Klaus
Herstellungsland: | Spanien, Großbritannien, USA (2019) |
Genre: | Abenteuer, Animation, Kinderfilm, Komödie |
Alternativtitel: | La leyenda de Klaus |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 8,67 (3 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Weil Jesper auf der Postakademie als schlechtester Auszubildender abschneidet, wird er auf eine eisige Insel nördlich des Polarkreises versetzt, auf der sich die Einheimischen gegenseitig aus dem Weg gehen, nur wenig Worte machen und schon gar keine Briefe schreiben. Jesper will schon aufgeben, als er Unterstützung durch die dortige Lehrerin Alva erfährt und den seltsamen Zimmermann Klaus kennenlernt, der allein in einer Hütte voller handgefertigter Spielzeuge lebt. Mit diesen ungewöhnlichen Freundschaften kehrt das Lachen nach Zwietrachting zurück und alle Nachbarn werden großzügig, erzählen magische Geschichten und hängen Strümpfe an ihren Kaminen auf. (Netflix)
Im Jahre 2019 erschien auf Netflix zur Weihnachtszeit ein Film der Aufsehen erregte, ein Film der fernab von "Stranger Things" & Konsorten beweisen sollte das Netflix auch tolle Filme kann, wenn sie nur wollen. Wer hätte letztlich auch gedacht das gerade Netflix in der Lage ist einen Film auf die Menschheit loszulassen, der ausnahmslos gute Bewertungen/Kritiken bekommt? Ich selber muss zugeben diesen Film sehr lange (fast 2 Jahre) vor mir hergeschoben zu haben. Dies war tatsächlich ein Fehler, hat hier Regisseur Sergio Pablos und sein Team doch tatsächlich einen Instant-Christmas-Classic geschaffen dessen besonderen Sog man sich nicht nicht entziehen kann, wenn die Handlung nach den ersten gut 20 Minuten an Fahrt aufnimmt. Selbst Disney (obwohl im Zeichenstil sehr an die Optik angelehnt aufgrund Sergio Pablos beruflichen Ursprung bei den Disney Studios) hätte dies selbst zu seinen besten Zeiten nicht besser hinbekommen! Ein Film den selbst Weihnachtsmuffel auf diversen Filmseiten mit Lobpreisungen überschüttet haben. Ein Film der zwar mit amerikanischen Cast synchronisiert wurde, aber dessen Produktion aus Spanien stammt. Ein Film bei dem man sich fragt warum er nur in den USA einen kurzzeitigen Kinoeinsatz hatte und nicht groß und weltweit im Kino lief, weil er das Zeug zum Überraschungshit gehabt hätte.
Von welchem Film reden wir hier? Der Film heißt schlicht KLAUS.
Story:
Es geht um den jungen, eingebildeten und arroganten Jesper der sich auf der Postbotenakademie als schlechtester Kadett nicht gerade mit Ruhm bekleckert und vor allem seinem Vater, den Direktor der Akademie und sehr hoch angesehen, nicht gerade Ehre macht. Um Jesper wachzurütteln, wird dieser an den Nordpol in den Ort Zwietrachting versetzt. Sollte er es schaffen innerhalb eines Jahres mindestens 6000 Briefe zu verschicken, ist sein Erbe gesichert. Wenn nicht, verliert Jesper alles. Die Aufgabe erweist sich für Jesper als unerfüllbar, da die in Zwietrachting wohnenden Clans mehr mit ihren Fehden untereinander beschäftigt sind als Briefe zu schreiben. Doch mit Hilfe der desillusionierten Lehrerin Alva und einem mürrischen und einsamen Eremiten der im angrenzenden Wald wohnt und ein besonderes Talent zum schnitzen von Holzspielzeug hat, kommt Jesper eine revolutionäre Idee. Die Weihnachtslegende beginnt.
Wenn man es so liest, liest sich die Handlung jetzt nicht allzu besonders, allerdings ist es die Umsetzung die hier den Unterschied macht. Alle Figuren (allem voran Jesper & Klaus) sind fantastisch entwickelt und die Veränderungen der beiden bzw. die Entwicklung der Charaktere im Laufe des Films sind durchweg glaubwürdig und nie zu dick aufgetragen. Auch ist es die Emotionalität der Story, aber auch deren Witz der immer wieder aufkeimt und der sich oft in den Dialogen wiederfindet, die diesen Film besonders machen. Auch die vielen nett eingestreuten Verweise auf Weihnachten und wie vielleicht die einen oder anderen Traditionen ja auch hätten enstanden sein können, wissen zu gefallen. Auch die Message die der Film weitergeben will und worauf es an Weihnachten ankommt, ist nie mit erhobenenen Zeigefinger umgesetzt oder versucht gar belehrend zu wirken und dies schon fast eher beiläufig vermittelt wird, gefällt außerordentlich. Auch das der Film andere Kulturen respektiert und nicht der Lächerlichkeit preis gibt gefällt, zu sehen bei dem Volk der Samen. Deren Kleidung wird hier sehr akurat nachgezeichnet und selbst deren Sprache/Dialekt wird ziemlich korrekt wieder gegeben, so dass der Film tatsächlich auch sehr viel Anklang bei der norwegischen Community gefunden haben soll. Und ein Zeichentrickfilm der es schafft in den emotionalen Szenen sogar einem erwachsenen Menschen einen Kloß im Hals stecken zu lassen, hat ohnehin Pluspunkte verdient. Einzig im Showdown lässt sich der Film kurzzeitig in unnötige Actiongefilde hinein reißen um kurz darauf allerdings doch wieder in seine Spur zu finden, was dem Film zwar knapp eine Topwertung einbüßt, ihm aber auch wiederum dieser kleine Stilbruch verziehen sei, da man rechtzeitig wieder die Kurve bekommt.
Zeichenstil & Visuelles & Musik:
Hier hat der Film ein ganz tollen Stil gefunden und ist auch der Beweis das auch ein cleverer Zeichenstil und die somit visuelle Erzählung eines Films außerordentlich wichtig für die Storyentwicklung ist/sein kann. Alles hier (oder zumindest da wo es möglich war) ist weitestgehend handgezeichnet. Kombiniert wurde das ganze dann mit dem Animationsstil heutiger Produktionen, was "Klaus" einen ganz besonderen visuellen Anstrich gibt. Es gibt dem Film eine gewisse magische Aura die Weihnachten ja auch verbreiten soll. Die Farben wirken selbst in den düsteren und tristen Szenen irgendwie warm und verleihen dem Film, wie schon angemerkt, eine ganz besondere Magie die einfach vielen Filmen heute abgeht. Aber wo wir gerade von "düster" und "trist" gesprochen haben. Der Visuelle Stil unterstützt hier ganz klar auch das Storytelling, wenn Zwietrachtingen anfangs bspw. als sehr düster und trist und schon fast lebensfeindlich gezeichnet wird und dann ab dem Moment als Jespers und Klaus Weihnachtsidee anfängt durchzustarten, alles viel heller wird, die Sonne durchscheint, alles bunter und farbenfroher wird und man somit quasi förmlich spürt und sieht wie die Stadt wieder aufblüht und sich auch bei den Bewohnern eine Veränderung anfängt einzustellen. Daran merke ich für mich das dies hier ein Herzensprojekt für alle beteiligten war, wenn man sich nicht nur auf die Figurenentwicklung stützt sondern auch den visuellen und technischen Teil nutzt um seine Geschichte zu erzählen. Gesungen wird hier allerdings nicht. Es gibt zwar einen (sehr angenehm anzuhörenden) Song während einer Montagesequenz zu hören, aber ansonsten gibt es nur komponierte Musik. Diese passt aber ebenfalls sehr gut und unterstreicht die entsprechenden Szenen mit der passenden Stimmung.
Schauspieler:
Hier kommen wir wieder zum Thema Figurenentwicklung. Natürlich kann man hier nicht eine schauspielerische Leistung per se bewerten sondern nur die stimmliche Leistung, diese ist hier aber (zumindest im Original) durchweg absolut top. Da wäre zunächst Jesper, gesprochen von Jason Schwartzman. Er vermittelt stimmlich sauber die Entwicklung seiner Figur vom Saulus zum Paulus während des Films. Anfangs überheblich und arrogant und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und vor allem nur darauf bedacht schnellstmöglich aus Zwietrachtingen wieder raus zu kommen bis rüber zu dem Moment wo Jesper seine Wandlung beginnt als er feststellt wie gut es sich anfühlt jemanden etwas zu schenken und zu sehen wie sich die andere Person darüber freut und daran teilhaben zu können....dies gelingt Schwartzman famos zu transportieren. Dann hätten wir J.K. Simmons als Klaus. Was soll man zu diesem Mann sagen? Eine ganz tolle und starke Stimme die er perfekt einzusetzen weiß. Ob mürrisch oder fröhlich, aufbrausend oder sensibel...Simmons wandert mit seiner Figur stimmlich auf der Klaviatur der Gefühle so wie unsereins sich ein Butterbrot schmiert. Besonders bei Klaus tragischer Backstory spürt man wie tief hier Simmons in seine Figur eintaucht. Alle anderen Rollen sind nicht minder gut besetzt und auch gesprochen, aber da ich diese Review jetzt auch nicht ausufernder gestalten will als ohnehin schon, belasse ich es hier bei den beiden Hauptfiguren.
Fazit:
Ob man persönlich mit Weihnachten etwas anfangen kann oder nicht, dieser Film ist eine ganz klare Empfehlung. Selbst außerhalb der Weihnachtszeit kann man diese Perle schauen und sich einfach von der schönen Handlung, den Figuren und dem Stil mitreißen lassen. Ich habe es definitiv nicht bereut und ich weiß das ich diesen Film definitiv noch mehr als nur einmal in meinem Leben schauen werde. Alle die ich mit meiner Review dazu animieren konnte sich diesen Film mal anzuschauen, wünsche ich hiermit auf jeden Fall schon einmal viel Spaß!
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Kommentare
22.11.2022 14:30 Uhr - Schwachkopf79 |
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22.11.2022 15:12 Uhr - Thrax |
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22.11.2022 17:17 Uhr - cecil b |
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![]() Moderator ![]() ![]() |
Eine hervorragende Review, danke dafür!
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22.11.2022 20:49 Uhr - Thrax |
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Vielen herzlichen Dank, dein Lob ehrt mich sehr :)
Tatsächlich schaue ich den Film gerade wieder, da mir meine eigene Review wieder Lust drauf gemacht hat. |
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