Ein ausgekochtes Schlitzohr
Originaltitel: Smokey and the Bandit
Herstellungsland: | USA (1977) |
Standard-Freigabe: | FSK 12 |
Genre: | Action, Komödie |
Alternativtitel: | Gesetz kann mich mal, Das Total verrückter Kerl, Ein |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,70 (10 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Für eine Belohnung von 80.0000 Dollar übernehmen Bandit (Burt Reynolds) und sein Kumpel Cledus den Auftrag, innerhalb von 28 Stunden 400 Kisten Bier illegal von Texas nach Atlanta zu schaffen. Damit der von Cledus gesteuerte Laster freie Fahrt hat, versucht Bandit, mit seinem schwarzen TransAm die Polizei abzulenken. Brenzlig wird es jedoch, als Bandit die Anhalterin Carrie (Sally Field) mitnimmt: Carrie hat gerade die Hochzeit mit dem Sohn von Sheriff Buford T. Justice platzen lassen, was der Schwiegervater in spe gar nicht lustig findet. Ein abenteuerliches Rennen durch halb Amerika nimmt seinen Lauf ... (Universal Blu-ray-Cover)
Heute nehme ich mir einen Film vor, der vor ziemlich genau 45 Jahren in den USA startete und (um die Wertung ein wenig vorwegzunehmen) heute tatsächlich noch genau so viel Spaß macht und temporeich wirkt wie im Jahr seiner US-Premiere.Die Rede ist vom, sagen wir mal „Semi-Klassiker“
Smokey and the Bandit
der in Deutschland (mal wieder) etwas holprig „übersetzt“ wurde mit
Ein ausgekochtes Schlitzohr
Vorab zur Erläuterung: Ein „Smokey“ oder „Bear“ ist im amerikanischen Trucker/CB-Funk-Slang ein Synonym für Polizisten, meistens einen Highway-Cop: Ihren Spitznamen bekamen diese Cops dadurch, dass sie einen ähnlichen Hut wie „Smokey Bear“ tragen, das Maskottchen des United States Forest Service.
Das steinreiche Vater-/Sohn-Gespann Big und Little Enos Burdette suchen einen Fernfahrer, der ihnen für eine Siegesparty 400 Kisten Coors-Bier in Texarkana abholen und nach Atlanta schaffen kann…und das Ganze innerhalb von 28 Stunden. Die Sache hat nur einen Haken – wenn man diese Menge Bier ohne Genehmigung einfach so über eine Staatsgrenze bringt, gilt das als Alkoholschmuggel. Der Fahrer muss also ein relativ lockeres Verhältnis zu den Buchstaben des Gesetzes haben. Dafür gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: Das Trucker-Gespann Bo Darville, besser bekannt als „Bandit“ und seinen besten Kumpel Cledus Snow, dem „Schneemann“. Mit jeder Menge Dollars können die Burdettes die beiden überzeugen, wobei Cledus das Fahren des Trucks übernimmt und Bandit in einem aufgemotzten Trans Am vorweg fährt und die Straße räumt, bzw. möglich Polizeikontrollen entdecken bzw. die Cops dementsprechend ablenken soll. Verfolgt werden die beiden hierbei vom übergewichtigen und extrem engstirnigen Kleinstadtsheriff Buford T. Justice. Mit im Gepäck hat der seinen eher sanftmütigen und wahrlich nicht allzu intelligenten Sohn „Junior“, welcher in der deutschen Fassung (eigentlich recht witzig) in „Purzel“ umbenannt wurde. Purzel wurde dummerweise kurz zuvor von Carol, einer ehemaligen Tänzerin, vor dem Traualtar sitzengelassen. Nachdem diese, noch im Brautkleid, das Weite gesucht hat, stolpert sie förmlich über Bandit und nutzt diesen als Mitfahrgelegenheit. Dadurch geraten Cledus und Bandit natürlich auch ins Visier des vor Wut schäumenden Bufords. Der macht es sich zu seiner Lebensaufgabe, das Flittchen und den „Schwerverbrecher“ Bandit zur Stecke zu bringen…
„Hey Bandit, du wirst es nicht glauben. Da hat gerade einer von den Bullen versucht, unter meinem Truck durchzukriechen!“
Mitte/ Ende der siebziger Jahre, als der Western langsam dahinsiechte, kam es zu einer Reihe von Filmen, welche den amerikanischen Fernfahrer als „neuen Cowboy“ etablieren wollten. Ein häufiges Element dieser modernen Western ist der unabhängige Trucker, der sich gegen die Vereinnahmung einer Gewerkschaft oder Vereinigung wehrt. Ein erstes Beispiel dieser Reihe dürfte 1975 Jonathan Kaplans Film „Straße der Gewalt“ („White Line Fever“) sein. Weitere bekannte Streifen sind Filme wie „Trucker“ („Highballin‘“ 1978), William Friedkins „Atemlos vor Angst“ ("Sorcerer“ 1977), „Truck Driver – Gejagt von einem Serienkiller“ („Roadgames“ 1978), das (äußerst schwache) Chuck Norris-Vehikel „Breaker, Breaker“(1977) und natürlich Sam Peckinpahs „Convoy“(1978), dem möglicherweise besten Film dieser Reihe. Gelegentlich wird auch der Trucker selbst als Bedrohung dargestellt: „Duel“ (1971), „Breakdown“ (1997) oder „Joyride“ (2001). Der Einfluss dieser Trucker-Western reicht bis hin zu einem postapokalyptischen Streifen wie „Mad Max: Fury Road“ (2015). Eines der neuesten Beispiele für dieses Subgenre dürfte „The Ice Road“ (2021) mit Liam Neeson sein.
„Purzel, es ist absolut unmöglich, dass du auch nur einen Tropfen meines Blutes in dir hast … wenn wir wieder zu Hause sind, haue ich deiner Mutter eins aufs Maul!"
Die Regie bei dem Film führte der ehemalige Stuntman (der damals bestbezahlte der Welt, mit über 300 Filmen und 4500 TV-Episoden), Stuntkoordinator und Regisseur Hal Needham, der einige sehr erfolgreiche Actionkomödien auf die Beine stellte. Neben „Smokey and the Bandit“ ist wahrscheinlich sein 1981 gedrehter Streifen „Auf dem Highway ist die Hölle los“ („The Cannonball Run“) sein erfolgreichster und bekanntester Film. Auch funktioniert der Film nach einem ähnlichen Muster wie „Smokey and the Bandit“. Mit seinem Star Burt Reynolds, den er z.B. auch in „Mein Name ist Gator“, 1975, doubelte, verstand er sich so gut, dass die beiden (mit ihm als Regisseur) gemeinsam sechs Filme drehten. Die Person Hal Needhams und dessen Beziehung zu Burt Reynolds lieferten auch Quentin Tarantino die Inspiration für seine Protagonisten in „Once Upon a Time In Hollywood“ (2019). Die Idee zur Geschichte kam Needham bei einem Vorfall 1976, während der Dreharbeiten zu „Gator“, als es auch um eine größere Lieferung Coors-Bier ging, welches ebenfalls auf nicht ganz legalem Wege herangeschafft wurde.
In „Smokey and the Bandit” kann Needham von Anfang an seine Stärken voll ausspielen. Der Film legt fast von der ersten Szene an ein ungeheures Tempo vor, welches er auch, von einer kurzen romantischen Zäsur mal abgesehen, bis zum Ende durchhält. Der Film ist vollgepackt mit diversen Autojagden und verschrotteten Polizeivehikeln. In einer Szene erweist sich sogar ein Trucker-Convoy als gelungenes Versteck für Bandit vor seinen Verfolgern. Der u.a. von Schauspieler und Sänger Jerry Reed geschriebene, äußerst schmissige Titelsong „East Bound and Down“, der in mehreren Szenen des Films auftaucht, gibt eigentlich schon das Tempo des Streifens vor. Selbstverständlich gibt es auch diverse Stunts zu sehen, bei denen Needham ebenfalls seine Hände mit im Spiel hatte bzw. mitwirkte. Selbst die meistens Gags, Dialoge und One-Liner funktionieren auch heute noch sehr gut, was nicht zuletzt auch an den nicht endenden Schimpftiraden und Flüchen von Beaufort T. Justice liegt. Und sollte dennoch mal ein Gag nicht so ganz funktionieren gibt es kurz darauf wieder die nächste, rasante Verfolgungsjagd, die den Zuschauer auf andere Gedanken bringt. Der Filme liefert zwar keine Autoszenen und Crash-Orgien im Fast and Furious-Stil, wirkt dadurch aber eben auch sehr viel geerdeter und realistischer. Und das schönste ist – von CGI ist man 1978 glücklicherweise noch weit entfernt, weshalb jeder Crash und jeder Stunt noch „handgemacht“ sind.
„Gottfried? Bei Fuß! Komm endlich her, Gottfried! Du bringst mich noch dazu, hinter dir herzulaufen.“ (*Cledus zu seinem Basset Hound, bereits bis zu den Hüften im Wasser stehend*)
Bei den Hauptdarstellern muss natürlich als erstes Burt Reynolds genannt werden, der sich hier auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand. Sein spitzbübischer Macho-Charme dominiert den Film und seine (nach heutigen Maßstäben nicht immer politisch korrekten) Sprüche lockern das Ganze gehörig auf. Sein kongenialer Partner ist Schauspieler und Countrysänger Jerry Reed („Trucker“ 1979), der mit Reynolds bereits in „Ein Supertyp haut auf die Pauke“ („W.W. and the Dixie Dancekings“ 1975) und „Mein Name ist Gator“ („Gator“1976) zusammenarbeitete. Als Hauptdarsteller hatte er sicher nicht das nötige Charisma, um einen Film alleine zu tragen (wie man 1983 schmerzhaft im dritten „Smokey and the Bandit“-Film feststellen musste), aber als Supporting Actor und meist gutgelaunter „Schneemann“ , der sich noch nicht einmal wegen einiger eingesteckter Prügel durch ein paar Rocker den Tag versauen lässt, absolut ideal besetzt.
Die Helden eines Films sind aber immer nur so gut, wie ihr Gegenspieler. Hier gebührt natürlich großes Lob Schauspielveteran Jackie Gleason in der Rolle von "Sheriff Buford T. Justice (!) aus Portague County, Texas". Gleason wurde bereits Mitte der 50er Jahre durch die Serie „The Honeymooners“(1955) bekannt. Unvergessen auch sein Auftritt als Gegenspieler von Paul Newman im Filmklassiker „Haie der Großstadt“ (The Hustler“ 1961). Viele wissen nicht, dass er nicht nur als Schauspieler und Komiker brillierte, sondern auch als Sänger, Komponist und Big Band-Leader erfolgreich war. Als Buford T. Justice liefert er hier die wunderbare Parodie eines übergewichtigen, engstirnigen und verbohrten Redneck-Polizisten, der einem, da dieser mit einem sogar noch dümmeren Sohn geschlagen ist, manchmal fast leidtun kann. Eine derartige Cop-Figur tauchte interessanterweise bereits einige Jahre zuvor, fast 1:1, im James Bond-Film „Leben und Sterben lassen“ (1971“) auf, in der Person von "Sheriff J.W. Pepper".
Die weibliche Hauptrolle übernimmt Sally Field, die zwar durchaus sympathisch ist, in ihrer Rolle aber keine größeren Akzente setzen kann, da natürlich beim Zweikampf der beiden Super-Egos „Bandit“ und „Buford T.“ nur wenig Platz für andere Personen bleibt. Die "Stinkefinger-Szene" mit dem Highway-Cop ist aber ein echter Brüller. Die einzigen Charaktere, die für mich nicht so ganz funktionieren sind die von Pat McCormick und Paul Williams gespielten Big Enos Burdette und sein kleinwüchsiger Sohn Little Enos. Deren Auftritte in den „Smokey and the Bandit“-Filmen fand ich eher nervig und wenig lustig (wobei sie in Teil 2 und 3 vollends der Lächerlichkeit preisgegeben wurden).
"I'm gonna barbecue yo' ass in molasses!"
Zur Synchro möchte ich noch sagen…gar nicht mal so übel. Die Stimmen sind passend gewählt und der locker-flapsige Ton wurde recht gut ins Deutsche übertragen (anders als beispielsweise beim Sequel). Gelegentlich schießt die Synchro zwar etwas über das Ziel hinaus, aber im Großen und Ganzen orientiert man sich doch eng an der Vorlage. Der Soundtrack besteht größtenteils aus Trucker- und Countrysongs, alle geschrieben von Jerry Reed und Bill Justis, wobei sich gerade der Titelsong "East Bound And Down" voll in die Gehörgänge frisst.
Das passende Musikvideo zum Film ud Song gibt's hier: https://youtu.be/WJPM-M_Z65o
Fazit:
Ist der Film jetzt großes Kino oder auch anspruchsvolle Filmkunst? Pffft…selbstverständlich kein bisschen. Aber genau die Art von Film, bei der man perfekt abschalten kann, die einen wunderbar unterhält und mit Tempo, witzigen Sprüchen und rasanter Action umgehend die Laune verbessert. Trotz seiner mittlerweile 45 Jahreauf dem Buckel hat „Smokey and the Bandit“ kaum Patina angesetzt und ist heute überraschenderweise fast genauso spaßig wie im Jahr seine Uraufführung.
8/10 Punkte
PS: Wie man einen Film, mit so einer relativ simplen Prämisse, trotzdem volle Kanne gegen die Wand fahren kann, bewiesen Needham & Co. drei Jahre später mit dem völlig verunglückten Sequel “Das ausgekochte Schlitzohr ist wieder auf Achse” (1980). Doch dazu später mehr.
To be continued…
"East bound and down, loaded up and truckin'
Oh, we gonna do what they say can't be done
We've got a long way to go and a short time to get there
I'm east bound, just watch ol' bandit run..."
Kommentare
06.08.2022 13:04 Uhr - Punisher77 |
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06.08.2022 13:22 Uhr - cecil b |
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![]() Moderator ![]() ![]() |
Ein Urgestein hat mal wieder zugeschlagen. Du hast es immer noch drauf, man. ;) :)
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06.08.2022 13:29 Uhr - Insanity667 |
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06.08.2022 15:44 Uhr - Draven273 |
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07.08.2022 00:32 Uhr - Tom Cody |
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07.08.2022 07:43 Uhr - CheesyAK47 |
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07.08.2022 07:52 Uhr - McGuinness |
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