" Er ist der Uhrmacher. Der meistgesuchte Auftragskiller der Welt. Mittlerweile dürfte er sich so vielen plastischen chirurgischen Eingriffen unterzogen haben, dass niemand sein wahres Äußeres kennt "
Das " Department Of Homeland Security ", gegründet vom damaligen Präsidenten George W. Bush im Jahre 2002, stellt das Ministerium für die innere Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika dar und ist mit gut 240.000 Mitarbeitern ein wahres Anti - Terror - Monstrum, welches das Land vor Terror - Attacken schützen und den " American Way of Life " bewahren soll. Es ist jedoch auch ein schmaler Grat, auf dem gewandert wird, da eine erhöhte Sicherheit nun mal auch Beeinträchtigungen der Bürgerrechte und der damit verbundenen Freiheiten nach sich zieht. Dabei werden Unsummen an Geld ausgegeben, denn das Geschäft mit der Angst boomt nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wie nie zuvor.
In dem Film " Survivor " aus dem Jahre 2015 und unter der Regie von James McTeigue entstanden, der bereits für Werke wie " V wie Vendetta " (2005) und " Ninja Assassin " (2009) verantwortlich zeichnet, dient besagte Behörde lose als Aufhänger für einen Action - Thriller, der prominent besetzt und durchweg spannend inszeniert worden ist, wenngleich auch nicht als herausragend zu betrachten ist, als das dieser sich von ähnlich gelagerten Produktionen deutlich abheben könnte.
Inhaltlich geht es dabei um die Sicherheitsexpertin Kate Abbott, die in der US - Botschaft in London tätig ist und dabei Antragsteller für ein Einreisevisum in die USA genauer überprüft, sollten diese einen möglichen terroristischen Hintergrund haben. Dabei gerät ein rumänischer Wissenschaftler in Kates Visier, den sie nun genauer zu überprüfen beginnt, dabei jedoch nichts ahnend den von Terroristen beauftragten sogenannten " Uhrmacher " auf sich aufmerksam macht, der Kate und ihre Kollegen mittels einer Bombe töten will. Als Kate den Anschlag in einem Café jedoch überlebt, heftet sich der geheimnisvolle Auftragskiller von nun an unerbittlich an ihre Fersen und beginnt sie quer durch London zu jagen. Wird es Kate gelingen, ihre Unschuld zu beweisen und dem " Uhrmacher " zu entkommen ? Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn die Terroristen planen einen verheerenden Anschlag und Kate hat so gut wie niemanden auf ihrer Seite, dem sie noch trauen kann.
Milla Jovovich, die durch " Das fünfte Element " (1997) und gerade durch die " Resident Evil " - Filme (2002 - 2016) besondere Bekanntheit erlangte, verkörpert hier Kate Abbott, die beim Anschlag auf das World Trade Center in New York 2001 Freunde und Angehörige verlor und daher ihrem Beruf als Sicherheitsexpertin mit außergewöhnlich großem Eifer nachgeht. Der von Jovovic dargestellte Charakter kann dabei direkt die Sympathien des Zuschauers für sich gewinnen, wird uns diese doch stets als gewissenhafte und zielstrebige Mitarbeiterin der Homeland Security vorgestellt, welche die Welt zu einem besseren Ort machen möchte, indem sie terroristische Bedrohungen frühzeitig erkennt und dementsprechend handeln kann. Wer die besagte Reihe um die " Resident Evil " - Filme kennt, der weiß aber auch, dass die gute Dame hervorragend austeilen und einstecken kann, was sich im weiteren Verlauf noch zeigen soll.
In einem abgetrennten und dunklen Raum bekommen wir nämlich den ominösen Uhrmacher zu sehen, der über eine Lupe gebeugt und mit dem nötigen feingliedrigen Werkzeug an einer Uhr bastelt, in welche er offensichtlich Sprengstoff verbaut. Dieser hat nämlich den Auftrag erhalten, Kate und auch ihre Kollegen aus dem Weg zu räumen, da diese der von den Terroristen geplanten Aktion gefährlich werden könnten. Gespielt wird dieser adrett gekleidete Auftragsmörder von niemand geringerem als dem unvergleichlichen Pierce Brosnan, unvergesslich als Geheimagent 007 alias James Bond (1995 - 2002), der schon mit Anzug und Krawatte auf die Welt gekommen zu sein scheint, nach wie vor aber wie aus einem Guss wirkt. Böse und spitze Zungen einäugiger Narren würden nun behaupten, dass der Zahn der Zeit mittlerweile deutlich seine Spuren an dem überaus feinen Herrn hinterlassen hat, doch sehe ich seine ergraute Eminenz eher wie einen hervorragend gereiften irischen Single Malt Whisky, der im Laufe der Jahre erst zu dem vollumfänglich geschmackvollen Tropfen reifen konnte, der ihm heutzutage sein international beachtetes, exklusives Antlitz verleiht. Dabei steht Brosnan die Rolle des Schurken ganz ausgezeichnet und die Skrupellosigkeit, mit der seine Figur hier ans Werk geht, konnte zumindest mich ziemlich beeindrucken, denn wie hier maßvolle Arroganz und das ausbleiben jeglicher Hemmungen aufeinandertreffen, ja, derlei Darbietungen erachte ich als überaus köstlich.
So vergeht auch nur eine kurze Zeit, bis das der Zuschauer sich mitten im Geschehen befindet, wobei positiv zu bewerten ist, dass anfangs noch nicht alle Fakten und Zusammenhänge aufgedeckt werden, sondern der weitere Verlauf der Geschichte dafür sorgt, dass uns diese erst nach und nach zuteil werden, wodurch die Spannungskurve zunehmend erhöht wird. Hervorzuheben sei hier die Harmonie zwischen Kameramann Danny Ruhlmann (The Nugget - 2002 und Little Fish - 2005), der Editorin Kate Baird (Catwoman - 2004 oder Casino Royale - 2006) sowie dem pulssteigernden Score von Ilan Eshkeri (Ninja Assassin - 2009 als auch Strike Back - 2010), deren gut aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel den Zuschauer kontinuierlich bei Laune hält und insbesondere in wichtigen Schlüsselmomenten durch Zoomtechniken und Nahaufnahmen, jeweils unterlegt mit der passenden Musik, punkten kann.
Dennoch bleibt vieles vorhersehbar und besonders ergreifende Momente werden eher wenige geboten, und obwohl die actionlastigen Szenen durchaus anspruchsvoll inszeniert worden sind, so stößt mir eine Sache nichtsdestotrotz sauer auf. Die Lorbeeren für Brosnan habe ich nun ja schon ausgiebig verteilt und doch ist mir sein Part in der Gesamtheit betrachtet zu kurz geraten und bietet mir persönlich zu wenig Höhepunkte, die man jedoch problemlos hätte integrieren können. Gerade der Schlagabtausch in Form einer körperlichen Auseinandersetzung mit Kate, bekommen wir lediglich im Finale zu sehen, vorher macht der Uhrmacher zwar Jagd auf unsere tapfere Dame, die dem sonst so treffsicheren Iren oftmals nur um Haaresbreite entkommen kann, doch das die beiden wie zwei wildgewordene Hunde aufeinander losgehen und sich mit Füßen, Fäusten und Messern nach dem Leben trachten, dies bleibt leider bis zum endgültigen Showdown aus. Auch erfahren wir über den Uhrmacher selbst zu wenig und gerade auch die im anfänglichen Zitat von mir angeführten plastischen Operationen, finden beispielsweise in Rückblenden keinerlei Beachtung, was ich recht schade finde, da die Figur des Uhrmachers interessant ist und an und für sich genügend Inhalte zur weiteren Füllmenge des Films bietet.
Somit bleibt " Survivor " zusammengefasst zwar ein solider Action - Thriller, der mit tollen Darstellern, insbesondere seiner Hauptprotagonisten Jovovich und Brosnan aufwarten kann, dafür aber auch hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Da Kate ihre Unschuld beweisen muss, ist es daher logisch, dass sie nicht ihre eigenen Leute ausschaltet, welche sie unberechtigter Weise für den Bombenanschlag auf ihre Kollegen verantwortlich machen, doch hätte ich mir persönlich dafür die Liquidierung einiger Terroristen durch Kate gewünscht, als das man sich rein auf den Uhrmacher als Antagonisten fixiert hat, der wie gesagt eine tolle Performance bietet, dessen Part für meinen Geschmack aber ausbaufähig bleibt. Somit bleibt dieses Werk zwar gut konsumierbar, doch um sich von anderen Produktionen merklich abzuheben und längerfristig im Gedächtnis bleiben, hinkt es dann doch noch an einigen Stellen.
7/10