The Big Hit
Herstellungsland: | USA (1998) |
Standard-Freigabe: | FSK keine Jugendfreigabe |
Genre: | Action, Martial Arts, Komödie, Thriller |
Alternativtitel: | Volltreffer - The Big Hit Warheads Equipo mortal |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 8,06 (33 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Melvin Smiley ist ein netter Typ mit einem großen Herzen - und der effizienteste Killer, der je für Boss Paris gearbeitet hat. Seine Kumpane Cisco, Vince, Crunch und Gump machen sich das häufig zunutze und lassen Hitman Melvin nur zu gerne allein ins Feuer laufen. Aber Melvin hat noch ganz andere Probleme: Zwei Frauen, die an ihm herumzerren, Schwiegereltern in spe, die ihn nicht mögen, und Magenprobleme wegen all der Schwirigkeiten. Zudem lässt er sich auf Ciscos Plan ein, die Tochter eines asiatischen Filmproduzenten zu entführen. Dummerweise aber ist die hinreißende Kleine das Patenkind von Paris. Und der hetzt beiden sofort seine Totschläger auf den Hals. Cisco kann sich noch rechtzeitig auf die richtige Seite schlagen. Aber Melvins Leben ist keinen Cent mehr wert! (Sony Pictures)
Melvin Smiley ist ein herzensguter Kerl, der niemandem einen Gefallen abschlagen kann - dumm nur, dass er als Profikiller arbeitet. Seine Partner Cisco, Crunch und Vince nutzen seine Gutmütigkeit schamlos aus, indem sie ihn bei ihren Aufträgen den Großteil der Arbeit machen lassen und hinterher seinen Anteil für sich einstreichen. Zu allem Übel führt Melvin parallel noch zwei Beziehungen: mit der herrischen Chantel, die ihn gnadenlos ausnimmt, und der naiven Jüdin Pam, die er heiraten möchte und vor der er daher sein Verhältnis mit Chantel und seinen Beruf geheim hält. Da er an chronischen Geldsorgen leidet, macht er bei einer Unternehmung seiner Kollegen mit, die auf eigene Faust die Tochter eines reichen japanischen Elektromagnaten entführen wollen, um Lösegeld zu erpressen. Melvin wird dazu abkommandiert, auf die verängstigte junge Frau aufzupassen. Was weder er noch der Rest der Killertruppe ahnt, ist, dass es sich bei ihr um die Patentochter von Paris, dem Boss der vier Komplizen, handelt. Dieser bläst sofort zur Jagd auf die dummdreisten Kidnapper. Cisco kann noch rechtzeitig seinen Kopf aus der Schlinge ziehen, indem er seinem tollpatschigen Helfer Gump und Melvin die Schuld in die Schuhe schiebt, während Crunch und Vince das Weite suchen. Melvin steckt bis über beide Ohren im Schlamassel, denn gleichzeitig ist er damit beschäftigt, ein Dinner für Pam und seine künftigen Schwiegereltern zu organisieren, die natürlich von alldem nichts erfahren dürfen. Die einzige, welche in dieser Situation zu ihm hält, ist ausgerechnet das Entführungsopfer Keiko, für die er langsam Gefühle entwickelt. Ob es den beiden gelingen wird, mit heiler Haut aus der Sache herauszukommen...?
Ein Hongkong-Regisseur macht auf Tarantino
"The Big Hit" ist das Hollywood-Debüt des in Hongkong erfolgreichen Schauspielers und Regisseurs Kirk Wong, der Actionfans vor allem durch "Hard To Die" (der international unter dem Titel "Crime Story" erschien) mit Jackie Chan bekannt sein dürfte. Bei seiner ersten amerikanischen Produktion bekam er dabei Schützenhilfe von seinem schon länger in der Traumfabrik arbeitenden Kollegen John Woo, dessen Produzenten Terence Chang und Actionstar Wesley Snipes (dessen Name damals in Hollywood auch noch was galt). Der Film atmet somit eindeutig den Geist des Hongkongkinos: wuchtige Schießereien mit origineller visueller Inszenierung wie Nachtsicht und Blendeffekten, Zeitlupen, eine entfesselte Kamera und toll choreographierte Kämpfe. Die Action fällt dabei aber kaum blutig aus, denn seinen Schwerpunkt legt "The Big Hit" auf Humor. Und aus diesem Grund dürfte er bis heute polarisieren, denn manche werden sich am überzogenen Klamauk stören, andere hingegen ihre Freude daran haben. Ich persönlich zähle mich zu letzteren und schäme mich dessen auch nicht.
Natürlich merkt man dem Film an, dass er auf der Welle postmoderner Gangsterkomödien mitreitet, die durch Tarantinos "Pulp Fiction" losgetreten wurde und noch bis Mitte der 2010er Jahre viele Nachzügler fand, denn er weist auch alle Merkmale des "Kill and Talk"-Subgenres auf: schräge Charaktere, die in haarsträubende Situationen geraten, überzeichnete Gewalt und andauernde Anspielungen auf bekannte Werke der Popkultur. Aber all das wirkt hier nicht erzwungen, sondern fügt sich perfekt in die überdrehte Geschichte ein.
Die Besetzung: Marky Mark gegen zwei Siskos
Der gut aufgelegte Cast trägt dabei auch viel zur Unterhaltung bei. "Marky Mark" Wahlberg, der sich damals noch am Anfang seiner Schauspielkarriere befand, aber immerhin schon mit "Boogie Nights" auf sich aufmerksam gemacht hatte, gibt den netten, aber überforderten Helden, der aus Angst vor Zurückweisung zu allem Ja sagt und sich damit immer weiter ins Verderben reitet. Rückblickend eine eher untypische Rolle für ihn, die er aber gut meistert, auch wenn er eher körperlich als mimisch gefordert wird. Völlig gegen den Strich besetzt ist Lou Diamond Phillips, der zumeist eher in ernsten Rollen auftritt (z.B. in "Young Guns" I+II oder "Mut zur Wahrheit"), hier als selbstverliebter Cisco mit seinem exaltierten Schauspiel aber die Lacher auf seiner Seite hat und sein komödiantisches Talent voll ausschöpft. "Kelly Bundy" Christina Applegate als biedere Pam und Antoine Fuquas Frau Lela Rochon (die im selben Jahr in einem weiteren Actionfilm eines Hongkong-Regisseurs auftrat, nämlich dem von mir zuletzt rezensierten "Knock Off") als hinterhältige Chantel geben die beiden gegensätzlichen Liebschaften Melvins mit viel Spielfreude. Richtig glänzen kann Avery Brooks (Benjamin Sisko - was sich lustigerweise genauso anhört wie der Rollenname von Phillips - aus "Star Trek: Deep Space Nine") als Ehrfurcht einflößender Gangsterboss Paris. Die süße China Chow (wirkte später u.a. in "Spun" von Jonas Åkerlund mit) in ihrer ersten Rolle als hilflose gekidnappte Studentin Keiko, die aber gerissener und schlagfertiger ist, als es den Anschein hat, ist überzeugend und sympathisch und die Liebesgeschichte zwischen ihr und Wahlberg wirkt nie aufgezwungen. Tatsächlich hatten die beiden nach den Dreharbeiten auch im echten Leben eine Beziehung, wobei Chow mittlerweile mit Rockstar Billy Idol liiert ist.
Keikos Vater, den glücklosen gescheiterten Filmstar Jiro Nishi, verkörpert Leinwandveteran Sab Shimono (u.a. "Schlacht um Midway", "Gung Ho", "Shadow und der Fluch des Khan") und sorgt wie Phillips und Wahlberg für viele urkomische Momente. Ebenso wie Bokeem Woodbine (u.a. "The Rock", "Dead Presidents", "Ray") als sexsüchtiger Crunch und Elliott Gould, ein weiterer hochkarätiger Schauspieler, als Alkoholikervater von Pam. Weniger Eindruck hinterlassen Lainie Kazan (u.a. "Delta Force", "My Big Fat Greek Wedding") als dessen konservative Ehefrau und der vielbeschäftigte Antonio Sabato Jr. (u.a. "Melrose Place"), der später in die Politik ging, als Schönling Vince, aber schauspielerisch sind sie auch nicht schlecht. Kleinere, aber wiederum sehr amüsante Parts haben noch der hauptsächlich in Billigsequels (wie "Eiskalte Engel 2" und "The Skulls II") und TV-Serien (u.a. "Sanctuary - Wächter der Kreaturen") mitspielende Robin Dunne als stotternder, unsicherer, aber auch technisch bewanderter Gump und Danny Smith (u.a. "Suck - Biss zum Erfolg") als pingeliger, nerdiger Videothekar, der Melvin wegen eines zu lange ausgeliehenen Films in den Ohren liegt. Allen ist der Spaß anzumerken, den sie beim Dreh hatten.
Das Drehbuch: Dullars und Riesenaffen
Eigentlicher Star des Films ist für mich jedoch das Drehbuch von Ben Ramsey (der später noch bei den billigen Actionfilmen "Love and a Bullet" und "Blood and Bone" Regie führte und das Skript zum unfreiwilligen Megatrash "Dragonball Evolution" verfasste, für das er sich aber sogar entschuldigte). Denn er zeigt hier ein hervorragendes Gespür für funktionierenden Witz. Sicher ist die Handlung ziemlich unlogisch und nimmt ein paar Wendungen zu viel, aber das ist unwichtig, solange die Gags sitzen. Und das tun sie definitiv! Dazu werden sie nicht willkürlich in die Geschichte eingebaut, sondern mehrmals im Laufe der Handlung erneut aufgegriffen und variiert.
Achtung! Jetzt spoilere ich einige der besten Gags des Films, aber ich kann einfach nicht anders, weil sie mir so gut gefallen.
Besonders mag ich die Absurdität, die sich ergibt, wenn sich Profis in einem ernsten Geschäft (wie Killer, Agenten, etc.) unglaublich dämlich verhalten. Beispielsweise wenn Cisco von Keiko bei ihrer Entführung verlangt, dass sie einen Erpresserbrief vorliest, der nur dummerweise mit zahlreichen Rechtschreibfehlern gespickt ist.
Keiko: „Vater, ich bin entfuhrt, es geht mir gut.“
Cisco: „Entführt!“
Keiko: „Steht hier aber nicht.“
Cisco: „Du wirst es trotzdem sagen.“
Keiko: „Ich bin entführt worden, im Moment geht es mir noch gut, aber nicht mehr... lunge?! Wenn du nicht die Sonne von... eine Million Dullar...“ (muss lachen)
Cisco: „Moment mal, warte mal! Lunge? Die Sonne von eine Million Dullar? Sag mal, was zum...“
Keiko: „So steht es da-ha!“
Cisco: „Es heißt 'lange' und 'die Summe von einer Million Dollar'! Du weißt genau, wie das heißen muss.“
Keiko: „Aber du hast gesagt, ich soll das lesen, was da steht, und genau das hab ich getan.“
Cisco: „Sag es so, wie es gemeint ist, ok?!“
Keiko (betont beim Lesen die falsch geschriebenen Wörter übertrieben): „...vielleicht nicht mehr lange. Wenn du nicht die Summe von einer Million Dollar zahlst, wirst du mich nie mehr lebend sehen. Diese Männer meinen es besonders.“ (lacht erneut) „Von wem ist das?“
Cisco: „Crunch!“
Crunch: „Was ist?“
Cisco winkt entnervt ab.
Melvin (zu Crunch): „Ich glaube, er hat ein Problem mit dem Zettel.“
Keiko: „Hier steht 'besonders'. Steht da wirklich. Du hast gesagt, ich soll das vorlesen. Du hast mir nicht gesagt, ich soll improvisieren.“
Cisco: „Oh, improvisieren! Wer bist du? Meryl-ich-weiß-alles-Streep?! Ok, improvisier' die Nachricht!“
Keiko: „Diese sexuell frustrierten, degenerierten Penner meinen es besonders ernst!“
Cisco: „Nicht... nicht improvisieren! Nicht die Nachricht improvisieren!“
Als Cisco ihrem Vater am Telefon dann das Tonband mit der endlich richtig aufgenommenen Nachricht abspielen will, erwischt er prompt mehrmals die falsche, weswegen sein Gesprächspartner, der gerade theatralisch Selbstmord begehen will, genervt auflegt. Schließlich kann ihm doch noch die Nachricht übermittelt werden. Jiro Nishi versucht natürlich, mit seinem Ortungsblocker den Anruf zu orten, Technikfreak Gump besaß aber genug Geistesgegenwart, einen Ortungsblocker-Blocker zu basteln, um das zu verhindern. Was er aber nicht bedachte, war, dass Nishi klug genug war, einen Ortungsblocker-Blocker-Blocker zu bauen, womit er dann doch noch geortet wird. ^^
Dann ist da noch der Running Gag um eine Videokassette, die Melvin vergessen hat, rechtzeitig zurückzubringen und der er bis zum Schluss des Films, ehrlich wie er ist, hinterherjagt. Als es dann schließlich zwischen ihm und Cisco zum Showdown in der Videothek kommt, ereignet sich der lustigste Moment des Films: mitten im Kampf, während die beiden Schläge und Tritte austauschen, müssen sie plötzlich stutzen, als ihr Blick auf ein Poster mit dem „Kunden des Monats“ fällt – denn dieses zeigt keinen anderen, als den für seinen enormen Pornokonsum bekannten Crunch. ^^
Auch herrlich sind die erwähnten Anspielungen auf andere bekannte Filme, wie beispielsweise den damals noch nicht so alten hervorragenden Gerichtsthriller „Eine Frage der Ehre.“
Cisco: „Wieso kannst du nicht diese abgefuckten, geldgierigen, respektlosen Schlampen zum Teufel jagen?!“
Melvin: „Die Wahrheit?“
Cisco: „Ja, ich will die Wahrheit!“
Crunch: „Du kannst die Wahrheit doch garnicht vertragen!“
Beim Dinner mit Pams Eltern, das von Cisco und weiteren Killern gestört wird, erwähnt Pams betrunkener Vater "Rain Man" und "Rat mal, wer zum Essen kommt". In der Videothek hängen lauter Plakate zu Trashstreifen des Studios Troma. Und bei der erwähnten Videokassette, die Melvin von Chantel geklaut wurde und die diese sich mit ihrem Freund Sergio, mit dem sie Melvin betrügt, ansieht, handelt es sich um „King Kong Lebt“. Sergio liebt diesen Film, was auch amüsant ist, schließlich gilt John Guillermins Fortsetzung zu seinem „King Kong“-Remake allgemein als eines der schlechtesten Sequels überhaupt.
Meister hinter der Kamera und Dragqueens davor
Das kann man natürlich alles albern und nervig finden, ich find's extrem witzig. Zumal „The Big Hit“ handwerklich an sich (sieht man von ein paar schlechten CGI-Explosionen ab) erste Sahne ist. Kameramann Danny Nowak („Ghostland“) erfasst die Action geschickt mit seiner dynamischen Kamera und die rasante Montage von Pietro Scalia, einem Meister seines Fachs (u.a. „JFK- Tatort Dallas“ und sämtliche Filme von Ridley Scott ab „Die Akte Jane“) lässt keine Langeweile aufkommen. Der flotte elektronische Score von einem anderen Meister, Graeme Revell (u.a. „Strange Days“, „The Crow“, „From Dusk Till Dawn“), trägt auch viel zur amüsanten Wirkung vieler Szenen bei. Sehr gut ausgesucht ist auch der Soundtrack, mit u.a. Joe Jacksons coolem Rocksong „I'm The Man“ und der schönen Ballade „She's The One“ von World Party (die den meisten in der Version von Robbie Williams bekannt sein dürfte), welche in Schlüsselszenen erklingen.
Der Film hätte sogar noch witziger sein können, wenn man die – auf der DVD, aber nicht auf der Blu-Ray enthaltenen – entfernten Szenen noch beibehalten hätte. In denen gibt es weitere lustige Pointen zu Crunchs Pornosucht und man erfährt, dass Sonnyboy Vince in Wahrheit ein Transvestit ist.
Daumen runter zur Altersfreigabe, Daumen hoch zum Film
Insgesamt also ein sehr vergnüglicher Film, bei dem die hohe Freigabe von 18 Jahren völlig unverständlich ist, denn wirklich blutig wird es hier kaum. Die FSK störte sich damals aber wohl vor allem an der beiläufigen Selbstverständlichkeit, mit der von den Protagonisten Leute umgenietet werden. Zugegebenermaßen erreicht der schwarze Humor gelegentlich tatsächlich zynische Ausmaße.
Melvin: „Ich meine, ich bin ein Profikiller. Ich bringe Leute für Geld um. Immerhin hatten die Typen es bisher verdient, naja, von ein paar Ausnahmen abgesehen, aber das ist mein Job, verstehst du?“
Andererseits war das in „Pulp Fiction“ auch nicht so viel anders und der ist ab 16 freigegeben. Meiner Meinung nach hätte man „The Big Hit“ jedenfalls schon längst runterstufen sollen.
Unterm Strich konnte mich Kirk Wongs Hollywoodausflug (dem leider nichts Nennenswertes mehr folgte) also voll überzeugen. Dass ich mit meiner Wertung nicht noch höher gegangen bin, liegt daran, dass die Action-Setpieces durchaus noch beeindruckender hätten ausfallen können, ich mir zu ein paar Nebencharakteren ein paar mehr Hintergründe gewünscht hätte und „The Big Hit“ keine so große Dichte an Schenkelklopfern aufweist, wie andere Komödien, die zu meinen Lieblingsfilmen zählen. Nichtsdestotrotz ein Film, der auch nach vielen Sichtungen nicht langweilig wird und genau das Richtige für einen Partyabend mit Freunden ist.
Kommentare
24.09.2021 09:50 Uhr - Charlie Bronson |
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27.09.2021 08:54 Uhr - Draven273 |
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