Ein Kerl, der am heiligen Abend im Weihnachtsmannkostüm seinen bestialischen Gelüsten nachgeht und einen blutrünstigen Mord nach dem anderen verübt, dass hört sich doch ziemlich verdächtig nach einem weiteren 0815 Standard Slasher an, wie ihn die Welt schon dutzende Male gesehen hat. Doch was ist, wenn der Christmas Schlächter ein unzerstörbarer Killer Roboter ist, der nur wie der Weihnachtsmann aussieht? Auf diesem abgefahrenen Gedanken basiert der im Dezember 2022 erschienene Horrorfilm Christmas Bloody Christmas und bietet eine unterhaltsame Mischung aus blutiger Slasher Kost, fantasievoller Science-Fiction und knalliger Action im 80er Jahre Retro Style, auch wenn die einzelnen Zutaten nicht ganz optimal aufeinander abgestimmt sind und die ein oder andere wackelige Kameraeinstellung nervt, es überwiegt aber auf jeden Fall das Positive.
Joe Begos (Bliss; VFW - Veterans of Foreign Wars) kam die Idee in den Sinn, als er einen seiner persönlichen Lieblingsfilme Silent Night, Deadly Night aus dem Jahr 1984 mal wieder angesehen hatte und Stichpunkte für ein Remake Konzept zusammen trug. Der Geistesblitz, diesen Streifen mit Terminator (1984) zu kreuzen, ließ ihn nicht mehr los. Also schrieb er in Windeseile ein Drehbuch, während er bei der späteren Verfilmung auch die Regie übernahm. Dabei ist die Handlung nüchtern betrachtet so banal, dass sie selbst auf einem Stück Konfetti untergeht. An Heiligabend wollen Tori (Riley Dandy) und Robbie (Sam Delich) nach ihrer Schicht im Plattenladen eigentlich nur feiern und chillen, als sie in der Nachbarschaft einen als Weihnachtsmann verkleideten Mann beobachten, wie er ein Opfer mit einer Axt brutal ermordet. Es dauert nicht lange, da ist der Mörder auch hinter ihnen her und bei ihrem bitter geführten Überlebenskampf stellt sich heraus, dass der beste Freund aller Kinder hier kein Mensch sein kann...
Anfänglich stellt Christmas Bloody Christmas sein Publikum auf eine gewaltige Geduldsprobe. Die ersten 20 Minuten bestehen im Prinzip nur aus einem ellenlangen Dialog zwischen Tori und Robbie, die sich in meist primitivem Gossenslang über ihr Liebesleben bzw. ihre Dating- und Sex Vorlieben unterhalten, was auf Dauer ziemlich anstrengend sein kann, da die Darsteller auch aus ihren schauspielerischen Defiziten keinen Hehl machen. Zum Glück bekommt der Film mit der ersten Bluttat relativ schnell die Kurve, wenn der Nikolaus eine ganze Familie auslöscht und sich schnurstracks unseren beiden Superhelden widmet, wobei man relativ schnell vom Herren der Schöpfung erlöst wird und nur noch das Blondchen mit dem lauten Organ übrig bleibt. Nachdem gemäß herkömmlichen Slasherverlaufs noch ein paar Bauernopfer grausam und beileibe nicht schlecht inszeniert ins Gras beißen müssen, widmet sich Christmas Bloody Christmas dem ausgiebigen Privatduell zwischen dem Killer und dem Final Girl. Dieses ist auf Grund der Widerstandsfähigkeit des Androiden ziemlich actionreich und voluminös ausgefallen und erinnert teilweise tatsächlich an den Todeskampf zwischen Sarah Connor und dem T-800 aus Terminator, ehe der voraussehbare Schlusspunkt den Zuschauer gebührend verabschiedet.
Wer wissen will, was einen technisch und inszenatorisch erwartet, der braucht sich eigentlich nur einmal Joe Begos Vorgängerfilm VFW - Veterans of Foreign Wars ansehen, dann weiß er, wie die Stunde geschlagen hat. Begos liebt die Dunkelheit, so dass sich alles bei Nacht bzw. künstlichem Licht abspielt. Als Kontrast dazu setzt er auf übersättigte Farben und Neonlichter, welche die Bilder fast schon kunstvoll erscheinen lassen und den blutigen Splattereffekten eine enorme, leuchtende Intensität verleihen. Sobald das Geschehen temporeicher wird und Christmas Bloody Christmas in den Verfolgungsmodus umschaltet, ist auch die dynamische Kamera stets mit von der Partie, während spannungsfördernde Synthesizer Klänge ertönen, was um die schaurige, adrenalingeladene Terror Atmosphäre eine sinnbildliche Schleife schnürt, schließlich haben wir im Film ja Weihnachten. Da Christmas Bloody Christmas durch die Science-Fiction Elemente für einen Horror Slasher erstaunlich actionbetont daherkommt, werden wir auch mit einigen Stunts und handgemachten Explosionen verwöhnt, die relativ teuer und wertig aussehen. Überhaupt konnte ich keine CGI Unterstützung feststellen, da die Umsetzung der streckenweise recht derben Blut- und Splattereffekte ebenfalls mit praktischer Tricktechnik (Blutbeutel, Latex, Masken und Prothesen) realisiert wurde.
Das klingt ja nach fast perfekter Genre Unterhaltung, ist es aber nicht, da neben dem zögerlichen Einstieg und dem oft hölzernen Schauspiel auch die Kameraführung nicht immer das gelbe vom Ei ist und in manchen Situationen, vor allem beim ersten Mord, unvorteilhaft gezoomt wird, so dass der Zuschauer sich schwer tut, dem Ganzen überhaupt zu folgen, obwohl Begos dieses Problem mit fortlaufender Dauer des Films immer besser in den Griff bekommt. Ein weiteres Manko ist, dass die Aufteilungen der einzelnen Handlungsabschnitte nicht optimal ausgefallen sind. Den reinen Slasheranteil hätte man zum Beispiel deutlich länger und Bodycount lastiger gestalten können, während die etwas arg langgezogene finale Auseinandersetzung, bei welcher der unkaputtbare Roboter wie ein Stehaufmännchen immer wieder zurückkehrt, komprimierter und kompakter bestimmt nicht schlechter gewesen wäre. Die festgestellten Mängel ziehen den Unterhaltungswert jetzt nicht komplett hinunter, sie verhindern aber in Summe eine deutlich höhere Bewertung, die zweifelsfrei möglich gewesen wäre.
Christmas Bloody Christmas wurde neben der primären Streaming Veröffentlichung auf Shudder auch in einigen ausgwählten Kinos gezeigt, während die Fachpresse größtenteils gemischte Kritiken hat springen lassen. So findet sich Christmas Bloody Christmas im oberen Genremittelfeld wieder und bietet leicht überdurchschnittliches Niveau für zwischendurch. Wer bei der Sichtung ein bis zwei Augen zudrückt, wird sogar richtig gut unterhalten. MovieStar Wertung: 6 von 10 Punkte.
6/10