Der Exploiter "Murder Set Pieces" aus dem Jahr 2004 gilt als einer der höchstbudgetierten Independent-Schocker überhaupt. Sein Ruf als beinharte Kost eilt ihm ebenfalls voraus. Es geht um einen von Sven Garrett hölzern gespielten Nazi-Macker, der gerne herumgockelt, bis er hübsche Models dazu bekommt, sich vor seiner Kamera nackig zu machen. Ihr Anblick inspiriert ihn zu Folter, Mord und Vergewaltigung, letztere auch gerne mal anal und blutverschmiert. Das sieht in der Tat reichlich krank aus, wobei die entsprechende Grundstimmung durch debile Einspieler von Hitler-Reden und Hakenkreuz-Devotionalien noch verstärkt wird.
"Sag' mir, was du fühlst!"
Der hierdurch entstehende Horror (7/10) erweist sich als aufdringlich, zumal selbst kleine Kinder lediglich vor den Trieben, nicht aber vor dem Treiben des Wüterichs sicher sind. Bei der einen oder anderen Verhackstückelung wird die Szenerie noch mit handwerklich ordentlich modellierten Effekten aufgewertet, ohne dass Amputationen und ähnliches quantitativ gleich ausufernd vertreten wären (Gewalt 7/10). Neben dem abstoßenden, da erzwungenen Koitus gibt es noch steril-ästhetische Erotik zu sehen wie den Striptease in einer Tabledance-Bar (Sex 5/10). Als Kulisse für solches Geschehen ist Las Vegas natürlich ein passender Drehort. Die Hauptstadt des irreführenden Glämmers folgt dem obligatorischem Weg über ihren Boulevard bis nach Downtown, wo zur Drehzeit noch die inzwischen zurückgedrängten Oben-Ohne-Bars warteten. Trotz dieser schrillen Umgebung wirken die bizarren Äußerungen des Quasi-Protagonisten immer noch kurios.
"Ich suche nach einem Snuff-Film!"
Der soll ausgerechnet "Nutbag" heißen, wobei es sich um das Debut von Regisseur Nick Palumbo handelt. Hier blitzt eine gewisse Ironie auf, die erklären mag, warum viele Passagen so übertrieben wirken (Humor 4/10). Die meiste Komik dürfte jedoch unfreiwillig sein, was keine gute Werbung für einen Sicko ist. Adressat der soeben zitierten, seltsamen Anfrage ist jedenfalls Tony Todd ("Candyman") in einer gut gelaunten Nebenrolle, die an die Seite von Gunnar Hansen ("Blutgericht in Texas") tritt, von dem der Rammelschlitzer wiederum eine Knarre haben möchte.
Währenddessen brummt der Score bedrohlich umher oder rockt vor sich hin, versucht sich ein gerade noch vorpubertäres Mädchen (einzig schauspielerisch bemerkenswert: Jade Risser) als Identifikationsfigur, werden zum Zwecke der selbstzweckhaften Provokation dokumentarische Aufnahmen von 9/11 eingeblendet und verfärbt sich der sprichwörtliche Folterkeller weiter dunkelrot. Irgendwann sind schließlich selbst die hier für Genreverhältnisse recht üppigen Mittel aufgebraucht, so dass der Zuschauer in einen beliebigen Schluss entlassen wird, der sich unbefriedigend anfühlt.
Im Ergebnis hält "Murder Set Pieces" zumindest auf einer oberflächlichen Ebene, was er verspricht, so dass er als OK durchgeht (6/10 Punkten). Es handelt sich um Hochglanzschund mit einem vielvögelnden Killer, der ständig herumschreit, dass seine Mutter eine Hure gewesen sei, weshalb das jetzt anscheinend sein Lieblingsschimpfwort ist. Angesichts solcher Groteske vor aufpolierter Optik kann dieser Trash als extravagant, nicht jedoch als spannend bezeichnet werden. Besonders ernst nehmen tun ihn nur die Zensoren, die sich in den USA und Großbritannien ganz schön ereifert, in der Bundesrepublik Deutschland aber bislang von der ungeprüften Fassung ferngehalten haben.
6/10