Schließen wir den Kreis : willkommen zur Kritik von Scream 5, veröffentlicht im Jahr 2022, unter der Regie von Matt Olphin und Tyler Gillett, deren inszenierte Story durch James Vanderbilt verantwortet wird. Das bedeutet im Klartext die Zusammenkunft mit einer komplett neuen Crew hinter dem Scream - Franchise, das Wes Craven leider aufgrund seines Ablebens verlassen musste. Doch geht die Atmosphäre der Reihe damit den Bach runter? Ist ab Scream 4 (2011) der Ofen aus? Nein. Jetzt geht es gerade erst wieder los und die Weichen für frische Geschichten sind allemal gestellt.
Fangen wir mit Jenna Ortegas Tara an, denn Tara ist eine Figur, bei der ich über 115 Minuten Laufzeit innig gebangt habe, dass ihr kein tödliches Übel widerfährt. Von der ersten Sequenz an strahlt sie Unschuld aus, eine erquickende Quelle der Jugend, die mit fast schon erschütternden Massen von Talent auf die Leinwand gezaubert wird. Ihr Schmerz ist unser Schmerz, das macht sie zu einer wichtigen und gewichtigen Schlüsselfigur. Weiter geht's mit Sam Carpenter, gespielt von Melissa Barrera. Wo Tara die Unschuld mitbringt, trägt Sam eine physische wie geistige Stärke für Konfrontationen mit allerlei Hindernissen in sich. Sie stellt sich Ghostface und ist bereit, ihrer Schwester den eigenen Tod zu widmen. Das macht die Carpenter - Schwestern als Neuzugänge nicht nur interessant, sondern perfekt koordiniert. Wir mögen sie und sehen ihrem Abenteuer gerne zu. Ihr merkt es nun vermutlich schon : der alte Cast ist in den Hintergrund gerückt. Das stimmt allerdings auch nur teilweise. Ja, Neve Campbell und Courteney Cox sind nicht mehr die ultimativen Aushängeschilder für diesen Film und somit kommt die Rolle des gealterten Mentors, der charakterlich Züge einer 2018 - Laurie Strode annimmt, David Arquettes Dewey zu. Jede weitere Silbe zu Dewey wäre ein Spoiler. Sagen wir einfach, die Entwicklung seiner Figur verläuft über den Bogen der vorherigen Filme sehr flüssig, sehr logisch und angenehm würdevoll. Er hat sich verändert und ist trotzdem mit dem Herzen nahe an den Menschen in seiner Umgebung. Man sieht Arquette dadurch gerne spielen und vergönnt ihm jede Minute, die seine jüngeren Kollegen gerade nicht beanspruchen, was böser klingt, als es gemeint ist. Die Geschichte von Scream 5 ist logisch unterteilt und man bemüht sich um Raum für jede der neuen Figuren, was durch einen Kniff im Geschehen auch sehr gut gelingt. Jegliche Verbindungen zu älteren Teilen und natürlich dem Medium Film als solches sind exzellent integriert. Tatsächlich geht es dieses Mal auch nicht nur um Slasher, nein, auch "intelligente" Horrorfilme, wie mein Liebling Hereditary von 2019, finden ihren Platz im Skript. Viel mit denen gemein hat Scream 5 aber nicht. Dafür gehen grob aufgebaute Szenen zu schnell auf ihre Höhepunkte zu. Das Gefühl, dass jeder draufgehen könnte, wird jedoch erstmals seit Teil 1 von 1996 wieder erweckt. Im brutalen Finale kann man nicht sicher sein, ob alle Helden ihre Konfrontationen heil überstehen. Es ist ein blutiges Kräftemessen, bei dem handwerklich ansehnliche Gewaltspitzen zu Hauf serviert werden. Hinter die Maske selbst sollten aber auch Genreeinsteiger dieses Mal relativ schnell kommen, so schwer ist es nicht.
Der Soundtrack war nicht so gut, wie in den älteren Filmen, aber die Kamera hat mir vom Szenenstil her gefallen und diesen Film ziemlich hochwertig wirken lassen, wie letztendlich auch verdient. Die FSK 16 stemmt ein paar überraschend sadistische Angriffe, meistens hält man jedoch nicht direkt auf den eintretenden Schaden am Körper der Opfer, außer einmal, wo man jemandem sehr lange beim Sterben zuschaut. Der Bildfilter war wieder besser und ließ den Film nicht mehr so überbelichtet wirken. Die Integration moderner Themen wie elektronische Verschlüsse von Häusern oder kleine Anmerkungen wie Tatums Asche auf Deweys Regal zeigen einmal mehr, wie weit diese Reihe eigentlich mit qualitativ überzeugenden Einträgen gekommen ist. Scream macht also sehr viel richtig und im Grunde nur einen Brotkrumen falsch. Es ist ein sehr schönes Kinoerlebnis gewesen. Bei mir im Kinosaal war übrigens viel los, wir alle mochten unsere Hauptfiguren und konnten deshalb in bestimmten Momenten unser verbales Empfinden fast nicht unterdrücken.
8/10