Life is Strange: True Colors
Herstellungsland: | USA (2021) |
Standard-Freigabe: | USK 12 |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 9,50 (2 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Ihr seid Alex Chen. Eine junge Frau, die stark mit ihren inneren Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen hat und deswegen viele Jahre lang in diversen Jugendheimen verbrachte. Diese Vergangenheit hat Alex aber auch eine außerordentlich stark ausgeprägte, empathische Kraft geschenkt. Mit dieser kann sie die Gefühle ihrer Mitmenschen regelrecht nachempfinden, ja sogar beeinflussen. Ihr Bruder Gabe bietet ihr an, in dem beschaulichen Örtchen Haven Springs ein neues Leben aufzubauen. Endlich eine Heimat zu finden. Aber für Alex steht der nächste emotionale Tiefschlag schon bevor... ()
Das Leben ist seltsam
Die Life Is Strange Reihe wurde 2015 geboren und umfasst mit Life Is Strange, dessen Prequel Life Is Strange: Before The Storm, Life Is Strange 2 und dem aktuellen Teil Life Is Strange: True Colors mittlerweile 4 Hauptteile. Dazu gesellen sich noch diverse Bonusepisoden. Warum zwei Teile chronologisch angeordnet sind und zwei Teile nicht, ist leicht zu erklären. Das Original Life Is Strange sowie Life Is Strange 2 wurden von Dontnod Entertainment entwickelt. Für das Prequel Before The Storm und den aktuellen Teil True Colors hat Deck Nine Games die Entwicklung übernommen. Bis auf leicht unterschiedliche Grafikstile, merkt man die unterschiedlichen Entwicklerstudios als Spieler oder Spielerin aber kaum an. Bei allen Teilen fungierte Square Enix als Publisher. Aber mit was für eine Art Videospiel haben wir es hier eigentlich zu tun? Im Stile eines Heavy Rain oder Detroit Become Human handelt es sich hier um eine spielbare Geschichte, bei der durch Spielerentscheidungen die Handlung selbst, sowie deren Ende beeinflusst wird. Die Life Is Strange Reihe zeichnete sich dabei immer durch bittersüße, zum Teil sehr tragisch verlaufende, aber auch romantische Geschichten aus. Romantisch aber nicht nur auf der zwischenmenschlichen Ebene, sondern auch auf die Natur bezogen, sowie (bei all der gezeigten Tragik) auf das Leben selbst. Bei Life Is Strange ging es schon immer um Ängste, depressive Zustände, aber auch um Träume und Hoffnungen. Dabei hat sich die Reihe technisch und inhaltlich immer weiterentwickelt. Wie sich das bei True Colors bemerkbar macht, erfahrt Ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Wahre Farben
Der neueste Teil bietet bei der Hauptfigur gleich eine kleine Neuerung. Schlüpfte man in den Vorgängern noch in die Rollen von Teenagern zwischen 16 und 18 Jahren, ist Protagonistin Alex Chen mit ihren 21 Jahren bereits eine junge Erwachsene. Wie der obigen Inhaltsangabe zu entnehmen, ist sie in ihrer Vergangenheit aber bereits mit mehreren heftigen Schicksalsschlägen konfrontiert gewesen. Das wird durch vereinzelte depressive Zustände, sowie einigen Panikattacken auch intensiv dargestellt. Im beschaulichen Bergarbeiterörtchen Haven Springs will sie, bei ihren dort lebenden Bruder Gabe, einen Neuanfang wagen. Und bereits nach etwa 15 Minuten Spielzeit stellt sich das typische Life Is Strange Spielgefühl ein. Sei es in der Charaktertiefe der handelnden Personen, den klasse geschriebenen Dialogen, oder der Darstellung von Haven Springs. Man wird förmlich in diese Welt gezogen und blendet einen Großteil um sich herum aus. Auch ist frühzeitig eine serientypische besondere Fähigkeit der Protagonistin zu erkennen...
Die Kraft der Empathie
Alex´s Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzufühlen ist, durch ihre Vergangenheit, stärker ausgeprägt als bei jedem anderen Menschen. Sie kann sich nicht nur hineinfühlen, sie saugt extreme Gefühle regelrecht auf, was zu teilweise heftigen, körperlichen Reaktionen bei der jungen Frau führt. Diese Gefühle werden visuell durch diverse Farben dargestellt (deswegen der Zusatztitel True Colors). So stehen etwa die Farben Rot für Wut, Blau für Trauer und Gold für Glückseeligkeit. Alex ist es aber auch möglich diese Gefühle zu manipulieren, was zu einem interessanten Feature führt. Wie bereits in den Vorgängern, beeinflusst man anhand von Dialogoptionen die Handlung. Durch die Möglichkeit der Manipulation von Gefühlen ergeben sich hier noch mehr Möglichkeiten. Und das ist auch die Essenz der Reihe. Man braucht keine ausgeprägten Videospielkenntnisse, da Ihr aus der rein technischen Gamingsicht nicht gefordert werdet. Jeder kann diese Reihe spielen, ohne sich groß in die Materie "Videospiele" reinfuchsen zu müssen. Aus technischer Sicht könnt Ihr nix falsch machen, und auch ein "Game Over" Bildschirm ist nicht zu erwarten. Die Schwierigkeit in dieser Spielreihe ist es, mit seinen getroffenen Entscheidungen zu leben. Selbst vermeintlich gut gemeinte Handlungen können am Ende weitreichende Folgen haben.
Die Inszenierung
Grundsätzlich ist True Colors ein klassisches Life Is Strange Spiel. Ihr führt Dialoge, lernt Eure Mitmenschen kennen, folgt der Handlung und trefft Entscheidungen. Und all diese Punkte sind wieder einmal extrem gut ausgearbeit. Man hat hier einfach eine dynamische, virtuelle Welt geschaffen, samt nachvollziehbaren und tiefgründigen Figuren, einer lebendigen Umgebung und einer spannenden Geschichte. Diese ist serientypisch in Episoden aufgeteilt (im aktuellen Fall sind es 5 Folgen). Das liegt daran, dass bisher jedes Life Is Strange Spiel, vor seinem physischen Release, episodenhaft als Download erschienen ist. Je nach Spielweise dauert jede Folge etwa 1-2 Stunden. In der ersten Episode lernt man wie gewohnt die Charaktere, sowie die Umgebung kennen. Und wie gewohnt endet die erste Episode mit einem Knall, welcher den Spieler/die Spielerin endgültig packt. Durch diese Wendung entsteht dann ein regelrechter Verschwörungsthriller, welcher spannend erzählt ist und Euch bei der Stange halten wird. In der dritten Episode gibt es eine, zum ansonsten eher ernst angeschlagenen Ton, lockere Abwechslung. In dieser Episode wird nämlich ein sogenanntes LARP veranstaltet. Ausgeschrieben bedeutet es Live Action Role Play. Hier treffen sich Gleichgesinnte, um eigentlich nur virtuell stattfindende Rollenspiele (RPG´s - Role Play Games) in der Realität nachzuspielen. Dadurch das dieses LARP aber in einem Videospiel stattfindet, ist der Metawitz perfekt! In der finalen 5. Episode wird Alex´s Vergangenheit näher beleuchtet, was zu vielen intensiven Mindfuck Momenten führt. Wie schon gesagt ist die Story auch dieses Mal wieder aller Ehren wert. So weit, so gewohnt also. Sämtliche Episoden sind aber durch eine weitere Neuerung verknüpft.
Das "Open World" Prinzip
Konnte man sich in den anderen Teilen der Reihe nur in festgelegten Bereichen bewegen, hat man sich bei True Colors für eine offene Welt entschieden bei der man sogar Nebenaufgaben lösen kann (was auch ein Novum der Reihe ist). Sprich, man kann sich frei durch Haven Springs bewegen. Zumindest theoretisch. Tatsächlich betrifft diese Freiheit aber nur eine Hauptstraße, eine Nebenstraße, zwei Nebengassen, einen angrenzenden Park sowie 4 Gebäude bei denen man ein- und ausgehen kann. Optisch gibt es zwar noch weitere Bereiche zu sehen, diese sind aber durch unsichtbare Grenzen blockiert. Das ist in der Summe etwas ungünstig umgesetzt, da gerade die unsichtbaren Wände den Spieler/die Spielerin immer wieder aus der Immersion ziehen. Die Nebenaufgaben hingegen sind eine super Neuerung. Zum Einen lernt man durch sie die Bewohner und den Ort besser kennen, und zum Anderen ergeben sich durch sie auch neue Dialogoptionen in der Haupthandlung, welche wiederum beeinflussend auf eben Diese wirken kann. Abseits von Haven Spings hat man sich aber wieder für festgelegte Bereiche entschieden, was aber völlig in Ordnung ist.
Die Synchronisation
Ja, auch hier gibt es etwas Neues zu vermelden. Kamen die anderen Teile noch mit einer englischen Tonspur und deutschen Untertiteln daher, hat man True Colors erstmalig eine deutsche Synchronisation spendiert. Und diese ist größtenteils professionell umgesetzt worden. Protagonistin Alex wird von der Schauspielerin und Sängerin Lin Gothoni super vertont. Für die Nebencharakterin Riley hat man sich die Stimme der Schauspielerin Lisa Vicari (Hell) gesichert. Außerdem sind auch bekannte Synchronsprecher wie Dieter Memel und Maria Koschny (deutsche Synchronstimme von, unter anderem, Jennifer Lawrence) zu hören. Meiner Meinung nach gibt es in der Synchro nur einen kleineren Ausfall. Und das ist die Figur Pike, welche von Erik Range gesprochen wird. Herr Range wird den Meisten wohl als YouTuber Gronkh bekannt sein. Fairerweise muss ich zugeben, dass ich mit seinen Arbeiten in dem Bereich überhaupt nix anfangen kann, und entsprechend nicht ganz unvoreingenommen bin. Dennoch breche ich eine Lanze und erkenne an, dass sich Erik Range hörbar bemüht hat. Dennoch klingt es für mich oftmals zu bemüht, zu verkrampft. Und durch die Tatsache dass die Figur Pike später eine nicht unwichtige Rolle spielt, fiel mir das umso mehr negativ auf.
Der Soundtrack
Nicht negativ ist mal wieder der Soundtrack zu bewerten. Wie in der Reihe üblich, weist dieser eine hohe Qualität auf. Mein persönlicher Favorit ist der von Life Is Strange: Before The Storm, welcher größtenteils aus Stücken der britischen Indie Band Daughter besteht. Aber auch der aktuelle Soundtrack braucht sich nicht verstecken. So sind etwa Titel von Dido, Gabrielle Aplin oder Kings of Leon zu hören. Und diese Lieder runden die jeweiligen Szenen perfekt ab.
Fazit
Der aktuelle Ableger hat also einige Neuerungen an Bord, welche mal mehr, mal weniger gut umgesetzt wurden. In der Summe hat man es aber wieder einmal mit einer unglaublich gut erzählten Geschichte zu tun, welche einem in einem Moment das Herz zerreißt, und im nächsten Moment selbiges erwärmt. Wie schon gesagt, ist der Grad zwischen tiefer Tragik und hoffnungsvollem nach vorne schauen in dieser Spielreihe schmal. Dennoch wird am Ende immer das Leben gefeiert. Und in diesem Zusammenhang möchte ich meine Kritik mit einem Zitat aus dem Spiel beenden.
Du hinterfragst es nicht. Du zweifelst nicht oder fragst dich, was hätte sein können. Es ist dein Leben. Das Leben, für das du so sehr gekämpft hast. Und zum ersten Mal seit langer Zeit lebst du einfach.
In diesem Sinne,
bleibt videospielbegeistert!
Kommentare
26.01.2022 11:58 Uhr - Lukas |
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Schöne Kritik zu einem offensichtlich gelungenen Adventure, es fehlt nur die Info, anhand welcher Version sie erfolgte.
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26.01.2022 12:37 Uhr - tp_industries |
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28.01.2022 09:35 Uhr - cecil b |
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![]() Moderator ![]() ![]() |
Was für eine hochinteressante, informative Vorstellung!
Dir ist klar, dass ich der Story viel abgewinnen kann! Dafür brauche ich keinen Realfilm. :) |
28.01.2022 13:16 Uhr - tp_industries |
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28.01.2022 23:32 Uhr - cecil b |
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