I Trapped the Devil
Herstellungsland: | USA (2019) |
Genre: | Horror, Drama, Mystery |
Alternativtitel: | A Man in the Dark |
Bewertung unserer Besucher: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Note: 6,00 (1 Stimme) Details |
Inhaltsangabe:
Es ist Weihnachten. Das Fest der Liebe.
Karen und Matt wollen ihrem Bruder Steve einen Überraschungsbesuch abstatten und stehen alsbald auf der Matte. Alles verläuft soweit harmonisch, bis die beiden Besucher aber einen seltsamen Fund im Keller machen: Steve hat scheinbar den Leibhaftigen dort eingesperrt... ()
I Trapped The Devil
"I was not expecting company..."
Nachdem mir der dieses Jahr erst erschienene Weihnachtsslasher "Cold Wind Blowing" nach wenigen Minuten dann doch zu amateurhaft, billig und überlang vorkam, habe ich stattdessen diesen bereits 2019 erschienen Mysterythriller von Josh Lobo gewählt, mit dem die beiden namhaften Indiehorror-Produktionsfirmen IFC Midnight (u.a. Maniac, Ghost Stories, Berberian Sound Studio, Stung, Primal usw.) und Yellow Veil Pictures (Hellbender, Luz, Sator) erneut eine durchaus sehenswerte Wahl getroffen haben. Direkt die Eingangsszene, in der zwei Polizisten Nachts ein weihnachtlich dekoriertes Haus betreten und durch Sirenen sowie unscharfe Lichtquellen im HIntergrund, einen flackernden Fernseher und professionelles Setdesign innerhalb weniger Minuten eine unheilvolle, mystische Atmosphäre erzeugt wird, ist nach den ganzen Amateurhorrorunfällen wieder einmal eine echte Wohltat. Nach einer Schwarzblende sehen wir ein Störbild auf dem Fernseher und zu einem steten Klappern & Knarzen im Hintergrund starten die Opening Credits, bevor die Titlecard von schweren Geigen untermalt wird. Alle opening signals stehen auf "foreboding slowburn" und genau diese langsame, eine beunruhigende Stimmung heraufbeschwörende Gangart ist es auch, die uns für die restlichen rund 80 Minuten begleiten wird.
"You can't stay here."
Matt (AJ Bowen, bekannt etwa aus Adam Wingards oder Ti Wests Filmen) und Karen gehen über die Weihnachtstage Matts Bruder Steve besuchen, gerade weil dieser sich seit einiger Zeit nicht mehr gemeldet hat. Das verschneite Setting und die spärliche weihnachtliche Deko, immerhin inklusive prachtvollen Tannenbaums in dem Haus der verstorbenen Mutter sorgen, gerade zusammen mit der gekonnt Mondlicht, die warme Innenbeleuchtung sowie die totale Schwärze der Nacht einfangenden Cinematographie, für wohlig-weihnachtliche Stimmung; dabei bleibt es zuckerstangenskalamäßig aber auch - von christmas carols oder feierlicher Ausgelassenheit verständlicherweise keine Spur.
Stattdessen wirkt Steve (Scott Poythress, der etwas von einem jüngeren Robert Englund hat) sehr aufgekratzt und fordert seine spontanen Gäste zu gehen, schnell folgen auch unerklärte Anrufe an ihn und Karen (Susan Burke) findet einen geladenen Revolver. Ist Steve etwas gefährlich? Und was will er den beiden unbedingt zeigen?
"There's a man in the basement."
Auch wenn der Titel des Films die Prämisse schon ausbuchstabiert, so sind die ersten 24 Minuten bis zum ersten Ausspruch des eigentlichen Szenarios dadurch keinen Deut weniger interessant, neugierig machend oder gar spannend. Schnell hab ich mich an die kleine Indie-Horrordrama-Perle "They look like people" erinnert gefühlt, in dem es schlußendlich auch einen geplagten einsamen Mann geht, der wahlweise in einer übernatürlich anmutenden Situation steckt; oder aber vehementen Wahnvorstellungen ausgesetzt ist. Jedes Mal, wenn die verriegelte Kellertür gefilmt wird, geschieht dies in Zeitlupe, zudem ruft eine tief gepitchte Stimme nach Hilfe und möchte rausgelassen werden. Wie erwartet folgt nun die Diskussion darüber, was zu tun ist, unerwarteterweise sogar vor ein paar großen Nikolaussocken, die über dem Kamin aufgehangen sind. Als wäre die Frage nach der Gestalt im Keller und der Frage, ob man die Polizei rufen sollte, noch nicht genug, formt sich zudem eine überraschend stimmig und alptraumhaft getrickste Frau aus dem Pixelbrei im Röhrenfernseher, was auch zumindest ein wenig die Horrornote des Films anstimmt.
"We are at the precipice of something!"
Dass Steve als Charakter noch ein wenig vertieft wird, eine Backstory bekommt und lange, wütende Monologe halten darf kommt jetzt natürlich erwartet, ist dank des durchgängig überzeugenden Schauspiels und des überzeugend eingerichteten Dachboden-Sets voller Artikel und roter Fäden aber nicht annährend so trocken oder langweilig wie es sein könnte, zumal es den wunderschönen Tannenbaum und vier Adventskerzen für den hintergründigen Weihnachtsfaktor; sowie rumpelnde Bässe und Pianonoten für die Stimmung des anbahnenden Unheils zu genießen gibt. Nach rund der Hälfte des Films hatte selbst ich, Fan der filmischen Langsamkeit, so langsam genug von der Ereignislosigkeit des zweiten Akts und hätte mir einen deutlicheren Genreeinschlag gewünscht, auch wenn die professionelle Inszenierung des Films sowie eine außerordentlich gruselige Zeichnung, die bedeutungsschwanger an einem Fenster hängt, die Phase des "reinen Wartens" deutlich erträglicher machen. Lange Einstellungen des Dachbodens, flackedernde Lichter und immerhin eine weitere Szene mit manipulierten Bildern der schreienden Frau im Fernseher folgen und zögern die Frage nach dem Kellerinhalt weiter heraus, zum Auftakt des dritten Akts enthüllt der Film dann allerdings doch noch einen wichtigen; sowie durchaus clever vorbereiteten Happen Hintergrundinformation. Schnell bewegen wir uns dann auch schon Richtung Finale, nur dass "I Trapped The Devil" seinen künstlerischen sowie dramaturgischen Siedepunkt imo bereits etwas zu früh erreicht: Nach über eine Stunde mit diesen sehr wenigen Charakteren interessieren diese nämlich fast schon mehr, als das eigentliche Kellermysterium - was Lobo durch einen druckvollen treibenden, unermesslich anschwellenden Soundtrack und starke Performances nun auch voll zu nutzen weiß, versteht mich nicht falsch.
"Evil is whatever hurts you the most."
Doch sobald dieser wirklich gelungene Spannungsmoment überwunden ist, habe ich mich erneut fast nur noch an dem hochwertigen Look, einem nebensächlich auftauchenden, gruseligen alten Mann im Weihnachtskostüm und den blutigen Effekten erfreut; war aber inhaltlich kaum noch involviert. Eine weihnachtlich beleuchtete, blinkende und verschneite letzte Einstellung beendet den Film auf minimalistische und je nach Interpretation recht passende oder irritierende; so oder so aber etwas unterwältigende Weise, dann war es das auch schon wieder.
"I Trapped The Devil" lebt von seiner düsteren, bedrohlichen Atmosphäre und steten Unsicherheit, der starken Cinematographie von Bryce Holden und den überzeugenden Performances und kann sich ganz knapp auch noch durch seine Laufzeit retten ohne zu langweilen, trotzdem hätte ich mir noch einen extra Kniff, ein weiteres Plotelement oder aber eine gründlichere Erforschung der vorhandenen Bestandteile gewünscht. Sehenswert, wohlig-unheilvoll auch gerade durch die Score und das Sounddesign, immer wieder mit weihnachtlichen Motiven versehen und als atmosphärischer Mystery-Slowburn für die kalte Jahreszeit eignet sich der Film absolut; man sollte nur natürlich keine Action oder Effekte erwarten. 6(+)/10 & 2.5/5
Um Kommentare auf Schnittberichte.com veröffentlichen zu können, müssen Sie sich bei uns registrieren.

