Es war die Comedy-Serie Familienbande, die dem damals aufstrebenden Jungdarsteller Michael J. Fox zum Durchbruch verhalf und zwischen 1982 und 1989 mit insgesamt 180 Folgen produziert wurde. Der enorme Zuspruch brachte ihm 1985 die Hauptrolle in der weltberühmten Science-Fiction Komödie Zurück in die Zukunft ein, in welcher er den jungen High School Loser Marty McFly spielte, der mit seinem Freund Doc Brown durch die Zeit gereist ist. Einen ähnlichen Durchschnittstypen spielte er noch im selben Jahr in der Fantasy Komödie Teen Wolf, die zur damaligen Zeit ebenfalls ein rießengroßer Erfolg war. Kein Wunder: Der lustige Mix aus High School Komödie und Werwolf Kult hat nämlich neben den humorigen Aspekten, der sympathischen Geschichte, den prima Darstellern, den Fantasy Einlagen und einem Schuss Romantik auch eine unterschwellig motivierende Botschaft, wie man es im Leben und in der Liebe trotz Verlierer Images zu etwas bringen kann, auch wenn Realismus Fanatiker bei einigen Inhalten bestimmt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen werden und gerade bei den Charaktern tief in der Klischee Klamottenkiste gerührt wird, was dem Unterhaltungswert aber nicht schadet.
Bemerkenswert ist bei Teen Wolf im Nachhinein betrachtet die Relation von Aufwand zu Ertrag: Die Dreharbeiten dauerten nämlich nur 21 Tage, da Fox nur wenig Zeit hatte wegen seinem Serienprojekt Familienbande. Das Budget verschlang verschwindend geringe 1,2 Millionen Dollar. Dem gegenüber steht ein weltweiter Kinoumsatz von 80 Millionen Dollar. Das ist wie wenn bei einer Sportwette ein extremer Außenseiter Tipp mit 10 Euro Einsatz platziert wird und 1500 Euro dabei herausspringen, weil die Quoten so gut waren. Iszeniert wurde Teen Wolf von Rod Daniel, der sein Regiedebut gab und 4 Jahre später die James Belushi Komödie K9 - Mein Partner mit der kalten Schnauze drehen sollte. Die Story geht auf die Kappe von Jeph Loeb, der mit dieser Arbeit eines seiner ersten Drehbücher an den Mann bringen konnte. Für den Highschool Teeny Scott (Michael J. Fox) könnte es besser laufen: In der Schule ist er nur der liebenswerte Außenseiter, seine Traumfrau nimmt ihn nicht wahr und im Basketballteam ist er auch nur eine Nummer unter vielen. Doch eines Tages bemerkt Scott, dass sich sein Körper verändert. Eine übernatürliche Gabe lässt den Jungen zu einem behaarten Werwolf mutieren und verleiht ihm Superkräfte, die ihm bei seinen Schulkollegen, beim Basketball und bei der holden Weiblichkeit Bonuspunkte einbringen. Auf einmal bekommt er die Anerkennung, die er sich immer gewünscht hat, doch ist er tatsächlich glücklich damit?
Wenn man gemein wäre, könnte man Teen Wolf die schablonenhaften Figuren tatsächlich ankreiden: Der freundliche Nobody, der überall ein Niemand ist und zum gefeierten Helden aufsteigt. Die unerreichbare, hübsche, arrogante Blondine, die ihn nicht einmal mit dem Arsch anschaut und natürlich mit dem Erzfeind liiert ist. Das schüchterne Mauerblümchen, das für den Helden unbemerkt schwärmt. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzten. Doch durch die gut gecasteten Darsteller, welche allesamt ihre Figuren sympathisch mit Leben füllen und durch die ineinandergreifenden, zwischenmenschlichen Zusammenhänge entsteht ein leicht bekömmliches, locker flockiges Unterhaltungspaket für jung und alt, während der Wolf Superkräfte Aufhänger die Hauptfigur aus der Bedeutungslosigkeit führt und mit viel Fantasie, aber ohne jeglichen Horror dem Streifen gut zu Gesicht steht. Natürlich ist das alles andere als glaubwürdig, wenn ein Wolfsmann besser Basketball spielen kann als Michael Jordan zu seinen besten Zeiten und die Frauen von seiner extremen Körperbehaarung nicht angewidert wegrennen, dabei sind es doch genau diese liebenswerten Unwahrscheinlichkeiten, welche für herzliche Lacher sorgen und Teen Wolf so unterhaltsam machen.
Bei bescheidenen Finanzmitteln von 1,2 Millionen Dollar darf selbstverständlich auch kein Wunderwerk der Tricktechnik erwartet werden, wenn Scott sich in das sprechende Wolfswesen verwandelt: Ein paar gezoomte, beschleunigte Haarwuchsaufnahmen und ein Kostüm, dass wie eine Mischung aus einem Zottelaffen, dem Yeti und Bigfoot Junior aussieht, sind in Anbetracht der komödiantischen Ausrichtung und der kostengünstigen Produktion tolerabel, während die Schlankheit der Verkleidung es dem Teen Wolf natürlich auch ermöglicht, beweglich auf einem Autodach zu surfen oder beim Basketball seine Gegner entscheidend zu düpieren. Apropos Basketball: Die Matches, insbesondere auch das bewegende Finale, sind hervorragend und mitreißend inszeniert. Rod Daniels und sein Team bauen die Spielszenen mit varialben Kameraeinstellungen, flottem Bildschnitt, Splitt-Screens, pointiertem Zeitlupeneinsatz, herrlicher 80er Jahre Musik, begeisterten Zuschauerreaktionen und einer feinen Prise Humor als Filmhöhepunkte auf, was auch zur enormen Kurzweiligkeit von Teen Wolf beiträgt, denn Längen gibt es so gut wie keine zu verzeichnen.
Das Michael J. Fox auch wegen seinem jugendlichen Aussehen für darartige Rollen prädestiniert war, ist mittlerweile altbekannt. So spielt er in seinen Komödien meist ähnliche Typen und damalige Versuche, ernstere Filme zu drehen, floppten wie beispielsweise Lights of grey (1987) oder Die verdammten des Krieges (1988). Was mir an Fox immer wieder imponiert, dass er trotz all seiner Herzlichkeit und trotz all seinen Späßen auch ernsthaft und nachdenklich wirken kann, wenn es sein Rollenprofil, wie auch hier in Teen Wolf, von ihm verlangt, was ihn meiner Meinung nach zu einem kompletten Darsteller macht. Daher ist es richtig schade, dass er relativ früh an Parkinson erkrankte und seine Karriere nicht so fortsetzen konnte, wie er es sich vielleicht vorgestellt hat. Im Gegenteil: Fox geriet Mitte der 90er nach Diagonse bzw. offizieller Bekanntgabe seiner Krankheit in eine bitterböse Lebenskrise bestehend aus Alkoholsucht und Depressionen, aus welcher er sich nur schwer befreien konnte.
Fox selbst war auch mit seinem Mitwirken in Teen Wolf wohl nicht so zufrieden, so dass er seine Beteiligung bei der Fortsetzung Teen Wolf 2 (1987) verweigerte. Zumindest könnte das ein Grund für seine Absage sein, wen man nach seinem schnippischen Kommentar geht, den er bei einem damaligen Interview zu Protokoll gab: "Während Steven Spielberg einen tollen Film nach dem anderen dreht, soll ich einen Werewolf spielen?" Ob der eher schlechte als rechte zweite Teil mit dem Superstar besser geworden wäre, ist natürlich schwer zu sagen. Fest steht für mich, dass zumindest das Original trotz erwähnter Schwächen eine überdurchschnittlich unterhaltsame und liebenswerte Fantasy-Komödie geworden ist, die auch heute immer noch zu gefallen weiß, obwohl zeitbedingte Abnützungserscheinungen nicht ganz von der Hand zu weisen sind, was aber von dem herrlichen Nostalgiefaktor wieder ausgeglichen wird. "Das war gut Wolf- Wolf- Wolfsmensch!" MovieStar Wertung: 7 von 10 Punkte.
7/10