2020 taten sich der fleißige B-Action Kampfsport Recke Scott Adkins und sein Stammregisseur Isaac Florentine zumindest mit Stand heute zum letzten Mal zusammen und realisierten das gesamtheitlich betrachtet unterhaltsame B-Action Entführungs Flick Seized - Gekidnappt, dass trotz kurzweiliger Story, annehmbarer Fights und ausgiebiger Shoot-Outs etwas ernüchternd im Genremittelfeld schwimmt, da der viel zu braven Inszenierung einfach die Höhepunkte fehlen und die bleihaltigen Schusswechsel sowie die Martial-Arts Kämpfe mit fader Wundzeichnung und teilweise etwas unübersichtlicher Kameraführung auskommen müssen. Nein, das hat das eigentlich eingespielte Team in Actionkrachern wie Undisputed 2 + 3 oder Close Range schon mal deutlich besser hinbekommen, obwohl auch Seized - Gekidnappt bestimmt kein schlechter B-Actionstreifen ist und durchaus auch seine lichten Momente hat.
Produziert wurde der 0815 Actioner von Rafael Primorac und Elias Axume, während die "Bierdeckel Story" aus der Feder von Rico Lowrey stammt. Seized - Gekidnappt ist nach Special Forces (2003), Undisputed 2 - Last Man Standing (2006), The Shepherd (2008), Ninja (2009), Undisputed 3 - Redemption (2010), Ninja - Shadow of a Tear (2013) und Close Range (2015) das mittlerweile achte Gemeinschaftswerk Florentine / Adkins und handelt von dem ehemaligen Geheimagenten Nero (Scott Adkins), dessen 12 Jähriger Sohn Taylor (Matthew Garbacz) von Mafia Oberhaupt Mzamo (Mario Van Peebles) und seinen Gefolgsleuten entführt wird, um von Nero Auftragsmorde zu erpressen, die Mzamos Konkurrenz ausschalten. Nero bleibt nichts anderes übrig, als zu Gehörchen und in der Unterwelt im Auftrag von Mzamo 3 Mafia Clans innerhalb von 5 Stunden zu eliminieren, da sein Sohn von den skrupellosen Verbrechern sonst mit Autoabgasen vergiftet wird. Ein gnadenloser Feldzug beginnt...
Was Seized - Gekidnappt richtig gut macht ist, dass keine kostbare Zeit mit ermüdendem Vorgeplänkel vergoldet wird und die handlungsweisende Entführung des Jungen relativ schnell nach 10 Minuten Spielzeit über die Bühne gegangen ist. Scott Adkins spielt den um eine gewaltfreie Erziehung bemühten Vater glaubwürdig und auch Matthew Garbacz liefert als sein Filmsohn, der kurz vor der Pupertät steht, eine solide Leistung ab, was dazu führt, dass man mit den beiden mitfühlt, wenn sie gewaltsam getrennt werden und der ehemalige Elitekämpfer zu wahrlichen Amokläufen in Gangsterkreisen gezwungen wird. So weit ist Seized - Gekidnappt auch noch richtig spannend, da der geradlinge und zielstrebige Aufbau keinerlei Längen zulässt, während Mafiaboss Mzamo Nero die Spielregeln erkärt und ihn von einem Auftrag zum anderen schickt.
Auch die Action fängt vielversprechend an: Adkins ballert ein paar Mafiosis über den Haufen und wird in ein bis zwei Fights verwickelt, in welchen er seine tödlichen Martial-Arts Kenntnisse beweisen kann. Leider krankt die Inszenierung schon im ersten Actionblock: Eine suboptimale Wackel-Kamera, welche wohl Adkins Dash-Cam simulieren soll, die er um den Bauch trägt, damit Mzamo und seine Schergen auf der Höhe des Geschehens sind, zerstört jegliches Raumgefühl. Das unpassende Zooming trägt auch nicht gerade zur Übersichtlichkeit bei, während ein für Florentine unüblicher, hektischer Schnitt das langsam aufkommende, negative Bauchgefühl bestärkt. Ein weiteres Manko ist, dass es kaum Höhepunkte gibt. Im Laufe des Films verbessert sich die Action zwar zu durchschnittlicher Kost, weil Florentine das Zooming und die wackelige Kameraführung spürbar eindämmt, so richtige Hingucker, oder spektakuläre Moves sucht man jedoch vergebens. Die zahlreichen Shoot-Outs sind mit CGI Blut annehmbar realisiert, lassen aber ihre Durchschlagskraft vermissen und Scott Adkins ordentliche Kampfsporteinlagen wissen auch zu gefallen, kommen aber eben nur zu selten vor, selbst das Finale bietet gegenüber den vorherigen Darbietungen kaum eine nennenswerte Steigerung.
Mario Van Peebles Part als redseliger, pseudo-intellektueller Oberschurke Mzamo, der Adkins Schlacht mit den rivalisierenden Clans wie eine TV-Show mit Popcorn und Publikumsbeifall vor seinen Männern aufzieht, sorgt zwar anfangs für Unterhaltsamkeit, sein Dauergequassel fängt aber mit fortlaufender Fimdauer irgendwann gewaltig an zu nerven, auch weil er immer wieder auf die gleiche selbstgefällige, unsympathische und überhebliche Leier setzt. Außerdem kommt durch die Fokussierung auf seine Figur der eigentliche Hauptdarsteller und Held Scott Adkins ein wenig zu kurz, eine angemessenere Gewichtung der Charaktere wäre hier wohl besser gewesen. Die anderen Darsteller, Scott Adkins Filmsohn einmal ausgenommen, sind mehr oder weniger nur Statisten, wenn ihr letztes Stündlein geschlagen hat und sie den Filmtod sterben dürfen, so dass es wenigsten vom Bodycount her keinen sichtbaren Grund zu meckern gibt.
Eine Frechheit stellt die Veröffentlichungspolitik des mittelprächtigen Actioners in Deutschland dar. Eine ursprünglich als ungeschnitten angepriesene erste DVD/Blu Ray Auflage vom September 2020 von Koch Media stellte sich im Nachhinein als geschnitten heraus, während kurze Zeit später ein sündhaft teures Mediabook mit der echten Uncut Fassung von Nameless Media veröffentlicht wird. Auch die zweite Auflage von Koch Media aus dem Jahr 2022, die ebenfalls mit "ungekürzt" wirbt, ist in Wahrheit zensiert und eine dritte Auflage soll nun im Juni erfolgen, angeblich dann auch endlich "uncut". Seized - Gekidnappt wird durch die entfallenen Szenen zwar kein besserer Film, etwas runder und mit mehr Power kommt der Streifen dann aber doch daher, so dass wenn man seine Ansprüche herunterschraubt, ausreichend Stoff für einen netten B-Action Abend geboten wird. MovieStar Wertung: 5/10.
5/10