"Alle Köche sind beschissen die sich nicht zu helfen wissen."
'...is so'n Spruch'
Etwas großes wartet auf die kleine Gruppe an Personen. Tyler und seine Begleitung Margot befinden sich darunter und sie sehnen sich nach den Gaumenfreuden die sie in Kürze genießen dürfen. Dort draußen auf dieser kleinen Insel bereitet Maitre Slowik jene Köstlichkeiten zu. Angekommen im eleganten Lokal und seinen Platz eingenommen erwarten sie…
THE MENU
Und wieder ein Regisseur, von dem ich bis dato nichts gehört, geschweige denn gesehen habe. Serien wie -Game of Thrones-, oder -Ali G. in da House- waren sein Zuhause. Doch nun wagt er sich an einen Spielfilm der sich der Kulinarik ebenso annimmt wie der Art bzw. der Beziehung zum Essen von manchen im Besonderen. Und dies so rabenschwarz und köstlich, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft !
Anya Taylor-Joy (The Nortman, New Mutants, Glass, Split) spielt Margot, die mit diesem ganzen Schickimicki- Zeug eigentlich gar nix anfangen kann. Doch sie fühlt sich irgendwie ziemlich geehrt, dass sie von…
…Tyler (Nicholas Hoult; X-Men: Dark Phoenix / Apokalypse; Mad Max: Fury Road) zu dem doch ziemlich kostenintensiven Diner eingeladen wurde. Und er scheint tatsächlich etwas vom Kochen zu verstehen…
In jedem Fall mehr vom zubereiten von Speisen versteht allerdings Chef Slowik (genial, Ralph Fiennes; Keine Zeit zu sterben, Spectre, Skyfall, Zorn der Titanen, Harry Potter), der dafür sorgt, daß in seiner Küche jeder sein Bestes gibt. Und da lässt er auch keine Widerworte zu…von niemandem !
"Sie werden weniger essen als sie erwarten und mehr als sie verdienen."
Ich liebe es zu kochen. Und dabei bin ich ein absoluter Laie, da ich erst sehr spät nen Draht zur Zubereitung von Speisen gefunden habe. Vielleicht war auch ein kleines bisschen Angst dabei. Es soll ja auch schmecken und da bin ich schon recht ehrgeizig…geworden. Mittlerweile geht's aber schon ganz gut. Aber ich lass mich auch gerne bekochen und suche des öfteren Lokalitäten auf die meinen Geldbeutel etwas mehr beanspruchen. Wichtig ist mir Herkunft und Qualität der Produkte und da geb ich auch gern etwas mehr aus. Ich selbst kaufe niemals Tiefkühlware, Fleisch bei Aldi oder ähnlichen Discountern. Gehe nie zu McDonalds oder Börgerking… Da ist mir das Geld einfach zu schade. Was in meinen Augen auch etwas mit der Wertschätzung der Tiere zu tun hat. Ähem, das soll es aber auch gewesen sein. Wollte es nur erwähnen. Ich hab keine Ahnung ob Tyler, den man nun kennenlernt, auch so denkt.
Denn er und Margot warten an nem Bootssteg zu Beginn auf die Dinge, die da kommen. Tyler selbst kommt aus dem schwärmen schon jetzt nicht mehr raus, und dabei ist noch gar nix passiert. Er wirft mit Fachausdrücken nur so um sich, eifert sich über Slowik aus der ja ach so begnadet sein soll. Margot hingegen scheint eher froh zu sein, wenn das Theater endlich rum sei. Die junge Dame fühlt sich ned so ganz wohl, was Tyler nicht wirklich nachvollziehen kann.
Weitere 9 Personen gesellen sich nun zu ihnen. Ein eitler "Filmstar" (John Leguizamo; Spawn, Land of the Dead) in einer Schaffenskrise gepaart mit gnadenloser Selbstüberschätzung und weiblicher Begleitung, 2 Restaurantkritiker mit der Nase oben auf der Stirn, 3 Selfmade- Firmenchefs und ein Ehepaar (darunter Judith Light aus der 80er Serie -Familienbande) wohl auf der Suche nach sich selbst. Eine Yacht legt an, eine Art Taxi zur Insel der Gaumenfreuden…
AMUSE GUEULE
An Bord des schnuckeligen Schiffes erfreuen Auster und Kaviar den Gaumen der Anwesenden. Hier erfährt man als Zuschauer einiges über die restlichen Charaktere. Man prahlt über Einnahmen und Geld als solches, spricht über Restaurants die man mit miesen Kritiken überhauft hat und freut sich darüber oder fragt sich warum manche Leute überhaupt hier sind. …will sich vor Fans schützen die nicht existieren… Nur Margot sitzt da, fühlt sich wie das fünfte Rad am Wagen, während Tyler seine Auster in sich hineinschlürft und dabei aus dem Schwärmen nicht mehr rauskommt. Jetzt ne Currywurst denkt sie sich vielleicht ;-) Angekommen auf jener Insel beginnen die ersten Irritationen. Freundlich, aber befremdlich, beinahe schon militärisch korrekt, wird die Gruppe von Elsa (Hong Chau) empfangen. Distanziert… Vor allem, dass diese Margot dabei ist, scheint ihr zu missfallen, aber trotzdem darf sie passieren. Die anschließende Führung durch die Insel zeigt den Gästen, wie respektvoll mit dem umgegangen wird, dass in Kürze konsumiert wird. Man lebt und arbeitet mit dem, was die Natur preisgibt. Und das hat halt seinen Preis. Als ob ich es nicht gesagt hätte… Das Lokal selbst, das Hawthorne, präsentiert sich als moderner und wenig gemütlicher Laden mit großer offener Küche in der jede Menge Köche mit weißen Jacken und blauen Schürzen umherwuseln. Tyler ist davon, wie soll es auch anders sein, hellauf begeistert und kann es kaum erwarten den Meister selbst zu erblicken. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser Tyler ein kleiner…Wichtigtuer ?...ist. Gut, passt ja ins Bild zusammen mit den restlichen Gästen. Sogleich betritt dann auch der Maitre himself die Bühne. BAM !! Die Küchenmannschaft steht stramm als der Chef krachend in die Hände klatscht und die Gäste vor Schreck zusammenzucken. Mit stoischer Ruhe und ganz klar wissend was er tut erklärt er was nun folgt…
VORSPEISE
"Essen sie nicht. Genießen sie."
Es sei erwähnt daß die Kreation sämtlicher Speisen von Chefköchin Dominique Crenn unter der Beratung entstanden sind ! Also war ein echter Profi mit an Bord. Überhaupt sieht es danach aus, als arbeiten in der Küche hier keine Schauspieler sondern gelernte Köche. Abläufe, Bewegungen, Fingerfertigkeit…es wirkt wie aus einem Guss. Oder sie spielen auch einfach brillant, was weiß ich. Doch was serviert wird wirkt eher wie gewollt aber nicht gekonnt. Ein Hauch von Nichts steht nun vor den Gästen die versuchen zu entschlüsseln was ihnen der Koch sagen möchte. So richtig geholfen hat seine Erklärung zuvor nämlich nicht. Doch Tyler stopft in sich hinein, schwärmt und Margot wundert sich einfach. Aber die Laune stimmt und die Stimmung ist gut. Zumindest…noch…
ERSTER GANG
Standard in guten Lokalen ist ja, Brot zu reichen. Meistens noch mit einem hausgemachten Dip oder Aufstrich. Doch nachdem Slowik ein weiteres Mal mit seinem Klatschgetöse für Aussetzer im Herzschrittmacher gesorgt hat, erzeugt der Gang mehr Unverständnis als Gusto. Der Gedanke des Meisters sei hier, daß Brot unter vielen Essern, wie er es abfällig nennt, keine Beachtung oder Respekt geschenkt und deswegen gar nicht erst serviert wird. Nur diverse Dips der Marke "Unklar". Na zumindest die Gastrokritiker sind sich halbwegs einig. Doch als die drei Geschäftsleute nach eben diesem Brot fragen heißt es seitens Elsa nur 'Nein." Da helfen auch keine Drohungen a la "Sie wissen wer wir sind ?". Margot verweigert, Tyler schaufelt…
ZWEITER GANG
Okay, bis jetzt gestaltet sich das ganze wenig spektakulär. Jedenfalls hatte man bis hierhin jede Menge Zeit sich an die doch ziemlich ungewohnte Szenerie zu gewöhnen und auch auch die verschiedenen Charaktere kann der Zuschauer mittlerweile ganz gut einordnen. Und doch verweigert sich der Film noch völlig. Keine Ahnung wohin Mylod mit dem Konsumenten hinwill. Definitiv aber kann man nicht übersehen daß irgendetwas rein gar nicht stimmt. Aber was ? Als schließlich Tortillas mit aufgedruckten, eigentlich geheimen Infos über die Gäste serviert werden, fühlen sich viele zunehmend unwohl. Margot ist irritiert, Tyler schaufelt…
DRITTER GANG
Keine Sorge, ich werde sicherlich jetzt nicht jeden der weiteren Gänge filetieren. Was aber im Laufe des Films auf den Zuschauer einstürmt, ist für mich schlichtweg brillant ! Jeder der filigran gestalteten Speisen wird durch Maitre Slowik mit einer eigenen Geschichte präsentiert (nachdem er ein weiteres Mal mit seinem Klatschen für Aussetzer…). Dabei sind seine Erläuterungen ebenso elegant formuliert wie unschön deren Inhalt auch sein mag. Erinnerungen an Misshandlungen aus seiner Kindheit, der Gewalt des Vaters gegenüber seiner Mutter die im Lokal alleine und schweigend an einem Tisch in der Ecke sitzt und eine Flasche Wein nach der anderen in sich hineinleert. Zwischendurch ertränkt man den Besitzer der Insel in nem See, schneidet einem der Gäste nen Finger ab weil fliehen wollte und zudem erschießt sich der Sous- Chef nachdem er von Slowik vorgeführt wurde… Nur Margot wirkt so, als sei sie durch ihr etwas respektloses Verhalten dem Ganzen und Slowik gegenüber…"immun". Was außerdem mit Tyler los ist kapiert man eh ned. Als ob ihn das alles nix angehen würde stopft er sich mit allem voll was man ihm vorsetzt, lobt alles über den grünen Klee und scheint die merkwürdigen Geschehnisse um ihn herum nicht zu registrieren. Nicht Mal als ihm Margot ne schallende Ohrfeige gibt, ist seine Reaktion nur "Trüffelschaum und Mango" (oder so ähnlich).
Mylod schafft es tatsächlich auf eine ganz subtile Art und Weise den Zuschauer gleichermaßen mit schwärzestem Humor, Komik, Thriller und Horror zu bombardieren ohne daß irgendein Genre wirklich im Vordergrund steht. Und bis über die Hälfte des Streifens ist rein gar nicht klar wohin das alles führen soll. Etwas abschreckend dürfte für so manchen die ziemlich ausschweifenden Monologe und Dialoge wirken. Allerdings ist es ratsam zuzuhören weil sonst vieles von Film verloren gehen würde. Klar dürfte aber sein worauf der Regisseur abzielt. Hier nimmt er schonungslos u.a. die vielen Möchtergernkulinare aufs Korn, die denken sie haben Ahnung vom Kochen weil sie in Lokalen Speisen fotografieren und die Bilder auf Fäisbuk, Instadings und ähnlichem hochladen. Oder Kategorie Inflünzer welche Kochtipps geben, aber das Messer an der falschen Seite anfassen. Auch jene Restaurantkritiker die bewerten wie sonst was, aber Zuhause nicht mal ne Dose Ravioli öffnen können. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Da ist noch viel mehr drin ;-) Und Richtung Finale wird einmal einer draufgelegt ! Und das anders als als man es erwartet hätte !
"Schatz, bitte nicht rauchen. Du tötest deine Geschmacksnerven."
"Dann sterben sie wenigstens glücklich."
Noch nie ist der persönliche Geschmack bei einem Film so ausschlaggebend wie hier. Am besten könnte es sein, wenn man völlig unvoreingenommen an die Sache rangeht und sich einfach überraschen lässt. Ich möchte sagen daß der Film in seiner Art allein auf weiter Flur steht. Jedenfalls wüsste ich ned womit ich den vergleichen sollte. Vielleicht mit -Die Schlemmerorgie- oder -Das große Fressen-... Oder ? Nö. Eigentlich gar nicht. Als Filmtipp möchte ich den Streifen aber besser nicht anpreisen, dafür isser doch etwas speziell. Für mich in jedem Fall eines der Highlights des noch jungen Jahres. Bon Appetit.
ses
9/10