Nachdem Sylvester Stallones und Arnold Schwarzeneggers gemeinsamer erster Actionfilm der Geschichte im Jahr 2013 solide 137,3 Millionen Dollar weltweiten Kinoerlös einspielte, widmete sich Österreichs bekanntester Bodybuilder noch vor Expendables 3 (2014) im selben Jahr seinem nächsten Solo Projekt, dem Polizei Action Krimi Sabotage. Leider stellte sich schon wie beim Flop vom eigentlich unterhaltsamen The Last Stand (2012) heraus, dass Arnies Strahlkraft alleine nicht mehr ausreichte, um die globalen Lichtspielhäuser so zu füllen, damit ein wirtschaftlich rentables Filmprojekt dabei herauskommt. Der 35 Millionen Dollar teure Thriller setzte desaströse 22 Millionen Dollar um und erntete größtenteils vernichtende Kritiken. Kein Wunder, den Sabotage sträubt sich mit seinem vorgelebten Pessimismus völlig gegen die bisher bekannten, typischen Schwarzenegger Actioner: In der um Korruption und Verrat spielenden Handlung gibt es keine Sympathieträger, keine Ehre und keine Helden, was den streckenweise ziemlich brutalen Thriller relativ schwer verdaulich und alles andere als massenkonform erscheinen lässt. Trotzdem ist der Streifen beileibe nicht so schlecht wie sein bescheidener Ruf uns suggerieren möchte und hat neben seiner reizvollen Antihaltung eine Hand voll derber Action Einlagen und nicht unbedingt vorhersehbare, clever platzierte Twists zu bieten.
Um die Werbetrommel zu rühren hatte Arnold Schwarzenegger mit Joe Manganiello übrigens einen Gastauftritt in der Wrestling Show WWE Raw am 24.03.2014, in der Hulk Hogan gegen The Miz antrat. Sabotage ist der zum damaligen Zeitpunkt vierte Film von Regisseur David Ayer (Harsh Times - Leben am Limit; Street Kings; End of Watch) und zeitgleich auch eine lose Interpretation von Agatha Christies Roman "And then there were none". Neben der Inszenierung zeigte sich Ayer auch für die Produktion und für das Drehbuch verantwortlich. Sabotage erzählt von der von John "Breacher" (Arnold Schwarzenegger) angeführten 7 köpfigen Anti-Drogen Spezialeinheit (DAE), die bei einem Schlag gegen ein Drogenkartell 10 Millionen Dollar vom Tatort abzweigt, um sich selbst zu belohnen, doch das Geld verschwindet auf unerklärliche Weise. Nachdem die Gruppe über Monate von der Polizei verhört wurde, werden kurz darauf die Teammitglieder einer nach dem anderen brutal ermordet. Breacher versucht gemeinsam mit der Ermittlerin Caroline Brentwood (Olivia Williams) die Mörder und die Hintergründe aufzudecken, was sich schwieriger gestaltet, als gedacht, da niemand mehr vertrauenswürdig ist...
Wer sich zu einer Sichtung von Sabotage entschließt, sollte sich über folgende Punkte im Klaren sein: Im Vordergrund stehen die Thriller- bzw. Krimi Elemente um die Hintergründe des Gelddiebstahls, um die mysteriösen Morde und um die Korruptheit in den eigenen Reihen. Sabotage spinnt ein Netz aus umfangreichen Ermittlungsarbeiten, falschen Fährten, Habgier, Verrat und unvorhersehbaren Wendungen, was einen Großteil der Unterhaltungsausrichtung ausmacht und für spannende, längenfreie Thriller Kost sorgt, auch wenn der letzte finale Story Schlenker am Ende des Tages zum etwas erzwungen wirkenden Vergeltungsfinale führt. Dass heißt im Umkehrschluss aber, dass es viele handlungsorientierte, dialoglastige Passagen gibt, auf die sich das Publikum einstellen sollte. Die Actionsequenzen in Form von einer größeren Verfolgungsjagd und meist brachialen, extrem blutigen Shoot-Outs spielen auf die gesamte Laufzeit hochgerechnet nur eine untergeordnete Rolle und atmen lediglich ergänzenden Charakter, um die Schmutzigkeit und die Trostlosigkeit der Handlung schockierend zu bebildern. Action Nerds könnten also auf Grund der eingeschränkten Häufigkeit ein wenig enttäuscht sein. Der Härtegrad indessen ist völlig zu Recht mit einer 18er Freigabe bedacht, den in Sabotage geht es alles andere als zimperlich zu.
Apropos Action: Die kommt technisch beurteilt erfreulicher Weise fast ohne CGI Unterstützung aus, da die blutigen Schusswunden primär klassisch mit platzenden Blutbeuteln realisiert worden sind, in einigen wenigen Einstellungen wurde allerdings mit dem Computer etwas nachgeholfen. Ärgerlich bei der insgesamt zufriedenstellenden Inszenierung sind dafür die an manchen Stellen unruhige und zoomende Kameraführung, die wahrscheinlich für mehr Dynamik sorgen soll, letzten Endes aber nur bewirkt, dass ab und zu die Übersicht verloren geht. Die einfachen, meist schlichten Kulissen, die beispielsweise aus heruntergekommenen Gebäuderuinen und Baustellen bestehen, bestätigen zwar gemeinsam mit dem endzeitlich angehauchten, dramatischen Soundtrack die dreckige Ausrichtung des Films, sie tragen aber auch mit der verwaschenen Bildqualität kombiniert, zur biederen Direct to DVD Optik bei. Anders ausgedrückt: Sabotage sieht nicht unbedingt wie ein 35 Millionen Dollar teurer Kinofilm aus.
Dazu muss auf so etwas wie eine Identifikationsfigur, zu welcher der Zuschauer aufblicken kann, in Sabotage verzichtet werden, was der Handlung neben all den handelsüblichen Helden Filmen auf dem Markt eine enorme Eigenständigkeit verleiht und alles andere, nur nicht uninteressant ist. Dass ganze Team besteht aus egoistischen, verräterischen, korrupten, geldgierigen Charakterschweinen, von denen jeder sich selbst der Nächste ist. Die negative, pechschwarze Figurenzeichnung wird unterstrichen durch den rauen Umgangston, den die Kollegen unter sich pflegen: Vulgärer Gossenslang und Fäkaliensprache sind an der Tagesordnung und bedienen das Klischee des primitiven Söldners fernab von jeglicher Bildung. Auch Schwarzeneggers Figur John Breacher steht dieser düsteren Klassifizierung in nichts nach. Obwohl ihm vom Drehbuch ein familiärer Hintergrund zugeteilt wurde, ist er nichts weiter als ein rachsüchtiger, hinterhältiger Egoist der über Leichen geht, was der Österreicher mit einem glaubhaften Auftritt makellos verkörpert. Sam Worthington, Terrence Howard, Joe Mangeniello, Joshua Holloway, Kevin Vance, Max Martini, Troy Garity und Mireille Enos sind in ebenfalls überzeugenden Darbietungen als eingeschworener Söldnerhaufen zu sehen, während Olivia Williams die knallharte, eiskalte und zielstrebige Polizei Ermittlerin spielt, die ebenfalls keinen Sympathiepreis gewinnen kann, was bei Sabotage jetzt aber nicht als Kritik, sondern eher als Kompliment aufzufassen ist.
Fazit: Wer auf altbekannte, konventionelle Action Muster fixiert ist, wird Sabotage wahrscheinlich verteufeln. Der Film scheißt auf Konventionen, schwimmt bewusst gegen den Strom und macht damit vieles richtig. Spannend, blutrünstig, wendungsreich, dreckig und gemein ist Sabotage aus inhaltlicher Sicht, während die handwerkliche Umsetzung nicht ganz so überzeugen kann: Die durchwachsene Kameraführung und das triste Erscheinungsbild lassen den Film günstiger aussehen, als er letzten Endes war und die einzig unpassende Wendung am Schluss leitet eine etwas alibihafte Abrechnung ein, was fast schon wie ein konstruierter Kompromiss daher kommt, damit die eingefleischten Schwarzenegger Fans nicht ganz vor den Kopf gestoßen werden. Da hat mir persönlich das pessimistischere und konsequentere alternative Ende vom Bonusmaterial der DVD deutlich besser gefallen. MovieStar Wertung: 7/10 Punkte.
7/10