Mein grosser Freund Shane
Originaltitel: Shane
Herstellungsland: | USA (1953) |
Standard-Freigabe: | FSK 6 |
Genre: | Western |
Alternativtitel: | Mein großer Freund Shane |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,60 (5 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Harte Landkämpfe toben zwischen dem Großgrundbesitzer Ryker und einer Gruppe von Siedlern, bis es schließlich zum offenen Kampf kommt. Joe Starret ist Sprachrohr der Familien und erhält unvermittelt Hilfe von einem völlig Fremden - Shane. Von nun an vertritt Shane die Interessen der Bauern, geht dabei aber brutalen Auseinandersetzungen aus dem Weg. Sein Ziel: Er will im Interesse aller eine gütliche Einigung zwischen Ryker und den Siedlern herbeiführen, doch seine Rechnung geht nicht auf... (Paramount)
Kommen wir heute mal zu einem Klassiker, zu dem ich ein etwas ungewöhnliches Verhältnis habe. Bei einer ersten Sichtung vor ca. 30 Jahren fand ich den Film zäh, kitschig, wenig spektakulär und zudem fehlbesetzt. Diese Einschätzung hat sich geändert.
„Mein großer Freund Shane“,
oder, wie er im Original einfach nur
"Shane“
heißt, ist einer der ganz großen Klassiker, der nicht nur das Westerngenre entscheidend geprägt, sondern auch, inklusive verschiedener Filme in den 80er Jahren, das moderne Actionkino entscheidend beeinflusst hat und auch heute noch als Vorbild dient. Selbst eine Comicverfilmung wie „Logan“ enthält verschiedene Anspielungen. Das Drehbuch von A.B. Guthrie Jr. basiert auf dem gleichnamigen, 1948 erschienenen Roman von Jack Shaefer. Dieser wiederum wurde, zumindest in Teilen, von einem echten Weidekrieg aus dem vorigen Jahrhundert beeinflusst, dem berüchtigten „Johnson County War“ (siehe hierzu auch „Heaven’s Gate“, 1980).
Wyoming, USA, Ende des 19. Jahrhunderts. Die Zivilisierung des Wilden Westens schreitet in immer schnelleren Schritten voran. Der Farmer Joe Starrett hat gemeinsam mit seiner Frau Marian und seinem achtjährigen Sohn Joey ein Stück Land besiedelt und sich und seiner Familie eine bescheidene Existenz aufgebaut. Doch in dem Tal hat nur einer das Sagen. Der skrupellose Rinderbaron Rufus Ryker herrscht mit eiserner Hand. Gerade die kleinen Farmer sind ihm ein Dorn im Auge und Ryker lässt nichts unversucht, sie aus der Gegend zu vertreiben um das Land für seine Rinder nutzen zu können. Permanent werden die Farmer von ihm terrorisiert und unter Druck gesetzt, ihren Besitz zu verkaufen. Eines Tages taucht ein geheimnisvoller Fremder namens Shane in der Gegend auf. Er macht einen sympathischen und ehrlichen Eindruck, weshalb ihm Starrett einen Job auf seiner Farm anbietet. Doch schon bald hat man das Gefühl, dass Shane mehr ist als nur ein Trapper oder Wanderarbeiter. In Wirklichkeit scheint er ein ehemaliger Revolverheld zu sein, der versucht, seine dunkle Vergangenheit hinter sich zu lassen. Starretts Frau Marian fühlt sich nach und nach stärker zu Shane hingezogen, wobei dieser, trotz Sympathie, jedoch kein Interesse daran zeigt, eine funktionierende Familie zu zerstören. Marians Sohn Joey hingegen empfindet eine kindliche Bewunderung für den schweigsamen Fremden. Durch Shanes Präsenz, der sich auch von Rykers Schlägern nicht unterkriegen lässt, verspüren die Farmer neuen Mut und lassen sich auch nicht mehr von Ryker einschüchtern. Irgendwann reißt diesem der Geduldsfaden und er heuert den professionellen Revolverhelden Wilson an. Wilson soll einen renitenten Farmer töten, um so die anderen Siedler einzuschüchtern und letztendlich zu vertreiben. Der Plan scheint aufzugehen: Einige der verunsicherten Siedler beschließen, ihren Grund und Boden zu verlassen. Aber Starrett ist weiterhin nicht bereit, sich dem Druck zu beugen. Er will der Gewalt ein Ende setzen und es im Alleingang mit Wilson und Ryker aufnehmen. Shane muss handeln, denn er weiß, dass der ungeübte Farmer keine Chance gegen den brutalen Revolverman und Rykers Schläger hat. Es kommt zu einer tödlichen Konfrontation…
“There ain't no living with a killing.”
Vom Start 1953 weg entwickelte sich „Shane“ zu einem großen Erfolg, wurde für sechs Oscars® nominiert (er gewann schließlich drei als bester Film, für die beste Kamera und Brandon De Wilde für die beste Nebenrolle) und zählt heute zu den wichtigsten und am meisten prägenden Western der Filmgeschichte (später mehr dazu). Es gab allerdings auch später fast nie wieder einen derart mythisch überhöhten, entrückten Helden wie „Shane“ – der „Lonesome Cowboy“ als Jesus-ähnliche Erlöserfigur, was dem Film eine fast schon märchenhafte Qualität verleiht.
Die Regie führte George Stevens, neben „Shane“ vor allem bekannt durch „Ein Platz an der Sonne“ („A Place in the Sun“ 1951), „Giganten“ („Giants“ 1956) und „Das Tagebuch der Anne Frank“ („The Diary of Anne Frank“ 1959).
Die Hauptrolle übernahm der u.a. aus Film Noir-Streifen wie „Die blaue Dahlie“ („The Blue Dahlia“ 1946) oder „Die Narbenhand“ („This Gun for Hire“ 1942) bekannte Alan Ladd. Trotz seines eher harmlosen Aussehens (woran auch das etwas klischeehafte Trapper-Outfit, welches er im Film trägt, nicht ganz unschuldig ist) keine Fehlbesetzung (wie ich anfangs dachte). Wenn man Shane nicht sofort als „Tough Guy“ identifiziert, führt das nämlich auch dazu, dass man ihn schnell unterschätzt. Exemplarisch steht hierfür die Szene, als Shane Joey kurz seine beeindruckenden Fähigkeiten mit dem Revolver demonstriert. Durch einen speziellen Soundeffekt hört sich der Schuss an wie ein Donnerschlag, der dem Zuschauer durch Mark und Bein fährt. Als das Ehepaar „Starrett“ überzeugen der stets verlässliche Van Heflin („Zähl bis 3 und bete“[„3:10 to Yuma“ 1957] und Jean Arthur („Mr. Smith geht nach Washington“ [„Mr. Smith Goes to Washington“, 1939]) in ihrer letzten Rolle. Der junge Brandon De Wilde ergatterte für seinen frühen Part als „Joey Starrett“ sogar einen Oscar® als bester Nebendarsteller. Dies finde ich persönlich allerdings etwas übertrieben. Zugegeben, der junge De Wilde spielt nicht schlecht, aber als oscarwürdige Leistung würde ich es jetzt nicht unbedingt erachten. Besonderes Lob gebührt aber vor allem Jack Palance als wirklich fiesem Killer „Jack Wilson“, dem die Bösartigkeit geradezu aus dem Gesicht springt, und der hier einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Dies resultierte ebenfalls in einer Oscar®nominierung als „bester Nebendarsteller“. Auch in den folgenden Jahrzehnten wurde Palance aufgrund seiner Physis und seiner überzeugenden Leistung immer wieder bevorzugt als „Bad Guy“ eingesetzt (beispielsweise in den bekannten Italowestern „Die gefürchteten Zwei“ [„Il Mercenario“ 1968] und „Lasst uns töten, Compañeros!“ [„Vamos a matar compañeros“ 1970 oder 35 Jahre später einem Actionfilm wie „Tango & Cash”, 1989]). Verglichen damit wirkte in „Shane“ John Dierkes „Morgan Ryker“ sogar ein wenig blass, wenn auch nicht völlig fehlbesetzt. In einer weiteren Nebenrolle kann man (Western-) Darsteller Ben Johnson entdecken, der häufiger auch in John Fords Filmen zu sehen war („Rio Grande“ 1951, „Westlich St. Louis“ [„Wagon Master“ 1950], und/oder an der Seite von John Wayne ("Chisum" 1970, "Dreckiges Gold" ("The Train Robbers" 1973) und der 1972 für seine Rolle in „Die letzte Vorstellung“ („The Last Picture Show“) einen verdienten Oscar® als bester Nebendarsteller erhielt.
"A gun is a tool, Marian; no better or no worse than any other tool: an axe, a shovel or anything. A gun is as good or as bad as the man using it. Remember that."
Die passende Filmmusik (einschließlich des eingängigen Titelthemas) wurde von Victor Young komponiert, der in seiner Karriere auch Filme veredelte wie „Ein Herz und eine Krone“ ("Roman Holiday", 1953), „Der Sieger“ ("The Quiet Man", 1952) oder „In achtzig Tagen um die Welt“ ("Around the World in 80 Days", 1956). Die beeindruckenden Technicolor-Aufnahmen, die tatsächlich auch im Grand Teton National Park, Wyoming gedreht wurden (wo z.B. auch „Brokeback Moutain“ 2005, entstand) fielen in das Ressort von Loyal Griggs, der u.a. bei „Erster Sieg“ („In Harms Way“, 1965), „Wir sind keine Engel“ („We’re no Angels“, 1955) oder „Die zehn Gebote“ („The Ten Commandments“, 1956) zeigen konnte, wie man beeindruckende Bilder auf die große Leinwand zaubert. Bei „Shane“ fällt hierbei der herbe Kontrast zwischen den satten, grüngesättigten Bildern des Tals der Farmer und der dreckig, schlammigen Stadt (bzw. eher Siedlung) auf, welcher auch irgendwie widerspiegelt, wie moralisch verkommen man doch inzwischen dort ist. Der Oscar® für die beste Kamera war dann auch der verdiente Lohn für Griggs“ Arbeit.
“Are you talkin’ to me?!?
”Shane“ – Das Vermächtnis: Ich erwähnte bereits, dass „Shane“ für viele Western und Actionfilme stilprägend war und dies auch bis heute ist. 1966 entstand eine gleichnamige TV-Serie, in welcher der spätere „Kung Fu“-Star David Carradine über 17 Folgen lang den Part des „Shane“ übernahm. Robert de Niros legendärer „Are you talkin to me?!?“-Monolog vor einem Spiegel aus Martin Scorseses „Taxi Driver“ (1977) basiert ebenfalls auf einem Dialog zwischen „Shane“ und Ben Johnsons "Calloway“: "You talkin‘ to me?" "I don't see nobody else standing there." 1985 drehte Clint Eastwood seinen Film „Pale Rider“, der ein eindeutiges Remake von „Shane“ ist. Eastwood stockte allerdings das Finale des Film mit mehr Action auf, tauschte den kleinen Jungen gegen einen weiblichen Teenager und brachte auch noch die Deutung des Fremden als Rachegeist (wie man es auch in „Ein Fremder ohne Namen“ [„High Plains Drifter“ 1972] gesehen hatte) mit in den Film ein. Derartige Variationen kennzeichnen auch die weitern (Action-)Filme, die sich an „Shane“ orientieren. Hierzu zählen beispielsweise Burt Reynolds in „Malone“ (1987) oder Dolph Lundgren in „Missionary Man“, Jean Claude Van Damme in „Ohne Ausweg“ („Nowhere to Run“1993) oder Kurt Russel in „Star Force Soldier“ („Soldier“ 1998), Selbst ein Steven Seagal kann in „Fire Down Below“ (1997) den Einfluss des legendären Western nicht leugnen. Patrick Swayze drehte sogar 2 Filme im Geiste von „Shane“: 1987 den postapokalyptischen Endzeitwestern „Steel Dawn“ (einem ziemlich offensichtlichen Remake) und 1989 den sehr viel besseren „Road House“ (diesmal ohne Kind oder Teenager), von dem gerade eine Neuverfilmung entsteht. Der letzte Film, der sich bei „Shane“ (und weiteren Western) bedient, ist James Mangolds Comicverfilmung „Logan: The Wolverine“ („Logan“ 2017). Hier kann man neben Parallelen zum Film auch eine Szene des Westerns entdecken, als er gerade im TV läuft. Zudem zitiert Dafne Keens „Laura“ am Ende bei einer Beerdigung Shanes berühmte Abschiedsworte an Joey Starrett „There ain't no living with a killing. …”
"Shane. Shane! Come back! Bye, Shane."
Abschließend kann man nur noch sagen, dass „Shane“ ohne Zweifel einer der großen Westernklassiker ist, dem man jedem Genrefreund nur wärmstens ans Herz legen kann und der in jede, halbwegs anständige Westernsammlung gehört. Da der Film natürlich auch ein Kind seiner Zeit ist, sucht man den Zynismus oder die Gewalt des Italo- oder der amerikanischen Spätwestern hier natürlich vergeblich. Stattdessen geht es um Themen wie "Coming-of-Age", den Schwierigkeiten, der eigenen Vergangenheit zu entkommen, Hoffnung und letztendlich Erlösung, Die mythisch-verklärte Überhöhung des Protagonisten hier ist sicherlich auch nicht jedermanns Sache. Wer zudem ohnehin kein großer Freund von Western ist oder beispielsweise statt einer sehr ruhigen Exposition actionreichere Kost bevorzugt, dem würde ich raten diesen Film erst einmal nach hinten zu schieben und sich vielleicht zunächst Western zu widmen, die sich in Stil und Handlung eher an moderneres Action-/Abenteuerkino anlehnen, wie z. B. „Silverado“ (1985), „Schneller als der Tod“ („The Quick and the Dead“ 1995) oder auch die Neuverfilmung von „Die glorreichen Sieben“ („The Magnificent Seven“ 2016). Wegen kleinerer Einschränkungen bleibt immer noch eine sehr gute Wertung mit 8 von 10 Punkten
Kommentare
13.12.2022 14:43 Uhr - Punisher77 |
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13.12.2022 15:54 Uhr - cecil b |
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Western sind ja nicht so meins. Um so besser, dass du, Tom, solche Klassiker hier so beeindruckend bespricht!
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14.12.2022 07:50 Uhr - Intofilms |
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14.12.2022 14:09 Uhr - Tom Cody |
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15.12.2022 11:07 Uhr - cecil b |
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:)
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