Zunächst möchte ich Ascot Elite für eine der besten Inhaltsangaben danken, die ich je gelesen habe. Aaaaachtung: DANKE!
Nun habe ich das Bedürfnis, davon zu berichten, dass mich HOUSE, als ich ihn vor langer Zeit gesehen habe, enttäuscht hatte. Denn ich wollte mal wieder einen Horrorfilm aus der Videothek ausleihen, und was ich sah, war eine Horrorkomödie. Mit Momenten, die so albern sind, wie Szenen aus Sam Raimis ARMEE DER FINSTERNIS, und einer familienfreundlichen Facette alla POLTERGEIST. Diese Filme wusste und weiß ich zu schätzen, aber gepackt haben die mich nie. Eines Tages wollte ich herausfinden, ob mich HOUSE nur auf falschem Fuß erwischt hatte. Es ist immer noch nicht die Art von Horrorfilmen, die mir besonders gut gefällt. Aufgrund vom Ideenreichtum, Steve Miners tollen Inszenierung, der mehr als zufriedenstellenden schauspielerischen Fähigkeiten, und angesichts der schönen Monster, wurde ich jedoch bestens unterhalten!
Nachdem Miner Sean S. Cunningham bei der Produktion von dessen Slasher-Klassiker FREITAG DER 13. behilflich war, und durch die ersten beiden Fortsetzungen davon (sein Regiedebüt !) den Killer Jason Voorhees ins Leben gerufen hatte, konnte er mit HOUSE direkt im Anschluss beweisen, wie fähig er ist. WARLOCK, HALLOWEEN H20 sowie FOREVER YOUNG, bestätigten das, und HOUSE wurde ein Kassenschlager dem drei Fortsetzungen folgten. Cunningham produzierte diese sowie die komplette FREITAG DER 13TE. -Reihe. Und Harry Manfredini steuerte beiden Filmreihen die Musik bei.
DAS HORROR-HAUS
Selbstverständlich ist das Haus in Monrovia, California, das innerhalb eines Monats aufbereitet wurde, genauso wichtig wie die Akteure. Eine sehr gute Wahl. Wunderbar, wie die Kamera mit beeindruckenden Fahrten, geleitet von Mac Ahlberg († 2012, Re-Animator, From Beyond), dieses Gebäude von fast allen Seiten eröffnet. Im Sommer ein idyllisches Fleckchen Erde. Könnte man meinen. Warum die Haustür immer offen steht? Die Alteingesessenen wollen sich nicht langweilen. Der erste im Film gezeigte Besucher rennt schnell hinaus, weil er einen Grund dafür bekommen hat, dass ihm das Herz in die Hose gerutscht ist. Nicht der bestmögliche Ort, für einen traumatisierten Vietnamveteran, der Frau und Kind bitterlich vermisst. Doch. Hier lernt er sich seinen Ängsten zu stellen, das ist die Moral von der Geschichte. Und bis diese klar und deutlich formuliert wurde, gibt es ordentlich Rambazamba mitsamt makaberen Humor.
Die Idee vom Schriftsteller, der sich mit banalen Grusel-Romanen seinen Lebensunterhalt verdient, war noch nicht ganz ausgelutscht. Was Roger Kobb von seinen durchschnittlichen Lesern hält, erklärt sich, die werden komödiantisch humoristisch gegeben und inszeniert. Nahaufnahmen und halbnahe Einstellungen von etwas hervorgehobenen Figuren, die sich der Kamera nahezu aufdrängen, gehören zu den wirksamen Mitteln von HOUSE. "Wer sind diese Monster?" Glaub mir, Roger, die sind noch harmlos. Der Mentor des Protagonisten möchte diesen davon abhalten, die erwähnten Monster nicht mehr mit dem üblichen Geschreibsel zu füttern, und einen Roman zu schreiben, der das Vietnam -Trauma wieder aufleben lässt. "Ich muss dieses Buch schreiben" sagt Roger, der Stein kommt folgerecht ins Rollen, Fluch und Segen zugleich.
Fred Dekkers (Drehbuch und Regie: Monster Busters) Story und das humorvoll gestaltete Drehbuch von Ethan Wiley (Drehbuch: House 2) wissen zu gefallen, es kommen nämlich einige Ebenen zusammen, ohne, dass die Dramatik nachlässt. Altbackene Alpträume mit Skelett -Händen, die aus dem Boden schießen, sind nichts als vorübergehende Finten. Eine gewitzte Kombination von Rückblenden und Vorgängen in der Gegenwart stellt dar, dass das Vergangene für die Hauptfigur nicht abgeschlossen und daher gegenwärtig ist. Der Nachhall vom Vietnamkrieg und des familiären Traumas beschließt einen Packt, im Sinne der Geister. Tatsächlich können posttraumatische Belastungsstörungen wiederholt ein Gefühl der Bedrohung hervorrufen, und zu unterschiedlichen psychischen Erkrankungen führen, Vietnamveteranen litten oder leiden häufig darunter. Da HOUSE insbesondere in Amerika die Kassen gefüllt hat, schließe ich eine empfundene Pietätlosigkeit weitestgehend aus. Der Protagonist findet keine Ruhe, sein Sohnemann (Mark (Kickbox Machine) und Erik Silver) und ein ehemaliger Kamerad, ein Soldat (Richard Moll: Versprochen ist Versprochen), auch nicht. HOUSE erzählt zusätzlich von der Macht der Fantasie, denn die Hauptfigur versucht fantasievoll und selbstbestimmt mit seinem Schicksal umzugehen, es dann sogar zu beeinflussen. Ergreifende Dramatik springt ausgeglichen zur Komik. Ungeheuer gespenstern herbei, um hier und da schnell zuzupacken. Das kann doch nicht wahr sein. Und, das Leben geht weiter. Der freundliche, hilfsbereite Nachbar, Harold, der schnell mit dem Protagonisten per Du ist, die Nachbarin, Tanya, die fraglos viele um den Finger wickeln kann, auch Autoren, ihr Sohn im Kleinskindalter (Miners Sohn!) und ein immer hungriger Golden Retriever (?), sind in Verbindung mit Roger, und den Ungeheuern, einfach der Knüller!
Zahlreiche Dialoge haben oft den Humor einer Sitcom, immer stimmungsvoll mimisch akzentuiert. William Katt (Thommy Ross aus De Palmas CARRIE !) gibt die Hauptfigur glaubhaft in ernsten Momenten, und mit Witz ! Rogers Ängste und Hoffnungen, das Schwärmen, ausgelöst von Tanyas Lächeln, diese Entschiedenheit, sowie seine Angespanntheit, wenn er vor anderen Figuren die Geister und ihre Relikte verstecken möchte, laden zur Identifikation ein. Eine vielseitige Figur, die ein ausgeprägtes Können verlangt. Sehr gut ist auch George Wendt (Forever Young), der Harold spielt. Diese Figur ist dazu da, Roger irritiert dabei zu beobachten, wie er damit beginnt den Verstand zu verlieren. Zumindest sieht das so aus. Wie soll man das sonst deuten, dass er mit seiner Uniform die Haustreppe hinunter kullert? Mary Stavin (Das Bond-Girl aus Octopussy !) alias Tanya macht die Hölle heiß, und bringt Roger zum Stottern. Schließlich sind Monstrositäten in ihrer Nähe ein echter Stimmungskiller. Um noch einen draufzusetzen, kommt Roger gezwungenermaßen als Babysitter ins Schwitzen. Es geht heiß her!
Jeder Winkel und jede Tür kann das Grauen verbergen, aber auch hereinlassen, sie halten viele Überraschungen parat. Rogers Ängste haben sich im Haus manifestiert, er muss diesen nun die Stirn bieten. Was da ans Tageslicht kommt, regt zum Lachen wie zum Gruseln an. Ungeheuer, die manchmal H. P. Lovecrafts († 1937) Cthulhu-Mythos oder Hr. R. Gigers ( † 1914) Hirn entsprungen sein könnten. Häufig werden sie auch mit monströsen Zombies aus Sam Raimis EVIL DEAD-Trilogie verglichen, was auch aus meiner Sicht gut passt, weil in HOUSE Humor und Horror Comic-haft schreit, brüllt und angreift. 25 Spezial-Effektkünstler (u. a. Kay Lenz: Der Nachtfalke) haben fliegende, rennende und kletternde Kuriositäten verwirklicht, denen die Augen neugierig folgen. Halbtotale, halbnahe und nahe Einstellung, halten mit toll geschnittenen Übergängen (Michael N. Knue Spaw) immer gut fest, was da geschieht. Nur Monster verlieren Körperteile, ausschließlich menschliche Figuren den Verstand. Schatten und Licht sind wirksam in Szene gesetzt, auch unter schwierigsten Bedingungen. Eingängige Piano -Melodien oder ganz tief bis schrill gestimmte Saiteninstrumente sind für wirkliche jede Facette der Dramaturgie hilfreich.
HOUSE ist eine toll inszenierte, abendfüllende Horrorkomödie !
7/10