Lethal Weapon 3 - Die Profis sind zurück (1992) war für mich persönlich der erste Film der Serie, den ich auf der großen Leinwand begutachten durfte. Ich kann mich noch wie heute an einen Ausschnitt im TV erinnern, als die Top 10 des damaligen US Boxoffices gebracht wurden und der dritte Auftritt des tödlich sympathischen Erfolgsduos Gibson/Glover fast schon erwartungsgemäß den ersten Platz bekleidete. Angefixt von dem "Appetithäppchen" gesellte ich mich, sobald der Streifen auch in Deutschland gestartet war, zu den 2,3 Millionen begeisterten Kinobesuchern. Obwohl mit einem Budget von 35 Millionen Dollar weltweit über 321 Millionen Dollar eingenommen werden konnten, sehen viele Lethal Weapon 3 - Die Profis sind zurück als etwas schwächer wie die beiden ersten, hochunterhaltsamen Teile des Franchises. Dem Urteil möchte ich mich in etwa anschließen, da dieser Output wegen seiner umfangreichen Parallelinhalte und etwas zu viel Comedy nicht ganz so flüssig wirkt und teilweise auch ein bisschen auf der Stelle tritt. Entgegengesetzt zu dieser Einschätzung darf man sich aber auch über einige denkwürdige Sequenzen und grandiose Actionleckerbissen freuen, so dass kumuliert betrachtet ein immer noch überaus sehenswertes Gesamtkonstrukt übrig bleibt.
Wie schon beim direkten Vorgänger gab es großspurige Differenzen zwischen Regisseur Richard Donner und dem Drehbuchautor Jeffrey Boam, der in seinem abgegebenen Entwurf einiges präsentierte, was der am 5.07.2021 verstorbenen Regie Ikone missfiel: Lornas Figur (Rene Russo) sollte ursprünglich ein Mann sein, so dass Riggs stattdessen mit Murtaughs Tochter anbandeln musste. Joe Pesci war nicht mit von der Partie und die gesamte Ausrichtung der Handlung war mehr auf die Schurken fokussiert als auf Riggs und Murtaughs Charakterentwicklung. Jedenfalls wurde Boam gefeuert und Mark Karmen musste das Skript nach Donners Vorgaben nochmals neu schreiben. Die umfangreichen Änderungen und Ergänzungen merkt man dem Endprodukt zumindest partiell auch an: Es kann nicht mit dem Handlungsfluss der Vorgänger mithalten. Die letzten Endes verfilmte Story konzentriert sich auf die letzten 6 Tage vor Murthaugs angestrebter Pensionierung: Murtaugh (Danny Glover) und Riggs (Mel Gibson) werden zum Streifendienst verdonnert, da sie bei einer Bombenentschärfung nicht aufs Bombenkommando warten wollten und ein Gebäudekomplex in Schutt und Asche gelegt hatten. Als Riggs von einem verdächtigen Transporter Fahrer die Personalien aufnehmen will, geraten die beiden Vollblutcops in eine spektakuläre Verfolgungsjagd, bei der illegale Waffen und ein Gangster sichergestellt werden können. Lt. Lorna Cole (Rene Russo) von der Abteilung für interne Angelegenheiten wird vermuttet, dass Ex Cop Jack Travis (Stuart Wilson) hinter dem Waffenschmuggel steckt und das Police Department für seine schmutzigen Geschäfte missbraucht. Gemeinsam versuchen sie dem skrupellosen Schurken das Handwerk zu legen, der auch vor Polizistenmord nicht zurückschreckt....
Bei der kürzlich erfolgten Neusichtung ist mir erst einmal bewußt geworden, wie viele legendäre Action Momente doch auf das Konto von Lethal Weapon 3 - Die Profis kehren zurück gehen. Da wäre beispielsweise die schiefgegangene Bombenentschärfung, bei der ein rießiges Business Center in die Luft fliegt, während sich die beiden Streithähne eines ihrer berühmt berüchtigten voller Situationskomik steckender Wortduelle liefern und für die Realisierung dieser Sequenz Warner Bros 500.000 Dollar an den Staat zahlte, damit die reale Detonation des ehemaligen Regierungsgebäudes in Florida im Film verwendet werden durfte. Auch eine irrwitzige Verfolgungsjagd quer übers Eis bei einem vollbesuchten NHL Eishockey Meisterschaftsspiel zwischen den L.A. Kings und den Toronto Mable Leafs oder Riggs Motorradsturz von einer in Reperatur befindlichen Straßenbrücke gehören zu den unbestrittenen Sahnestücken des Films. Das absolulte Non plus Ultra ist aber das überwältigende Finale, in welchem die Profis eine rießige Holzsiedlung niederbrennen und mit den Ganoven bleihaltig abrechnen. Der Maßstäbe setzende Showdown wurde in einer unfertigen Wohnsiedlung in Lancaster gedreht. Die verlassenen Holzhäuser, die eh abgerissen werden sollten, verenden auf der Leinwand in einem gigantischen Flammenmeer, wie ich es so noch nicht erlebt habe. Ansonsten zaubern die üblichen blutigen Schießereien und perfekt inszenierten Nahkämpfe ein Lächeln aufs Gesicht, so dass die Herzen der actionbegeisterten Zuschauer vor Freude im Dreieck springen dürften.
Natürlich ist es interessant, was Riggs & Murtaugh auf dem Weg zu Murtaughs bevorstehendem Ruhestand alles erleben: Donner eröffnet dutzende Nebenhandlungen, die jede Menge Platz für die verstärkte Klamaukausrichtung, aber auch für nachdenkliche Situationen mit einer moralischen Botschaft liefern. Für Lacher sorgt zum Beispiel ein Fussgänger, der wegen einer unachtsamen Straßenüberquerung belangt wird oder Riannes (Murtaughs 17 jährige Tochter) erster Drehtag für einen Actionfilm, den Riggs mit einer beherzten Rettungsaktion sabotiert, da er denkt, sie sei tatsächlich in Gefahr. Die Nervensäge vom Dienst Joe Pesci bekommt als Informant und Klette Leo Getz auch wieder ein paar ulkige Szenen spendiert, glücklicherweise ist seine Screentime dieses Mal deutlich kleiner ausgefallen. Obendrein gelingt auch Rene Russo als attraktive Polizistin mit eisernem Kiefer und Kampfsporterfahrung ein Einstand nach Maß. Sie darf nämlich ordentlich austeilen und schlägt sich im fast schon zum Kult gewordenen Wundenvergleich mit Mel Gibson außerordentlich wacker, so dass diese Szene vom Unterhaltungsfaktor mit zu den lustigsten Momenten von Lethal Weapon 3 zählt. Ernste Zwischentöne hingegen bringt Murthaughs versehentliche Erschießung eines farbigen jugendlichen Gangsters mit sich, die da durch, dass dieser auch noch mit seinem Sohn befreundet war, zusätzlich an Dramatik gewinnt und zu einer emotional bewegenden Unterhaltung zwischen Riggs und Murtaugh, die von Gibson und Glover sensationell gespielt wird, führt.
Obwohl manche der verfolgten Subplots unmittelbar miteinander verknüpft sind entsteht eine Art Überangebot an Handlungssträngen und die eigentlich geplante Hauptgeschichte um den Ex-Cop Travers und seine Waffenschieber gerät mir zu sehr in den bedeutungsarmen Hintergrund. Einen ähnlichen Eindruck hatte ich schon in geringfügigem Maße vom ersten Teil gewonnen, nur bei Lethal Weapon 3 ist diese Begleiterscheinung meiner Meinung nach noch auffälliger. Die vielen Handlungsbausteine mögen allesamt für sich betrachtet unterhaltsam sein, ein durchgehender Spannungsbogen kann sich so aber nur erschwert entwickeln und auch bei den zahlreichen Gags ist es so, dass beileibe nicht mehr jede Pointe so zündet, wie es sich die Macher vielleicht erhofft hatten. Ich hätte mir für den Oberbösewicht Jack Travers, der von Stuart Wilson herrlich diabolisch und gemein verkörpert wird, eine höhere Gewichtung und mehr Bildschirmzeit gewünscht, was die Gesamtausrichtung des Films wahrscheinlich mehr in Richtung Action Thriller mit mehr Härte getrieben hätte, allerdings war Donner der kommerzielle Aspekt in Punkto Unterhaltung für die breite Masse wohl wichtiger und der Erfolg gibt ihm letzten Endes auch Recht.
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass der hörenswerte FIlmsoundtrack wieder einmal von Michael Kamen & Erich Clapton beigesteuert wurde, vor allem der Song "It's problably me" während der Opening Credits stellt einen echten Ohrwurm dar. Lethal Weapon 3 - Die Profis sind zurück ist unterhaltsames und bombastisches Kommerz Action Kino geworden, das im Bereich Action und Spektal nochmal eine ganze Schippe drauflegt und der Humor weiß ebenfalls zu gefallen, auch wenn manchmal ein wenig übertrieben wird und die üppige Programmauswahl den Streifen phasenweise übersättigt. "Du kannst doch nicht immer alles mit Deinen Fäusten regeln." - "Ich konnte doch bei den vielen Leuten nicht meine Knarre ziehen. Zu gefährlich." MovieStar Wertung: 8 von 10 Punkte.
8/10