Gladbeck: Das Geiseldrama
Herstellungsland: | Deutschland (2022) |
Genre: | Dokumentation, Krimi |
Alternativtitel: | Gladbeck: The Hostage Crisis |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 9,00 (2 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Im August 1988 halten zwei bewaffnete Bankräuber mit einem Geiseldrama, das mit einer Schießerei und drei Toten endet, die deutsche Polizei 54 Stunden lang in Schach. (Netflix)
eine kritik von ghostfacelooker:
Dies ist nicht nur eine Dokumentation, sondern ein Armutszeugnis deutscher Polizeiarbeit in Reinkultur, welche wenn es ein Film gewesen wäre, zu den schlechtest gedrehten Machwerken zählen würde, die das deutsche Kino damals hätte produzieren können.
Das Schlimmste daran ist jedoch, daß es keine Fiktion war.
Wäre es fiktiv gewesen, und Hollywood oder das asiatische Filmbusiness darauf aufmerksam geworden, hätte man die Täter in einem großen Showdown gleichzeitig mit gezielten Schüssen aus Scharfschützengewehren oder mit Schlaftabletten im Kaffee erledigt, jedenfalls wäre die Sache heldenhaft beendet worden und wenn überhaupt ohne oder geringen zivilen Verlusten.
Die Realität jedoch ist eine Farce der Exekutive.
Mich darüber lustig zu machen liegt mir fern. Diese Review soll jedoch auf eine Dokumentation aufmerksam machen, die gut ein Jahrzehnt nach den Fehlern der olympischen Spiele stattfand in welcher auch polizeiliches Vorgehen, überwiegend zu Verlusten geführt hat und als Tatsache stehen, dass man bis heute scheinbar aus vergangenen Fehlern kaum Lehren zu ziehen vermag.
Nicht nur, daß es die Bankräuber geschafft haben, aus der Filiale in Gladbeck mit Geiseln zu entkommen, nein, auf ihrer Flucht entsteht sogar ein medialer Hype der bis heute in der Geschichte des Sensationsjournalismus zumindest hierzulande einzigartig sein dürfte.
Man beginnt die Täter durch die Verselbständigung der Sensationssucht zu idealisieren. Geht mit ihnen freundschaftlich um, so als wären es lediglich harmlose Aktivisten, für eine gute Sache, welche man zu verstehen sucht.
Das eigene Kopfschütteln während des Betrachtens wird nur von gelegentlichen zynischem Lächeln begleitet, welches man sich selbst erschreckend eingesteht von sich gegeben zu haben, weil es einerseits eine irrationale Reaktion auf das Geschehen ist und man andererseits nicht anders kann, da man aufgrund der zurückliegenden Jahre und durch genug Filmkonsum, sich selbst dabei ertappt fiktive Szenarien durchzuspielen, in welchem man als „Einsatzleiter“ anders entschieden hätte.
Wären diese Gedankengänge nicht schon erschreckend genug, versucht man sich selbst einzureden, daß jeder folgende Moment zu einer Änderung der obskuren Situation führen muss, in der man wie auf einem Festival mit den Gangstern umgeht und die Journalisten sie feiern als wären es Rockstars, während selbige die Abgründe ihrer Psyche und die gleichzeitige Verachtung der Gesellschaft und ihrer exekutiven Mechanismen offen zur Show stellen.
Natürlich wirkt all das nur, wenn man von dem tatsächlichen Geschehen, so wie ich im Vorfeld rein gar nichts mitbekommen hat, da ich damals mit zehn Jahren zu jung für diese Situation gewesen bin und mich später auch einerseits aufgrund fehlender medialer Möglichkeiten und andererseits Unkenntnis darüber nicht damit beschäftigt habe.
Doch ich glaube auch wenn man die Hintergrunde kennt, ist diese Dokumentation in ihrer schonungslosen Offenheit eine jener, die noch lange nachwirkt und aufgrund des hörbar und sichtbaren Fehlverhaltens der Polizei aber auch der Journalisten noch lange zumindest für kontroverse Diskussionen sorgen könnte, gerade weil es heutzutage das Internet gibt.
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Kommentare
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