Weißbier im Blut
Herstellungsland: | Deutschland (2020) |
Standard-Freigabe: | FSK 12 |
Genre: | Komödie, Krimi |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 10,00 (1 Stimme) Details |
Inhaltsangabe:
Der Duft von Kuhfladen weht über dem abgelegenen, hochverschuldeten Holznerhof, als Kommissar Kreuzeder (Sigi Zimmerschied) den Tatort betritt: In der Scheune unter dem Mähdrescher liegt - in seine Einzelteile zerlegt - eine nicht zu identifizierende Leiche. Nur sehr widerwillig macht sich der einst beste Kommissar Niederbayerns an den Fall, denn inzwischen verbringt Kreuzeder seine Zeit statt vorm Schreibtisch lieber im Wirtshaus, wo er so ganz nebenbei das Herz der üppigen Kellnerin Gerda Bichler (Luise Kinseher) erobert. Eindruck macht der Kreuzeder auch auf die Polizeipsychologin Frau Dr. März (Brigitte Hobmeier), die (ihn auf) seine Berufstauglichkeit überprüfen soll. Zwei Leichen später überträgt Kreuzeders Vorgesetzter, Kriminaloberrat Becker (Johannes Herrschmann), den Fall endgültig an den jungen Kollegen Klotz (David Zimmerschied). Aber das lockt den schrägen Ermittler mit der unkonventionellen Berufsauffassung und reichlich Weißbier im Blut nun doch aus der Reserve. Und damit fängt der Spaß erst richtig an... (Perathon Medien)
Um es gleich vorweg zu nehmen, wer hier einen Film a la Eberhofer oder gar eine weißblaue Komödie erwartet, der ist genau wie ich, der ich im Grunde genommen dem Trailer nach zu urteilen, danach ging, schief gewickelt.
Im Gegenteil, dieser pseudoschwarzhumorig, zusammengeschustert wirkende Film, mit Vertretern der Filmreihe nach Rita Falk und ihrem niederbayrischen Dorfsheriff, ist eine absolute Beispiellosigkeit an unlogischem Bauerntheater, daß ich seit Peter Steiner nicht mehr so sah, und selbst dessen Aufführungen waren im Hinblick auf Charaktertiefe der Figuren und ihren bewusst überspitzten Handlungen im Vergleich zu diesem Werk noch sehenswert.
Weißbier im Blut stammt wie die Buchvorlage und das Drehbuch von Jörg Graser, welcher seit längerer Abstinenz von Film und Fernsehen, seine Figur des melancholisch und resignierten Ermittlers Kreuzeder, nun vom Hörspiel visuelles Leben einzuhauchen versucht.
Hier wie auch im auditiven Pendant, verleiht Sigi Zimmerschied der Figur eine gewisse Tiefe, die eine krude Mixtur aus Columbos Gelassenheit, dem Wiener Schmäh eines Adolf Kottan, und die Is-scho-Recht-Mentalität einer kalten Weißwurst gleicht, respektive dem Thekencharme und die Trinkfestigkeit eines Charles Bukowski.
Dies sind aber, die einzig positiven Dinge, die ich dem ehemaligen Dienstellenleiter vom Eberhofer zugestehen will und wäre Rahmenhandlung nicht so abstrus, könnte man die Figur und weitere Abenteuer mit ihr sogar mögen.
Doch sobald man unter die Oberfläche der Schwermut und der Weißbier geschäumten Tiefsinnigkeit blickt, entdeckt man, eine Ideenlosigkeit, die morbid. als psychologische Aufklärungsarbeit für die Erklärung des Serienmörder per se herhalten muß, deren Anfänge natürlich in selbigen und dem überdeutlichen Einfluß der filmischen Industrie zu finden sein muß.
Um dies visuell zu begründen versucht der Film, mit seinen zahlreichen Nebenfiguren und deren Handlungen, zu welcher unter andererm die Figur der mit sich selbst und ihrem Beruf überfordert, aber dennoch genauso eloquent wie trinkfreudigen Psychologin Dr. März (Brigitte Hobmeier) zählt, welche stellvertretend für alle emanzipierten Frauen stehen soll, oder der verkappt zynischen Schankmaid Zenzi ähm Gerda (Luise Kinseher) soziologische Tiefe zu suggerieren, kommt aber durch eine ermüdend hohe Frequenz der Alkoholexzesse und der gleichsam anmutenden Küchenpsychologie in Dialog und fehlgeleiteter Situationskomik, mir, mehr um sich selbst drehend, als erzählerisch gut voran.
Der lahm eingestreut, bissige Wortwechsel zwischen der ehemaligen Mama Bavaria und Kreuzeder gleicht einer Talkrunde mit Gästen, die bereits weit über dem eigenen Level des Erträglichen peinlich geworden sind ohne es selbst zu merken.
Ein Vergleich, welcher sich zudem auch noch in einer ständig angedeutet einseitigen Liebelei von Gerda zeigt, die wiederum aus Selbstmitleid und Rachegefühlen einer verschmähten Frau entstanden sind, die der Selbsterkenntnis unterliegt nur benutzt worden zu sein.
Die Selbsterkenntnis eines Alkoholikers, mag erhellender sein, als die welcher sich Kreuzeder stets verteidigend dubios rühmt, denn warum er in diese Bier geschwängerte Lethargie der beruflichen Lustlosigkeit verfallen ist, weiß wohl nur sein cholerischer Vorgesetzter Kriminaloberrat Becker, dessen Bemerkungen über den Ermittler wider Willen, eigentlich treffend sinnbildlich für den ganzen Film stehen könnten, denn streckenweise gleicht die Handlung eben jener Würze von schalem Bier.
Der eigentliche Kern, den Mörder dingfest zu machen gerät ins abseits. Schlimmer noch, die Auflösung dessen ist eine Farce sondergleichen und gleichsam schallende Ohrfeige an den menschlichen Verstand. Aber kein Wunder, wird doch das Täterprofil bei einem Glas Weißwein in der Küche erstellt.
Da hilft auch kein pseudointellektueller Anspruch eines Subtextes, wenn man dem Zuschauer als halbgare Erklärung einen Mörder präsentiert, den nicht einmal Agatha Christie selbst, oder deren Kriminalexperten erraten, geschweige denn dessen Motiv logisch zu begründen gewusst hätten.
Und weil das nicht mal der gute Regisseur kann, wirkt das Ende wie ein Mittelfinger der Moral von der Geschichte für den Zuschauer, welcher sich vielleicht wie ich im Anschluß fragen muß, warum er einmal mehr auf einen deutschen Film hereingefallen ist, dessen Potenzial anfangs vielversprechend schien. Aber vielleicht ist das ja der Grund.
Kommentare
23.01.2022 23:09 Uhr - cecil b |
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![]() Moderator ![]() ![]() |
DAS nenne ich mal einen kreativen und amüsanten Verriss!
Hut ab! "geschweige den dessen Motiv logisch zu begründen gewusst hätten." geschweige denn. ;) |
24.01.2022 10:57 Uhr - Ghostfacelooker |
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25.01.2022 12:00 Uhr - tp_industries |
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26.01.2022 10:14 Uhr - Ghostfacelooker |
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