Die Rückkehr des Popcorn-Kinos
Kaum zu glauben, mein letzter Kinobesuch war im August 2020, als Tenet die Rückkehr des Kinos anpries und dann kam es noch dicker und lange Zeit wieder gar kein Kino. Ich habe durchaus bemerkt, dass die Arbeit des Filmkritikers zu Ende geht, wenn es kein Kino mehr gibt. Vielleicht ist es mir da genauso gegangen wie unzähligen im Mannschaftssport, die während des Lockdowns die Motivation für alleiniges Training auch verloren haben. Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist, dass ich das Kino liebe. Meine Nachsicht lag heute sogar bei den schnatternden Jugendlichen, überhaupt habe ich mal wieder gemerkt, dass Kino eben nicht nur Film ist, sondern Saal, Leinwand und Publikum.
Ganz ehrlich, ich mag das Monsterverse und bin ein alter Godzilla-Fan, aber ich habe mir jetzt nicht wirklich einen großen Wurf erwartet, sondern wollte einfach ins Kino. Was Godzilla vs. Kong aber bietet, ist einfach absolut großariges Popcorn-Kino vom feinsten, das sich nicht wie die düsteren anderen Teile gebärt, sondern in eine Neonwelt versinkt, die farblich und inszenatorisch von Adam Wingard (You're next) wirklich schillernd eingefangen wurde. Der von Tom Holkenborg wieder mal monströs-orchestrale Soundtrack gehört sicherlich zu seinen besten momentanen Werken und wird von 80er-Jahre-Synthie-Klängen begleitet, die man schon aus Stranger Things kennen und lieben dürfte.
Das Thema dürfte bekannt sein und sich aus dem Titel ergeben. In Godzilla vs. Kong geht es zunächst einmal um einen Kampf zwischen Godzilla und Kong, der auf offenem Meer ausgetragen wird und leichte Schwächen beim König der Affen zeigt. Überhaupt kommt Kong nicht wirklich gut davon. Gerade der Beginn wirkt wie ein Werbevideo zu einem neuen E-Auto, stellt sich aber als Truman-Show für Kong heraus, die er bald jedoch entlarvt. Ganz so, wie es in einem guten Godzilla-Film ist, gibt es hier auch ein Kind als Identifikationsfigur. Das Mädchen ist taubstumm und hält eine besondere Überraschung für Fans des Riesenaffens bereit, schafft vor allem aber eine nahe Bindung zum handzahmen Monster und macht es fast menschlich, wie das ja schon mit der "weißen Frau" im Jahre 1933 war.
Die restlichen Figuren sind eher Marginalie und werden vom Schauspielpersonal souverän dargstellt, wie Alexander Skarskgard, Rebecca Hall oder Bryan Tyree Henry beweisen. Am heraussstechendsten ist sicherlich Millie Bobby Brown, die längst gezeigt hat, dass sie nicht nur Elfi aus Stranger Things kann. Sie ist mittlerweile eine bald volljährige Jugendliche, von der man sicherlich noch einiges sehen wird. Ihr Schauspiel überzeugt auf voller Linie.
Doch zurück zum Plot, der von der Grundprämisse ausgeht, dass die beiden "Alphas" Kong und Godzilla eigentlich keine Bedrohung für die Erde mehr darstellten, wie aus den Vorgängern bekannt sein müsste. Doch Godzilla hält sich mal wieder nicht an die Regeln und geht seinem zerstörerischen Werk nach. Einzig Madison Russell als eingefleischte Verschwörungstheoretikerin mit Realitätsbezug schart einen kleinen Haufen Widerständler um sich, um zu beweisen, dass die Aggression des Monsters nicht normal sein kann. Wie sich das am Ende ausgeht, wird sicher einige besänftigen. Denn die Frage ist ja immer: wer gewinnt? Kong oder Godzilla?
Ich bin übrigens ganz klar Team Godzilla!
Währenddessen gehen wir aber auf die eigentliche Haupterzählung ein, die sich leider nicht um Godzilla dreht, sondern vor allem um Kong, der auf die Suche nach seinen Ahnen geht - oder besser: gehen muss. Hierbei kommt nun die in den anderen Filmen bereits angedeutete Hohlerdetheorie zum Tragen und ohne nun mehr zu verraten, erleben wir insgesamt ein Fest des phantastischen Films, der hier nicht nur in ein Monster-Action-Spektakel mündet, sondern zwischen Fantasy und Science Fiction pendelt, dass es einfach nur eine Freude ist.
Ich kann nicht anders, der Film macht einfach gigantischen Spaß und hält ein weiteres "Monster" bereit, über das sich einige sicher sehr freuen werden. Mir hat es vom Design zwar nicht ganz gefallen, aber das ist persönlicher Geschmack, genauso wie die Effekte, die sich in ein wahres CGI-Gewitter entladen, das auf höchstem Niveau ist, jedenfalls aus meiner Sicht, auch wenn ich stellenweise die Verbindung zum Auto-Werbeclip nicht loswerden konnte.
Zusammengefasst darf man hier keinen reinen Monsterklopper erwarten, sondern bekommt eine Mischung aus 80ies-90ies-Melange geschenkt, die sich einen Dreck um Realismus schert, sondern das Monsterverse richtig aufreißt, mit der einen brennenden Frage für mich, wie das denn nun weiter gehen soll. Waren die Filme Kong: Skull Island, Godzilla und Godzilla II: King of the Monsters doch recht düster, ist Godzilla vs. Kong ein quietschbunter Blumenstrauß, wie ihn nur das beste Popcorn-Kino bieten kann.
Unbedingt im Kino empfehlenswert, solange es noch geht!
Wenn ich an die Pandemie denke, muss ich abschließend noch an die hellsichtigen brasilianischen Metal-Helden Sepultura denken:
"Biotech ist Godzilla!"
Recht hatten sie!
Grüße
Gojira(sh)
9/10