Cool Runnings - Dabeisein ist alles
Originaltitel: Cool Runnings
Herstellungsland: | USA (1993) |
Standard-Freigabe: | FSK o.A. |
Genre: | Komödie |
Alternativtitel: | Rasta Rockett |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 8,08 (12 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Cool Runnings ist die - fast - wahre Geschichte des ersten olympischen Bobteams aus Jamaika. Vier verwegene Jungs vereint ein großer Traum: Der Gewinn einer Goldmedaille. Und das in einer ihnen völlig unbekannten Sportart. Mit viel Improvisation und den unorthodoxen Methoden ihres Trainers erkämpfen sich die Vier ihr Ticket zu den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary. Belächelt von ihren Landsleuten und verspottet von der Konkurrenz, beginnt ihr größtes Abenteuer, das aus den anfänglichen Amateuren wirkliche Helden macht. Cool Runnings - die irre Komödie im heißen Reggae-Sound, die gute Laune macht. Temporeich, frech und originell. Da bleibt keiner "cool"! (Disney DVD-Cover)
Wer kennt sie nicht, die abgedroschene Phrase "Dabei sein ist alles", die auch gerne als olympischer Kerngedanke vermarktet wird und die im heutigen Leistungssport, in dem für viele nur Sieg oder Niederlage zählt, gerne vergessen wird. Dabei ist dieser Gedanke gar nicht mal so verkehrt und in der Vergangenheit gab es genügend Beispiele, wo dieses Motto auch gelebt wurde. Auf Anhieb fällt mir die Geschichte vom englischen Ski Springer Eddie "The Eagle" Edwards ein, der Ende der 80er Jahre als Sonderling an professionellen Wettbewerben teilnahm. Obwohl er teilweise 30-35 Meter kürzer sprang wie die Konkurrenz, eroberte er die Herzen der Fans. Einen ähnlichen Charakter hatte auch das Debut der ersten jamaikanischen Bobmannschaft bei den olympischen Winterspielen 1988 in Calgary, auf dem die mir vorliegende Sport Komödie Cool Runnings - Dabei sein ist alles lose basiert. Der liebenswerte Film spielte sich 1993 in die Herzen der Kinogänger (154,9 Millionen Dollar Gesamtumsatz) und gilt heute völlig zu Recht als kleiner Klassiker.
Als Regisseur erster Stunde war Jeremiah S. Chechik vorgesehen, doch dieser zog es vor, lieber Benny & Joon (1993) zu realisieren. Auch Brain Gibson wurde als mögliche Regielösung in Betracht gezogen, der letzten Endes aber What's love got to do with it (1993) bevorzugte. Also war der Weg frei für Jon Turteltaub, der die Inszenierung übernahm. Cool Runnings sollte ursprünglich ein seriöses Sportler Drama werden, ehe die komödiantischen Aspekte zum gemeinschaftlichen Drehbuch von Lynn Siefert, Tommy Swerdlow und Michael Goldberg hinzugefügt wurden. Im Film übernimmt der ehemalige Bob Trainer, Iriving Blitzer (John Candy), der einst wegen einem Betrugsskandals seine Lizenz verlor, die jamaikanische Bobmannschaft bestehend aus den Fahrern Derice (Leon Robinson), Sanka (Doug E. Dough), Junior Bevil (Rawle D. Lewis) und Yul Brenner (Malik Yoba), um mit ihnen bei den olympischen Winterspielen anzutreten. Nachdem das Team von allen anfangs nur belächelt wurde, schaffen es die krassen Außenseiter doch tatsächlich in die Finalrunde...
Um die kommerziellen Erfolgsaussichten für die große Leinwand zu erhöhen, wurde um das reale Sportereignis mit den bobfahrenden Jamaikanern bei Olympia 1988 eine unterhaltsame Hintergrundgeschichte mit humorvoll charakterisierten Figuren und kassenträchtigen Erweiterungen gesponnen. Die 4 Teammitglieder sind lustige, liebenswerte Vögel, die es in ihrer Heimat bisher zu nichts gebracht haben und die sich gegenseitig auf Grund ihrer Verschiedenheit nicht unbedingt leiden können, was selbstverständlich für die ein oder andere lustige Situation sorgt, wenn sie im Team an einem Strang ziehen müssen um erfolgreich zu sein. Natürlich werden auch ihr unkonventioneller Look und ihre exotische Herkunft anfangs von der Konkurrenz und vom Publikum belächelt, doch mit ihrem ehrlichen, naiven, herzerfrischendem Auftreten und mit ihrem Kampfgeist erobern sie im Laufe des Films die Sympathien der gesamten Sportwelt, auch wenn sie hier deutlich erfolgreicher sind wie in der Realität. Für zusätzliche Dramatik sorgt die Betrugsvergangenheit im Lebenslauf ihres Trainers, der diese, wie sollte es auch anders sein, wieder gerade biegen darf.
Trotzdem meistert Cool Runnings den Schwierigen Spagat zwischen Witz und Rührseligkeit, so dass Emotionalität und Kitsch stets im erträglichen Rahmen bleiben. Wie beim Sport prallen auch bei den Lebensphilosophien zwei unterschiedliche Welten aufeinander, auf dessen Klischees natürlich auch Cool Runnings augenzwinkernd eingeht. Der typische Europäer ist gebildet, verwöhnt, verbissen, stocksteif, geltungsbedürftig und erfolgsorientiert, während die braun gebrannten, südamerikanischen, spontanen, lockeren und lebenslustigen Jamaikaner mit ihren Rastalocken lieber das Leben genießen und zu rhythmischen Reggae Sounds in den Sonnenuntergang tanzen. Cool Runnings würfelt die unterschiedlichen Kulturkreise unter ironischen Gesichtspunkten durcheinander, ohne dabei sich jemals im Ton zu vergreifen oder unverschämt zu werden, was zu 90 amüsanten Filmminuten führt, auch wenn es im Mittelteil einen kleinen Durchhänger gibt, der aber relativ schnell wieder ausgebügelt wird.
Beachtlich sind auf jeden Fall die Bobrennaufnahmen, hier ließ nämlich Regisseur Jon Turteltaub reale Bilder von der damaligen Olympiade mit am Originalschauplatz nachgedrehtem Material gekonnt vermischen. Cool Runnings gelingt es, den einzigartigen Geist des olympischen Wettkampfes auf die Leinwand zu bringen, so dass der Zuschauer gar nicht anders kann, als die exotischen Gipfelstürmer aus dem fernen Süden anzufeuern. Natürlich hat man auch hier, um die Dramatik zu erhöhen, mit gegensätzlicher Figurenzeichnung ein bisschen nachgeholfen. So wurden die anderen Teams, allen voran die Ostdeutschen Athleten, mit arroganten und hochnäsigen Fahrern ausgestattet, die selbstverständlich auch mit der ein oder anderen abfälligen Bemerkung glänzen. Um so wirkungsvoller ist dann ihr Sinneswandel, wenn sie den Jamaikanern im späteren Verlauf des Filmes Standing Ovation spendieren.
Damit so eine Komödie wie Cool Runnings, die zwar einerseits ihre sportliche Seriosität behalten will, andererseits aber auch gerne auf die Komik einzelner Situationen setzt, tatsächlich funktioniert, bedarf es natürlich auch geeignetem Schauspielpersonal, dass die Rollen humorvoll, aber nicht albern, interpretiert, was den 4 Darstellern der jamaikanischen Athleten ausgezeichnet gelingt. Besonders hervorheben möchte ich Rawle D. Lewis, der den schmächtigen, schüchternen Junior Bevil, der unter den Fittichen seines bestimmenden Vaters steht und immer wieder in Konflikt mit seinem ihn mobbenden Teamkollegen Yul Benner (Malik Yoba) gerät, evident verkörpert. Die Rolle des Films füllt für mich aber John Candy (Allein mit Onkel Buck) aus, der den vollschlanken, ehrgeizigen, fürsorglichen Trainer mit der dunkeln Vergangenheit für das Publikum ergreifend und absolut nachvollziehbar spielt. Einerseits ist "Irv" Blitzer mit seiner Lebenserfahrung wie ein Vater für die jungen Burschen, anderseits bröckelt dieses Ideal, als seine vergangenen Sünden ans Tageslicht kommen. Und genau hier brilliert der sympathische Komiker in einem bewegenden Dialog mit den olympischen Offiziellen, in dem er sich dafür einsetzt, dass die Jungs nicht für seine Verfehlungen bestraft werden dürfen.
Im wirklichen Leben ist der XXL Mann John Candy leider 1994 bei den Dreharbeiten zu seinem nächsten Film an einem Herzinfarkt gestorben. Seine Rolle in Cool Runnings gehört neben seinem Mitwirken in Spaceballs und in Allein mit Onkel Buck zu seinen bekanntesten Auftritten, wobei er ja in Cool Runnings einen deutlich ernsteren Charakter spielt, der das perfekte Gegenstück zu seinen unbeschwerten Schützlingen darstellt, was unter anderem neben dem sportlichen Flair, neben der hörenswerten Reggae Musik und neben der gelungenen Situationskomik den besonderen Reiz des Films ausmacht. Deshalb lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass jeder Sportbegeisterte mindestens einmal, wenn nicht sogar zweimal, Cool Runnings gesehen haben muss! "Das geht über eure Vorstellungskraft, Jamaika hat ne Bobmannschaft!" MovieStar Wertung 9 von 10 Punkte.
Kommentare
29.03.2023 16:21 Uhr - cecil b |
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29.03.2023 16:38 Uhr - TheMovieStar |
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29.03.2023 16:38 Uhr - Kassiopeia |
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29.03.2023 21:38 Uhr - Punisher77 |
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Eine tolle,informative Kritik Mal wieder. Liest sich sehr gut
Jetzt muss ich den Film auch endlich Mal gucken. |
30.03.2023 15:42 Uhr - TheMovieStar |
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@ Kassi und Puni: Auch an euch beide vielen Dank fürs Lesen und für euren netten Kommentar. Hat mich sehr gefreut :-)))
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