Benedetta
Herstellungsland: | Frankreich (2021) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Biographie, Drama, Liebe/Romantik, Historie |
Alternativtitel: | Sainte Vierge Blessed Virgin |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 8,33 (6 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Italien im 17. Jahrhundert: Hinter den Mauern des Klosters von Pescia versetzt die Novizin Benedetta Carlini (Virginie Efira) die Oberhäupter der katholischen Kirche in Aufregung, als die Wundmale Christi an ihrem Körper auftreten. Trotz anfänglicher Zweifel an der Echtheit der Stigmata steigt Benedetta als „Auserwählte Gottes“ zur Äbtissin auf. Von nun an genießt sie Privilegien in der Ordensgemeinschaft, die ihr ein geheimes Doppelleben erleichtern: Sie lässt sich von der Nonnenschülerin Bartolomea (Daphné Patakia) in die Geheimnisse körperlicher Lust einführen. Doch die ehemalige Klostervorsteherin Felicita (Charlotte Rampling) kommt dem verbotenen Treiben auf die Spur… (Capelight Pictures)
Paul Verhoeven ist nach seinem kleinen Vergewaltigungsdrama „Elle“ aus 2016 endlich wieder zurück. Auch wenn er seit seinen (optisch) großen Krachern wie u.a. RoboCop, Total Recall und Starship Troopers deutlich kleinere Brötchen backen muss, abgeschrieben ist er noch bei weitem nicht. Keine goldene Himbeere die ihn aufhalten könnte.
„Benedetta“ aus dem Jahr 2021 handelt von einem Drama, um die namensgebende Nonne, gespielt von Virginie Efira (Elle). Und da wir hier über den gewohnt ungenierten Verhoeven sprechen, darf bei einem gewissen Nunsploitation Einschlag auch so jemand wie Urgeistein Charlotte Rampling (The Devils) natürlich nicht fehlen.
Verhandelt werden in dem Film sehr vordergründig Sexualität (zwischen zwei Nonnen) und blinder Glaube, gerne auch an Wunder. Der Film tänzelt dabei gekonnt zwischen dem schmalen Grad aus echten Wundern und Hochstapelei. Ist Benedetta wirklich eine Heilige und kann Wunder wirken? Oder ist sie stattdessen eine durchtriebene Hochstaplerin? Gerade im ersten und zweiten Drittel des Films bietet Verhoeven dem Zuschauer verschiedenste Lesarten, bevor sich dann erst gegen Ende eine Lesart immer deutlicher abzuzeichnen beginnt…jedenfalls vermeintlich. Obendrauf basiert die Handlung wenn auch etwas abgeändert durch Verhoeven, auf realen Ereignissen aus der Zeit.
Die immer allgegenwärtige Religiosität, gepaart mit Machtspielen um Geld und Einfluss zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und die darin vorkommenden Charaktere. Manche dabei stark und unerschütterlich in ihrem Glauben, andere zögerlich und zweifelnd. In Wahrheit nie die Stimme Gottes gehört und doch teil der Maschinerie, in einer Zeit, wo es nicht so viele Perspektiven gegeben hat und das Leben in einem Kloster durchaus als Erstrebenswert angesehen werden konnte.
Benedetta, furios, wie immer überzeugend verkörpert von einer über allen Maßen attraktiven Virginie Efira, sticht dabei in jeder Szene hervor, dominiert diese, nimmt alles und jeden für sich ein. Stoisch unerschütterlich, dabei hin- und herwechselnd zwischen gütig und vom heiligen Geist besessen tobend. Benedettas Liebhaberin in Form der noch sehr jungen Nonne Bartolomea ist gespielt durch die noch sehr jungendhaft wirkende Daphne Patakia (Djam) ein angenehmer, wie teils unbeherrschter Gegenpart, zu der sonst alle anderen überragenden Lichtgestallt Benedettas.
Aber was ist jetzt mit dem Sex? Sehr stilvoll und langsam knisternd aufbauend über die erste Filmhälfte inszeniert. Neben dem ein oder anderen ganz klaren Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes, allerdings deutlich zurückhaltender und über einen zwei Stunden Film eher spärlich gesät, als man es bei so jemanden wie Paul „Showgirls“ Verhoeven erwarten würde. Also wer hier die große Provokation oder gar flutschtig-ferkelige-wichsvorlagen-Orgie erwartet, wird wohl eher enttäuscht werden. Der Film versteht sich da doch viel mehr als Kunst und (Historie)Drama Werk.
Die Bildsprache der Inszenierung bleibt den gesamten Film hindurch angenehm unaufgeregt, jede Szene wie aus Stein gemeißelt, von der Kamera für die Ewigkeit festgehalten. Die Musik dabei durchweg religiösen Gesängen gleichend den Film hindurchwabernd, wodurch der Zuschauer unmöglich sich dem Mittelalter Vibe entziehen kann.
Das Pacing dabei immer wieder aufgelockert, durch die kauzigen Eigenarten der handelnden Charaktere und einfach der uns heute schräg erschienenen Zeit. Kann bisweilen schon Slapstickniveau haben, wenn Benedetta sich gerade eine Vision von ihrem Liebhaber Jesus zusammenträumt, in der er mit einem Schwert bewaffnet (klar!) wahlweise Schlangen oder anrückende Vergewaltiger niederschlägt, um seine Braut Benedetta zu verteidigen.
Unter dem Strich bleibt der Film aber in Summe eher ernsthafter und wandelt so mehr auf den Spuren von Verhoevens letztem (Kammerspiel)Drama „Elle“. Jeder Zuschauer wird dabei mit Sicherheit seine eigenen Lesarten und Interpretationen für diese wundersame Geschichte finden müssen, verwoben mit Religiosität, sexuellen Verlagen und dem unbedingten Streben nach Macht.
Wer wird am Ende oben und wer unten sein? Auf dem Scheiterhaufen stehen, oder daneben? Bis zum Ende spannend und teilweise nur schwer vorherzusehen. Analogien und Metaphern zu Benedetta als Jesus sind dabei gerne willkommen.
8/10 entblößte Bilderbuchbrüste
Kommentare
19.01.2022 11:00 Uhr - Cinema(rkus) |
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19.01.2022 15:05 Uhr - Necron |
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21.01.2022 00:24 Uhr - The Machinist |
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21.01.2022 14:56 Uhr - Necron |
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21.01.2022 22:44 Uhr - The Machinist |
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