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Ein ausgekochtes Schlitzohr schlägt wieder zu

Originaltitel: Smokey and the Bandit Part 3

Herstellungsland:USA (1983)
Standard-Freigabe:FSK 16
Genre:Action, Komödie
Alternativtitel:Ausgekochte Schlitzohr 3, Das
Bewertung unserer Besucher:
Note: 4,00 (3 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Ein neuer Super-Action-Spaß mit Sheriff Buford (Jackie Gleason) und "Bandit" (Jerry Reed).
250.000$ haben die ungleichen Enos-Brüder für den Sieger einer Langstreckenfahrt von Miami nach Austin/Texas ausgesetzt. Zeitlimit: 24 Stunden! Das Wahnsinnsrennen - Polizeiwagen gegen Trans - Am - beginnt. Verkehrsregeln spielen keine Rolle. Gefährliche Situationen und viel Action lassen die Teilnehmer an diesem Rennen als Spuren hinter sich. Bis zum Ende sind sie dicht hintereinander. "Bandit" hat jedoch auf den letzten Kilometern einen Vorsprung herausgefahren. Kann er ihn halten...? (CIC VHS-Cover)

eine kritik von tom cody:

Buford T. Justice, Fearless law of Texas

The man who chased the Bandit coast to coast

Buford T. Justice, now you've up and left us

Where are you Justice, when we need you the most?

Nachdem man dem Kassenknüller „Smokey And The Bandit“ („Ein ausgekochtes Schlitzohr“ 1977) 1980 die äußerst schwache Fortsetzung „Smokey And The Bandit II“ („Das ausgekochte Schlitzohr ist wieder auf Achse“) hat folgen lassen, produzierte man 1983 noch den letzten (Kino-)Film dieser Trilogie unter dem Titel

Smokey And The Bandit Part 3,

welcher in Deutschland zu

Ein ausgekochtes Schlitzohr schlägt wieder zu

umgedichtet wurde.

Gemeinhin gilt der Streifen als der schlechteste Film der Trilogie, dem man zudem seine chaotischen Produktionsbedingungen ansieht. Weiterhin blieben auch der ursprüngliche Regisseur und Stuntfachmann Hal Needham sowie die Stars Burt Reynolds und Sally Field dem Film fern. Es soll aber auch Leute geben, die den Streifen, trotz all seiner unbestreitbaren Fehler, für gar nicht mal so übel halten, wie allgemein behauptet wird.

Zunächst zur Story: Es ist soweit! Buford T. Justice ist nach Jahrzehnten der Verbrecherjagd müde, tritt zurück und verkündet öffentlich seine Pensionierung. Aber das Leben als Rentner in Florida, zwischen Muschel- (und Hundekacke-) Sammeln am Strand, nervigen Aerobic-Lehrern und sich von Shuffleboard-Profis über den Tisch ziehen zu lassen, ist irgendwie so gar nicht Bufords Ding. Er erinnert sich an eine Wette, die ihm Big und Little Enos Burdette unterbreitet haben. Die beiden wetten für 250.000 Dollar, dass es Justice nicht schafft einen 2 Meter langen Plastikhai von Florida nach Texas zu schaffen. Mit (wie üblich) Junior im Schlepptau lässt sich Buford darauf ein. Natürlich denken die Burdettes gar nicht daran, fair zu spielen. Sie engagieren Cledus Snow, den „Schneeman“, damit der in der Rolle von „The Bandit“ Buford in die Suppe spuckt. Nachdem ihm Bandit kurzerhand per Lasso den Fisch geklaut hat, heftet sich Buford erneut an Bandits Fersen. Der hat inzwischen die sexy Anhalterin Dusty Trails (welche kurz vorher ihren Job geschmissen hat) aufgelesen. Es entwickelt sich eine heftige Verfolgungsjagd, bei der es zu jeder Menge Blech- und anderer Schäden kommt…

Nach „Smokey And The Bandit“ und „Smokey And The Bandit 2“ wollte Universal 1983 gerne einen dritten Teil in die Kinos bringen. Aber das war leichter gesagt als getan. Den sowohl der ursprüngliche Regisseur Hal Needham, als auch die Stars Burt Reynolds und Sally Field hatten kein Interesse an weiteren Auftritten im Franchise. Also kam man auf die (unglaublich bescheuerte) Idee, Jackie Gleason in einer Doppelrolle sowohl den Part als ‘Buford T. Justice“ als auch den des ‘Bandit‘ spielen zu lassen. Ich habe keine Ahnung, wie man dem Publikum diesen Part verkaufen wollte. Auch scheint es keine Filmaufnahmen von Gleason als Bandit mehr zu geben. Auf der IMDb existiert lediglich ein Foto, welches ihn in dem bekannten roten Shirt zeigt. Auf jeden Fall merkte man bald, dass der Film so nicht funktionierte. Also wurde Jerry Reed erneut in seiner Rolle als Cledus Snow (des Schneemans) engagiert, der in die Rolle des Bandit schlüpfen sollte. Ausgestattet mit dem bekannten roten Hemd, einem neueren, schnittigeren und irgendwie auch langweiligeren (und an „Knight Rider“ erinnerndes) Trans Am-Modell sowie einem unglaublich hässlichen Porno-Balken stürzte sich Reed in die Arbeit. Diverse Szenen mit ihm wurden nachträglich gedreht und eingefügt, um die Lücken zu füllen, die das Herausschneiden von Gleasons Bandit-Part hinterlassen hatte. So rettet sich der Film halbwegs über die Runden, auch wenn das Endergebnis etwas episodisch wirkt.

Kommen wir erst einmal zu den Hauptdarstellern. Was Jackie Gleason als "Buford T. Justice" angeht: so extrem unterhaltsam er als verbohrter, unflätiger Redneck-Cop auch ist – aber ob diese Figur auch als Hauptfigur taugt, mit der sich der Zuschauer identifizieren kann, ist zumindest fraglich. Schon sein erster Auftritt im Film, eine gelungene Parodie von George C. Scotts erster Szene im preisgekrönten Film „Patton“ (1970), macht klar, wer hier im Mittelpunkt steht. Bufords traurige Ruhestandsversuche sind aber auch tatsächlich mitleiderregend. Trotz all der Fettnäpfchen und peinlichen Situationen, in denen er während der Filme regelmäßig landet, gelingt es Gleason hier doch, seiner Figur, zumindest in Ansätzen, während des Films wieder so etwas wie, naja, sagen wir mal „Würde“ zu verleihen – auch wenn sein Auto (wie auch schon in der Vorgängerfilmen) nach und nach Teile verliert, bis am Ende fast nur noch das reine Fahrgestell übrig ist. Irgendwie ist es auch beruhigend, dass selbst ein Redneck wie Buford T. Justice nervtötenden „Clowns vom Ku Klux Klan“ nichts abgewinnen kann. Als Buford zum Finale hin tatsächlich Bandit stellt und er vor der Frage steht „Heiße Verfolgung oder Ruhestand und sich weiter von einer wildgewordenen Nymphomanin verfolgen zu lassen“, gewährt er ihm dann doch lieber einen fünfminütigen Vorsprung, um anschließend die Verfolgung wieder aufzunehmen.

In der Rolle des Cledus Now, welcher den Part des Bandit übernimmt, ist Schauspieler und Country Music-Star Jerry Reed leider völlig überfordert und fehlbesetzt. Als Schneeman in den ersten beiden „Bandit“-Filmen war er ein großartiger Sidekick, der sich perfekt mit Reynolds ergänzte. Reed selbst in der Bandit-Rolle fehlt einfach die Starpower und vor allem das nötige Charisma, dass Burt Reynolds mitbrachte. Leider wird Cledus auch nicht müde, dem Zuschauer mitzuteilen, wie großartig er es findet, der Bandit zu sein. („Hach, ich werde Bandit sein…und ich darf das Auto fahren. Ja, schaut aller her, ICH bin Bandit…“ etc.). Als hyperaktive Plaudertasche schrammt er haarscharf am Prädikat „nervend“ vorbei. Auch sonst lassen seine Auftritte viel von der Coolness des Schneemans vermissen. Ein Beispiel: Im ersten Film gerät Cledus in einen Streit mit einer Bikergang und kassiert natürlich ordentlich Prügel. Als Revanche setzt er sich kurzerhand in seinen Truck und plättet mal eben die Bikes der Rocker. Auch im dritten Film fliegt er mehrmals aus einer Biker-Kneipe, spaziert dann aber wieder hinein und anschließend sieht man mehrere Typen in Zeitlupe durch die Fenster fliegen. Wie der schlaksige Cledus DAS bewerkstelligt haben soll, steht in den Sternen. Das Schlimmste aber ist, dass Reed in der Rolle des Bandit, versteckt hinter einer riesigen Sonnenbrille, Cowboyhut und einem potthässlichen Schnauzer, schlichtweg nicht wiederzuerkennen ist! Auch nach Ansicht von Reeds Filmen wie "Trucker"("Highballin'" 1976), „Heiße Ware“ („Hot Stuff“ 1971) oder „Mein Name ist Gator“ („Gator“ 1973) könnte der Cledus hier auch ein völlig unbekannter Schauspieler sein.

Die Auftritte von Pat McCormick und Paul Williams als "Big & Little Enos Burdette" sind inzwischen nur noch peinlich. Egal ob in Frauenkleider gezwängt oder mit künstlichen Rinderköpfen in einer Viehherde versteckt…das ist nicht witzig, sondern lädt eher zum Fremdschämen ein. Colleen Camp („Tödliche Spiele („Death Game“ 1977), Die Todesengel“ („Ebony, Ivory and Jade“ 1976), „Stirb Langsam – jetzt erst Recht“ („Die Hard with a Vengeance“ 1995)) als ‘Dusty Trails‘ schlägt sich recht wacker, sieht gut aus und hat ansonsten auch nicht mehr zu tun, als Stichwortlieferantin für Reed und Gleason zu sein.

Wo der Film immerhin punkten kann, und auch die Fehler des zweiten Teils vermeidet, ist die Action. Relativ schnell macht „Smokey and the Bandit Part 3“ Tempo und hat, wie auch der erste Teil, diverse Verfolgungsjagden per Auto oder mal per Motorboot zu bieten, die auch des Öfteren zu nicht unerheblichen Blechschäden führen. Zwar fragt man sich irgendwann, wo denn die ganzen Rampen stehen sollen, über welche die Autos ständig zu springen scheinen, aber da ständig irgendetwas passiert, ist man auch schnell wieder abgelenkt.. Schade ist nur, dass dem Film durch das komplette Wegfallen des Trucker-Milieus so einiges an Stimmung und Atmosphäre flöten geht. Dennoch – als reine Popcornunterhaltung mit viel quietschenden Reifen und Autocrashs in hohem Tempo ist der Streifen nicht so übel, wie er von vielen gemacht wird.

Ein Kuriosum: In Deutschland ist „Smokey and the Bandit Part 3“ der einzige Film der Trilogie, der hierzulande mit einer FSK16-Freigabe ausgestattet ist. An Gewaltszenen kann es sicher nicht liegen. Vielleicht hat man sich seitens des Verleihs aufgrund einiger Zoten und etwas nackter Haut im Film dazu entschlossen, lieber auf Nummer Sicher zu gehen und einer 16er Alterseinstufung anzupeilen. Aus heutiger Sicht enthält der Film jedenfalls nichts, was irgendwie gegen eine 12er Freigabe spräche. Aber warum sollte man sich, aufgrund der mangelnden Popularität des Streifens, hier auf die Kosten einer Neuprüfung einlassen?

Wer jetzt glaubt, der hier vorliegende Film wäre das letzte Kapitel (oder der letzte Sargnagel – je nach Standpunkt) in der Bandit-Saga, der irrt. 1994 kamm es noch zu 4 fürs US TV gedrehten Bandit-Filmen, mit Brian Bloom in der Hauptrolle, die sogar noch besser in der IMDb-Bewertung abschnitten als der dritte Eintrag der Filmreihe. Tatsächlich hat auch Hal Needham bei allen vier Filmen Regie geführt. Da ich aber nie das Bedürfnis hatte, mir die Filme bei einer späteren Ausstrahlung bei RTL anzusehen und sie auch nie hierzulande auf DVD erschienen, kann ich mir da leider kein Urteil erlauben.

Unterm Strich bleibt „Smokey and the Bandit Part 3“ ein äußerst zweischneidiges Schwert. Ich kann verstehen wenn man den Film aufgrund seiner unübersehbaren Schwächen und seines teilweise recht albernen Humors in Grund und Boden verdammt. Irgendwie ist mir der Streifen aber trotzdem sympathisch - durch den immer noch tollen Jackie Gleason, sein Tempo und die zahlreichen Autojagden. Er unterhält auf jeden Fall mehr als die Schlaftablette des zweiten Teils, weshalb ich hier durchaus von einem „Guilty Pleasure“ sprechen würde.

Nach laaanger Überlegung komme ich hier zu einer recht neutralen (und für diesen Film überraschend positiven) 5 von 10 Punkte-Wertung.

5/10
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Kommentare

20.08.2022 10:39 Uhr - CheesyAK47
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Ich kann mich nullkommanull an den erinnern habe aber vor kurzem die Triple-Bluray gekauft. Deine Review ist gewohnt stark und informativ. Mit einer 5/10 hätte ich nicht gerechnet, jetzt freu ich mich ein bischen mehr auf die Sichtung. :)

20.08.2022 10:49 Uhr - Draven273
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Wieder eine Spitzenreview von Dir. Aber ich weiß gar nicht mehr wann ich diesen Teil das letzte Mal gesehen habe. Den habe ich so gar nicht in Erinnerung :( Glaube den hab ich wirklich einmal gesehen und dann nie wieder. Den sollte ich mir nach deiner schönen Arbeit hier, doch mal bei Zeiten zu Gemüte führen. :)

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