Nightmare Concert
Originaltitel: gatto nel cervello, Un
Herstellungsland: | Italien (1990) |
Standard-Freigabe: | FSK keine Jugendfreigabe |
Genre: | Horror, Komödie, Splatter |
Alternativtitel: | A Cat in the Brain
Cat in the Brain
Nightmare Concert (A Cat in the Brain)
To kονσέρτο του tρόμου
Un gatto nel cervello (I volti del terrore) |
Bewertung unserer Besucher:
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Note: 6,43 (39 Stimmen)
Details
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Inhaltsangabe:
Der Horrorfilmer Fulci verliert langsam den Bezug zur Realität. Er hat seltsame Halluzinationen und begibt sich deshalb in die Hände eines Psychiaters. Doch er ahnt nicht, dass sein Psychiater ebenfalls ein schwerwiegendes Problem hat. Fulci soll dessen Frau töten. Unter dem Druck der Hypnose verschwimmen Fulci Gedanken immer mehr zu seiner Filmwelt. Als es zu zwei schrecklichen Morden während der Dreharbeiten kommt, vertraut er sich seinem Freund Gabriel an. (Astro DVD)
"Nightmare Concert" war einer der letzten Filme von Regisseur Lucio Fulci, entstanden im Jahr 1990 vor "Demonia". Hier spielt er sich selbstironisch (Humor 4/10) als gealterte Genre-Koryphäe, die vor lauter cinastischer Abartigkeiten langsam Visionen der Schreckensbilder aus ihren eigenen Werken bekommt. Hilfesuchend wendet sich der gebeutelte Splatter-Papst an den Therapeuten Schwarz (schmierig: David L. Thompson), der seinerseits einen gehörigen Hau weg hat, seit seine bevorzugt im lasziven Nachthemd herumgammelnde Frau (gewollt schlampig: Malisa Longo, "Salon Kitty", "The Red Monks") entschieden hat, sich ihm zu verweigern. Krankenschwester Lilly (kokett: Paola Cozzo, "Dance of the Demons") ist da leichter von dem prominenten Patienten zu beeindrucken.
"Er ist Regisseur. Ja - der all' diese Horrorfilme macht."
Genau die sind aber inzwischen sein Kreuz. Banalste Anlässe wie der Blick aus dem Fenster oder eine Runde Händewaschen genügen da, um Halluzinationen auszulösen. Diese sind Anlass für ständige Überblendungen auf stock footage aus einschlägigen Streifen wie "When Alice Broke the Mirror", deren isolierte Sichtung man sich nach dem vorliegenden Best-of-Reigen womöglich sogar sparen kann. In jugendgefährdender Hinsicht wird aus diesen Quellen reichhaltig geschöpft: Eine unorthodoxe Autopsie mittels Kettensäge lässt Zartbesaitete flüchten (Horror 6/10), während eine Orgie uniformierter Nazis mit barbusigen Damen in Reizwäsche herzlich die Sadismus-Keule schwingt, wobei es natürlich noch weitere Gelegenheiten gibt, die Kamera mehr oder weniger misogyn konnotiert auf blankgezogene Oberweiten zu halten (Sex 6/10). Ansonsten prägt eine Art Gore-Medley aus diversen Enthauptungen und ähnlichen Grausamkeiten das Szenario (Gewalt 9/10), Quantität vor Qualität beanspruchend und daher tricktechnisch zwischen mies und ganz okay schwankend.
"Wie heißt es doch gleich so treffend: Gewalt im Fernsehen erzeugt auch wieder Gewalt."
So finden dann noch jenseits dieser gleich als solche zu erkennenden, da recht grob zugeschnittenen Zitate einige exklusive Frauenmorde statt, die handwerklich dank Giuseppe Ferrantis ("Absurd", "Make Them Die Slowly") Einsatz gar nicht mal so übel aussehen. Weiterhin hilft der effektive Score von Fabio Frizzi ("Woodoo", "Ein Zombie hing am Glockenseil"), dass das Interesse trotz der übertriebenen Häufung kaum zusammenhängender Szenen nicht gänzlich verloren geht. Ganz einfach ist diese Aufgabe nicht, zumal sich der Haupthandlungsstrang oft genug darauf beschränkt, das zuvor Gezeigte noch einmal verbal zu rekapitulieren, wobei die Dialogschreiber selbst damit noch gelegentlich überfordert sind. Verzeinzelt brabbelt die deutsche Synchro einfach über die englische Tonspur drüber. Dieselbe nennt Billardkugeln "Bälle" und erweist sich als nicht gerade betonungsenthusiastisch.
Viele dieser Mängel sind Fans des 1996 verstorbenen Branchensonderlings - er möge in Frieden ruhen - allerdings gewohnt. Versteht man "Nightmare Concert" als sein versöhnlich-augenzwinkerndes Abschiedsgeschenk an diese Gemeinde, kann der Exploitation-Thriller ohne weiteres als solide Kost bewertet werden (5/10 Punkten). An Fulcis beste Arbeiten wie "The Beyond" oder "Woodoo" reicht er zwar nicht heran, dürfte aber zumindest eingeschworene Gorehounds zufrieden stellen. Die besondere Ehrung durch Indizierung und Beschlagnahme ist er allerdings los, so dass nur noch der rote FSK-Flatschen einen Hinweise auf die krassen Inhalte gibt. Früher waren hierfür Kürzungen von rund einem Viertel der Laufzeit Voraussetzung...
5/10
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Kommentare
 Moderator  21  9.940 |
Hahaha ! Gott is der ranzig geworden ! Den hab ich jetzt mindestens 30 Jahre nicht mehr gesehen. Und so gar nicht vermisst. :-D
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 DB-Co-Admin  15  3.912 |
Zustimmung. So richtig warm wurde ich mit dem Streifen auch nicht, und Ranzigkeit muss für mich zunächst mal nicht unbedingt negativ konnotiert sein. Doch das hier ist Stückwerk. Einiges mag ich, anderes nicht. Aber eigentlich müsste ich mir "Nightmare Concert" nochmals antun. Kann ja sein, dass er dann etwas positiver abschneidet als beim letzten Schauen vor drölfzig Jahren. Die ausschnittsweise darin verwursteten Machwerke sind mMn übrigens in der Tat schwächer als vorliegendes Teil. Nach 1984 hat Lucio Fulci in meinen Augen qualitativ stark nachgelassen. Ich weiß, ich weiß, jetzt kommen wieder Leute und fragen, ob Fulci überhaupt je Qualitätsware abgeliefert hat. Darauf antworte ich laut und nachdrücklich: "Ja, hat er! Und zwar nicht nur im Horror-/Splatter-Bereich, sondern ebenso im Giallo und Italowestern." :)
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 Moderator  21  9.940 |
Jedenfalls hat der damals meinen vorherrschenden Blutdurst gestillt. Ziel erreicht ;-?
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  17  5.316 |
Trotz der ganzen Schwächen komme ich doch gelegentlich ganz gern auf Fulcis Filme zurück. Irgendwas haben sie eben doch. Und sei es was ranziges...
;-)
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08.12.2022 22:16 Uhr - CHOLLO |
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  10  1.386 |
Den empfand ich im Vergleich zu den von dir genannten Werken, wobei ich bedingt noch den "New York Ripper" dazu zählen würde, beinahe schon erschreckend schlecht. Zumindest ein gelungenes Alterswerk hätte ich dem guten Fulci vor seinem Ableben noch gegönnt. Wieder eine gelungene Kritik von dir Hund :))
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  6  476 |
Ich war damals noch Recht jung im Horror-Genre und hatte glaub ich schon Woodoo und Cannibal Holocaust gesehen, aber diesen FIlm habe ich unendlich lange gesucht und weiß auch gar nicht mehr genau wie ich an die Astro VHS gekommen bin. Das war für mich und meine Freunde damals neben Braindead DER Splatter-Fan überhaupt.
Ich hab ihn mir vor ein paar Jahren nochmal angeschaut und klar, ein wenig Nostalgie schwingt mit, deswegen wäre ich reino bjektiv gesehen bei deiner Kritik, würde aber einen Gnaden-Punkt mehr vergeben, weil der einfach so unglaublich cheesy ist.
Danke, dass du diesen Klassiker mit dieser Kritik nochmal auf der Traufe holst :)
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  17  5.316 |
Hallo Ihr zwei!
@Chollo
Mit dem Ripper werde ich inzwischen auch nur noch lauwarm - wie kürzlich erst rezensiert.
@MBTS
"Nightmare Concert" war meine erste DVD. Der Unterschied zur FSK-18-VHS war mehr als eindrücklich. "Woodoo" dagegen war eine meiner ersten Splatterfilmerfahrungen überhaupt. Selbst dieser ist aber nicht optimal gealtert. Der einzige Fulci, den ich heute noch als kleine Perle ansehe, ist "Über dem Jenseits".
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  6  476 |
09.12.2022 12:13 Uhr schrieb dicker Hund
@MBTS
"Nightmare Concert" war meine erste DVD. Der Unterschied zur FSK-18-VHS war mehr als eindrücklich. "Woodoo" dagegen war eine meiner ersten Splatterfilmerfahrungen überhaupt. Selbst dieser ist aber nicht optimal gealtert. Der einzige Fulci, den ich heute noch als kleine Perle ansehe, ist "Über dem Jenseits".
Da geb ich dir Recht, das ist mir auch aufgefallen. Hatte mir Woodoo mal vor ein paar Jahren mal wieder angesehen und fand ihn doch relativ schlecht gealtert. Und doch ist es einfach DER Zombiefilm neben DOTD und Geisterstadt.
Man wird halt älter und reifer. Und man hat einiges qualitativ besseres gesehen. Wenn wir ehrlich sind, haben wir den doch nur geschaut, weil er verboten war und die Erwachsenen erzählt haben, dass die sich die Filme damals auch alle im Kino oder auf VHS angesehen haben.
Da war man als 14 jähriger schon sehr empfänglich für sowas und hat sich auch leichter beeindrucken lassen.
Wenn ich Woodoo heute sehen würde, wäre ich wahrscheinlich - aus objektiver Sicht mit dem Hintergrund im Kopf, dass der Film nun mal 79 raus kam - bei 5 - 6 Punkten. Das Ende reißt es halt raus.
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 DB-Helfer  11  1.819 |
"Nightmare Concert" war meine erste VHS von Astro, kann mich noch gut daran erinnern! Fand den Film damals richtig schlecht und auch die verhackstückelten, zusammenhanglosen und grotesken Gewaltszenen haben mich eher abgeschreckt, war vielleicht noch nicht so belastbar für Italo-Gekröse, wer weiß... Aber, mit derZeit ist der Film gewachsen und mir heute tatsächlich eine gute 6/10 wert, definitiv kreativer und "besser" als das Grundmaterial wie z.B. "When Alice broke the Mirror" Tolle Besprechung in gewohnter Mops-Qualität, sehr gut! :)
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