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The Black Scorpion

Herstellungsland:USA (1957)
Genre:Horror
Bewertung unserer Besucher:
Note: 9,25 (4 Stimmen) Details
Diese Kritik enthält Informationen über den späteren Handlungsverlauf der Geschichte.
eine kritik von evilcat:

Willis O'Brien war einst DER Pionier der Stop-Motion-Tricktechnik. Er hat die Animationen für vier große Meisterwerke geschaffen: "Verlorene Welt" (1925), "King Kong und die weiße Frau" (1933), "King Kongs Sohn" (1933) und "Panik um King Kong" (1949), für den er 1950 mit einem Oscar für die besten Spezialeffekte ausgezeichnet wurde. Danach ist es um O'Brien ruhiger geworden, und auch wenn er mittlerweile Oscarpreisträger war, so durfte er bei keinem bedeutenden Creature-Movie mehr die Effekte übernehmen. Ab den 50er Jahren hat nämlich Ray Harryhausen das Heft in die Hand genommen und die besten Stop-Motion-Filme seiner Zeit mit Effekten versehen. Warum O'Brien dagegen so sehr ins Hintertreffen geraten ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Es gibt aber zum Glück noch einen ziemlich unbekannten Monsterfilm, bei dem O'Brien als "Supervisor of Special Effects" engagiert wurde, und dabei handelt es sich um "The Black Scorpion", der bislang allerdings nie in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Die Handlung ist dabei so einfach wie trivial: Bei einem Vulkanausbruch in Mexiko wird eine uralte, tiefe Höhle freigesetzt, in der riesige Skorpione hausen, die dadurch freien Zugang zu den Menschen haben, mit denen sie fortan friedlich auf der Erde leben.

Nee, Quatsch, das machen die Skorpione natürlich nicht, die sind doch nicht blöd. Stattdessen fressen sie die Menschen lieber reihenweise weg, immerhin mussten die Viecher in der Höhle jahrhundertelang fasten. Aber das ruft natürlich bald das Militär auf den Plan, doch dieses stellt schnell fest, dass die Skorpione schier unverwundbar sind. So ein Pech aber auch. Dann sieht es plötzlich schlecht aus für die Menschen, die wie Hasen durch die Gegend springen, als plötzlich die Monster in der Stadt auftauchen.

Genau das sind die Geschichten, aus denen Horror-Klassiker geschaffen werden, aber ist "The Black Scorpion" wirklich ein echter Klassiker geworden? Nicht so ganz, würde ich sagen, auch wenn er sich redlich Mühe gibt und alle Register zieht, die das Creature-Movie der damaligen Zeit zu bieten hatte. Nach einer guten halben Stunde tauchen nämlich schon die ersten Rieseninsekten auf und halten bis zum Finale die Stellung. Man sieht also reichlich Stop-Motion-Effekte, und das ist der große Vorteil des Films, denn es gibt massenweise Monsterszenen zu sehen. Für beste nostalgische Unterhaltung ist also gesorgt. Aber, und das ist der Nachteil an der ganzen Geschichte, wirken die Effekte nicht mehr ganz so geschmeidig und flüssig animiert wie in der "King Kong"-Trilogie. Die Skorpione sind zwar recht passabel geworden und auch nett anzusehen, doch so gut wie in O'Briens Meisterwerken wirkt die Stop-Motion-Tricktechnik diesmal leider nicht. Irgendwie kommen mir die Bewegungen etwas behäbiger und langsamer vor. Mit der Fauna und Flora von Skull Island kann "The Black Scorpion" nicht mehr mithalten. Aber ich darf mich hier gar nicht groß beschweren, denn ich bin ja echt froh, dass es diesen Film überhaupt gibt, da er mich trotz allem positiv überrascht und hervorragend unterhalten hat.

Der mit Abstand beste Teil des Films ist dabei die Höhlenszene, in der sich zwei Männer in einer kleinen Kabine in die von dem Vulkanausbruch freigelegte Höhle abseilen lassen, um dort Fotos von den Monstertieren zu machen. Dort unten kriecht auch ein riesiger Wurm durch die Gegend, der dann von den Skorpionen zerlegt wird. Und ein kleiner Junge hatte sich ebenfalls in der Kabine versteckt, um sich alleine heimlich durch die Höhle zu schleichen. Auf dem Boden sieht der neugierige Bub dann eine Kellerluke, die wackelt, und natürlich macht er die Luke auf, um nachzusehen, was da drin ist. Plötzlich springt ein Viech raus und läuft dem Jungen hinterher. Das hatte er jetzt davon, der Depp. Was musste er auch überall seine Nase reinstecken?

Als ich diese Szene gesehen hatte, habe ich mich gefragt: "Was soll denn das sein? Eine Kellerluke mit einem Tier drin? Was ist das bloß?"

Bei meinen späteren Recherchen habe ich dann herausgefunden, dass das eine Falltürspinne war, und bei dieser Spinne hat O'Brien angeblich das gleiche Modell verwendet wie in der verlorenen "Spider Pit Sequence" von 1933, die Peter Jackson einst mit Hilfe der Originalskizzen nachgedreht hat. Ich habe mir dann beide Spinnen nochmal im Detail angesehen (die von 2005 und die von 1957), aber der Arachnid von Jackson wirkt bei seiner neu erschaffenen "Spider Pit Sequence" natürlich eindeutig gruseliger und besser animiert. In der Höhle von 1957 dagegen ist die Spinne echt langsam unterwegs, denn der Bub kann vor ihr davonrennen. In Wirklichkeit hätte der kleine Fratz keine Chance gehabt, denn Spinnen sind schnell, und eine große Spinne müsste demnach unglaublich schnell sein, sonst läuft ihr doch die ganze Beute davon. Der Bub ist ihr jedenfalls davongelaufen, und dann kam auch schon die Rettung in Form der zwei Männer, die mit einer Fliegenklatsche bewaffnet waren, mit der sie die Spinne an die Wand geklatscht haben. Genau genommen hätte es in der Höhle aber gar keine Spinnen geben dürfen, wenn man bedenkt, dass Skorpione Insekten fressen. Diese komische Falltürspinne hätten die Skorpione mitsamt der Falltüre schon längst auf dem Kraut gefressen, und den neugierigen Bub gleich mit dazu. Aber in Monsterfilmen laufen die Uhren halt immer ein wenig anders, und mit der Logik nehmen sie es auch nicht so ganz genau. Nichtsdestotrotz ist diese Höhlenszene sagenhaft spannend und das Highlight des ganzen Films. Wenn sich O'Brien schon von seiner ursprünglichen "Spider Pit Sequence" aus "King Kong" verabschieden musste, so hatte er hier immerhin die Gelegenheit, eine neue "Spider Pit Sequence" zu schaffen, wenn auch eine mit harmloserem Ausgang. Außerdem finde ich Riesenspinnen immer genial, da läuft mir jedesmal ein kalter Schauer über den Rücken.

Manchmal bringen sich die Skorpione zum Teil sogar gegenseitig um, wobei nicht so genau ersichtlich wird, warum sie das denn machen. Aber vermutlich geschieht das aus dem Grund, damit sowohl die Filmfiguren als auch die Zuschauer erkennen können, an welcher Stelle die Skorpione verwundbar sind, und genau das müssen die Helden auch wissen, wenn sie im Finale gegen den größten aller Skorpione antreten, denn dieser ist, wie schon mal erwähnt, unverwundbar, und nicht mal ein Panzer ist in der Lage, das Monster über den Haufen zu schießen. Im Endkampf gibt es einmal mehr das Duell zwischen Mensch und Mutant, und das wollen wir Stop-Motion-Fans doch schließlich alle sehen. Von daher bietet "The Black Scorpion" wirklich eine sehr angenehme und zum Teil auch beklemmende Atmosphäre für alle hoffnungslos altmodischen Liebhaber längst vergessener Horrorfilme.

Die Freundin des Helden wird übrigens gespielt von Mara Corday, die bereits zwei Jahre zuvor in "Tarantula" die gleiche Rolle innehatte, dort also ebenfalls die angehende Partnerin der männlichen Hauptfigur darstellen durfte. Im direkten Vergleich finde ich "The Black Scorpion" aus heutiger Sicht aber besser, weil mich dessen Stop-Motion-Effekte wesentlich mehr begeistern können als die in Großaufnahme gefilmte und ins Bild hineinkopierte Riesenspinne aus "Tarantula". Im Prinzip sind beides wichtige Vertreter des Creature-Movies der 50er Jahre, doch ich gebe "The Black Scorpion" eindeutig den Vorzug, auch weil dort die Schauspieler besser sind.

Fazit: Interessantes Spätwerk eines Altmeisters, der damit aber nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen konnte, da die Tricktechnik leider etwas billiger und hölzerner wirkt als bei der "King Kong"-Trilogie. Als z.B. in der Stadt ein Skorpion auftaucht, sieht man diesen in manchen Einstellungen nur als schwarze Silhouette, die ins Bild hineinkopiert wurde (wobei die Spinne in "Tarantula" fast ausschließlich auf diese Art und Weise zu sehen ist, also als dunkle Silhouette, die durchs Bild spaziert, von daher kann ich die kurzzeitig schlecht getricksten Skorpione durchaus verschmerzen). Aber die zweite "Spider Pit Sequence", die O'Brien für diesen Film erschaffen hat, ist natürlich genial und eine kleine Entschädigung für all diejenigen, die sich wünschten, der Produzent Merian C. Cooper hätte die "Original Spider Pit Sequence" nicht aus "King Kong" herausgeschnitten und weggeworfen, weil sie damals so furchtbar auf das Publikum gewirkt hat.

8/10
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Kommentare

07.02.2023 11:32 Uhr - Insanity667
1x
DB-Helfer
User-Level von Insanity667 11
Erfahrungspunkte von Insanity667 1.882
Diese ollen 50er B-Monster-Movies sind in den meisten Fällen pures Gold! Spinnen, Ameisen, Kraken, Reptilien und Skorpione, die den kreischenden Hausfrauen das Vintage-Röckchen flattern lassen, dem hoffnungslos unterlegenen Militär den Schweiß auf die Stirn treiben und die warnenden Wissenschaftlern mit dem drohenden Zeigefinger gegen die Atomkraft die Weilt retten lassen, super! Ich liebe diese Filme und Dein Text hat mich wunderbar nostalgisch gestimmt, ich glaube, sowas muss mal wieder in den Player! Vielen Dank! :)

07.02.2023 12:24 Uhr - Schwachkopf79
2x
"...mit denen sie fortan friedlich auf der Erde leben."

Damit hatteste mich. Genau mein Humor. Und als großer Ray Harryhausen und Jack Arnold Fan, ist das natürlich genau mein Genre. Daher danke für den Filmtipp. Mal schauen wo ich den schauen kann.

07.02.2023 17:28 Uhr - EvilCat
User-Level von EvilCat 2
Erfahrungspunkte von EvilCat 65
Vielen Dank. Freut mich, dass mein Text eure Neugier geweckt hat. Die alten Monsterfilme waren schon klasse, die meisten jedenfalls, und es ist erstaunlich, dass "The Black Scorpion" weitestgehend unbekannt geblieben ist, denn hier rentiert sich eine Sichtung tatsächlich, vor allem wegen der Höhlenszene.

08.02.2023 21:14 Uhr - Schwachkopf79
1x
Danke für den Tipp! Hab ihn mir heute angeschaut und meine Fresse...die Szene mit dem Zug ist ja pures Gold. Unfassbar dass der hier nie veröffentlicht wurde.

10.02.2023 08:12 Uhr - EvilCat
User-Level von EvilCat 2
Erfahrungspunkte von EvilCat 65
Ja, das ist ziemlich ungewöhnlich, dass so eine gute Stop-Motion-Arbeit mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden ist, wohingegen es unzählige Gurken schon lange in deutscher Sprache gibt.

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