Mit der von der Fachpresse kritisierten, aber an den Kinokassen ungeheuer erfolgreichen Komödie Billy Madison - Ein Chaot zum Verlieben (1995) hatte der Komiker und angehende Schauspieler Adam Sandler seinen ersten großen Schritt in Richtung komödiantischer Filmstar gemacht. Sein nächstes Projekt, die amüsante Sportkomödie Happy Gilmore, war 1996 wirtschaftlich ebenfalls rentabel und hat sich trotz durchwachsener Kritikerresonanzen bei seiner Anhängerschaft mittlerweile zu einem kleinen Klassiker entwickelt. Die Mischung aus derbem Hauruck Humor, flotten Sprüchen, witziger Situationskomik und sportlichem Kampfgeist besitzt einen äußerst hohen und kurzweiligen Wiederunterhaltungswert und sorgte dafür, dass Sandler einen weiteren Sprung auf der Karriereleiter schaffte. Nach weiteren gelungenen Comedy Streifen wie dem Buddy Movie Bulletproof (1996) und der Familien Romanze Eine Hochzeit zum Verlieben (1998) gründete er 1999 seine eigene Produktionsfirma, während er aus heutiger Sicht zu den bekanntesten Comedians Hollywoods zählt.
Bevor Sandler jedoch als Schauspieler durchstartete, veranstaltete er Stand-up Comedy und war in der beliebten amerikanischen TV Show Saturday Night Live zu sehen. Nachdem er 1995 gefeuert wurde, wechselte er in die Filmbranche und schrieb mit dem ebenfalls entlassenen Saturday Night Live Kollegen Tim Herlihy das Drehbuch zu Billy Madison - Ein Chaot zum Verlieben. Vom Erfolg beflügelt, entwickelten die beiden Männer während einer Brainstorming Sitzung die Grundidee zu Happy Gilmore über einen Eishockeyspieler, der einen 400 Yard Schlagschuss drauf hatte. Als Regisseur für ihre zweite Zusammenarbeit suchten sie sich Dennis Dugan aus, der 1990 mit der Kinderkomödie So ein Satansbraten sein Regie Debut gegeben hatte. Happy Gilmore folgt dem gleichnamigen Eishockey Crack, der unbedingt Profi werden möchte, aber trotz seiner wahnsinnigen Schusskraft auf dem Eis sich dämlicher anstellt, als die Polizei erlaubt. Nachdem seine Oma ihr Haus an die Bank verliert und in ein Altenheim abgeschoben wird, erkennt Happy (Adam Sandler) durch einen Zufall, dass seine Schussfähigkeiten auf dem Golfplatz besser aufgehoben sind und er mit dem gewonnenen Preisgeld das Eigenheim seiner Großmutter zurückkaufen könnte. Auf der Pro Tour misst sich der Mann mit den schlechten Manieren und dem Superhammer mit den besten Golfprofis der Welt und avanciert zum Publikumsliebling, sehr zum Leidwesen des eigentlichen Turnier Champions Shooter McGavin (Christopher McDonald), was die besten Voraussetzungen für einen saukomischen, sportlich alles anderen als ausgeglichenen Wettkampf sind...
Die meisten der zahlreichen, großtenteils erheiternden Gags basieren auf ein und der selben Grundlage, der Unterschiedlichkeit von Eishockey und Golf, wo Happy Gilmore Kapital aus den bekanntesten Vorurteilen zieht. Ein Eishockey Rowdy muss sich im Gentleman Sport beweisen, klar dass das zu jeder Menge ulkigen Situationen führt, wenn man einen begnadeten Komiker wie Sandler mit an Bord hat und die grundverschiedenen Ausgangslagen so genüsslich auskostet wie Dennis Dugan in seiner Inszenierung. Wenn Sandler mit seiner Show beginnt und nach einem misslungenen Einlochversuch beispielsweise seinen eigenen Caddie verprügelt, bleibt garantiert kein ein Auge trocken. Aber auch sein loses Mundwerk mit seinen gewitzten, zungenfertigen Sprüchen, seine oft bewusst unbeholfene, teils dämliche Mimik und sein emotionsgeladenes Gemüt greifen die Lachmuskeln permanent an, auch wenn manche Witze etwas arg einfältig wirken und nicht immer jede Pointe zu Begeisterungsstürmen einlädt.
In Happy Gilmore ist es aber nicht nur Sandler, der für die Erheiterung zuständig ist, er bekommt auch von humorvoll gezeichneten Nebencharakteren Unterstützung, damit die Chose nicht ganz so eintönig wird. Carl Weathers (Predator; Rocky 1-4) ist als Golflehrer mit Holzhand zu sehen, weil ihm von einem Alligator einst der Arm abgebissen wurde, als er selbst noch aktiv Golf spielte und das Tier den Ball nicht hergeben wollte. Frances Bay spielt Happys liebenswerte Omi, die als rüstige Rentnerin immer wieder für einen Lacher gut ist und ihr fortgeschrittenes Alter augenzwinkernd aufs Korn nimmt. Mit dem versnobten, stocksteifen Golfprofi und Turnierfavoriten Shooter McGavin, der von Christopher McDonald mit köstlichem Galgenhumor verkörpert wird, hat man für einen unterhaltsamen Kontrast zwischen den beiden Hauptkonkurrenten gesorgt, die sich einen aberwitzigen Schlagabtausch um die Krone liefern. Für weitere Späße sorgen kleine Rollen wie der schusselige Caddie, der hinterhältige Altenpfleger, der aufgedrehte Saboteur oder der hünenhafte, etwas zurückgebliebene Bauarbeiter. Die einzige Figur, die bodenständig und seriös daher kommt, ist die hübsche Golf PR Direktorin Virgina Venit alias Julie Bowen, in die sich der Filmheld, wie sollte es auch anders sein, natürlich verlieben darf.
Der Plot wird kurzweilig und ohne spürbare Längen erzählt. Neben der eindeutigen komödiantischen Ausrichtung versucht der Film auch Weisheiten fürs Leben zu vermitteln, was eher unterschwellig als offenkundig geschieht. Happy Gilmores Moral von der Geschicht kann so interpretiert werden, dass alles zu erreichen ist, wenn man es will, vorausgesetzt man besinnt sich auf seine Stärken und ist dazu bereit, sich stetig zu verbessern. Happy ist am Anfang ein hoffnungsloser Taugenichts, der sich am Riemen reißen muss und vom Loser zum strahlenden Sieger aufsteigt. Er erkennt, dass er, wenn er den besten Golfer schlagen will, viel Training braucht und verbessert sein Spiel mit seinem Trainer kontinuierlich. Weitere Lehren, die gezogen werden können, sind: Unterschätze nie deinen Gegner und Hochmut kommt vor dem Fall, was der arrogante und von sich überzeugte amtierende Champion für die Zuschauer äußerst unterhaltsam am eigenen Leibe erfahren muss.
Dass sich das Publikum von den durchwachsenen Kritiken nicht beirren ließ, zeigt auch der für eine Komödie relativ hohe IMDB Durchschnitt von 7.0. Sandler selbst hat in einem Interview vor ein paar Jahren zu Protokoll gegeben, dass wenn er seine Lieblingsrolle seiner Karriere benennen müsste, er Happy Gilmore ohne mit der Wimper zu zucken angeben würde. Wer also bei all dem Alltagswahnsinn mal herzhaft lachen und für 90 Minuten abschalten will, der kann eigentlich mit Happy Gilmore relativ wenig falsch machen und sich seinen eigenen Happy Place erschaffen. "Oh mein Gott, Happy hat das Putten gelernt, oh oh" MovieStar Wertung: 8 von 10 Punkte.
8/10