„Jeepers Creepers“ avancierte 2001 zu einem echten Überraschungshit am Box Office und wurde unter Horrorfans schnell zum Kult. Und auch Ich zähle zu den Fans des Films und schaue ihn immer wieder gerne an. Aufgrund des Erfolges musste selbstverständlich schnell eine Fortsetzung her, welche dann im Jahre 2003 in die Kinos kam und ein ähnlich großer Hit wie der Vorgänger wurde. Ich persönlich mag den zweiten Auftritt des Creepers auch noch recht gerne, wenn auch mit leichten Abstrichen. Der dritte Leinwandausflug des kultigen Monsters ließ dann allerdings recht lange auf sich warten, was zu einem großen Teil an der Vergangenheit von Regisseur und Autor Victor Silva, dem Schöpfer des Franchises lag. Ich möchte an dieser Stelle die Geschichte nicht groß ausführen, jeder der interessiert ist, wird darüber ja im Internet fündig. Kurz gesagt: Er hat sich in der Vergangenheit eines Verbrechens schuldig gemacht, welches im Laufe der letzten Jahre wieder vermehrt an die Öffentlichkeit gekommen ist, weshalb die Produktion des dritten Teils immer wieder ins Stocken geriet. Drehbücher mussten umgeschrieben werden, es war schwierige Geldgeber zu finden etc. Letztendlich wurde der Film 2017 dann doch fertig und bekam auch einen sehr limitierten Kinostart spendiert. Allerdings spülte er nicht wirklich viel Geld in die Kassen und auch qualitativ war „Jeepers Creepers 3“ echt mies, geradezu grottenschlecht.
Nun ja, lange Rede und so ein bisschen Sinn, kommen wir nun zu „Jeepers Creepers: Reborn“. Man wollte das Franchise wiederbeleben, sich quasi vom alten Ballast lösen und der berühmte Reboot Button wurde gedrückt. Silva hatte nichts mehr zu tun mit dem neuen Film, als Autor verpflichtete man Sean Michael Argo und auf dem Regiestuhl nahm „Iron Sky“ Regisseur Timo Vuorensola Platz. Ich war jedenfalls ziemlich gehyped auf den Film, da ich wie schon gesagt, großer Fan des ersten Teils und generell auch vom Creeper an sich bin. Ich finde Silva hat hier wirklich ein spannendes und interessantes Film Monster mit Kultpotential geschaffen. Die Heimkinoveröffentlichung rückte also immer näher und ich rieb mir schon freudig die Hände. Die Vorfreude wurde allerdings etwas dadurch getrübt, das sowohl Kritiker als auch die Kinozuschauer den Film regelrecht zerrissen haben. Letztendlich muss man sich immer seine eigene Meinung bilden und der Film landete vor ein paar Tagen in meinem Player….
Die Story ist dann erstmal eher simpel. Chase und seine Freundin Lainie wollen in Lousiana das berühmte Horror Hound Festival besuchen und ordentlich Party machen. Chase jedenfalls, Lainie kann mit diesem ganzen Kram eher wenig anfangen und steht der ganzen Reise skeptisch gegenüber. Auf dem Festival gewinnen die beiden dann prompt den Kostümwettbewerb und als Preis bekommen sie einen Abend im abbruchreifen Grusel Creeper Haus spendiert, welches zu einer Art Escape Room umgebaut wurde. Zusammen mit einem mysteriösen Redneck, dem Produzenten einer Webshow mitsamt Moderatorin und Kameramann begeben sich nun zum Haus, wo aber schon der Creeper lauert…
Ich kann es an dieser Stelle eigentlich kurz machen. Ja, der Film ist wirklich so schlecht wie alle sagen. Und ich fange hier gleich einmal mit dem offensichtlichen an, was einem buchstäblich sofort ins Auge fällt. Der Film sieht unfassbar schäbig und billig aus. Ich habe lange nicht mehr so einen hässlichen Film gesehen. Das liegt daran, das der Streifen viel zu oft vor dem Greenscreen gedreht wurde, was man leider auch nur allzu deutlich sieht. Wenn unsere Protagonisten z.b. über einen Friedhof latschen, zeichnen sie sich so deutlich vor dem eingefügten Hintergrund ab, dass es einfach nur lächerlich wirkt. Auch die Tatsache, dass sie überhaupt nicht mit der Umgebung interagieren, macht es noch offensichtlicher, dass sie einfach nur vor einer grünen Tapete rumlaufen. Hin und wieder wurde zwar auch On Location gedreht und an echten Sets, aber immer wieder gesellen sich dann eben diese absolut künstlichen Hintergründe dazu, die sich mehr schlecht als recht in den Film einfügen. Das reißt den Zuschauer immer wieder raus aus dem Geschehen und lässt ein immersives Filmerlebnis erst gar nicht zu.
Aber auch die echten Sets hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Das Festival sieht eher nach einem Dorffest aus, obwohl uns vorgegaukelt wird, dass hier hunderte Besucher am Start sind. Die paar Stände und die Handvoll Statisten vermitteln aber eher den Eindruck einer müden Party auf irgendeiner Weide im Nirgendwo. Da nützt es auch wenig, dass bei der Siegerehrung des Kostümwettbewerb vom Band dann großer Jubel und Geschrei abgespielt wird. Dies passt keineswegs zu der Handvoll People, die da wirklich herumstehen und wirkt deshalb eher befremdlich und einfach komisch.
Auch das Horrorhaus hinterlässt keinen wirklich guten Eindruck. Es wirkt wie eine billige, eilig aufgebaute Kulisse und schafft es nicht, auch nur ansatzweise eine stimmige Atmosphäre zu erzeugen. Viel zu leer und steril wirkt das Ganze. Hier eine heruntergerissene Tapete, da eine ranzige Couch. Das reicht nun aber bei weitem nicht aus, um den Zuschauer irgendwie in Stimmung zu bringen, sondern schreit einem förmlich „Ich bin ein Set, welches in einer Lagerhalle für wenig Geld schnell hochgezogen wurde!“ entgegen. Aber zugegebenermaßen sieht es immer noch besser aus als das Green Screen Gemetzel, welches draußen vor dem Haus stattfindet. Daneben wird der Zuschauer dann auch noch mit ein paar echt miesen CGI-Effekte gequält. Es ist absolut unvorstellbar, so etwas auf der großen Kinoleinwand zu sehen. Da habe ich schon etliche Direct - to - DVD Streifen gesehen, die wesentlich besser aussahen.
Jetzt stellt sich dann allerdings noch die Frage, wie es um unseren geliebten Creepers steht. Leider auch nicht besser. Er sieht ganz passabel aus, auch wenn die Maske nicht so detailreich daherkommt, wie in den Vorgängerfilmen. Auch der Schauspieler wurde ausgetauscht. Jonathan Beck, welcher den Creeper in Teil 1-3 verkörpert hat, hatte einfach eine wesentlich bedrohlichere Präsenz als Jarreau Benjamin, welcher im vorliegenden Film in die Rolle schlüpft.
Aber nicht nur das Aussehen hat mich am Creeper gestört. Es fehlt ihm hier einfach an Persönlichkeit und er verkommt zu einem 08/15 Slasher Killer. Natürlich wird hier auch wieder das obligatorische Jeepers Creepers Lied genutzt (aus Lizenz Gründen allerdings in veränderter Form), aber es wirkt einfach völlig wahllos in den Film integriert und verfehlt dadurch seine Wirkung. Im Original bedeutete das Lied Unheil, man wusste das der Creeper irgendwo lauert und alsbald zuschlagen wird.
Was ich ebenfalls extrem schade finde, ist einfach die Tatsache, das man einen so interessanten Bösewicht in einen so lahmen, generischen Horrorplot nach Schema F verpflanzt. Das hat er meiner Meinung nach nicht verdient und man hätte so viel Spannendes mit der Figur machen können. Zumal die Mythologie des Creepers auch noch Spielraum lässt, dass sie eben noch nicht in 563 Filmen toterzählt wurde. Aber diese Chance haben die Macher nicht genutzt und dem Zuschauer stattdessen eine schon hundert Mal erzählte Geschichte vorgesetzt. Man hat zwar versucht mit der Einbindung von etwas Voodoo, einem Kult und der Verbindung der Hauptfigur mit dem Creeper dem Ganzen irgendwie Substanz zu verleihen, aber es verläuft letztlich alles ins Leere. Und spielt für die Handlung eigentlich eh keine wirkliche Rolle. Ganz nebenbei wird auch hin und wieder die Metaebene bedient, wenn Chase sich YouTube Videos über vermeintliche Creeper Sichtungen anschaut und nebenbei erwähnt, das auch drei Filme über eben diese „Urban Legend“ existieren.
Das auch die Charaktere entweder langweilig oder absolute Klischees sind, brauch bei diesem Drehbuch keinen zu wundern. Chase ist ja noch irgendwie sympathisch, der Rest besteht aber aus absoluten Stereotypen. Seine Freundin Lainie ist das typische Final Girl, dann gibt es da noch den Produzenten der Webshow, welcher natürlich ein totales Arschloch ist, seine Moderatorin ist ein eher intelligenzresistentes Püppchen, welches sich dann auch gleich mal an Chase ranschmeißt. Dann hätten wir da noch den schrägen, unheimlichen Redneck mit Rauschebart und Holzfällerhemd. Und die mysteriöse, einheimische Dame welche ominöse Andeutungen in Richtung unserer Hauptfiguren macht, darf natürlich auch nicht fehlen.
Wenn das ganze dann wenigstens spannend inszeniert ist und es vielleicht den einen oder anderen coolen Kill gäbe, könnte man über ein paar der oben genannten Punkte ja vielleicht noch hinwegsehen. Aber auch hier herrscht leider gähnende Langeweile. Die Jump Scares sitzen nicht und wirklich blutig wird es ebenfalls nicht. Somit gibt es auch hier keine Punkte zu holen.
Als Fan der Reihe versucht man dann ja sich ganze Debakel irgendwie schönzureden oder eine Entschuldigung für die miese Qualität des Films zu suchen. Hier kann man vielleicht anführen, dass der Film während der Hochphase der Corona Pandemie entstand. Dementsprechend musste die Crew strenge Auflagen erfüllen, um überhaupt drehen zu können. So sollte zum Beispiel das Horrorfestival ursprünglich drinnen stattfinden und mit wesentlich mehr Statisten. Ein anderer Plan war, auf einem echten Festival zu drehen. Corona sorgte aber dafür, dass beide Ideen nicht umsetzbar waren, so das man die Party schließlich nach draußen verlagerte und mit weniger Menschen drehte. Okay, dadurch lässt sich dann die lahme Wiesen Party erklären, aber kann das auch der Grund für all die anderen Unzulänglichkeiten des Streifens sein? Ich glaube eher nicht…
Vielleicht muss man auch einfach anders an den Film herangehen, um ihn halbwegs genießen zu können. Nämlich indem man sich die Trash Brille aufsetzt und mit der Erwartung an den Film herangeht, ein echt übles Machwerk zu sehen. So kann man sich dann z.B an den vielen schlechten Effekten, den klischeehaften Figuren und der kaum vorhandenen Handlung „erfreuen“. Vielleicht eignet sich der Film auch als Partyfilm in geselliger Bierrunde. Zum gemeinsamen Amüsieren über das Gesehene. So ist es fast schon eine gewisse Ironie, dass Vuoronsala mit „Iron Sky“ einen gewollt komischen Trashfilm abgedreht hat und mit „JP: Reborn“ nun ungewollt komischen Trash abgeliefert hat. Wobei mir eigentlich eher zum Weinen als zum Lachen zumute war.
Fazit: Es tut mir schon fast leid und ich wollte den Film ja wirklich mögen. Ich habe versucht irgendetwas gutes in ihm zu finden. Das habe ich wirklich. Der Creeper liegt mir am Herzen und seit der Film angekündigt wurde, habe ich mich darauf gefreut. Umso größer war dann die Enttäuschung. So kann ich mit viel Wohlwollen vielleicht noch so drei Punkte zusammenkratzen. Für die paar schöne Shots, die tatsächlich in einem Wald gedreht wurden, ein paar netten Drohnen Aufnahmen und die Tatsache, das man sich als Horrorfan irgendwie mit Chase identifizieren konnte. Ansonsten bleibt aber wirklich nicht viel. Leider. Und so wird der Creeper nach dieser „Wiedergeburt“ wohl recht schnell wieder zu Grabe getragen werden. Wirklich schade, dabei steckt in der Figur viel Potenzial.
3/10