten Reporter, der die Fakten im Sinne einer guten Story schon mal frisiert, oder sich gleich selbst seine Wahrheiten herbeiinszeniert, um ordentlich Kohle zu machen, durchaus ab. Der Umstand, dass genau durch dieses moralisch fragwürdige Verhalten die unheimlichen Ereignisse überhaupt erst ausgelöst werden, geht ebenfalls klar, schliesslich kann der Protagonist so im Laufe der Handlung seine Läuterung erfahren und an den Geschehnissen wachsen. Wenn allerdings die augenscheinlichen Wunderheilungen, durch finstere Vorzeichen schnell erahnen lassen, dass hier was ganz und gar nicht in Butter ist, und relativ einfallslos die üblichen Nachforschungen der Protagonisten folgen, die alsbald die unheilvolle Geschichte, der am Anfang des Films so grausam hingerichteten Frau zutage fördern, wird einem schnell klar, dass man schnurstracks im "Schema F" angekommen ist.
Denn, überraschen kann hier eigentlich garnix. Und das ist wirklich schade, denn grundsätzlich werden hier Themen angesprochen, die einiges an Potential und Zündstoff mitbringen und eigentlich ideal in einem fiesen Genre- Schocker hätten aufgearbeitet werden können. Grade in der heutigen Zeit ist die hier bebilderte dämonische Präsenz, die mit Wundern lockt, letztlich aber Übles im Sinn hat, eine universelle Metapher, die der geneigte Zuschauer mühelos auf diverse gesellschaftlich relevante Themenbereiche, wie Religion, Politik, politisch motivierte gesellschaftliche Strömungen oder die Medienlandschaft übertragen kann. Allerdings fasst der Film diese Themen nur oberflächlig und ziemlich simplifiziert zusammen, was natürlich erstmal gar nicht schlimm ist, schliesslich befinden wir uns ja auch in einer fantastisch angehauchten Gruselmär und nicht in ner Polit-Doku.
Leider entpuppt sich aber eben auch diese Gruselmär schnell als ungeschickt inszenierter Biedermann-Horror. Ganz ehrlich... selten war der angeschnittene gesellschaftspolitische Subtext interessanter als das hagere, viel zu instabile Horrorkorsett, in das es gezwängt wurde. Denn als Horrorfilm begeht "The Unholy" gleich mehrere Kardinalsfehler. Zum einen wird die goldene Filmregel "show don't tell" hier dermassen brutal missachtet, das die Hauptfiguren im Film sämtliche Erkenntnisse minutiös und mehrfach in Dialogen wiederkäuen, bis auch die letzte Nebenfigur aufsagen kann was denn nun genau abgeht. Und in dieser ausufernden Geschwätzigkeit, schafft es "The Unholy" kaum auch nur rudimentärste Horrorstandards erfolgreich zu erfüllen. Ein paar kurze "Jumpscares" hier, ein bisschen "leise leise leise LAAAAUT" da, aber richtige Atmosphäre oder gar einen mitreissenden Spannungsbogen sucht man vergebens. Denn der Film geht mit der Darstellung seiner Bedrohung viel zu unvorteilhaft und plump um. Anstatt das Filmmonstrum behutsam und Stück für Stück zu enthüllen, klatscht man es dem Zuschauer in einer, schon sehr früh im Film zu sehenden, Traumsequenz in voller Pracht vor den Latz... das zerstört natürlich jedweden anflug von Suspense, wenn das Vieh dann in späteren Szenen nur partiell oder im halbdunkel zu sehen ist. Das das Design des Monstrums dann auch noch frappierrnde Ähnlichkeiten zu Stan Winstons "Tooth Fairy" aus "Der Fluch von Darkness Falls" aufweist, macht das die inszenatorische Bankrotterklärung perfekt... Ein paar kurze, gelungene Einzelszenen kann man hier und da mal ausmachen, aber insgesamt ist das vieeel zu wenig, was hier abgeliefert wird. Gegen solch einen Mangel an "Horror" in einem Horrorfilm kann dann auch der sympathische Jeffrey Dean Morgan nicht mehr anspielen, oder die grösstenteils gelungene, audio-visuelle Präsentation irgendetwas rausreissen...
"The Unholy" beginnt nicht schlecht und spricht viele interessante Themen an. Und Jeffrey Dean Morgan ist und bleibt ein sympathischer Hauptdarsteller. Das wars dann aber auch schon. Denn als Horrorfilm versagt er so ziehmlich auf ganzer Linie... zu bieder, zu geschwätzig, zu harmlos... ja... einfach zu wenig Horror wird hier geboten. Und jetzt dürft ihr genau (k)einmal raten, unter welche Kategorie der "Ghost House"-Produktionen "The Unholy" fällt... !? Kleiner Tipp... der Alternativtitel "Pfui Buh" wäre ganz passend ;-) !
3 Punkte
3/10