Nur 34,5 Millionen Dollar konnte das 90 Millionen Dollar teure Science-Fiction / Comic Abenteuer Judge Dredd (1995) an den amerikanischen Kinokassen einspielen. Doch die soliden Zahlen vom Rest der Welt (immerhin knapp 80 Millionen Dollar) sorgten dafür, dass der Film mit 115 Millionen Dollar weltweitem Erlös "nur" als Flop angesehen wird und nicht als Totalpleite. Hauptdarsteller Sylvester Stallone war an einem gefährlichen Punkt seiner Karriere angelangt: Sein Name allein reichte offensichtlich nicht mehr, um die Massen in Scharen in die Kinos zu locken und die Art muskulöser One Man Army Actionheld, als welcher Stallone groß geworden ist, war beim Publikum immer weniger gefragt. Also versuchte er es noch im selben Jahr mit einem Action Thriller, in welchem sich zwei ungefähr gleich starke Profikiller duellieren. Die Rede ist vom ausreichend unterhaltsamen, aber auch viel zu langen Assassins - Die Killer, der neben Stallone einen brillanten Antonio Banderas im petto hat und sicherlich nicht zu den schlechtesten Stallone Werken zählt. Trotzdem blieb auch Assassins hinter den Erwartungen zurück: Bei 50 Millionen Dollar Budget, von dem Stallone alleine 15 Millionen Dollar Gage einstrich, ist ein Einspiel von 83,3 Millionen Dollar einfach zu wenig.
Dabei waren eigentlich die Voraussetzungen nicht schlecht für einen Kassenerfolg: Neben der geballten Starpower von Sylvester Stallone und dem aufstrebenden Antonio Banderas, der im gleichen Jahr mit Desperado seinen Durchbruch gefeiert hatte, nahm Action Spezialist Richard Donner (Lethal Weapon Reihe) auf dem Regiestuhl Platz, während Joel Silver (Predator; Stirb langsam) die Produktion übernahm. Das Original Drehbuch stammt von den Wachowski - Geschwistern, die später unter anderem auch die Skripte für die Matrix Filme schrieben. Da Donner mit ihrer Arbeit unzufrieden war, ließ er von Brain Helgeland Umschreibungen vornehmen, welche die Gewalt abmilderten und die düstere Hauptfigur sympathischer gestalteten, was die Wachowski Geschwister so erzürnte, dass sie sich aus den Credits entfernen lassen wollten. In Assassins - Die Killer werden die beiden Auftragskiller, der erfahrene Robert Rath (Sylvester Stallone) und der hitzköpfige Miguel Bain (Antonio Banderas) von einem geheimnisvollen Auftraggeber gegeneinander ausgespielt, in dem jeder von einander unabhängig die gleichen Attentatszielpersonen zugewiesen bekommt. Als die hübsche Hackerin Elektra (Julianne Moore) das neue Ziel ist, bekommt Rath es mit dem Gewissen zu tun und verschont sie, was den skrupellosen Bain und den dubiosen Fadenzieher im Hintergrund erst recht auf die Palme bringt...
Das Hauptaugenmerk von Donners Inszenierung ist der Konflikt der beiden Auftragsmörder, die von Stallone und Banderas überzeugend gespielt werden. Stallone, der selbst zum Filmdreh 50 Jahre alt war, ist genau die richtige Besetzung für einen alternden Killer. Seine Darbietung wirkt altersmüde, behäbig und antriebsschwach, was in diesem Fall aber ausgezeichnet zu seiner Figur passt, die aus ihrem Geschäft aussteigen möchte und am Ende ihrer langen Karriere ihre Menschlichkeit wieder entdeckt hat. Das krasse Gegenteil ist Antonia Banderas, der seinen gnadenlos agierenden Charakter mit südländischem Feuer, Elan, Esprit und Einsatzwillen verkörpert. Zwischen den Fronten ist eine verführerische Julianne Moore zu sehen, die als gewiefte, schlagkräftige, nicht auf den Mund gefallene Gaunerin die beiden Männer auf Trab hält.
Die unterschiedlichen Welten der Kontrahenten prallen zusammen, was zu einigen über den Film verteilten Shoot-Outs führt, die Richard Donner allesamt solide und technisch einwandfrei realisiert hat. Der Härtegrad ist der FSK 16 angemessen: Die Schusswechsel sind meistens materialverschlingend und blutleer, in manchen Szenen gibt es aber auch ein paar vereinzelte blutige Körpertreffer zu sehen. Neben dem Überfall auf Elektras Wohnung, bei dem der Zuschauer mit einer spektakulären Explosion verwöhnt wird, ist das Finale vor der Bank das Highlight von Assassins - Die Killer, dass mit dem entscheidenden Scharfschützen Attentat Gegenwart und Vergangenheit zusammenlaufen lässt und eher von der psychologischen Anspannung als von seinem Spektakel lebt. Insgesamt betrachtet ist die Quantität und die Intensität der Action aber ein wenig enttäuschend. Bei dem Regisseur, bei dem Cast und vor allem bei der langen Laufzeit wäre deutlich mehr möglich gewesen.
Die Langatmigkeit und die fehlende Abwechslung sind zwei entscheidende Kritikpunkte, die angesprochen werden müssen. Außer dem Duell der Auftragsmörder hat nämlich Assassins nicht sonderlich viel zu bieten. Der Handlungsverlauf ist eintönig und der Twist am Schluss ist so voraussehbar, wie das Amen in der Kirche. Von den 133 Minuten Spielzeit hätte man gut und gerne eine halbe Stunde entfernen können, um den gleichen Inhalt und die gleiche Geschichte zu erzählen. Ehe der Film beispielsweise am Anfang in die Pushen kommt, vergehen gleich einmal 35 Minuten. Dieser nicht abzustreitende Fakt ist neben der überschaubaren Anzahl an Actionszenen für mich mit der primäre Grund, warum der Streifen an den Kinokassen nicht ganz so angenommen wurde, wie es vielleicht alle erwartet haben. Hinter den Kulissen wollte man wahrscheinlich zu viel und der Schuss ist gründlich nach hinten los gegangen, was das weltweite Kinopublikum dementsprechend quittiert hat.
Bis zum nächsten großen Hit musste Stallone bis Rocky Balboa im Jahr 2006 warten, weil außer dem von der Kritik gefeierten und wirtschaftlich zufriedenstellend abschließenden Cop Land (1997) alle weiteren Filme floppten oder wie Avenging Angelo (2003) gar nicht mehr im Kino liefen. Abgesehen davon ist der im Großen und Ganzen unterhaltsame Assassins - Die Killer aber ein ordentliches und leicht überdurchschnittliches Stallone 90er Jahre Vehikel, dass mit ein paar Feinjustierungen wie mehr Action oder weniger Langatmigkeit ein richtiger Knaller hätte werden können, so bleibt der Film bei solider Genrekost stehen. MovieStar Wertung: 6 von 10 Punkte.
6/10