" Wenn sie versanden, wenn sie keinen befriedigenden Handlungsbogen mehr haben oder wenn der Film in eine andere Richtung geht, kann das für die gesamte Horrorreihe verheerend sein. Ich möchte versuchen, das zu vermeiden "... Aussage von Regisseur Damien Leone
Was bin ich nicht beeindruckt, nein, geradezu begeistert gewesen, als ich vor gar nicht allzu langer Zeit erstmalig Bekanntschaft mit Art dem Clown, in Damien Leones Werk " Terrifier " (2016) machte. Ein wirklich ganz ausgezeichneter Slasher; dreckig, düster und mit Verlaub gesagt, scheiß brutal ! Endlich wieder ein neuer Stern am Slasher - Himmel, der nicht zur Eintagsfliege verkommt, sondern das Potenzial zu wahrer Größe, zu einer Ikone besitzt, die dem Typen mit der Hockey - Maske und einer Machete in der Hand sowie dem dreckigen Kerl mit dem verbrannten Gesicht nebst Rasierklingen an seinem Handschuh, in nichts nachstehen sollte und mit selbigen fortan in einem Atemzug genannt werden dürfte. Als dann auch noch die Rede einer Fortsetzung von Art dem Clown die Runde machte, worauf ich hinsichtlich des Endes vom ersten Film ohnehin spekuliert hatte, bin ich natürlich dementsprechend Feuer und Flamme gewesen und erwartete eine Darbietung, welche die Schandtaten Arts noch toppen sollte und mir erneut beweisen würde, weshalb mit diesem Killer - Clown auch in Zukunft noch zu rechnen ist.
Regisseur Damien Leone, der hier wie auch schon beim Vorgänger nicht nur Regie führte, sondern erneut das Drehbuch schrieb, an der Produktion beteiligt war, als auch für den Schnitt verantwortlich zeichnet, inszenierte nun 2022 die heißbegehrte Fortsetzung und griff dabei stets auf sein alt bekanntes Team zurück, welche schon " Terrifier " zum Erfolg verhalfen, wie etwa den Kameramann George Steuber sowie den Komponisten Paul Wiley, der hier großartige Synthesizer - Beats beisteuert und somit enorm zur Atmosphäre beitragen kann. Das David Howard Thornton erneut Art den Clown verkörpert, finde ich schon mal ganz ausgezeichnet, denn ich liebe Kontinuität.
Inhaltlich geht es darum, dass Art im Leichenhaus zu neuem Leben erwacht, nach Miles County zurückkehrt und fortan das tut, was er nunmal am besten kann; hemmungslos und mit äußerster Brutalität morden, dabei auch noch einen Sadismus an den Tag legt, der meines Erachtens nach den Vorgänger noch in den Schatten stellt. Das dieser Film ungekürzt durch die Lichtspielhäuser flatterte, wundert mich im Nachhinein schon, aber ich will mich nicht beklagen und freute mich, dass ich mir diesen Titel mit Freunden unzensiert schmecken lassen konnte.
Das Ziel sind die beiden Geschwister Sienna, gespielt von der hübschen Lauren LaVera, bekannt aus " Wetlands " (2017) und " Clinton Road " (2019), und Jonathan, dargestellt von Elliott Fullam, der mir rein gar nicht bekannt ist. Warum, wieso und weshalb Art gerade diese beiden ausgewählt hat, bleibt unbeantwortet, und genau hierin sowie in vielen anderen Ungereimtheiten, liegt die größte, wenn nicht sogar vernichtende Schwäche von " Terrifier 2 ".
Wo der Erstling noch durch eine konsequent bedrohliche, dunkle und siffige Atmosphäre besticht, verlagert sich hier der Schwerpunkt auf zunehmend humoristische Einlagen, die gerade in einer Traumsequenz von Sienna dem Dargebotenen einen Großteil des Schreckens nehmen und in Form einer Theateraufführung mit Gesangseinlage gehalten ist. Auch wenn der rote Lebenssaft durch einige abgefeuerte MP - Salven wunderbar die Szenerie garniert, so konnte mich das Ganze einfach nicht schocken, denn auch wenn Clowns gewöhnlich für heitere Unterhaltung sorgen, hier jedoch war es mir einfach etwas zu drüber.
Gerade auch im Hinblick auf ein kleines Clown - Mädchen, welches anfangs nur von Art wahrgenommen werden kann, warum auch immer, und das ihn fortan auf seinen Streifzügen begleitet, bleiben dem Zuschauer vielerlei Erklärungen schuldig, die man wunderbar in die Geschichte und den weiteren Verlauf hätte integrieren können, sogar hätte erklären müssen, um so auch nur ansatzweise einen roten Faden zu spinnen und zu einer kohärenten Story beizutragen. Ansätze dafür sind allerhöchstens rudimentärer Natur und ärgern beim Voranschreiten der Handlung ungemein, da hier enormes Potential verschenkt wurde, was sich am schwerwiegendsten in der Konstellation von Sienna und ihrem Kostüm bzw. dem von ihrem Vater überlassenen Schwert ausdrückt, wodurch ihr es möglich sein soll, Art den Clown zu besiegen.
Wir erfahren nämlich, dass ihr Vater vor seinem krankheitsbedingten Ableben zunehmend geistig verwirrt gewesen ist und quasi ein Tagebuch über Art und seine Verbrechen führte und dieses auch mit etlichen Zeichnungen des Clowns versehen hat. Das Kostüm, welches er in seinen Zeichnungen aufbewahrt hat und das Sienna später erschafft, soll ihr im Kampf gegen Art einmal nützlich sein, ebenso wie ein Schwert, das bereits vom Vater geschmiedet worden ist und weshalb auch immer mit göttlicher Macht gesegnet ist, hat die Kraft, Art zu vernichten. Wieso sich Siennas Vater allerdings mit Art beschäftigte, weshalb er etliche Zeichnungen verfasste, warum er für seine Tochter das Engelskostüm entworfen hat, welches eine Mischung aus Wonder Woman und She - Ra darstellt, und was zur Hölle es mit diesem geheimnisvollen Schwert auf sich hat, darüber erfahren wir einfach gar nichts. Furchtbar, denn so wird der erwartungsvolle Zuschauer vollkommen im Unklaren gelassen. Das ist in etwa so, als würde man den Terminator Jagd auf Sarah Connor und ihren Sohn machen lassen, aber keinerlei Erklärungsansätze liefern, warum dies überhaupt geschieht bzw. nötig ist. Was hätte man hier nicht für eine tolle und gerade Linie hinsichtlich einer packenden und nachvollziehbaren Story kreieren können, so allerdings platzt das ganze Konstrukt wie ein jämmerlicher Luftballon. Man denke nur an " Nightmare on Elm Street 3 - Dream Warriors " (1987), zu dem sich hier durchaus einige Parallelen ziehen lassen, mit all seinen tollen Möglichkeiten, aber nein, nichts davon wird genutzt. Litt der Vater evtl. an Schizophrenie und verkörperte selbst Art den Clown oder erschuf ihn durch seine finstere Gedankenwelt, der vielleicht eine tiefsitzende Depression oder ein Trauma zugrunde liegt ? Oder kämpfte er einst gegen diesen, wie schon die Eltern aus " Nightmare on Elm Street " (1984) gegen das rasiermesserscharfe Pizzagesicht Freddy Krueger ? Solche Fragen beschäftigten mich während der Sichtung, aber eine zufriedenstellende Lösung wurde mir nicht mal ansatzweise geboten.
Überaus ansehnlich und an Sadismus kaum zu überbieten, bleiben hingegen die Morde, die herrlich pervers gehalten sind. Da wird einer Frau nicht nur durchs Auge geschnitten und diese anschließend auch noch skalpiert sowie ihr der Arm gebrochen und in der Mitte ausgerissen, nein, es werden auch noch großflächige Schnitte und klaffende Wunden verursacht, die im Anschluß zu allem Überfluss mit einer Lauge oder sonstigen Chemikalie begossen und dann mit Salz eingerieben werden. Dabei kriegt sich Art vor Lachen kaum noch ein und auch wenn man wie gewohnt keinen Laut von ihm hört, so weiß er doch durch seine Gestik und Mimik dem verabscheuungswürdigen Treiben seinen beispiellosen Stempel aufzudrücken. Gewalt wird hier an und für sich im Überfluss geboten und auch handwerklich wirkt das alles sehr ordentlich und zeugt von einer durchweg soliden Arbeit der Maskenbildner, doch macht dies allein für mich noch lange keinen guten Film aus.
Was bleibt, ist eine für mich ziemlich enttäuschende Fortsetzung, die gerade den düster - dreckigen Grundton und die versifften Szenenbilder vermissen lässt, zudem finde ich " Terrifier 2 " mit einer Laufzeit von gut 139 Minuten deutlich zu lang, denn abseits der ansehnlichen Morde, hängt sich dieses Werk an belanglosen Streitigkeiten zwischen Sienna und ihrer Mutter, als auch dem Bruder Jonathan auf, dessen Part mir ebenfalls viel zu unausgereift wirkt. Schade, denn hinsichtlich des eingangs gewählten Zitats von Regisseur Leone, hat er genau das gemacht, was er doch tunlichst vermeiden wollte. Ich hatte mir wirklich mehr versprochen, bleibe aber gespannt, ob es einen dritten Ableger der Reihe geben wird und dieser dann wieder zu seinen Wurzeln des tollen Erstlingswerk zurückkehren kann.
4/10