Nocturnal Animals
Herstellungsland: | USA (2016) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Drama, Thriller |
Alternativtitel: | Tony and Susan Nocturnal Creatures |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,50 (16 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Die Kunsthändlerin Susan Morrow (Amy Adams) führt in Los Angeles ein privilegiertes, aber unerfülltes Leben mit ihrem neuen Ehemann Hutton Morrow (Armie Hammer). Als dieser erneut zu einer seiner zahlreichen Geschäftsreisen aufbricht, erhält sie ein Manuskript mit dem Titel Nocturnal Animals, geschrieben von ihrem Ex-Ehemann Edward Sheffield (Jake Gyllenhaal), mit dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. In der beigefügten Notiz fordert Edward sie auf, das Buch zu lesen.
Der Roman ist Susan gewidmet, doch sein Inhalt ist brutal und niederschmetternd. Edward erzählt darin die Geschichte von Tony Hastings (ebenfalls gespielt von Jake Gyllenhaal), der mit seiner Familie durch Texas fährt und dort eines Nachts von Ray Marcus (Aaron Taylor-Johnson) und dessen Gang von der Straße abgedrängt wird. Machtlos muss Tony dabei zusehen, wie seine Familie entführt wird und seine größten Ängste Wirklichkeit werden.
Tief bewegt von Edwards Worten erinnert sich Susan an die intimsten Momente ihrer eigenen Liebesbeziehung zu ihm. Der Roman zwingt sie dazu, ihre selbst getroffenen Lebensentscheidungen in einem ganz neuen Licht zu sehen. Je weiter die Erzählung in Nocturnal Animals auf eine Abrechnung zuläuft, desto dramatischere Auswirkungen hat sie nicht nur auf ihren Helden, sondern auch auf Susan. (Universal Pictures Germany)
Als Regisseur ist Tom Ford bis auf sein hier besprochenes Thrillerdrama "Nocturnal Animals" noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Der gleichnamige Roman, den Schriftsteller Tony (Jake Gyllenhaal, "Brokeback Mountain") seiner Exfrau Susan (Amy Adams, "Arrival") zur Erstsichtung überlässt, wurde dagegen schon fertiggestellt.
Darin geht es um ein grausiges Ereignis auf einer endlosen Landstraße im dunklen Nirgendwo von Texas, wo zirpende Grillen und stotternde Motoren die einzigen Geräusche sind, die beim Anblick der undurchsichtigen Büsche im Kegel der Fahrzeugbeleuchtung vernommen werden können. Doch diese Stimmung scheint metaphorische Qualität zu haben, wie die geschickten Überblendungen zwischen der Romanfiktion und der Filmrealität erahnen lassen. Auf beiden Seiten des Einbands hat der melancholische Score aus klassischen Instrumenten seinen Platz, wenn er die nachdenklich-bedauernde Grundstimmung verdichtet, die ohne Humor (1/10) auskommt. Können zwischenmenschliche und familiäre Beziehungen ebenso schlimm sein wie die Konfrontation mit Nichtnutzen wie den Übeltätern Ray (Aaron Taylor-Johnson, "Kick-Ass") und Lou (Karl Glusman, "The Neon Demon")?
"Wir alle verwandeln uns in unsere Mütter."
Folgenschwere Äußerungen wie diese lassen das erahnen. Verfestigte Dissonanzen in der zweiten Ehe der Protagonistin symbolisieren in exemplarischen Sätzen ihre Unzufriedenheit. In dieser Situation machen sie die makaberen Zeilen ihres Verflossenen mit Leichtigkeit mürbe. In deren Visualisierungen greift durch die Erbarmungslosigkeit der Kriminellen eine gewisse Härte, wobei auch die brutale wie tragische Figur des Sheriffs Bobby (Michael Shannon, "Bad Boys II") ihren Anteil an der raubeinigen Aura hat. Spätestens bei einem seltsam ästhetischen Leichenfund und alptraumhaften Frames von sexualisierter Gewalt entfällt die Eignung für die zartesten Gemüter, auch wenn die FSK noch eine eingeschränkte Jugendfreigabe vergeben wollte (Horror 6/10).
Der Institution ist hierbei zuzugestehen, dass es selten onscreen geschieht, wenn jemand ins Jenseits befördert wird (Gewalt 3/10) und auch schlüpfrige Inhalte ziemlich zurückhaltend umgesetzt sind (Sex 3/10). Gerade durch die vorsichtige Dosierung gelingt es aber, die emotionalen Parallelen der Rückblenden, aktuellen Ereignisse und aufgeschriebenen Erzählungen fühlbar zu machen. Unterstützend spielt die Kamera mit den Potentialen von Nähe und Distanz. Unübersichtlich wird es trotz der kaum linearen Struktur selten. Da gerät es fast zur Nebensache, dass die Phantasie des Buches erheblich spektakulärer daherkommt als ihre im Haupthandlungsstrang verortete Einbettung, ohne dass diese Schere jemals geschlossen werden könnte. Eigentlich ist so etwas ja keine gute Basis für einen Thriller.
Trotz dieses Ungleichgewichts und den teilweise nicht ausgeschöpften Möglichkeiten bei den Konfrontationen webt sich die Atmosphäre von "Nocturnal Animals" jedoch tief in das Bewusstsein des Zuschauers ein, wie das nur bei großen Filmperlen funktioniert (8/10 Punkten). Schauspielerisch stechen besonders die einmal sogar wörtlich benannten traurigen Augen der engagierten Darstellerin Adams und ihrer nicht minder motivierten Kollegen Gyllenhaal und Shannon heraus, wobei hier vom Cast insgesamt eine beachtliche Performance geboten wird. Der mehrdeutige Schluss mit seinen Mollklängen im Abspann tut sein Übriges.
Kommentare
24.03.2023 09:08 Uhr - Kassiopeia |
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24.03.2023 10:49 Uhr - Punisher77 |
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Eine - wie immer - lesenswerte, präzise formulierte Kritik.
Der Film klingt interessant. |
24.03.2023 16:07 Uhr - Lukas |
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24.03.2023 21:00 Uhr - dicker Hund |
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