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White Elephant - Der Mafia-Kodex

Originaltitel: White Elephant

Herstellungsland:USA (2022)
Standard-Freigabe:FSK keine Jugendfreigabe
Genre:Action, Thriller
Bewertung unserer Besucher:
Note: 4,83 (6 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Als zwei Polizisten Zeugen eines Mordanschlags werden, erhält Gabriel Tancredi (Michael Rooker), ein Ex-Marine, von seinem skrupellosen Mafia-Boss (Bruce Willis) den Auftrag, alle Gefahren zu beseitigen. Mit einem übermotivierten Untergebenen, der sich beweisen will, rivalisierenden Gangs und einer steigenden Zahl an Leichen, bedroht jeder Schritt Tancredis Leben - einschließlich seines eigenen. (Dolphin Medien)

eine kritik von jason:

Jesses Resterampe

 

Einen durchaus passablen Stuntman (und -director) gibt der gute Jesse V. Johnson ab, und hat seit knapp zwanzig Jahren darüber hinaus den Ruf, dem geneigten Actionfan als Genreregisseur ordentliche Filmbretter hinzulegen.
Dabei ist der Output an wirklich gelungenen Krachern durchaus überschaubar, auch wenn den Jüngern bei den zuletzt auch viel um Scott Adkins herum produzierten Brachialkloppern gerne immer wieder das versöhnliche Nerdherz aufgeht, obwohl auch dort zumeist nur die üblichen Reize ausgelöst werden. Avengement und mit kleinen Abzügen Accident Man bilden die regelbestätigenden Ausnahmen, ansonsten kommt mittlerweile eher in doppelter Hinsicht ebenso sinn- wie schmerzfreies Dauerfontanellenbumping à là Triple Threat dabei herum, wo das Hirn tunlichst noch vor der Playbutton-Betätigung bequem neben sich auf der Couch abgelegt werden sollte.

So auch im vorliegenden Fall, wo gleich zwei Klassiker auf eher unschöne Art & Weise verwurstet werden - zum einen Kalter Hauch (kennen die älteren von uns noch als Michael Winner-Film mit Charles Bronson und dem damals noch jungen Jan-Michael Vincent in den Hauptrollen; dem Rest wird das englischsprachig gleichnamige Remake The Mechanic mit Jason Statham zumindest etwas sagen), zum anderen Johnsons eigener, ziemlich ähnlich gelagerter The Butcher, welcher die Mär vom in die Jahre gekommenen Stammkiller, den der Boss für abtrittsreif befindet und welcher bei seiner Flucht nach vorn über eine Frau als Weggefährtin stolpert, schon einmal erzählt hat - mit einem vernünftigen Storyaufbau, Charakterköpfen, wohldosierter, dafür um so wuchtigerer Action (aber immer noch halbwegs geerdet) und einem so richtig schön melacholischen Ende.
Das alles haben wir in White Elephant eher nicht so, dafür wieder viel Resteverwertung, in dem Fall nicht nur story-, sondern auch darstellertechnisch. Bruce Willis, der nach der Bekanntgabe seiner Aphasie-Erkrankung seit gefühlt einem dutzend Filmen in Rente geht, aber dennoch jeden an seiner Nase vorbeiwehenden Paycheck für maximal fünf Sätze am Stück in bedeutungslosen Abziehbildrollen immer noch mitnimmt, darf hier als Mafiaboss viel an Restauranttischen sitzen, grobklötzige Anweisungen von sich geben und einmal sogar in einer kurzen Zeitlupe jemanden niedermähen. Das hat er John Malkovich voraus, der es als sein Anwalt nur auf ganze zwei Kurzauftritte im Film schafft, wo er altgriechische Glückskeksweisheiten salbadern und dann genauso sinnfrei wieder aus der Handlung verschwinden darf, wie er reingequescht wurde. Irgendeine tiefergehende Funktion erfüllt der Guteste nämlich nicht.
Ein unschöner Trend, der sich aber nach wie vor auszuzahlen scheint; große Namen und die dazugehörigen Köppe auf dem Filmposter - und nix dahinter.

Im größeren Stil gehört die Bühne dann dem sichtlich in die Jahre gekommenen Michael Rooker, der hier stets gleich stoisch dreinschauend den altehrwürdigen Hitman gibt, welcher noch nach irgendeinem nicht näher definierten Kodex der alten Schule arbeitet und nunmehr einen Nachfolger ausbilden darf (besetzt mit einem Vadhier Derbez, ohne jedes Profil oder gar erkennbar gutem Schauspiel). Die beiden sollen auf das Geheiß von Willis eine Zeugin ihres letzten Attentats beseitigen, die wiederum von Olga Kukidento oder wie die heißt verkörpert wird, ehemals Soldatin, jetzt Polizistin mit PTBS, die sich nach eigener Aussage mittlerweile bereits beim ersten Date schon jedesmal fragt, wie man den Verehrer wohl am effizientesten um die Ecke bringen kann (konsequent, immerhin). Die Gute konnte als Bondgirl schon nicht viel, läuft auch sonst eher durch skinny curves denn durch acting skills hervorstechend in der zweiten Reihe herum; und wenn es denn mal ein Hauptrollenauftritt wie im ebenfalls eher debil-schablonenhaft angelegten The Courier sein darf, kommt auch dabei wenig von Substanz herum.

Hier jedenfalls murkst man erst ihren Copkollegen ab, und sobald sie an der Reihe ist - hier soll sich der Nachwuchskiller dann beweisen - fragt die Dame einen vorher schon bedrohlich am Motelzimmerfenster vorbeigeschlichenen Henchman erst einmal erstaunt, was er von ihr will, bevor sie ihn in die ewigen Jagdgründe pustet.
Da ist der zuvor aber schon lautstark und mit großkalibriger Waffe durch die Tür gebrochen, hatte also offensichtlich nicht das Essen bringen wollen. Richtig, so doof ist das.
Besser wirds auch nicht mehr, weil die Action rein inszenatorisch soweit zumindest halbwegs in Ordnung geht, teilweise aber dennoch unter merkwürdigem Editing leidet, wo auch gerne schon einmal hart umgeschnitten wird, obwohl sich Sekunden zuvor eigentlich klar eine Onscreen-Treffersalve abgezeichnet hatte bspw. ("schön" zu sehen etwa wenn Willis den zweiten Killer im Restaurant erschiesst). Davon ab kommen die Fiesewichte immer gerne in Rudeln, sind besser bewaffnet, stehen auch regelmäßig mal unerkannt hinter den Protagonisten - um dann konsequent daneben zu schiessen und ihrerseits natürlich problemlos über den Haufen geballert zu werden. Das ist schon bei den Überfällen auf Kurylenko ärgerlich und mündet im aufgebauschten Finale in einem lächerlichen Pappkameraden-Wettschiessen, bei dem aber auch wirklich jeder Goon vor alle für ihn bestimmten Kugeln läuft und man für die Hinfaller schon Haltungsnoten vergeben mag.

Der Plot ist keinen Pfifferling wert, weil zum einen gut geklaut, aber reichlich schlecht wiederverwertet, und zum anderen durch gar denkwürdige Drehbuchentscheidungen gehandicapt, bei denen man sich bleistiftsweise fragt, warum Rooker seinem letzten Ziel jetzt urplötzlich beiseite springt und mit ihr die Biege macht, ohne dass sich zuvor eine entsprechende Entwicklung in der Geschichte auch nur IRGENDWANN zumindest abgezeichnet hätte (die vorhergegangene Mafia-Dreiecksgeschichte ist dabei dank "Beteiligter", die man entweder nur kurz beim Sterben oder erst gar nicht! sieht ohnehin schon komplett untergegangen). Die Darsteller sind wie gehabt entweder nur zu selbstzweckhaften Filmposterveredelungen ohne jeden Mehrwert und/oder ohne jedes erkennbare Profil unterwegs; und wenns um die Essenz, die Actionszenen geht, bleibt eigentlich nur das größer angelegte Finale in Erinnerung.
Hier wird dann auch mal die Minigun ausgepackt und es darf ein Kopf oder Arm etwa CGI-suppenlastig dran glauben, allein das vom Storyboard dafür bereitsgestellte Ambiente bereitet schon ordentlich Kopfzerbrechen, bei dem die Butze von Rooker laut ihm zwar komplett rundumverstärkt daherkommen und selbst größeren Granaten trotzen soll, nach den ersten Schüssen aus vergleichsweise normalen Feuerwaffen aber schon fröhlich die Türen bersten und Scheiben splittern. Ständig reißt es einen raus weil man sich unweigerlich wieder und wieder die Hand vor die Stirn klatscht, und weil alle Antagonisten ausnahmslos zu blöd (geschrieben) sind um so etwas wie eine latente Gefahr zu versprühen, liegen die am Ende alle wohlverdient im Gras; wer sonst noch so übrig war darf vollkommen nebensächlich-unmotiviert aus der Handlung herausexekutiert werden, und Rooker landet schlussendlich als Elefantenschützer in Afrika, weil er das seiner toten Frau irjenswann mal versprochen hatte.
Elegante Überleitung zum Filmtitel kurz vor Torschluss: Check.

Deutlich nach unten neigt sich die Gesamtleistungskurve, derweil Johnson schon sechs (!) weitere Projekte in der Pipeline hat. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, aber so richtig glauben mag man an das neuerliche, sehenswerte Actionfest irgendwie nicht mehr.
Schade, denn Potential war einst da.

4/10
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Kommentare

04.02.2023 12:05 Uhr - beebop251
1x
Nachvollziehbar begründete Kritik, der ich durchaus zustimme. Jedoch empfand ich Kurylenko als Bereicherung, die von allen bekannten Namen noch am besten wegkommt. Der Film ist durch und durch ein B-Movie, der mit seinen namhaften Darstellern hochwertiger sein will, als er es tatsächlich ist. Ist schon schlimm, wenn man Leute wie Willis, Rooker und Malkovich sieht und man sofort den Eindruck bekommt, man befindet sich in einem B-Movie. Ganz schöner Abstieg. Auch der Look des Films schreit B-Movie. Die Story war ok, hab da aber jetzt auch nix erwartet. Ich habe den Film tatsächlich nur wegen Kurylenko und der durchaus kompetenten Action mit ansprechendem Härtegrad bis zum Schluss geschaut. Ich habe nun schon einige Filme von Johnson gesehen und muss sagen....Action kann er. Beim Rest versagt er aber. Mehr als 5/10 würde ich dem Film auch nicht geben. Vielleicht sollten Johnson und Roel Reine mal einen Film zusammen drehen. Die Action (Johnson) würde dann nämlich stimmen und zumindest optisch (Reine) würde der Film dann auch noch was hermachen.

04.02.2023 12:58 Uhr - Phyliinx
1x
User-Level von Phyliinx 10
Erfahrungspunkte von Phyliinx 1.409
Tja, dann eben nur als Leihe...wobei viele deiner Kritiken darauf hinweisen, dass du einen sehr sensiblen Geschmack hast.

04.02.2023 13:17 Uhr - Jason
1x
SB.com-Autor
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Erfahrungspunkte von Jason 7.882
Nun ja, ich bin B-Actionfan der alten Schule - mir darf man durchaus auch mit Kappes kommen, wenn er dann von den Schauwerten her durch die Bank weg unterhält und einen gewissen (wenn auch eigentümlichen) Charme versprüht.
Schauwerte wie schöne Explosionen, Autoverfolgungsjagden oder ausufernde Shootouts sind hier tatsächlich aber eher rar gesät; anders als bei Triple Threat etwa. Der war irgendwie herzerwärmend doof, und es ging immer die Post ab, insbesondere beim vor großen Feuerschalen stattfindenden, wirklich imposanten Martial Arts-Finale. White Elephant steckt da deutlich zurück, vermeintlich zugunsten einer bedeutungsvollen Mafiakiller-Geschichte, die überhaupt gar keine ist.

Und ein bisschen anspruchsvoller bin ich mit der Zeit dann auch geworden, das mag gut sein. Man möge es auch gerne sensibel nennen. ;)

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