Nikita
Herstellungsland: | Frankreich, Italien (1990) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Action, Drama, Thriller |
Alternativtitel: | La Femme Nikita |
Bewertung unserer Besucher:
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Note: 7,24 (23 Stimmen)
Details
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Inhaltsangabe:
Beim Einbruch in eine Apotheke erschießt die drogenabhängige Punkerin Nikita einen Polizisten. Sie wird geschnappt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Agent Bob wird auf die wilde, junge Frau aufmerksam und eröffnet ihr eine Alternative. Nikita lässt sich zur Spezialagentin ausbilden und erhält eine neue Identität. Nach außen führt sie ein bürgerliches, unauffälliges Leben, doch jeder neue Auftrag der Regierung bedeutet Blutvergießen, denn Nikita hat die Lizenz zum Töten... (Kinowelt)
Luc Bessons Thriller "Nikita" aus dem Jahr 1990 brachte einen Vorgeschmack auf seinen berühmten "Léon, der Profi", schon weil Jean Reno hier als Victor seiner späteren Hauptrolle ein wenig vorgreift. Doch hat der Film solche Vergleiche eigentlich gar nicht nötig, war er doch wegen seiner Qualitäten Blaupause für Nachahmer aus Hongkong ("Black Cat") und den USA ("Codename: Nina").
Es geht um die Punkerin mit dem titelgebenden Namen, die Anne Parillaud mit Verve verkörpert. In der Vorgeschichte noch versiffte Furie, wächst sie nach und nach in eine differenzierte Figur hinein. Begleitet wird sie hierbei insbesondere von dem geerdeten Agenten Bob (einprägsam: Tchéky Karyo). Der Weg zur Bond-Epigonin bleibt jedoch so steinig, wie ihr Leben bis dahin verlaufen ist. Dies wird dem Zuschauer eindrucksvoll im krachigen Auftakt visualisiert, der geradezu argentoesk mit Neonfarben blendet, bis eine erste Kostprobe der brachialen Action mit ihren eruptiven, insgesamt dabei angemessen dosierten Gewaltschüben (5/10) serviert wird. Diese sind mitunter brutal genug, um als Horror (4/10) aufgefasst zu werden, bleiben aber selbst in den FSK-Fassungen mit 16er-Freigabe unangetastet.
"Haben Sie vorher schon einmal geschossen?"
- "Auf Pappe nie, aber auf Menschen."
Die bedachte Rhetorik enthält in ihrer ausgewählten Platzierung ein wenig leisen Humor (2/10), der durch die zynischen Kommentare während der Ausbildung schwebt. Diese beginnt in einer einschüchternd kargen Gefängnisumgebung, die mal düster, mal steril überbelichtet ein erbarmungsloses System verbildlicht. Da verwundert es nicht, wenn mitunter "Uhrwerk Orange" zitiert wird, auch wenn der Score lieber auf Mozart als auf Beethoven zurückgreift. Er entschleunigt die wendungsreichen Ereignisse bis zum nachdenklichen Schluss hin so selbstverständlich, wie er die knisternde Spannung im Vorfeld der anstehenden Agentinnenmissionen verdichtet.
Einen Hauch Normalität bekommt das Leben der staatlichen Killerin in ihrer Beziehung zu dem Kassierer Marco (engagiert: Jean-Hugues Anglade, "Killing Zoe") zurück. Soweit hier Sex- und Erotikmotive (3/10) eingestreut sind, wirken diese schauspielerisch authentisch, bleiben in zeigefreudiger Hinsicht allerdings wenig aufregend. Das sonnige Venedig ist da als Kontrastprogramm zu den trostlosen Mauern der Anstalt schon deutlich spektakulärer. Nicht erst hier tobt sich die Kamera in kreativen Einstellungen und geradezu majestätischen Perspektiven aus, die "Nikita" zu einem hervorragenden Erlebnis veredeln (9/10 Punkten). Die Verbindung einer mitreißenden Geschichte mit einer eiskalten Grundstimmung und lakonischen Dialogen ergibt einen eigenwilligen, aber optimal abgemischten Cocktail.
9/10
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Kommentare
  3  157 |
Der gefällt mir ziemlich gut, wobei ich der amerikanischen Variante von 1993 ebenfalls einiges abgewinnen kann.
Ob es eine Neuverfilmung zwingend gebraucht hätte, sei mal dahingestellt, Spaß machen beide Werke, sowie diese Review hier.
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24.02.2023 11:29 Uhr - Stoi |
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24.02.2023 09:08 Uhr schrieb Founding Father
Der gefällt mir ziemlich gut, wobei ich der amerikanischen Variante von 1993 ebenfalls einiges abgewinnen kann.
Da gebe ich dir recht. Bridget Fonda war zwar nicht ganz so überzeugend wie Anne Parillaud aber hat auch eine gute Performance abgegeben. Auch der Rest des Casts war sehr solide, ebenso die Inszenierung. Harvey Keitel als Cleaner fand ich super und auch das etwas andere aber letztendlich auch offene Ende.
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 DB-Helfer  11  1.882 |
Oh, bien, bien Monsieur Hund! Da haben Sie aber eine wirklich vortreffliche Perle ausgebuddelt und mit einer gar trefflichen Rezension bedacht, Chapeau! Gefällt mir auch sehr, neben "Subway" und "Leon - Der Profi" wahrscheinlich mein liebster vom guten Luc! :)
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  14  3.182 |
Schließe mich Insanity an. Der Film ist stark, sehe ich immer mal wieder gerne an. Deine Review ist mindestens
genauso gut. Saubere Arbeit Hund!
Wobei mir der hier schon fast besser wie Leon der Profi gefällt aber das ist wieder ne andere Sache :-)
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24.02.2023 17:09 Uhr - Jichi |
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 DB-Co-Admin  6  500 |
Lustig, den hier hatte ich gestern noch in der Hand, konnte mich dann jedoch doch nicht zu einer Sichtung hinreißen, obwohl mir "León der Profi" ausgesprochen gut gefällt. Das schmackhafte Review hier lässt ihn jedoch auf meinem Radar noch heller leuchten, und ich denke, dass er mir auch zusagen wird. Luc Besson gefällt mir meistens, Ausnahme war vor ein paar Tagen "Lucy", da hat sich der gute Luc gegen Ende immer mehr verrannt.
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  17  5.428 |
Schönen guten Abend miteinander - und vielen Dank für die netten Worte!
@FoundingFather und Stoi
Wenn ich die Ami-Fassung mal gesehen haben sollte, ist das sehr lange her. Hört sich aber nicht übel an.
@Insanity
Über "Subway" weiß ich auch nicht viel...
Der "Highlander"-Mann spielt wohl mit.
@Movie
"Fast besser" ist eine bizarre, wenn auch weit verbreitete Wendung. "Léon, der Profi" ist bei mir in etwa gleichauf mit "Nikita". Wer da jetzt das Rennen machen würde, fällt mir schwer zu sagen. Wahrscheinlich heißt das, wir sind hier einer Meinung.
;-)
@Jichi
Auch bei "Lucy" kann ich nicht mitreden. Aber "Nikita" dürfte es verdient haben, hell auf Deinem Radar zu leuchten.
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