Der Film nimmt keine Gefangenen, und bereits nach einer kurzen Charakterzeichnung aller notwendig Beteiligten, werden die Weichen für eine kurzweilig, aber an sich spannende Geschichte, des italienischen Mafia-Milieus gestellt.
Regisseur Cosimo Gomez, der mit Nasty Ugly People, eine sehr spezielle Verfilmung einer Bankräuberstory ablieferte, zeigt auch hier ein Händchen für unkonventionelle Figurenzeichnung, bei dessen Intentionen die im Film verwendete Gewalt, zwar zweckdienlich wirkt, da sie den Umständen entsprechend gut pointiert ist, aber im Grunde genommen mit tiefen emotionalen Aspekten, wie Rache oder Verlust, ja sogar einem kruden Ehrgefühl entspringt und erinnert mich an Olivier Marchal´s französischen Gangsterstorys.
Sein Antiheld ist, vermeintlicher Familienvater und wird von Alessandro Gassmann, welchen man eventuell in Transporter – The Mission bemerkt haben könnte, spielt die Rolle des Antihelden für meinen Geschmack ziemlich gut, denn anfänglich könnte man noch vermuten, daß man es im Lauf der Handlung mit einer Hollywood geprägten Kampfmaschine zu tun bekommt, die einfach nur genug Motivation braucht um eine Armee von Gegnern mit seinen bis dahin schlummernden Fähigkeiten ihrer gerechten Strafe zu zuführen.
Doch im Grunde sind seine Taten, die ihn quasi einholen, sind sowohl von Rache getrieben als gleichzeitig auch von verquerer Buße gezeichnet, denn er weiß, um seine Tochter in absoluter Sicherheit zu wissen und eine Art Erlösung zu finden, muß er seine Vergangenheit auslöschen.
Das dieses Unterfangen sich nicht wirklich als simpel herausstellt, zeichnet der Regisseur in einem gut durchdachten Katz und Maus Spiel auf, indem die Handlanger dem Helden ebenbürtig erscheinen und dessen martialische Mittel, wie gesagt, nicht stumpfsinnig unglaubwürdig wirken.
Ginevra Francesconi, ist dessen rebellisch, zickige Tochter, dessen Leben innerhalb eines kurzen Augenblicks völlig aus den Fugen gerät, und bezogen auf die verräterische Inhaltsangabe, verständlicherweise ein wenig am Rad drehend nervig für den Zuschauer wirken könnte.
Ansonsten und im Verlauf der Handlung etabliert die neunzehnjährige Schauspielerin nicht nur mit ihrer Figur zu einem unvermuteten Sympathieträger, sondern könnte durchaus durch ihre Darbietung zwischen gnadenloser Verzweiflung und abgebrühter Impulsivität noch von sich reden machen, transportiert sie die emotionalen Aspekte ihrer Rolle doch durchaus verständlich und das in fast jeder Hinsicht, die diese Umstände nötig machen.
Böse Zungen könnten nun wieder behaupten, daß es ein liebloser Streifen ist, welcher nach neumodischer Netflix-Manier einfach abgedreht wurde, für mich ist es jedoch ein solider Streifen, der feine Nuancen emotionaler Abgründe mit durchaus realer Gewalt krimineller Organisationen zu einem sehenswerten One-Timer zu verweben versteht, dessen Abschluß durchaus nicht das Ende von Sophias Geschichte sein könnte.