Obwohl die irrwitzige Komödie Junior (1994), in welcher Arnold Schwarzenegger an der Seite von Danny DeVito einen schwangeren Mann spielte, der steierischen Eiche eine Golden Globe Nominierung als besten Darsteller einbrachte, blieb der 60 Millionen Dollar teure Streifen mit einem Einspiel von 108,9 Millionen Dollar deutlich hinter den Erwartungen zurück. In Anbetracht des hohen Budgets ist sogar von einem Flopp zu sprechen. Also widmete er sich wieder der Sorte Unterhaltung, die ihn weltberühmt machte, dem knallharten, testosterongeladenen, heldenhaften Actionfilm. Der mir vorliegende unterhaltsame Eraser aus dem Jahr 1996 vereint gekonnt all diese Attribute unter einem Dach und gilt bei vielen Fans als letzter "richtiger" Schwarzenegger Kracher, der auf den klassischen Actionhelden setzt. Eraser ließ dann auch nochmal die Kassen klingeln, auch wenn der Reingewinn auf Grund der üppigen Kosten nicht mehr ganz so hoch ausgefallen ist: 244 Millionen Dollar Einnahmen stehen einem Budget von 100 Millionen Dollar gegenüber!
Interessant zu wissen ist, dass die Hauptrolle des Zeugenschutzbeamtens John Kruger ursprünglich Sylvester Stallone angeboten wurde, dieser aber mit der Story nicht warm wurde und lieber in Cop Land (1997) mit spielte. Produzent Arnold Kopelson machte sich für Arnold Schwarzenegger als Hauptbesetzung stark, während Arnie für Chuck Russel als Regisseur plädierte, was dann letzten Endes auch in die Tat umgesetzt wurde. Das verfilmte Drehbuch ist offiziell nur von Wallon Green und Tony Puryear geschrieben worden, in Wahrheit waren aber dutzende nicht genannte Autoren am Werk, die umfangreiche Änderungen verantworteten. Der Plot stellt den Spezial Agenten John Kruger (Arnold Schwarzenegger), den besten Beamten der Abteilung Zeugenschutz, in den Mittelpunkt. Kruger schützt wichtige Zeugen, in dem er ihnen eine neue Identität verpasst und ihre Vergangenheit löscht. Bei seinem neuesten Fall Lee Cullen (Vanessa Williams), einer attraktiven Angestellten, die bei ihrem Arbeitgeber, einem riesigen Rüstungsunternehmen, brisante Beweise gegen die korrupte Führung aufgedeckt hat, geht einiges schief: Es scheint einen Verräter in den eigenen Reihen zu geben und plötzlich steht Kruger selbst auf der Abschussliste...
Eraser ist tatsächlich so etwas wie die kurzfristige Auferstehung der alten Schwarzenegger Rollen aus glorreichen Terminator, Phantom Kommando und Predator Zeiten. Der Held ist unverwundbar und unbesiegbar und seine übermenschliche Figurenzeichnung lässt keine Gelegenheit aus, dass auch nachhaltig zu unterstreichen. Dazu ist der zweckdienliche, geradlinig vorgetragene Waffenschieber Plot ohne nennenswerte Längen genau auf Big Arnies Stärken zugeschnitten, so dass er dutzende Möglichkeiten erhält, in denen er mit fetten Wummen oder auch mit den bloßen Händen seine zahlenmäßig überlegenen, aber trotzdem hoffnungslos unterlegenen Gegner in die ewigen Jagdgründe schickt. Eine hübsche Frau, die Man(n) beschützen muss wirkt dabei genauso Helden glorifizierend, wie der homosexuell angehauchte, etwas trottelig gezeichnete Ganove, der ihn aus Dankbarkeit unterstützt. Großartige Überraschungen sind beim klassischen gut versus böse Handlungsverlauf nicht gegeben, da der Maulwurf etwas voreilig entlarvt wird, was aus Spannungssicht ein bisschen schade ist, da hier Potenzial verschenkt wird. Dafür gibt es neben den clever über den ganzen Film verteilten Actionszenen auch ein bombastisches, materialverschlingendes und Bodycount zehrendes Finale, in welchem der spätere Gouverneur von Kalifornien im wahrsten Sinne des Wortes schwere Geschütze auffahren darf, was dementsprechend fulminant in Szene gesetzt worden ist.
Technisch gibt es bei der Umsetzung der spektakulären Action wenig zu beanstanden. Den Löwenanteil machen die meist blutigen Shoot-Outs aus. Wenn der rote Lebenssaft austritt, dann wurde die Wundzeichnung, so wie ich das beurteilen kann, überwiegend mit zerplatzenden Blutbeuteln und ohne Computerunterstützung realisiert. Ansonsten wird die komplette Palette an möglichem Spektakel angeboten: Ein paar Nahkämpfe, knallige Explosionen und ein paar halsbrecherische Stunts. Das alles ließ Chef Kameramann Adam Greenberg, der auf ausdrücklichen Wunsch von Arnold Schwarzenegger wegen der hervorragenden Zusammenarbeit bei Terminator 1 den Job bekam, mit bis zu sieben Handkameras gleichzeitig filmen, um die Action dynamisch und aus allen möglichen Blickwinkeln einzufangen. Ärgerlich sind eigentlich nur die schlecht getricksten CGI Effekte bei den Alligatoren und der mittelprächtig inszenierte Flugzeugausstieg Schwarzeneggers samt späterem Lahmlegen der Turbinen.
Auch wenn Arnold Schwarzenegger immer wieder betont, wie gerne er auch Komödien gedreht hat, seine Hauptdisziplin ist und bleibt der Actionfilm, was man auch an Eraser wieder mühelos erkennen kann. Wenn Arnie mit seinem Bizeps angeben darf und mit schlagkräftigen One-Linern um sich schmeißt, während er drei Feinden auf einmal den Hintern versohlt, dann hat man als Zuschauer das Gefühl, dass er beim Dreh unheimlich viel Spaß gehabt hat. Sein weiblicher Sidekick in Eraser ist mit der rassigen, afroamerikanischen Sängerin Vanessa Williams (Harley Davidson & the Marlboro Man) attraktiv besetzt. Williams macht als von allen Seiten verfolgte Spionin Widerwillens eine gute Figur und verkörpert den jugendlichen Leichtsinn ihres Charakters formidabel. Der heimliche Star des Films ist jedoch James Caan, der einen hervorragend egozentrischen und charismatischen Bösewicht abgibt. Wer Caan zum filmischen Feind hat, kann sich jedenfalls warm anziehen und das Duell, dass sich die beiden Alphatiere auf körperlicher und psychologischer Ebene liefern, hat es wahrlich in sich.
Ich persönlich übrigens gehörte 1996 zu den 2.096.077 Kinobesuchern in Deutschland, die sich Eraser auf der großen Leinwand ansahen und Schwarzenegger wurde zumindest bei meiner Vorstellung vom Publikum bei seinen heroischen Actionmomenten gefeiert. Bei der Szene, als er in bester Terminator Manier zwei riesige Phaserkanonen in den Armen hält und alles in Schutt und Asche ballert, gab es sogar Standing Ovations. Ganz so begeistert wie damals bin ich heute nicht mehr, was wahrscheinlich meines fortgeschrittenen Alters geschuldet ist. Trotzdem sehe ich in Eraser immer noch einen unterhaltsamen und überdurchschnittlichen Arnie Actioner, der neben Total Recall und Terminator 2 mein Lieblings Streifen vom ehemaligen Mr. Universum aus den 90er Jahren ist. "Du wirst ne schöne Handtasche!" (Schwarzenegger, nachdem er das Krokodil erschossen hat) MovieStar Wertung: 8 von 10 Punkte.
8/10