Die weiße Göttin der Kannibalen
Originaltitel: La Montagna del dio Cannibale
Herstellungsland: | Italien (1978) |
Standard-Freigabe: | FSK 18 |
Genre: | Abenteuer, Horror |
Alternativtitel: | Die weisse Göttin der Kannibalen Mountain of Cannibal Gods Mountain of the Cannibal God Prisoner of the Cannibal God Slave of the Cannibal God |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,43 (39 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Ein Forschungsteam verschwindet bei einer Expedition quer durch die unerforschten Gebiete Neu-Guineas spurlos. Niemand glaubt, dass die Forscher ihren Ausflug in die rätselhafte Wildnis überlebt haben. Nur Susan, die Ehefrau des Expeditionsleiters, ist überzeugt, das ihr Mann noch am Leben ist. Zusammen mit dem Wissenschaftler Dr. Foster macht sie sich auf den Weg in den Dschungel. Dort treffen sie auf einen uralten Stamm, der für seine kannibalistischen Riten brüchtigt ist. Die Rettungsmission wird zu einem tödlichen Himmelfahrtskommando, als man den gefährlichen Menschenfressern zu nahe kommt. (XT DVD)
Regisseur Sergio Martino ("Torso") ließ sich bis 1978 Zeit, um seinen Beitrag zum Subgenre des italienischen Kannibalenschockers zu leisten, der auf den klangvollen Namen "Die weiße Göttin der Kannibalen" beziehungsweise "Mountain of the Cannibal God" lautet. Der Grund dafür wird dem Zuschauer unter Missachtung des Grundsatzes show don't tell in einfältigen, mit leichter Schlagseite zur unfreiwilligen Komik (Humor 2/10) vor sich hin humpelnden Dialogen vorgesetzt:
"Henry hat in seinen Briefen etwas erwähnt: Einen Berg, von dem die Leute sagen, er sei verflucht. Nun ja, ich habe gedacht, nun ja, was man so denkt."
So spricht die aus "James Bond jagt Dr. No" und "Casino Royale" gereifte Ursula Andress in ihrer Rolle als Susan. Bei dem von der Protagonistin benannten postalischen Kontakt handelt es sich um ihren Ehemann, der in der grünen Hölle verschollen ist. Bei der Suche helfen neben ihrem Bruder Arthur (Antonio Marsina) noch ein Edward (Stacy Keach, "American History X") sowie - ein wenig später - noch ein Manolo (Claudio Cassinelli, "Flavia"). Das ist auch besser so, denn die blonde Schönheit zieht sich Absatzstiefel für eine Urwaldexpedition an und fürchtet sich vor einer Vogelspinne. Diese wiederum darf eine deutlich realere Angst vor dem ollen Tiersnuff für sich in Anspruch nehmen, der Geschmacks-Tiefflieger wie ein süßes Äffchen, das von einer Würgeschlange qualvoll langsam verschlungen wird, feilbietet.
"Das ist ja widerlich!"
- "Finde ich auch."
"Kann man denen das nicht verbieten?"
Tatsächlich folgte die Beschlagnahme nach neun Jahren. Sie kam, um zu bleiben. Doch bis zur Begegnung mit weiteren Gründen hierfür wird erst einmal Wurzeldickicht mittels Machete gelichtet. Der exotische Schauplatz glänzt mit der Aura eines verwucherten Dschungel-Settings, das reichlich Abenteuer-Atmosphäre verströmt. Da wird auf einem provisorischen Floß gepaddelt, bis es zu Fuß an atemberaubend schönen Wasserfällen vorbeigeht. Verträumte Klänge lullen den Zuschauer ein. Andererseits besteht eine misstrauische Grundstimmung, weil sich innerhalb des Teams Geringschätzungen und Aggressionen einschleichen, wodurch es gegen Angriffe von außen geschwächt wird.
Das hat natürlich hässliche Folgen, zumal die Wildnis voller Gefahren aus der Fauna und dem Reich der Eingeborenen steckt. Letzteres gibt das Stichwort für drastische Gewalt (7/10), die seitens des "Mondo Cannibale 2"-Veteranen Paolo Ricci ebenso annehmbar getrickst wurde, wie die an der soeben zitierten Referenz orientierte Höhle der Kannibalen die gewollt verwunschene Optik bereithält. Erst im letzten Viertel kommen in wenigen Szenen die genrebestimmenden Essgewohnheiten zum Tragen (Horror 5/10). Verantwortlich hierfür sind obligatorisch zottelige, vollgestaubte Ugha-Grunz-Gnome mit gesegnetem Appetit.
So viel Trash überfordert die Schauspieler, zumal zwischendrin noch genug Zeit und Lust vorhanden sein soll, um ein wenig Sex (4/10) zu schwülem Singsang zu haben. Dass auch die zur Drehzeit 42 Jahre alte Hauptdarstellerin blankzieht, versteht sich da fast von selbst. In einer noch längeren Fassung als der hier genutzten Blood-Edition von Astro soll abseits ihrer Beteiligung sogar noch eine Runde Sodomie hinzutreten. Doch selbst das eingepreist, ist "Mountain of the Cannibal God" zuvörderst ein recht üppig budgetierter, mit bekannten Gesichtern versehener Streifen, der in erster Linie eine Geschichte mit gewissen Wendungen und einem Hauch gesellschaftskritischen, mit jenem aus "Cannibal Holocaust" vergleichbaren Denkanstoßes unterbreiten möchte. Die wenigen provokativ-exploitativen Spitzen sind hochwertig produziertes Beiwerk, das Umberto Lenzi später noch mit freundlichem Dank für "Lebendig gefressen" recyceln sollte.
All das ist im Grunde Perlen vor die Säue, und in diesem Sinne innerhalb der Menschenmampfergefilde eine kleine Perle der fragwürdigen Unterhaltung (7/10 Punkten). Für Genießer von Non-Stop-Tabubrüchen mag das Gezeigte zu entschleunigt und besonnen dosiert sein, für Arthouse-Niveau-Sucher zu klischeehaft und plump. Wer jedoch den Geist dieser speziellen Werke aus dem Land der Lasagne in vollen Zügen zu inhalieren genießen weiß, kann hier Murks in einem liebevoll veredelten Gewand entdecken, wie es die wenigsten Stellvertreter seiner Zunft tragen.
Kommentare
29.05.2022 08:56 Uhr - Fratze |
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29.05.2022 12:01 Uhr - Insanity667 |
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29.05.2022 20:20 Uhr - dicker Hund |
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29.05.2022 20:26 Uhr - Insanity667 |
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29.05.2022 20:20 Uhr schrieb dicker Hund @Insanity Freut mich, dass wir hier zufällig einer Meinung sind. Ach, so selten ist das glaube ich gar nicht! ;) |
29.05.2022 20:52 Uhr - Fratze |
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30.05.2022 20:02 Uhr - Dissection78 |
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30.05.2022 23:01 Uhr - dicker Hund |
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