The Musketeer
Herstellungsland: | Deutschland, Luxemburg, Großbritannien, USA (2001) |
Standard-Freigabe: | FSK 12 |
Genre: | Abenteuer, Action, Drama, Liebe/Romantik |
Alternativtitel: | D'Artagnan |
Bewertung unserer Besucher: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Note: 6,00 (2 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Frankreich im 17. Jahrhundert. Der schwache König wird von Spanien und England bedrängt, doch die größte Gefahr für Land und Leute residiert im Schloß gleich nebenan. Kardinal Richelieu spinnt hinter des Königs Rücken eine Intrige nach der anderen, während seine schwarzgewandeten Mordbrenner Terror unter der Bevölkerung verbreiten. Der junge D'Artagnan, dessen Eltern von den Schergen Richelieus ermordet wurden, drängt zu den Musketieren des Königs, die das letzte Bollwerk gegen die Machenschaften des Kardinals stellen. In die Fußstapfen seines Adoptivvaters will er treten, und Rache nehmen für die Vergangenheit. Ein wildes Abenteuer beginnt... (Mc One DVD-Cover)
Vor mehr als 20 Jahren diente eine der klassischen Abenteuersagen aus der Feder von Alexandre Dumas als Vorbild für eine weitere Verfilmung namens THE MUSKETEER - diesmal eine 4-Länder-Koproduktion zwischen Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Auf dem Regiestuhl saß ein alter Hollywood-Hase, nämlich Peter Hyams, der schon so manchen auch bei mir persönlich sehr hoch im Kurs stehenden Actioner verfertigt hat - u.a. UNTERNEHMEN CAPRICORN, OUTLAND - Planet der Verdammten, PRESIDIO, TIMECOP oder auch SUDDEN DEATH (zu dem ich übrigens auch ein Review verfasst habe). Keine Frage - der Mann versteht sein Handwerk.
Auch die Riege der für diese Mantel-und-Degen-Verfilmung des zeitlosen Musketier-Stoffes gewonnenen Darsteller ist - wenn auch nicht erlesen - so doch grundsolide: Catherine Deneuve, Tim Roth, Stephen Rea, Mena Suvari und Justin Chambers ("Grey's Anatomy") als junger D'Artagnan in der Hauptrolle. Dazu auch manch deutscher Darsteller, etwa Jan-Gregor Kemp (als Athos) oder Stefan Jürgens ("RTL Samstag Nacht"). Insbesondere die hinreißend hübsche Mena Suvari hatte zu diesem Zeitpunkt nach ihrer Rolle im oscar-prämierten "American Beauty" gerade ihren Karriere-Durchstart.
Was konnte also schiefgehen? Tja, ich werd's euch sagen: in meinen Augen NIX. Und mit diesem frontgeladenen Review presche ich nun forsch voran wie Titelheld D'Artagnan, um für Hyams "Historien-Actioner" eine Lanze - oder genauer gesagt: einen Degen - zu brechen. Denn so begeistert wie ich sahen es die meisten Filmkritiker nämlich nicht. Und warum die alle keine Ahnung haben, will ich versuchen, hier darzulegen. *Zwinker-Smiley*
Hyams' Wirken besteht prinzipiell darin, dem Dumas-Schinken den muffigen Staub aus den Seiten zu blasen. Pacing und Action stehen klar im Vordergrund dieser Abenteuer-Darreichung, denn das ist etwas, was er kann. Wie untypisch er in der Adaption vorgeht, zeigt sich insbesondere in der Verpflichtung von Hung Yan-Yan (auch: Xin-Xin Xiong), einem chinesischen Martial-Arts-Schauspieler und Stunt Double von Jet Li. Hier übernahm dieser die Stunt-Choreografie. Wait a minute! Chinesische Martial Arts in einer europäischen Kostümklamotte im 17. JH? Aber sowas von. Natürlich wird nach wie vor mit Mänteln und Degen gefightet anstatt Gegnern mit Fußtritten und Handkanten den Mehlstaub aus den knittrigen Leinen zu hauen, aber das Ganze so akrobatisch und mitunter schnell, dass ein Genre-Klassiker wie "Die drei Musketiere" von '73 dagegen wie eine Sonntagswanderung der Arthritis-Selbsthilfegruppe Klein-Kleckersburg aussieht. (Für's Protokoll: ja doch - ich liebe "Die Drei Musketiere" trotzdem). Man muss einfach den federgeschmückten Schlapphut ziehen: was hier an unterhaltsamer wie eindrucksvoller Stuntarbeit geleistet wird, kann sich sehen lassen.
Unter anderem war es diese anachronistische Paarung aus fernöstlicher Bewegungskunst und europäischem Pflasterstein, die manchen Filmrezensenten die Stirnfalten in Reihenschaltung zusammenklatschen ließen. Und zwar nicht aus Beifall. Doch Jubel verdient diese mutige Kombo allemal - und es gab hierfür auch durchaus Würdigungen. Was hier an Sprung-, Kletter-, Salto- und Turn-Einlagen geboten wird, lässt mir als Actionfreund die Augen leuchten. Da wird eine fahrende Kutsche zum Parcour, eine Fensterläden-Front zur Kletterwand, ein Turm zum Abhängplatz und ein Fasslager voller Leitern zur Wippe für Leibesertüchtigungen. Sagenhaft coole set pieces, die physikalische Gesetze mal außen vor lassen und einfach Bock bringen.
Und Hyams hält das Tempo hoch. Nicht nur in der schnellen Abhandlung der Vorgeschichte, ehe D'Artagnan zum Arschtreter für des Königs Antagonisten wird, sondern auch in der Durchpeitschung des weithin bekannten Plots: Kardinal Richelieu (Stephen Rea) zieht die politischen Strippen am französischen Hofe, während König Louis weltentrückt dem Luxus frönt und seine Gemahlin, die Königin (Catherine Deneuve), als Frau verdeckt agieren muss, um nicht ihren letzten Rest Anstand zu verlieren. Richelieus angeworbener Mordbube, der psychopatisch veranlagte Febre (Tim Roth), wird zusehends unkontrollierbarer und droht, das wackelige Machtgebilde durch pures Chaos zum Einstürzen zu bringen. Manche Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen.
THE MUSKETEER hält sich also wenig mit Nebenschauplätzen und feinsinnigen Dialogen auf, was er aber auch nicht muss. Was für die Story notwendig ist, wird gezeigt - und zwar zumeist an Originalschauplätzen, die nicht groß für die zeitliche Epoche aufgeschönt wurden. Was vermutlich auch Budgetbedenken geschuldet ist, erweist dem Film meiner Meinung nach einen (ungewollten?) Dienst: sie stellen das im Zerfall begriffene Frankreich schmuddelig und unverputzt dar. Ob die bröckelnde Kaschemme, in der D'Artagnan Unterkunft findet, die schmierige und von Dämpfen erfüllte Palastküche, die von Kerzen erhellte, baufällige Kapelle oder die schummrige Kopfsteinpflaster-Gasse im Fackelschein - die Szenerien wirken plastisch und authentisch.
Gleiches gilt für die Garderobe der Protagonisten, die nicht aussieht, als hätte sie gerade erst jemand sorgfältig vom Kleiderbügel des hermetisch versiegelten Kostümschranks genommen. Sie ist - gerade bei den kämpfenden Darstellern - zumeist schmuddelig, verschwitzt oder staubig vom Dreck der Strasse. Ich bin kein Experte der Zeitepoche, aber auf mich wirkte sie echt und glaubwürdig.
Die in diesen Klamotten steckenden Darsteller machen ihre Sache gut, aber nicht fantastisch. Während die Deneuve in der Rolle als Königin sicherlich massiv unterfordert ist (und gelegentlich ein wenig lustlos wirkt), hat Tim Roth seine Rolle als Oberfiesling sicher Spaß gemacht - wenn er auch außer böse zu sein nichts weiter zu tun hat. Eine gewisse Leichtfüssigkeit beim ersten Aufeinandertreffen zwischen dem idealistischen D'Artagnan und den anderen drei Musketieren (deren Darsteller alle mit Spaß bei der Sache zu sein schienen) ist zu bemerken und huldigt in dieser Weise dem Roman sowie früheren Verfilmungen des Stoffes. Nicht wenige Sprüche, die sich die knurrigen, von D'Artagnan aus ihrer Lethargie gerissenen Musketiere zurufen, sind sogar witzig - ich ertappe mich immer wieder beim Schmunzeln. Und wenn Mena Suvari als Francesca Bonacieux mit ihren riesigen, blauen Augen den schneidigen Musketier keck fixiert, braucht's für mich auch keine großen Dialoge mehr. Was denn? Ich bin ein einfacher Mann. Verklagt mich doch.
Um es nun auf den Punkt der Degenspitze zu bringen: Hyams schuf mit THE MUSKETEER eine amüsante, vor allem jedoch rasante Umsetzung des Klassikers, der dem Genre keine neuen Aspekte abringt, aber durch die klasse choreografierte Stuntakrobatik neue Akzente setzt. Der Plot wird nur holzschnittartig umrissen, die Intrigen und Machenschaften der Bösewichte dienen nur als Kulisse, vor dem sich Tempo und Action abarbeiten können. Und wer das mag, der wird hier vorzüglichst unterhalten. Wer mit mehr Anspruch zum Wäschetrocknen kommt, ist selber schuld.
Ich weiß, ich weiß: 8 Punkte sind eigentlich zu viel für den Film. Das sagt mir ja auch mein rationaler Verstand. Aber ich habe ihn gerade wieder gesehen und stelle fest, wie unglaublich gut er mich einfach unterhält. Und besser als in diesem Review kann ich es auch nicht erklären. Darum erlaube ich mir diesen Ausreißer auf der Skala.
Danke für euer Interesse.
Kommentare
15.05.2022 12:07 Uhr - cecil b |
|
21.05.2022 15:26 Uhr - Argamae |
|
![]() ![]() ![]() |
Danke für die Lorbeeren, Monsieur b.
Ich verbleibe mit vorzüglicher Hochachtung, Ihr Ami du chat. |
Um Kommentare auf Schnittberichte.com veröffentlichen zu können, müssen Sie sich bei uns registrieren.

