Schon seit Wochen hat Scott nichts mehr von seiner Tochter Jen gehört. Zusammen mit ein paar Freunden wollte sie den berühmten Appalachen Trail erwandern, doch plötzlich brach der Kontakt ab. Nun begibt er sich auf die Suche nach ihr, an den Orten wo sie zuletzt gesehen wurde. Doch die Gruppe scheint spurlos verschwunden. Und nun scheinen sich die Mythen die sich um den Wanderweg und seiner Umgebung ranken zu bewahrheiten…
WRONG TURN
(The Foundation)
2003 legte Regisseur Rob Schmidt den Grundstein der Reihe um körperlich degenerierte Personen (Mutanten ?) die im dichten Wald ihr Unwesen trieben und in Menschen die sich dummerweise hierher verirrten ein Festmahl sahen. Mittlerweile brachte es die Reihe auf 6 Ableger wobei nur der Erstling ohne Schnitte (FSK 16) durchkam. Die restlichen wurde zuweilen drastisch gekürzt. Was das für den Filmgenuss hieß dürfte klar sein… Doch 2021 war es wohl Zeit für eine Frischzellenkur der Reihe und Regisseur Mike P. Nelson (The Domestics) ließ sich was komplett neues einfallen ! Zum Glück wie sich herausstellt (in meinen Augen).
Statt Eliza Dushku ist hier Charlotte Vega (American Assassins) in der Hauptrolle zu sehen. Sie verkörpert die junge Jen Shaw die der Entdeckerdrang gepackt hat. Allerdings ist sie aber auch die einzige ihrer Clique die noch nicht weiß wie sie ihr weiteres Leben gestalten bzw. es sich entwickeln soll.
Da sind ihr beispielsweise ihr Freund Darius (Adain Bradley; The 100) und Milla (Emma Dumont) ein paar Schritte voraus. Darius leitet eine Art StartUp Unternehmen und Milla studiert Medizin. Weniger mit ihrer beruflichen als privaten Zukunft sind die beiden Turteltäubchen Gary (Vardaan Arora) und Luis (Adrian Favela) beschäftigt. Sie wollen in erster Linie sich und ihr Leben genießen.
Da die Gruppe aber wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint, macht sich Jens Vater Scott (Matthew Modine; u.a. Full Metal Jacket, Die Piratenbraut, 47 Meters Down) auf die Suche. Doch er stößt nicht nur auf verschwiegene und abweisende Einwohner, sondern auch auf einen Mythos über den man nicht spricht…
"Bleibt auf dem Weg und verlasst ihn zu keiner Zeit !"
"... natürlich…"
Manch einer zog ein langes Gesicht als bekannt wurde daß die Reihe neu aufgelegt wird. Und als durchsickerte daß sich auch der Inhalt ändern soll mischte sich Wut mit Irritation. Nach dem Motto: "Mami, Mami ich bekomm doch jeden Morgen Erdbeermarmelade aufs Brot ! Warum jetzt auf einmal Honig ? Das geht nicht !" Obwohl beides süß ist und schmeckt… Ich persönlich mag Erdbeermarmelade ebenso gerne wie Honig und hab somit auch keine Probleme mit Abwechslung oder Veränderung.
In der Einleitung des Films wird man Zeuge wie Scott bereits verzweifelt auf der Suche nach Jen ist. Man lernt Modine als ebenso rührigen wie auch immer ruppiger werdender Vater kennen der bereit ist alles zu tun um seine Tochter zu finden. Kurz darauf katapultiert einen der Film 6 Wochen zurück um die vermisste Gruppe vorzustellen. Ich möchte jetzt nicht behaupten daß sie sich für was besseres halten, aber angekommen in der Provinz sehen sie sich gesellschaftlich doch höher angesiedelt als die ruhigen Leute hier. Auch die Händchen haltenden Garry und Luis ernten nicht nur positive Blicke. Der erste Abend im hiesigen Lokal verläuft ebenfalls eher suboptimal weil Adam sein loses Mundwerk nicht unter Kontrolle hat. Jens rhetorische Fähigkeiten können schlimmeres verhindern… Als dann aber bei ihrem Auto eine neugierige Gestalt erblickt wird lässt es sich der besoffene Adam nicht nehmen eine leere Flasche nach ihr zu werfen. Wer das wohl war ?
Frohen Mutes machen sich die 5 dann am nächsten Morgen auf den Appalachian Trail zu betreten. Zwar wird man in der nächsten Zeit mit Bäumen nur so bombardiert, aber Kamerameister Nick Junkersfeld schafft es stets auch die atemberaubende Landschaft drumherum durch ruhige Einstellungen einzufangen. Man kann sich dennoch des Eindrucks nicht erwehren daß jemand die Clique beobachtet… So wandeln sie entlang des Pfades und wie niemand vermuten möchte (ha...ha) schert sich keiner etwas darum was die nette Lady im Hotel sagte: Den Pfad nicht zu verlassen !
Wie bereits erwähnt wird die Reihe nicht einfach stur weitergeführt sondern komplett neu überholt. Mutanten oder Inzestergebnisse gibt's nicht mehr ! Viel mehr existiert hier ein Überbleibsel aus der Gründerzeit des Landes welches sich der Neuzeit verweigert. Nur dumm daß die Städter mit dem zum ersten nicht rechnen und zum zweiten gar nicht kapieren was passiert und worum es geht. Aus diesem Grund geschehen ein paar Dinge die die Gruppe langsam aber sicher dezimieren. Anders als in der "alten" Reihe splattert man sich nicht uninspiriert durch eine hauchdünne Story sondern passt die Gewaltausbrüche den Gegebenheiten an. Um es in andere Worte zu kleiden...die rabiaten Szenen existieren nur weil Kollege Abenteurer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Obwohl es nicht suppt wie Eimer sind die Effekte (oftmals auch nur Resultate) ned von schlechten Eltern ! Zerschmetterte Körper oder Schädel sind schon mal drin ! In jedem Fall ist der Pegel der Gewalt recht hoch, aber wirkt zu keiner Zeit hineingepresst. Wie gesagt, wenn man nicht mit geschlossenen Augen oder dem Smartphone vor der Kimme rumlaufen würde…
Was schließlich die Auflösung der Geschichte betrifft wirkt dies wie der berühmte Schlag ins Gesicht ! Plötzlich fühlt man sich als reiner Zuschauer fast schon mitschuldig und bis man es sich versieht wird das vermeintliche Opfer ganz schnell zum Täter ! Diesbezüglich ändert sich auch der Schauplatz wodurch ein gewisser Venable (Bill Sage; Raw, American Psycho) ins Spiel kommt. Und endlich darf Matthew Modine (verkommt leider etwas zum Lückenfüller) wieder mitspielen der sich endlich an die Spur seiner Tochter geheftet hat. Die fast völlige Veränderung der bisherigen Story mag nicht jedem gefallen. Ich persönlich fand den, wie es neudeutsch heißt, Twist einfach genial und führt den Film in eine Richtung die nicht zu erwarten war. Man darf gespannt sein !
"Das sind unsere neuen Nachbarn !"
Hat sich der Zuschauer letztlich von Twist Nummero Uno erholt folgt am Ende sogleich der zweite. Wenn man möchte ein Film mit 2 Showdowns...downen...Showdown:innen…. Also Finale x2. In jedem Fall hatte ich ein fast schon gemeines Vergnügen an diesem Neuanfang ! Ein Vergnügen daß bestimmt nicht jeder mit mir teilt, weil das Ding einfach zu...neu ?...zu anders ? ist. Wer sich darauf nicht einlassen will oder kann dem sei es gegönnt. Dennoch ist der Streifen mehr als gelungen und bringt frischen Wind in die leicht abgenudelte alte Reihe.
ses
8/10