Als der Cannon B-Actioner Delta Force 3 damals am 22.11.1991 die Welt erblickte, war ich einer von denen, der den Film am VHS Releasetag ausgeliehen hatten und ich war auch einer derjenigen, die vom dritten Auftritt der amerikanischen Eliteeinheit mehr als enttäuscht waren. Delta Force ohne Chuck Norris geht ja mal gar nicht und der orientale Anstrich, immerhin spielt der Film fast ausschließlich im arabischen El-Quatar, tat sein übriges, dazu Action mit angezogener Handbremse und nichtssagende Schauspieler. Bei nun erfolgter Neusichtung sehe ich den Streifen allerdings gar nicht mehr so negativ: Chuck Norris habe ich nicht wirklich vermisst. Die Story um die arabischen Terroristenanschläge und um die amerikanisch-russische Zusammenarbeit ist gerade mit Hinblick auf das aktuelle politische Weltgeschehen interessant und wirkt unfreiwillig komisch, während ich die geschickt verteilte B-Action mit heldenhafter, musikalischer Untermalung jetzt sogar richtig unterhaltsam fand.
Nachdem Aaron Norris in Delta Force 2 - The Columbian Connection (1990) Regie geführt hatte, übernahm im dritten Teil Cannon "Regie Legende" Sam Firstenberg, der Schöpfer der berühmten American Fighter Filme, die Inszenierung. Der Plot, welcher als Paradebeispiel für den welpolitischen Wandel Anfang der 90er angesehen werden könnte, wurde von Boaz Davidson, Andres Deutsch und Greg Latter geschrieben. Der arabische Top Terrorist Kahlil Kadal (Jonathan Cherchi) hat den skrupellosen Gefolgsmann Hussein (Dan Turgeman) mit einem Atombombenanschlag auf Amerika beauftragt. Da niemand außer Kadal weiß, wo Hussein die Bombe hochgehen lassen soll, wird die von Major Stewart (Nick Cassavetes) angeführte amerikanische Anti-Terror-Einheit Delta Force, die dieses Mal vom russischen Spezial Kommando Spetsnaz unterstützt wird, nach El-Quatar geschickt, um den streng bewachten Terrorchef lebend in Gewahrsam zu nehmen. Ein gnadenloser Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn Hussein soll schon bald zuschlagen...
War der direkte Vorgänger noch ganz auf seinen Star Chuck Norris zugeschnitten, wird in Delta Force 3 - The Killing Game der Unterhaltungsfokus neben der kurzweiligen Terroristengeschichte und neben der Action auf das amerikanisch-russische Team gelegt. Während sie professionell ihren Job erledigen, tun sich die üblichen Streitereien und Hahnenkämpfe auf, wenn zwei Welten klischeehaft aufeinder prallen, was zu unterhaltsamen Dialogen und Scharmützeln führt, doch wie unterschiedlich sie auch sein mögen, wenn es drauf ankommt, halten sie zusammen. Überhaupt ist den Castingverantwortlichen Tribut zu zollen, denn die Team Chemie passt: Nick Cassavetes (Back Moon; Blinde Wut) mimt überzeugend den ehrgeizigen Major Stewart, der sich mit dem aufmüpfigen russischen Kapitän Leskov (John Ryan) ums Kommando rangelt und die hübsche russische Agentin Irena, die von der israelischen Schauspielerin Hanna Azoulay-Hasfari aufreizend verkörpert wird, ist für die Infiltration des feindlichen Terrains verantwortlich. Die Sprengstoffexperten Sam (Eric Douglas) und Pietre Ivanovich (Mark Ivanir) können sich anfangs nicht riechen, ehe sie im weiteren Schlachtverlauf immer wieder um die Gewinnverteilung falschen und in einem tragischen Moment gegen Ende doch noch Freunde werden.
Ach fast hätte ich es vergessen: Einen Norris gibt es in Delta Force 3 auch noch zu bestaunen! Mike Norris, der Sohnemann von Chuck, darf als einziger der Truppe Martial-Arts Kämpfe demonstrieren und den Gegnern die Kauleisten polieren, im Vergleich mit seinem berühmten Vater kann er allerdings weder von der Ausstrahlung her noch von den Fighting Skills mithalten, was jetzt aber keine Schande ist, schließlich war er zu Drehzeiten noch relativ jung und grün hinter den Ohren. Leider ist die Auswahl der Antagonisten in Delta Force 3 nicht ganz so gut geglückt. Obwohl Jonathan Cherchi aussieht wie ein Bilderbuch Islaminist, gelingt es ihm nicht, in seiner Rolle als Anführer der Terrorzelle richtige Angst und Schrecken zu verbreiten. Sein Schauspiel wirkt teilnahmslos und ist ohne Esprit. Auch Husseins Darsteller Dan Turgemans Performance ist ausbaufähig. Den von seiner kranken Ideologie getriebenen Selbstmordattentäer nimmt man ihm zwar ab, trotzdem enttäuscht er im eigentlich sehenswerten Showdown mit seiner aufgesetzt anmutenden Mimik.
Kommen wir nun zum wichtigsten Punkt, der für die meisten auch der einzigste Grund sein dürfte, sich einen B-Movie Retorten Schinken wie Delta Force 3 anzusehen, die Action! Hier muss man Firstenberg gratulieren, wie er den Einsatz der Delta Force inszeniert hat, weiß wirklich zu gefallen. Ein großer Teil widmet sich der Ergreifung des wahnsinnigen Tyrannens, bei welcher die Truppe ihr ganzes können aufbringen muss, wenn sie den feindlichen Stützpunkt möglichst unauffällig infiltriert und einen Gegner nach dem anderen leise ausschaltet. Wer Cannons Action Streifen kennt, weiß jedoch, dass es nicht beim leise bleibt und die sich ergebenden, Bodycount verschlingenden Schusswechsel bestechen durch eine pirma Raumaufteilung, durch teils blutige, teils unblutige Einschusswunden und durch souveräne Kameraführung, während Chuck Norris Junior einige Schurken auch mit den bloßen Händen ausschalten darf. Positiv zu er erwähnen ist, dass es im Gegensatz zum zweiten Teil auch Verluste auf beiden Seiten gibt, was deutlich realistischer wirkt, als die heldenhafte, verlustlose Hurra USA Propaganda vom Vorgänger. Gegen Ende der Eskalation fehlen natürlich die handgemachten Explosionen nicht, die für das deutlich erkennbare, niedrige Budget ordentlich ausgefallen sind, auch wenn insgesamt betrachtet der routinierten Actiondarbietung das ganz große Spektakel der beiden Vorgänger fehlt. Das Highlight des Films ist das Finale in der TV-Sendestation, in welcher sich vor laufender Kamera das Schicksal der Menschheit entscheidet...
Wer hätte das gedacht: Delta Force 3 - The Killing Game ist das beste Beispiel, dass es auch einmal anders herum laufen kann, als gestern Hui, heute Pfui. Eine nach früherer Meinung verhasste und verschmähte Gurke entwickelt sich nach zufälliger Neubetrachtung zu einem soliden, unterhaltsamen Action Relikt vergangener Tage und taugt sogar für einen herrlichen Retro B-Actionfilm Abend mit Bier und Chips. Mehr Bombast und bessere Bösewichte wären vielleicht nicht schlecht gewesen, hier haben die überschaubaren Geldmittel der 1991 kurz vor dem endgültigen Bankrott stehenden Cannon Schmiede der Produktion wahrscheinlich die Grenzen aufgezeigt. Eine Randnotiz zum Schluss: Chuck Norris sollte eigenltich auch im dritten Teil mit von der Partie sein, doch der Hubschrauberabsturz bei den Dreharbeiten zu Delta Force 2 (1990) veranlassten ihn, dem Franchise endgültig den Rücken zu kehren. MovieStar Wertung: 6 von 10 Punkte.
6/10