The Dead Center
Herstellungsland: | USA (2018) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Horror, Thriller, Mystery |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,00 (5 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Ein Arzt in einer psychiatrischen Notfallstation beginnt an seinem eigenen Verstand zu zweifeln, als ein mysteriöser John Doe im Krankenhaus auftaucht, der davon überzeugt ist, dass er gestorben ist und etwas aus dem Jenseits mitgebracht hat. (Nameless Media)
Filme, welche fast ausschließlich in einer psychatrischen Einrichtung spielen gibt es mittlerweile einige. Man könnte fast von einem eigenständigen Genre reden. Ein Genre, welches sehr facettenreich gestaltet werden kann und wird. Entweder als Psychodrama (Einer flog übers Kuckucksnest), als verschachtelter Psychothriller (Shutter Island), oder als hemmungslose Splatterorgie (Insanitarium). Die Möglichkeiten sind da grenzenlos. Aber wo ordnet sich The Dead Center ein? Schauen wir uns die Sache mal an!
Zunächst einmal sticht der Streifen durch eine interessante Ausgangssituation hervor. Diese hat mich auch zum Kauf des Titels bewogen. Im Grunde geht es um den mysteriösen John Doe (ein in Amerika verwendeter Name, welcher für eine zunächst nicht identifizierbare, männliche Person vergeben wird), welcher in eine psychatrische Einrichtung eingewiesen wird. Der Psychologe David Forrester wird mit dem Fall betraut und soll Näheres über John herausfinden. Dieser weiß aber nicht wer er ist, und ist auch sonst recht einsilbig in seinen Aussagen. Er weist aber immer wieder daraufhin, dass er eigentlich gestorben ist, aber immer wieder zu neuem Leben erwacht. Und er ist der Meinung, irgendetwas aus dem Jenseits mitgebracht zu haben.
Anhand dieser Grundinformation, kann sich der Film in mehrere Richtungen entwickeln. Ein heftiges Psychodrama ist möglich, sowie ein fieser Thriller. Es kann aber auch in eine übernatürliche Richtung gehen. Und Letzteres ist es dann auch. Das ist auch keine übermäßiger Spoiler, da diese Richtung bereits in den ersten Filmminuten klar kommuniziert wird. Zumindest visuell. Und da habe ich mich bereits das erste Mal geärgert. Denn die obige Inhaltsangabe gibt sich noch recht mysteriös, wird im Film selbst aber erst aufgegriffen, wenn die Fronten schon geklärt sind. Dadurch wird ein gewisser "AHA" Effekt gleich zu Beginn im Keim erstickt. Aber sei es drum. Wenn die ganze Sache ordentlich inszeniert ist, kann so ein Film ja immernoch unterhalten.
Und tatsächlich gibt es anfangs einige coole Ideen. So wird bei der Befragung John Doe´s seitens Doktor Forrester, ein psychologisches Verfahren angewendet, bei welchem es um die Fokussierung auf einen gewissen Punkt im Raum geht. Eine visuelle Fixierung, bei welcher sich der Patient entspannen und nur noch auf die beruhigenden Worte des Arztes hören soll. Und diese Szene wurde so elegant gefilmt, dass sich dieses Verfahren direkt auf den Zuschauer überträgt. Die vierte Wand wird quasi ein Stück weit durchbrochen. Auch die Farbgebung der Einrichtung ist passend gewählt. Alles ist in einem trostlosen Sepia Ton gehalten, was für ordentlich Stimmung sorgt. Ruhige Vogelperspektiven, welche zum Teil unverhofft in laut schallende Nahaufnahmen übergehen, lassen auch mal den Puls in die Höhe schießen. Kameramann Andy Duening und Cutter Jonathan Rogers haben hier zum Teil richtige starke Szenen und Bilder geliefert. Leider gibt es solche tollen Einfälle nur selten zu bestaunen, wodurch dann die vielen vorhandenen Schwachpunkte klarer zu erkennen sind.
Das fängt bereits beim Storyverlauf an. Dass die Fronten schnell geklärt sind habe ich ja schon geschrieben. Es wurde zwar noch versucht durch ein paar Handlungsabzweigungen selbige spannend und unvorhersehbar zu gestalten, was aber nicht so recht funktioniert. Letzten Endes plätschert die komplette Story vor sich hin. Im Finale wird dann noch ein "fieser" Twist präsentiert, welchen genrekundige Zuschauer aber bereits schon lange gerochen haben dürften. Für die Grundgeschichte ist Billy Senese verantwortlich. Dieser schrieb auch das Drehbuch und führte Regie. Und man wird den Eindruck nicht los, dass der gute Mann zwar eine hervorragende Grundidee hatte, sich beim Verlauf aber komplett verhaspelte. Alles wirkt wie ein Eintopf aus mehreren Zutaten, welche am Ende aber nicht zusammen harmonieren wollen. Das spiegelt sich auch bei der Charakterzeichnung wieder. So hat beispielsweise Doktor Forrester selbst mit einem Trauma aus der Vergangenheit zu kämpfen. Dies wird unter anderem dadurch deutlich, dass er auch mal nachts, Whisky trinkend seine Chefin Sarah Grey anruft um über den aktuellen Fall und seine Probleme zu sprechen. Hier wurde einfach ein paar Mal zu oft in die Klischeekiste gegriffen. Außerdem fallen bereits bei der ersten Sichtung einige grobe Logiklöcher auf, welche ebenfalls auf einen chaotischen Schreibprozess schließen lassen können.
Weder Fisch noch Fleisch also. Für ein intensives Drama oder einen spannenden Thriller ist das alles zu routiniert, ja fast schon zu belanglos. Man wird nicht überrascht oder gefordert. Und für einen Horrofilm mit übernatürlichen Elementen passiert auch zu wenig. Goreeffekte sind kaum vorhanden. Nur am Ende gibt es mal eine etwas ruppigere Szene, aber nix was über eine FSK 16 hinausgehen dürfte. Durch den rudimentären Handlungsverlauf, geht dann ab der Hälfte auch die Spannung nach und nach flöten.
Auch die schauspielerischen Leistungen können am Ende nicht mehr viel reissen. Daniel Forrester wird von Shane Larruth gemimt. Dieser hat sich mit dem experimentalen Low Budget Streifen Primer einen Namen gemacht. Dort übernahm er auch die Regie, die Kamera, den Schnitt und schrieb das Drehbuch. Bei The Dead Center ist er in der Hauptrolle zu sehen und fungierte als Produzent. Seine Leistung als Doktor Forrester ist in Ordnung, aber nicht weltbewegend. Selbiges gilt für Jeremy Childs (John Doe) und Poorna Jagannathan (Sarah Grey). Mit Bill Feehely gibt es meiner Meinung nach sogar einen schauspielerischen Totalausfall zu verbuchen. Dieser übernimmt die Rolle des Pathologen Edward, welcher auf eigene Faust in diesem mysteriösen Fall ermittelt. Und im besten "Chuck Norris/ Steven Seagal Gedächtnisstil", ist seine Mimik stark limitiert. Am Ende des Films soll er dann Hektik und Panik darstellen. Aber es wirkt irgendwie so, als ob ihm seine letzte Mahlzeit nicht bekommen ist und er schnellstmöglich das stille Örtchen aufsuchen möchte (man beachte dabei seinen Laufstil, sowie seinen Gesichtsausdruck).
Als Fazit möchte ich festhalten, dass ein richtig guter Film hätte entstehen können. Die Kernidee hat so viel hergegeben. Aber im kompletten kreativen Prozess sind in meinen Augen erhebliche Fehler passiert, welche mich dazu veranlassen, diesen Streifen unterdurchschnittlich zu bewerten. Dennoch möchte ich einige cool gemachte Szenen, die teilweise wertige Inszenierung und natürlich die an sich frische Grundidee des Streifens lobend erwähnen, was The Dead Center immerhin nicht zu einem Totalausfall werden lässt.
Kommentare
14.05.2022 08:18 Uhr - Intofilms |
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Vielleicht gebe ich dem Film doch eine Chance. Eilt aber nicht. Auf jeden Fall vielen Dank für die gute Review! ;)
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14.05.2022 13:06 Uhr - tp_industries |
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14.05.2022 14:08 Uhr - cecil b |
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14.05.2022 14:23 Uhr - tp_industries |
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